Derzeit ist die TCmax das beliebteste E-Motorrad in Deutschland (6/2022). Kein Schalten, kaum Verschleißteile, wenig Wartungskosten – als City-Bike scheint die SuperSoco ideal.
Die 5 kW Leistung reichen erstaunlich gut zum Überholen – das liegt an dem fast sofort anliegenden maximalen Drehmoment. Losfahren: Ein Zündschlüssel muss nicht stecken, dafür gibt es einen Knopf. Wer das erste Mal startet, muss erst eine Hauptsicherung unter der Sitzbank scharf schalten und kann nach dem Pre-Ride-Test (Anzeige ready) losfahren. Das Motorrad ist klein wie eine 125er, hat zwar Soziusfußrasten, ist aber wegen der kurzen Heck-Optik nicht wirklich
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Eine komplette Akkuladung benötigt 4,5 Stunden, ganz leer sollten man die Batterie nicht fahren, vorsichtig gehe ich zunächst von einer Reichweite von 80 km aus (Außentemperatur: 12 °C). Das Design entspricht dem Zeitgeist: kurzes Heck, USD-Gabel, Riemenantrieb und eine futuristische Motorenverkleidung, die gar keinen Motor umschließt. Eine Tankattrappe ist dort verortet, wo man ihn üblicherweise vermutet. Sie birgt ein kleines Gepäckfach (für das Ladegerät). Unter einem Plastikeinsatz dann die gut 21 kg schwere Li-Io-Batterie, die man abstöpseln (Sicherung!) und herausnehmen kann. Die Armatur rechts verspricht drei Fahrstufen, links ein Blinkerschalter, den man manuell zurückstellen muss.
Vom Setting her ist die SuperSoco ein modernes Motorrad, das von der Größe und Reichweite auf den Nahbereich spezialisiert ist. Man kann mit ihr flott unterwegs sein, hat aber keinen nennenswerten Stauraum – letzteren opfert man der stylischen Optik.
In der Preisklasse wird leider auch auf die Schnelllademöglichkeit (Typ 2, mit 10 A Strom) verzichtet, was das Motorrad überwiegend zu einem Pendlerfahrzeug macht, bei dem alle Fahrten und Lademöglichkeiten genau kalkuliert werden müssen. Volles aufladen mit dem häuslichen Schuko-Stecker dauert meist über 4 Stunden. Bedauerlicherweise verbaut Vmoto an der TCmax keine Rekuperations-Technik, das heißt, bei der Motorbremse wird auf die Energierückgewinnung verzichtet. Das geht gerade im Stadtverkehr auf Kosten der Reichweite. Grund, den entsprechenden Controller einzusparen, könnte der Kostendruck sein, ein Motorrad für unter 5.000,-- Euro anzubieten.
Überleben im Stadtverkehr: Loud pipes save lives?
Einen Exkurs wert ist das lautlose Fahren im motorisierten Stadtverkehr. Wer will, kann jeden Tag überhört und damit oft auch „übersehen“ werden. Für die meisten Menschen funktioniert der Verkehr immer noch über die Ohren. In der Übergangsphase in eine elektrische Zukunft sollte man umso mehr auf andere achten, sonst kann es zu ungewollten Kontakten kommen.
Ein emotionales Verhältnis zum Hersteller der SuperSoco lässt sich schwerlich aufbauen. Denn Vmoto oder SuperSoco sind hierzulande kaum bekannt. Das australische (Tochter-)Unternehmen produziert im chinesischen Nanjing im großen Stil. 300.000 Einheiten sollen es pro Jahr etwa sein, eine beachtliche Zahl davon kommt nach Europa. Vmoto hält noch weitere Modelle dieser Bauart bereit, die TCmax ist bisher die leistungsfähigste. Man merkt, dass ihr Kleid für europäische Augen gemacht ist – das Design stammt aus Mailand. In SuperSocos Heimatland sind Verbrenner-Zweiräder schon längst aus vielen Innenstädten verbannt. Motorräder dieser Art haben bei jüngeren Menschen und der Elektro-Avantgarde eine Chance, da sie wartungsarm sind und eine gute Stadtperformance bieten. Auch im Anzug und vom Drehmomentverlauf sind sie den 125er-Verbrennern überlegen. Für die Wochenendtour an den Baggersee wird es allerdings kaum reichen, es sei denn, das Ziel liegt nur 40 km entfernt.
