Das Wetter sieht sonnig aus, aber noch ist es recht kühl, sodass wir für die höheren Lagen zusätzliche Kleidung in unserem Topcase verstauen. Nachdem wir das Hotel auf dem Weg zum Startpunkt des berühmten Hahntennjoch-Passes verlassen haben, passieren wir kurz nach der Ausfahrt aus einem Tunnel eine mobile Radarkontrolle der Polizei. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob an dieser Stelle ein Tempolimit gilt, da wir erst kurz vor dem Tunnel auf diese Straße eingebogen sind, aber zum Glück halten sie uns nicht an. In dieser Region Tirols werden häufig Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt. Es empfiehlt sich also, auf die Schilder zu achten, um die Urlaubskasse zu schonen. Wo wir schon beim Thema Vorschriften sind: Über die Straße, auf die wir zusteuern, wird seit 2020 in den internationalen Medien berichtet. Das Hahntennjoch sorgt bei einigen Motorradfahrern für große Aufregung, da es sich um eine von vier Straßen in der Region handelt, auf denen die örtlichen Behörden in den Sommermonaten eine Schallgrenze von 95 dB(A) Standgeräusch festgelegt haben. Glücklicherweise liegen unsere Motorräder weit unter diesem Geräuschpegel, sodass wir uns keine Sorgen machen müssen – im Gegensatz zu vielen anderen nicht modifizierten Serienmotorrädern.
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Wir verlassen das Lechtal bei Elmen auf der Bschlaber Landesstraße und der Spaß beginnt rechtsherum mit einer Haarnadelkurve. Der anschließende, schnell ansteigende, gerade Abschnitt wirkt, als wäre er an der linken Flanke des Berges festgenietet. Wir lassen das flache Tal bald hinter uns, als die Straße nach links abbiegt und, mit Blick auf den Streimbach in einer tiefen Schlucht rechts unter uns, weiter ansteigt. Unsere Ausblicke auf das Tal weichen jetzt der Konzentration auf das schmale Band guten Asphalts, das sich entlang des bewaldeten Berges schlängelt. Hinter einer Kurve sehen wir uns einem malerischen kleinen Tunnel gegenüber (eigentlich eher einem Bogen), unter dem die Straße einen Felsabschnitt durchquert, anstatt ihn zu umrunden. Es folgt eine Reihe moderner aussehender kurzer Tunnel und Lawinenverbauungen, bis wir das hübsche kleine Dorf Bschlabs erreichen, nach dem dieser Abschnitt der Straße benannt ist. Typisch für diese Region ist der Kirchturm, der mit einer Kuppel in Form einer roten Zwiebel gekrönt ist. Sobald wir Bschlabs verlassen, wird die Straße zunehmend spektakulärer. Sie schlängelt sich entlang steiler Klippen, die zu unserer Rechten auf den Plötzigbach abfallen. Eine scharfe Rechtskurve führt uns hinauf und in Richtung des fernen Gipfels der Dremelspitze und des Dorfes Boden, wo wir links abbiegen, um hinauf zum Hahntennjoch-Pass zu fahren. Eine rot-grüne Ampel zeigt uns an, dass der Pass gerade geöffnet ist. In den Wintermonaten routinemäßig gesperrt, kann dieser Pass auch in den Sommermonaten jederzeit geschlossen werden, da die Straße sehr anfällig für Steinschläge und Erdrutsche ist, vor allem wenn es zuvor geregnet hat.
Perfekte Momente des alpinen Motorradfahrens
Ab jetzt lassen wir das Klippendrama hinter uns und fahren durch einen bewaldeten Abschnitt mit einer Reihe von Haarnadelkurven, die an viele andere Alpenpässe erinnern, die wir bereits gefahren sind. Die Straßenoberfläche ist makellos, mit Leitplanken an ihren Seiten und hübschen rot-weißen Randsteinen an den Innenkanten enger Kurven. Da der Verkehr momentan sehr schwach ist, können wir eine frei fließende und sorglose Fahrt genießen. Während sich die Straße unaufhaltsam aufwärts biegt und windet, erleben wir einen dieser perfekten Momente des alpinen Motorradfahrens. Es ist leicht zu verstehen, warum diese Straße eine der beliebtesten Motorradstrecken in Tirol ist. Gebremst werden wir in unserem Schwung durch den winzigen Ort Pfafflar, in dem einige der ältesten Holzhäuser Tirols aus dem 13. Jahrhundert stehen. Hinter dem Ortsschild führt uns perfekter Asphalt durch eine Reihe von Kurven, bis wir die Baumgrenze passieren, um den Gipfel des Hahntennjochs auf 1.894 Metern zu erreichen. Hohe Bäume wachsen hier nicht mehr, nur niedrige Sträucher zwischen jeder Menge Geröll.
