Der Anruf kam bei der zweiten Tasse Kaffee während des samstäglichen Frühstücks. „Auf, auf, ihr Langschläfer“, tönt es munter aus dem Telefonhörer. „Was haltet ihr von einer Tour an die Oder? Bei dem Wetter wollt ihr doch wohl nicht zu Hause bleiben?“ Der Blick aus dem Fenster erleichtert die Entscheidung: Die Sonne lacht von einem strahlend blauen Himmel. Also schnell weg vom Frühstückstisch und rein in die Motorradklamotten. Wenig später sind wir auf dem Weg zu unserem Treffpunkt in Waltersdorf, wo uns Thomas bereits auf dem riesigen Parkplatz des Einkaufszentrums erwartet.
Eine ansprechende Reiseroute ist schnell gefunden!
„Und wo soll’s nun hingehen? Wer fährt vor?“ Auch das regelt sich schnell: Sabine kennt sich aus, also fährt sie vor. Zunächst geht’s über eine Landstraße nach Süden, durch ein Waldgebiet, vorbei am nächsten Einkaufspalast Richtung Königs Wusterhausen. Die Stadt bietet zwar einiges an Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel das Schloss Königs Wusterhausen, ein Jagdschloss mit Schlosspark und das gegenüberliegende, ehemalige Königliche Forstamt, diverse Kirchen, die Schleuse „Neue Mühle“ oder das Sender- und Funktechnikmuseum auf dem Funkerberg. Wir nehmen jedoch die neue Umgehungsstraße, um uns nicht durch den beginnenden Run auf die Geschäfte und den damit verbundenen Verkehr in der engen Innenstadt quälen zu müssen.
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Zeesen, Bestensee und Motzen mit den gleichnamigen Seen liegen bald hinter uns und wir nähern uns auf von Wäldern umsäumten Straßen dem Teupitzer See. Hier finden wir auch die ersten richtigen Kurven, bevor wir die gepflasterten Straßen von Teupitz erreichen. Die idyllische Lage am See hat schon früh im 14. Jahrhundert eine Burg entstehen lassen, die im 15. und 17. Jahrhundert zu einem Schloss ausgebaut wurde. Leider kann man es nicht besichtigen, da es sich in Privatbesitz befindet.
Die Neugierde leitet uns auf einen kleinen Umweg
Also fahren wir weiter Richtung Südosten. Mit Halbe und „Märkisch Buchholz“ liegen die nächsten größeren Orte auf unserem Weg. Hier kamen in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs bei einer der letzten großen Schlachten ca. 60.000 Menschen ums Leben.
Auf unserem weiteren Weg entdeckt Sabine ein Hinweisschild mit der Aufschrift „Gläserne Molkerei“. Da sich niemand von uns etwas darunter vorstellen kann und wir von einer nicht unbeträchtlichen Neugierde geplagt werden, folgen wir dem Hinweisschild und landen schließlich in Münchehofe. Über eine schmale Seitenstraße gelangen wir zu einem relativ neuen und mit einer Glasfront versehenen Bauwerk, der „Gläsernen Molkerei“. Zu gerne hätten wir die Gelegenheit genutzt, uns die Molkereiproduktion bei einer Besichtigungstour anzuschauen und mehr über die Herstellung von Käse, Butter, Quark und Joghurt erfahren, doch wir sind zur falschen Uhrzeit dort. Immerhin spendiert der Geschäftsführer einen Liter Bio-Heumilch, den sich Sabine und Thomas teilen und loben: „Das ist wenigstens eine Milch, die nach Milch schmeckt!“
Gestärkt schwingen wir uns auf die Motorräder und versuchen wieder auf die angedachte Route zu gelangen. Schon nach wenigen Kilometern führt ein Abzweig links Richtung Birkholz. Dort endet zwar die eigentliche Straße, doch ein sogenannter LPG-Wirtschaftsweg, ein Feld- oder Waldweg mit zwei Spuren aus Betonplatten, ist nicht gesperrt. Er bringt uns zurück auf die B 179, der wir bis Groß Leuthen am gleichnamigen See folgen. Auch dort gibt es, unmittelbar am Ufer des Sees, ein Schloss zu entdecken. Wir fahren für eine ganze Weile auf Land- und Kreisstraßen und cruisen Richtung Osten bis zum Schwielochsee am nordöstlichen Rand des Spreewaldes. Der Schwielochsee hatte insbesondere im 18. und 19. Jahrhundert eine große Bedeutung für die Spreewaldregion als Verkehrsweg und Umschlagplatz für viele Handelsgüter. An dessen östlichem Ufer entlang fahren wir bis nach Friedland, um von dort aus über Weichendorf, Groß Muckrow und Treppeln unser erstes Zwischenziel am Oderbruch anzufahren: Neuzelle. Neuzelle ist aus zwei Gründen für Besucher interessant. Einerseits gibt es hier ein Anfang des 14. Jahrhunderts errichtetes, sehenswertes Zisterzienserkloster und zweitens kann man von hier aus weit über das Oderbruch schauen. Das Kloster wurde nämlich auf einem in die Oderniederung hineinragenden Vorsprung erbaut. Es gehört heute, nach wechselvoller Geschichte, einer öffentlich-rechtlichen Stiftung des Landes Brandenburg und gilt als die bedeutendste, barocke Klosteranlage dieses Bundeslandes. Auch die Tradition der Zisterzienser, ein köstliches Bier zu brauen, lebt in der Klosterbrauerei fort – wir geben uns bei der Mittagsrast, selbstverständlich, mit alkoholfreien Getränken zufrieden.