Die SuperSoco TCmax benötigt wenig Pflege & Wartung
Zu beachten sind grundsätzliche Dinge der Akkupflege. Dazu gehört auch deren Temperatur-Einsatzbereich. Sie funktionieren im städtischen Alltag schon jetzt hervorragend, es sei denn, es wird zu warm oder zu kalt. Wichtigstes Update sollte in der Zukunft ein Schnellladesystem sein, das diesen Namen auch verdient, und ein echtes ABS. Auch müsste man die längerfristige Lieferbarkeit von wichtigen Ersatzteilen auf den Prüfstand stellen, um auszuschließen, dass es sich bei der Europapräsenz nicht bloß um ein Strohfeuer handelt. Dazu sollte man seinen Händler befragen und Garantien einfordern. Zum Akku-Paket tauchten im World Wide Web schon günstigere Alternativen zum Serien-Akku auf. Bei „AliExpress“ & Co kann man fündig werden. Stets sollte man auf OEM und die elektrische Sicherheit achten, damit zu Hause „nichts anbrennt“ oder der Segen des TÜVs verloren geht.
Laden: Typ 2 versus Schuko-Stecker
Die TCmax lässt sich mit dem „Schnelllader“ in 4,5 Stunden vollständig aufladen. Dabei muss ein Ladegerät mitgeführt werden, das man unter der „Tankklappe“ verstauen kann. Eine Typ-2-Schnellladung ist bisher nicht vorgesehen. Das macht die SuperSoco zu einem Motorrad, das man fast ausschließlich in der heimischen Garage oder bei Freunden laden kann. Auf Tour könnte dies eher schwierig werden, weil man beim Fremdladen das Risiko einer ungeeigneten Leitung eingeht. Zwar gibt es weitaus mehr „Schuko-Stecker“-Lademöglichkeiten als öffentliche Typ-2-Schnellladesäulen, doch muss man sich so einen privaten Zugang meist kommunikativ erfragen. Schuko-Steckdosen leisten technisch bedingt in Deutschland nur etwa maximal 2,3 kW. Die Leitung in einem Privathaushalt wäre dann maximal belastet. Das sollte man wissen, wenn man fremd lädt.
Elektrische Sicherheit gewährleisten
Leitungen werden unter Umständen warm und es können im ungünstigsten Falle Brände entstehen: Wenn Kabel und Stecker nicht richtig verschraubt sind, wenn die Sicherungen nicht ordnungsgemäß funktionieren. All das weiß man nicht, wenn man „an einem unbekannten Ort“ fremd Strom tankt. Stromkabel und ggf. Verlängerungen sollten den richtigen Querschnitt haben, damit die Strommenge und die Ampèrezahl keine Probleme bereitet. Kabeltrommeln und Verlängerungen aus Sicherheitsgründen komplett abrollen. Feuchtigkeit, die beim Über-Nacht-Laden in einen ungeschützten Stecker eindringen kann, gilt es zu vermeiden. Die Leitung sollte auch mit mindestens 16-Ampère-Sicherungen (funktioniert bei 230V bis max. 3.680 Watt) abgesichert sein. Von meiner Seite daher die Mahnung zur Vorsicht und die Aufforderung an den Hersteller, in Zukunft alle größeren SuperSoco-Modelle mit Typ-2 Stecker-Ladevorrichtungen oder besser auszurüsten. Gleichstrom-Lader an CCS-Ladesäulen schaffen derzeit bis 150 kW. Für Motorräder wäre das aktuell ein Traumwert.
Stromverbrauch: Was kostet der Aktionsradius?
Die Reichweite ist stark von der Fahrweise, dem Gegenwind, dem Gelände und der Temperatur abhängig. Temperaturen unter null oder über 30 °C bringen Einbußen. Hätte der Mittelmotor eine Rekuperation, würde die TCmax im Stadtverkehr und im Gebirge noch etliche Kilometer weiterfahren. Angesichts der rapide steigenden Preise für fossile Energie punktet der kleine Stadtflitzer unwillkürlich weiter.
1,39 Euro kosten 100 km mit der SuperSoco TCmax
100 Kilometer kann man mit der SuperSoco TCmax knapp schaffen, eher etwas weniger. Berechnet man, dass immer etwa 20 % Restladung in der Batterie verbleiben sollten, und berücksichtigt man, dass mit dem „Schnelllader“ 4,5 Stunden für eine vollständige Ladung vergehen können, dann schafft man in den seltensten Fällen 100 km am Stück. Der SuperSoco-Verbrauch wird von Nutzern mit ungefähr 4,2 kWh/100 km angegeben. Daraus resultiert ein Preis (bei einem kWh-Preis von angenommen 0,33 Euro) von 1,39 Euro pro 100 Kilometer. Der serienmäßige Lithium-Ionen-Akku liefert 3.240 Wh bei 72 V/45 AH. Vergleicht man die Kosten bei einem Benzinpreis von derzeit rund 1,75 Euro und einem durchschnittlichen 5-Liter-Verbrauch mit denen eines Verbrenner-Motorrades, liegt man dort bei 7,75 Euro und trägt zusätzliche Belastungen für Steuer und Verschleißteile. Mindestens fünfmal günstiger im Verbrauch ist also derzeitig das Stromern in der Stadt. Nach 7 bis 10 Jahren könnte ein neuer Akku fällig werden, der derzeit mit 2.900,-- Euro zu Buche schlägt.