Durch die sich ständig bewegende Landschaft
Als die Straße auf dem Plateau abflacht, sehen wir Schilder, die vor extremer Gefahr von Muren bei schlechtem Wetter warnen und als wir auf der anderen Seite des Passes herunterfahren, wird klar warum. Der Bergrücken zu unserer Rechten trifft auf die Straße, die über einen riesigen, steil abfallenden Hang aus losem Geröll und kleinen Felsen führt, stellenweise durchbrochen von kämpferischer grüner Vegetation. Der Anblick wirkt wie eine dieser Souvenirflaschen mit zweifarbigem Sand, die man häufig in den Badeorten am Meer kaufen kann. Manchmal fühlt es sich regelrecht an, als würden wir durch einen Kiessteinbruch fahren, der sich jederzeit bewegen könnte. Was er offensichtlich auch manchmal tut. Nach mehreren Kilometern in dieser seltsamen Landschaft führt uns die Straße zu dem wahrscheinlich eindrucksvollsten Abschnitt des Hahntennjochs. Eine schmale, kaum noch zweispurige, dicht gewundene Straßenschlange ist rechts an der bröckelnden Klippe verankert. Mit wenig Vertrauen erweckenden horizontalen Baumstammbarrieren zu unserer Linken, die vor einem Absturz schützen sollen, fällt der Untergrund steil in die Schlucht ab. Dieser Abschnitt ist einer der unvergesslichsten, die wir je gefahren sind, und Schauplatz vieler unglücklicher Motorradunfälle in den Sommermonaten, in denen übereifrige Fahrer zu viele Risiken eingehen, wenn sie an langsameren Autos vorbeifahren.
Weitere drei Kilometer entlang der Klippe bringen uns weg von unserem felsigen Abenteuer und zurück in ein vertrauteres Gebiet. Es ist eine wundervolle Abfahrt durch den Wald mit geraden Strecken und herrlichen Kurven. Als die Straße flacher wird, sehen wir eine Abzweigung nach rechts in Richtung „Belmont Hotel“. Wir erreichen ein sonniges Plateau oberhalb von Imst und essen auf der wunderschönen Terrasse des Belmonts zu Mittag. Teil eins unserer Fahrt ist damit vorbei. Als Nächstes machen wir uns auf den Weg zu einem ganz anderen Erlebnis – zur Kaunertaler Gletscherstraße.
Apfelstrudel am Gacher Blick
Wir navigieren durch Imst und passieren den Inn über die gewölbte Talbrücke in Richtung Wenns, wo uns eine scharfe Rechtskurve in Richtung Piller von den Dörfern und Gebäuden wegführt. Bald verengt sich die bislang glatt asphaltierte Straße und bricht teilweise auf, als sie uns durch einen wunderschönen Waldabschnitt durchsetzt von hölzern eingezäunten Kuhkoppeln führt. Nach nur wenigen Kilometern machen wir einen weiteren Stopp auf dem Motorradparkplatz des Naturparkhauses Kaunergrat auf 1.566 Metern Höhe. Dieses dreistöckige Gebäude aus Holz und Glas informiert über die umliegende Region mit einer interaktiven Ausstellung. Das Café auf der Dachterrasse bietet einen unvergesslichen Blick über das Inn-Tal. Auch eine spektakuläre Aussichtsplattform, die über das Tal hinausragt, gibt es.