Beim anschließenden Verdauungsspaziergang schauen wir uns die prächtige Barockkirche an und lassen unseren Blick vom Rand der Klosteranlage aus über den darunter liegenden Park und das Oderbruch schweifen.
Doch eine Mittagspause dauert nicht ewig und so trennen wir uns von den Sehenswürdigkeiten dieser kleinen Stadt am Rande des Oderbruchs.
Um die beiden größeren Städte Eisenhüttenstadt und Frankfurt/Oder zu umgehen, weichen wir nach Nordwesten aus und fahren über Möbiskruge und Fünfeichen ins Schlaubetal. Dabei nutzen wir für ein kurzes Stück die B246 und passieren dort die etwas versteckt liegende Bremsdorfer Mühle, ein Geheimtipp für Genießer, denn sowohl die Wildgerichte als auch der selbst gebackene Kuchen laden zum Verweilen ein. Wir werfen nur einen kurzen Blick auf die Mühle und genießen lieber die kurvenreiche Strecke bis Grunow.
Hier biegen wir wieder Richtung Norden ab und fahren auf gut ausgebauten Nebenstraßen über Müllrose, Petershagen und durchs Lietzener Mühlental nach Seelow. Der Name der Stadt Seelow ist untrennbar verbunden mit den Kriegsereignissen der letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges und der Schlacht um Berlin. Die Schlacht um die Seelower Höhen und damit das Einfallstor nach Berlin dauerte vier Tage und wurde mit unvorstellbarer Härte und einem enormen Materialeinsatz seitens der Sowjetunion geführt.
Über 80.000 Menschen verloren auf beiden Seiten ihr Leben. Heute dokumentiert die Gedenkstätte Seelower Höhen die größte Schlacht des Zweiten Weltkriegs auf deutschem Boden. Das Gelände gliedert sich in den Vorplatz mit dort ausgestelltem sowjetischen Kriegsgerät, das eigentliche Museum und die Gräberstätte mit einer Monumentalplastik. Gedenkstätten wie diese rufen den Segen der langen Friedensphase der vergangenen 70 Jahre ins Bewusstsein. Etwas nachdenklich verlassen wir diesen Ort und steigen wieder auf unsere Motorräder. Auf der B167 rollen wir zunächst durch Neuhardenberg mit dem gleichnamigen Schloss. Vor Altfriedland verlassen wir die Bundesstraße wieder und fahren vorbei an der „Märkischen Höhe“ nach Südwesten. Dort erwarten uns Kurven vom Allerfeinsten – bergauf und bergab. Auf der Reichendorfer Chaussee (L34) weist ein Schild auf den Abzweig nach Buckow hin. Blinker gesetzt, links abgebogen und schon beginnt der Tanz durch die Kurven des wunderschönen Laubwalds des Naturparks Märkische Schweiz. Das hügelige Gelände ist durch Eiszeiten entstanden und auch wenn die höchste Erhebung – von einem Berg darf man hier nicht wirklich reden – gerade einmal 129 Meter hoch ist, so ist die Bezeichnung Märkische Schweiz unter Berücksichtigung des ansonsten flachen Geländes und mit ganz viel Wohlwollen, durchaus berechtigt. Nach großem Spaß für Motorradfahrer rollen wir entlang des Buckowsees hinein in die kleine Stadt.
Dort angekommen, laden uns einige Cafés und Restaurants zu einer wohlverdienten Pause ein. Wir entscheiden uns für den kleinen Biergarten des Hotels Stobbermühle und ordern, wie könnte es bei dem strahlenden Sonnenschein anders sein, einen mächtigen Eisbecher mit Erdbeeren. Unmittelbar neben dem Biergarten dreht sich das Wasserrad der Stobbermühle. Das Waser, das in den Fischpass zwischen Buckowsee und Griepensee fällt, wirkt beruhigend und entspannend auf uns.