Die drei Fahrstufen des Mittelmotors
Flüsterleise ist der Mittelmotor per Zahnriemen mit dem bei unserem Tester nicht ausgewuchteten Hinterrad im Eingriff. Die drei Fahrstufen decken jeweils Geschwindigkeitsbereiche ab: Fahrstufe 1 bis ungefähr 55 km/h. Damit ist die größte Reichweite verbunden. Der Bordcomputer spricht zuerst von 138 km, aber die TCmax korrigiert die Reichweite schnell auf weniger als 110 km. 85 km erscheinen bei warmem Wetter oder sparsamer Fahrweise realistisch. In Fahrstufe 2, die bis etwa 75–80 km/h reicht, schrumpft die Reichweite dementsprechend. Zwischen den Fahrstufen kann während der Fahrt per Schalter gewechselt werden. Der „3. Gang“ erreicht etwas mühsam circa 95 km/h. Übrigens bleiben Anzug und Beschleunigung in allen Fahrstufen gleich, es wird nur die Höchstgeschwindigkeit geregelt. Das zweckmäßig gestaltete Kombiinstrument zeigt bei Vollgas eine rapide abnehmende Reichweite. Mit Glück können dann guten Mutes noch Ziele in 50 km Entfernung erreicht werden, vorausgesetzt, es geht nicht kontinuierlich bergauf.
Fahren und Fahrwerk
Wer zu zweit fährt oder mit mehr als 100 kg Zuladung, für den empfiehlt sich, die Abstimmung der USD-Vorderradgabel per Feder und Öl zu optimieren. Sonst läuft man Gefahr, bei abrupten Bremsmanövern durchzuschlagen und damit Unruhe ins Fahrwerk zu bringen. Das Federbein arbeitet unauffällig. Vom Fahrwerk sollte man aber nicht allzu viel erwarten, es hat eher Motorroller-Qualität. Solo gibt sich die TCmax sportlich-neutral. Sie ist damit gut auf die möglichen Fahrleistungen abgestimmt.
Probleme mit dem GPS-Tracker und Keyless-Go per Knopfdruck
In einigen Ländern ist die SuperSoco mit einem GPS-gestützten, sendenden Tracker-System ausgerüstet, das eine Sicherheitslücke haben soll, die behoben werden sollte. Man empfiehlt sicherheitshalber: „… sich mit einer Service-Werkstatt in Verbindung zu setzen, den GPS-Tracker entfernen zu lassen und optional durch eine selbst ausgewählte Tracking-Hardware zu ersetzen“. Wer kontrollieren will, ob so ein Tracking GPS-Modul angeschlossen ist, sollte unter dem Akku nach dem entsprechenden Stecker des Moduls suchen.
Wir versuchten, die SuperSoco-App, um von der TCmax Informationen über Batterie, Service und Fahrzeugmanagement zu bekommen, doch vergeblich: „Server nicht erreichbar“, lautete permanent der Fehler.
Auch forderte bei unserem Tester das „Keyless-Go-System“ immer einen Druck auf die Entsperrtaste des Schlüsseltransponders. Damit ist Keyless witzlos, weil immer der Schlüssel herausgefummelt werden muss. Vermutlich handelt es sich um einen Defekt oder eine schwache Transponder-Batterie. Andere Hersteller entsperren bequem per Handy über eine BT-Verbindung. Drückt man bei gesperrtem Motorrad den Startknopf oder rüttelt daran, ertönt der Sound der Alarmanlage. Wer das verschlossene Motorrad wegschieben will, wird durch eine automatische Stotterbremse und die leise Sirene zumindest daran gehindert.