Die Kaunertaler Gletscherstraße lockt
Nach einem Apfelstrudel und vielen Fotos fahren wir weiter. Nun geht es bergab durch den Wald und am Talrand mit herrlichen Ausblicken entlang. Nach etwa fünf Kilometern verbindet uns schließlich eine scharfe rechte Haarnadelkurve mit der Kaunertaler Gletscherstraße. Wir freuen uns darauf, sie zum ersten Mal zu befahren, da allein ihre Statistiken schon beeindruckend sind: 26 km lang, mit 29 Haarnadelkurven und einem Höhenunterschied von 1.500 Metern. Es ist die zweithöchste asphaltierte Straße Österreichs. Am Fuße des Weißseeferner Gletschers, wo sie in einer Sackgasse endet, erreicht sie eine Höhe von 2.750 Metern – zweihundert Meter höher als die mächtige Großglocknerstraße. Aufgrund ihres extremen Höhenanstiegs durchquert die Kaunertaler Gletscherstraße dabei jede Vegetationsstufe der Alpen. Was hier in sehr kurzer Entfernung zu erleben ist, soll sonst nur auf einer Reise von Norddeutschland nach Grönland zu finden sein. Zunächst geht es kurvig zum Dorf Kauns hinunter, wo uns eine scharfe Linkskurve zum Boden des Kaunertals führt. Die fernen schneebedeckten Gipfel der Ötztaler Alpen und gelegentliche Blicke auf Österreichs zweithöchsten Gipfel – die Wildspitze – ziehen uns nach vorn und lassen uns erahnen, was da noch kommen wird. Als wir Kauns verlassen und rechts am Schloss Berneck vorbeifahren, ist die Straße ein schmales, gewundenes Band durch Laubwald und weite Felder mit verfallenen Holzschuppen. Eine Weile schlängeln wir uns mit dem Fluss zu unserer Rechten am Talboden entlang und durchqueren mehrere malerische kleine Dörfer, bis wir kurz nach dem Dorf Feichten an der Mautstelle ankommen. Fünfzehn Euro Maut pro Motorrad kostet es ab hier und der wahre Spaß beginnt.
Türkisfarbenes Gletscherwasser und schwindelerregende Kurven
Zunächst schlängelt sich die Straße sanft über den Talboden, aber die Steigung nimmt allmählich zu und die Laubbäume weichen Kiefernwäldern. Jeder Kilometer ab der Mautstelle ist durch ein Schild in Steinbocksilhouette gekennzeichnet (im Kauner-Tal befindet sich die größte Steinbockkolonie Österreichs). Bei Kilometer sieben steht schließlich das erste Schild für die Nummerierung der 29 Haarnadelkehren. Nach einigen engen Kurven erscheint etwas vor uns, was sich als der riesige Schüttdamm des Gepatsch-Stausees herausstellt. Der 1965 fertiggestellte 600 Meter lange und 160 Meter hohe Staudamm – und damit der höchste in Europa – enthält ein Stauvolumen von ca. 140 Millionen Litern Wasser. Während wir zum Infopoint-Café hinauffahren, gelingt uns ein erster Blick auf das türkisfarbene Gletscherwasser des Stausees in Richtung der immer schneebedeckten Ötztaler Alpen. Die schmale, zerfurchte Straße windet sich entlang der linken Seite der Talsperre und gelegentlich rauschen kleine Wasserfälle herunter auf die Straße. Die Farbe des Wassers erinnert uns an eine kürzliche Reise auf der Südinsel Neuseelands. Am Ende des Sees beginnen die Haarnadelkurven dann erneut. Bei Kilometer 16 führt uns eine geschwungene Rechtskurve über den Fluss Faggenbach zu einem der schönsten Abschnitte der Fahrt. Eine steil ansteigende Kurvenspirale, mit abwechselndem Blick auf die schneebedeckten Berge oben und den türkisblauen Stausee unten, führt uns über die Baumgrenze hinaus in den Schnee. Die Kurven folgen so schnell aufeinander, dass unsere Navigationsgeräte die vielen Richtungsänderungen nicht verarbeiten können und immer wieder in den Neuberechnungsmodus wechseln.