Immer eine Tour wert – Das Umland unserer Hauptstadt Berlin
Es ist schon nach vier, als wir uns wieder auf den Weg Richtung Berlin machen. Langsam lassen wir die Motorräder über den Marktplatz mit dem Brunnen rollen, ehe wir außerhalb von Buckow wieder den Griff am rechten Ende des Lenkers drehen können. Von Waldsieversdorf geht es noch einmal ein kurzes Stück über die B168 nach Norden, um dann über Hohenstein und Rehfelde nach Kagel zu gelangen. Entlang von Möllensee, Peetzsee, Werlsee und durch Grünheide fahren wir in zügigem Tempo Richtung Erkner. Neu Zittau und Wernsdorf sind die nächsten Orte auf unserer Route. In Wernsdorf halten wir kurz, denn ein technisches Denkmal erregt unsere Aufmerksamkeit. In den Jahren 1887 bis 1891 entstand hier im Zuge des Baus des Oder-Spree-Kanals eine Schleusenanlage, die dem ehemaligen Fischerdorf mehr Bedeutung verlieh.
Weiter geht die Fahrt und in Schmöckwitz, einem ehemaligen Fischerdorf am Zeuthener See, erreichen wir wieder Berlin. Über das Adlergestell gelangen wir nach Grünau, wo sich unsere Wege nach einer kurzen Verabschiedung trennen und jeder in Richtung Zuhause fährt. Am Ende dieser schönen Tour sind wir uns einig: An den nächsten Wochenenden, an denen uns die Sonne verwöhnt, starten wir wieder eine Tour ins Umland von Berlin! Denn nicht nur Berlin ist eine Reise wert, auch Brandenburg hat für Motorradfahrer viel zu bieten: wunderschöne Landschaften, traumhaft gelegene Seen, eine Unmenge von alten Schlössern und Gutshäusern. Es gibt also Natur und Kultur im Überfluss, durchzogen von vielen kleinen Straßen, auf denen wir Motorradfahrer uns ohne störenden Autoverkehr bewegen können.
Motorradtour Berlin - Oder - Märkische Schweiz - Hauptstadtrunde – Infos
Die Überschrift klingt ein wenig doppeldeutig, aber enthält genau die Eckpunkte dieser Tour ins Brandenburgische östlich von Berlin. Ein bisschen Spreewald, das Oderbruch und schließlich die Märkische Schweiz. Eine ideale Tour am Wochenende mit Natur und Kultur pur!
Allgemeine Infos
Die Märkische Schweiz ist ein von kleinen Seen durchsetztes, mit Laubwäldern bedecktes Hügelland östlich Berlins. Die letzten Eiszeiten haben hier ihre Spuren hinterlassen, die Hügellandschaft geformt und in den Tälern viele Seen hinterlassen. Das Oderbruch liegt im Osten Brandenburgs unmittelbar an der polnischen Grenze. Hier hat sich die Oder im Laufe der Jahrtausende durch Überschwemmungen ein breites Bett gegraben.
Sehens- & Erlebenswert Die während der Tour angefahrenen Orte bieten eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten, angefangen von kleinen und wieder hergerichteten Schlösschen und Gutshäusern, die gerne an einem der vielen Seen errichtet wurden, historische Schleusenanlagen bis hin zu modernen Technikanlagen wie der „Gläsernen Molkerei“ in Münchehofe.
Besonders sehenswert ist die Klosteranlage in Neuzelle mit der wunderschönen Barockkirche. Die vielen Seen laden im Sommer zu Kahnfahrten oder zum Baden ein. Darüber liegen einige geschichtsträchtige Orte auf dieser Route.
Anreise
Ein sehr guter Ausgangspunkt für diese Rundtour ist das in unmittelbarer Nähe des Flughafen Schönefeld gelegene Einkaufszentrum in Waltersdorf. Er ist über die rund um Berlin führende Autobahn A10 von allen Seiten unkompliziert erreichbar.
Beste Reisezeit
Diese Tour lässt sich während der ganzen Motorradsaison von März bis weit in den Oktober hinein fahren. Am schönsten ist es natürlich im Frühjahr, wenn die Natur erwacht, oder im Herbst, wenn die Laubbäume die Farben wechseln.
Es ist gut zu wissen, wo sich die kulturellen und landschaftlichen Sehenswürdigkeiten befinden. Das Kartenbild der MARCO POLO Karte führt Sie nicht nur zu diesen Stellen, sondern zeigt Ihnen außerdem noch viele andere wissenswerte Details.
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