Fahrwerk, Bremsen, Design und elektrisch im Schnee
Die TCmax ist wendig und lässt sich gut rangieren, die Bremsen erfordern festes Zupacken, bremsen aber ordentlich – solange man allein und ohne Gepäck unterwegs ist. Ungewöhnlich für Verbrennergewohnte: Beide CBS-Bremsen werden vom Lenker aus betätigt, an den Fußrasten gibt es keinerlei Pedale. Die Hebel sind auch nicht einstellbar. Betätigt man die rechte Bremse, verzögert die SuperSoco in CBS-Manier mehr vorne, beim linken Hebel mehr hinten, alles ausreichend dosierbar. Die chinesischen Cordial-Reifen taugen halbwegs, solange die Straße trocken bleibt. Über die China-Marke gibt es bezüglich der Eigenschaften kaum Informationen. Probieren geht also über studieren. Auf Kopfsteinpflaster ist bei entlastetem Hinterrad sogar bei gezogener rechter Bremse ein qualmender Burn-out möglich, obwohl die Elektronik bei gezogener Bremse ganz gerne abriegelt. Ich hatte die Möglichkeit, die TCmax im Schnee zu fahren, und kann nur Gutes darüber berichten. In Fahrstufe 1 ist der Grip am Hinterrad kontrollierbar. Der Gesetzgeber schreibt in der 125er-Klasse, in der die TCmax rangiert, ABS oder wahlweise CBS vor. Ein ABS wäre bei Schnee schnell überfordert gewesen. Geräuscharmut und niedrige Sitzhöhe schonen die Nerven. An den Bremszangen findet sich der Name LBN – auch das hören wir zum ersten Mal. EBC-Bremsbeläge sind für die Zangen jedenfalls (SFA709HH) verfügbar, offenbar handelt es sich bei den Bremsen um einen Nachbau. Bei Reifen und Bremsbelägen gibt es also Besseres und das sollte spätestens beim ersten Verschleißteile-Wechsel optimiert werden.
Das Framework ist ansonsten schlüssig: Eine ovale Stahlschwinge, Alu-Fußrasten-Ausleger und eine USD-Gabel, ebenfalls von LBN. Die Plastikverkleidungen sitzen fest und sind mit Aufklebern versehen, die sich leicht abknibbeln lassen. Ein fettiger Lenkkopfbereich deutet darauf hin, dass die Lager mit ausreichend Schmierstoff versorgt wurden.
Das seitliche Design wird von den Plastik-Verkleidungsteilen bestimmt, der dominierende Attrappen-Lufthutzen in Fahrtrichtung deutet an, dass bei der TCmax auf eine neue, futuristische Antriebstechnik gesetzt wurde. Allerdings ist eine Luftzufuhr von vorne nicht nötig, weswegen die „Lufthutzen“ keinerlei Öffnungen aufweisen. Im passablen LED-Scheinwerfer ist ein zweckmäßiges Instrument integriert: analog die Geschwindigkeit, digital die Reichweite, Gangstufe und weitere Informationen über die Batterie. Einstellbar ist außer dem Reset im Cockpit nichts weiter. Der LED-Scheinwerfer selbst wurde in den Niederlanden (E4) geprüft, stammt jedoch aus chinesischer Produktion. Er liefert eine typisch harte Hell-Dunkel-Grenze und kein asymmetrisches Lichtbild, wie es in Deutschland erlaubt wäre. Dafür ist er schön hell. Die LED-Blinker sind formschön, hell und hoffentlich auf lange Sicht dicht. Alufelgen und Bremsscheiben machen einen soliden Eindruck. Der Aluseitenständer hat einen Schalter, der das Anfahren bei ausgeklapptem Ständer verhindert.
Fazit
Eine Elektroförderung für Bikes dieser Art ist längst überfällig. Allmählich ist über Umwege eine sogenannte THG-Quote (Treibhausgasminderungs-Quote) vom Umweltbundesamt auch für Motorräder erhältlich. Nur 475,-- Euro werden so pro Jahr nach Registrierung ausgeschüttet. Teilweise gibt es auch lokale Förderungen, aber keine Prämie wie für den Neukauf eines Elektroautos.
Umweltbilanz der SuperSoco
Die SuperSoco könnte eine relativ gute Umweltbilanz aufweisen, wenn man sie fleißig benutzt und Ökostrom tankt. Der E-Fahrer wird außerdem mit weniger Ersatzteil- und Wartungsaufwand belohnt: Auspuff, Zündkerzen, Luftfilter, aber auch Kette und Motor-Revisionen wird es im Motorradleben nicht geben.
Vertrieb der Marke VMoto
Vertrieb: Die hierzulande relativ neue Marke VMoto wird über Hans Leeb Motor in Österreich und Hammer International in Deutschland vertrieben. Letztere übernehmen auch den Transport bzw. die Anlieferung.
Drei Fahrstufen (Eco, Normal, Sport), max. 95 km/h Spitze, Kombi-Bremssystem (CBS), LCD-Rundinstrument, LED-Technik, dick gepolsterte Sitzbank – der markige TC Max ist schon eine Ansage in dieser Klasse. Speichenräder sind Serie. Der Lithium-Ionen-Akku ist entnehmbar und kann an jeder Steckdose geladen werden. Platz fürs Ladegerät ist in der Tankattrappe.