Auf dem Dach der Welt
Wir fühlen uns wie auf dem Dach der Welt und die letzten Kilometer bis zum Fuß des Gletschers führen durch eine einzigartige Landschaft aus Schnee und Geröll mit einem blitzblauen Himmel darüber. Als wir an Österreichs höchster Bushaltestelle vorbei auf den Parkplatz fahren und uns zwischen geparkten Autos und Skifahrern auf den Weg zum Gletscherrestaurant Weißsee machen, liegt der eindrucksvolle Weißseeferner Gletscher direkt vor uns. Die Skilifte sind in Betrieb und die Caféterrasse befindet sich im Après-Ski-Modus. Es wirkt surreal mit einem Motorrad inmitten dieses Geschehens zu sein. Diese Tour war zweifellos eine der abwechslungsreichsten und spektakulärsten, die wir je gefahren sind. Und nach einer herzhaften Jause haben wir sogar noch das Vergnügen vor uns, über diese wunderschöne Straße zu unserem Hotel zurückzufahren.
Motorradtour Von den Almweiden bis zum ewigen Eis: Hahntennjoch & Kaunertaler Gletscher – Infos
Unsere heutige Route deckt eine erstaunliche Bandbreite an Landschaftsarten ab, während wir gleich zwei berühmte Motorradstraßen in Tirol befahren – vom grünen Lechtal in Elmen auf 976 m bis zum Fuß des Kaunertaler Gletschers auf 2.750 m.
Allgemeine Infos
Diese Route führt uns von Elmen im Lechtal über das Hahntennjoch nach Imst im Inntal und dann weiter über Wenns und Piller und über den Berg zur Kaunertaler Gletscherstraße. Die Kaunertaler Gletscherstraße ist eine der eindruckvollsten Alpenstraßen in Tirol und die zweithöchste asphaltierte Straße in Österreich. Am Hahntennjoch gib es keine Maut, aber von Juni bis Oktober gibt es ein Fahrverbot für Motorräder über 95 Dezibel. Die Kaunertaler Gletscherstraße ist eine Mautstraße und kostet 15,-- Euro pro Motorrad.
Sehens- und erlebenswert In Pfafflar am Hahntennjoch kann man einige der ältesten Häuser Tirols sehen.
Von Füssen Richtung Süden nach Reutte und dann auf der B198 (Lechtalstraße) bis Elmen.
Beste Reisezeit
Hahntennjoch: Bundesstraße L246 zwischen Elmen und Imst. Normalerweise von Juni bis November geöffnet. Der Straßenzustand ist durchwegs gut. Bei starkem Regen kann die Straße wegen Murenabgang geschlossen werden. Es empfiehlt sich deshalb zu prüfen, ob die Straße offen ist. www.oeamtc.at/poi/passroad/ps-07
Kaunertaler Gletscherstraße: Straßenzustand unterschiedlich – ein paar Stellen haben gebrochenen Asphalt. Maut ab Grasse (kurz nach Feichten): 15,-- Euro pro Motorrad. Normalerweise für Motorräder von Juni bis Oktober zu befahren. Dennoch empfiehlt es sich zu prüfen, ob die Straße offen ist: www.kaunertaler-gletscher.at
Motorräder
BMW R 18 B und R 18 Transcontinental, Honda CRF-Modelle, Honda Monkey 125, Honda Super Cub 125, Harley-Davidson Sportster S, Suzuki GSX-S950, H-D Street Glide Special Arctic Blast, Ducati Panigale V2 TB, BMW F 900 XR, Honda CMX1100 Rebel, Indian FTR, BMW R 1250 GS, BMW 1300 GS, Suzuki Hayabusa
Touren
Kaunertaler Gletscherstraße:mehr Von den Almweiden bis zum ewigen Eis, Die Heiden von Kummerow – Eine Reise an die Mecklenburgische Seenplatte, Oberallgäu – Kultur und Natur vor den Allgäuer Hochalpen, Eine unvergessliche Reise: Balkanhalbinsel
Tests
Vanucci VAJ-m 1; Vanucci Tour Fun II; Vanucci VTB 23, Vanucci Touring IV, Spidi Mission-T H2Out
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Reisen: Kaunertaler Gletscherstraßemehr - Von den Almweiden bis zum ewigen Eis; Die Heiden von Kummerow, Balkanhalbinsel
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