Nein, dies ist kein Bericht über Luis Trenker, der hier im Grödner Tal in St. Ulrich das Licht der Welt erblickte, sondern die Beschreibung einer etwas anderen Tour durch die Südtiroler Dolomiten, die einen in eine traumhafte Landschaft mit schroffen Felsen bringt.
Bike & Hike, was soll das denn nun werden? Motorradfahren & Wandern - wer kommt denn auf so eine Idee? Genau genommen meine Wenigkeit, denn während unserer kilometerreichen Südalpentour legen Frank und ich zwei wohlverdiente Tage mit reduzierten Aktivitäten im wundervollen Wolkenstein im Grödner Tal ein. Nach einem wirklich ausgezeichneten Abendessen sitzen wir noch mit Armin und Maddalena an der Bar und beratschlagen bei einem leckeren Rotwein aus Südtirol, wie der Plan für unser Entspannen aussehen soll. Nach dem dritten Glas Rotwein steht mein Plan für den nächsten Tag: Zweimal soll der markante und 3.181 Meter hohe Langkofel am Ende des Grödner Tals umrundet werden! Man könnte das Ganze also auch Duathlon nennen und der geht so: Am nächsten Morgen starten wir nach einem ausgiebigen Frühstück. Meine Ausrüstung für die erste Langkofel-Runde findet in den Motorrad-Koffern Platz. Derweil läuft Armins Ducati schon mal warm.
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Zu viert – Frank will schließlich nicht allein im Hotel bleiben - fahren wir dann flott hinauf in Richtung Sellajoch, wo der Startpunkt der ersten Langkofel-Runde auf etwa 2.200 Meter Seehöhe liegt. Maddalena, Armin und ich legen in einem Nebenraum des Sella Joch Hauses unsere Spezialausrüstung an. Frank kann sich ein breites Grinsen samt Kommentar nicht verkneifen, als er meine weißen und nicht besonders ausgeprägte Waden zwischen den Wanderschuhen und der abgesägten Trekkinghose erspäht. Er musste seine Wanderschuhe „leider“ zu Hause lassen, weil er den Stauraum für sein Fotoequipment benötigt. So müssen wir die Langkofel-Tour zu dritt angehen. Frank bleibt lächelnd zurück und hält in der Sonne durch, bis wir unseren Ausgangspunkt nach mehr als fünf Stunden wieder erreichen. „Wurde auch Zeit, meine Sonnencrème geht zur Neige!“ meint der inzwischen gut gebräunte Ignorant. „Hättest ja mitkommen können!“ „Nix da“, kontert er, „das kenne ich schon!“ Und dann folgt aus seinem Mund eine kurze geologische Abhandlung der Grödner Dolomiten samt der Fundpunkte diverser Mineralien. Er weiß also, wie anstrengend es ist, wenn man über Felsen kraxelt, mit Steinen durchsetzte Wiesen passiert und Schotterpfaden bergan und bergab folgt. Während das Ganze für Maddalena und Armin mehr ein Spaziergang sein dürfte, stoppe ich des Öfteren … man muss doch die herrliche Landschaft angemessen genießen! Wie auch immer, die zugleich wunderschöne und nach den Kriterien engagierter Bergfexe einfache Rundwanderung folgt zunächst dem Steig 526. Zuerst geht es durch eine mit großen Felsbrocken – das ist die sogenannte Steinerne Stadt – durchsetzte Wiese zur Hütte Piz de Sela. Man könnte doch mal eine Pause machen, denke ich dort, aber Maddalena meint: „Frank wartet!“ So geht es gleich weiter. Bald eröffnet sich ein toller Blick über die Seiser Alm hinweg auf den 2.563 Meter hohen Schlern, das Wahrzeichen Südtirols. Und dann geht es 400 Höhenmeter bergan zur Plattkofelhütte. Hier braucht es nun aber wirklich eine Pause, bevor wir dem Friedrich-August-Weg, der uns ziemlich eben, die Salèi-Hütte passierend, zurück zu unserem Ausgangspunkt führt. „Können wir jetzt endlich wieder Motorrad fahren?“, fragt Frank. Eine richtig gute Idee, endlich wieder sitzen und für den Vortrieb sorgt der Motor meiner Transalp.Maddalena und Armin verabschieden sich derweil, sie müssen noch alles vorbereiten, um sich abends um das Wohl ihrer Gäste kümmern zu können. Da der Tag schon weit fortgeschritten ist, entscheiden wir uns – wenn wir schon mal am Sella Joch sind – für die allseits beliebte Sella Ronda, bevor wir schauen, was Maddalena und Armin an Köstlichkeiten gezaubert haben. In flottem Tempo verlassen wir das Sellajoch und stürzen uns über die zahlreichen Kehren hinunter Richtung Val di Fassa. Bevor dort sozusagen die Landung ansteht, biegen wir links ab und genießen das bald folgende Kurvengeschlängel hinauf zum 2.239 Meter hohen Pordoj-Joch. Oben angekommen, lassen wir uns dann etwas Zeit. Das gewaltige Landschaftspanorama dort beeindruckt nämlich genauso, wie die reichlich frei über dem Grund schwebende Luftseilbahn. Letztere führt hinauf zur Pordoispitze und erinnert an erstklassige Hochseil-Akrobatik. Bevor uns bei diesem Anblick die Knie weich werden, starten wir lieber die Maschinen. Es geht hinunter nach Arabba. Nach einer Kurvenorgie vom Feinsten steht dort die nächste Passpartie an und wir kurven über den Passo di Campolongo, der nach dem sensationellen Pordoi-Joch allerdings schon fast ein wenig fad wirkt. Die Straße zum Grödner Joch (2.121 m), die im Ersten Weltkrieg als Nachschubweg gebaut wurde, präsentiert sich dagegen wieder von einer ganz anderen Seite. Wir genießen die Fahrt, da der Pass Superschräglagen ermöglicht und eines der schönsten Gebirgspanoramen der Alpen eröffnet. Von der Passhöhe kann man schon fast das M&R Hotel Florian ausmachen. Surfen wir also mal hinunter, freuen uns auf ein Kühles Blondes, bevor wir den Wander-Motorrad-Tag mit einem köstlichen Viergängemenü beschließen. Als ich dazu einen leckeren Rotwein ordere, meint Frank: „Komm aber nicht wieder auf irgendwelche komischen Gedanken!“ Komme ich nicht und vor allem am nächsten Morgen beschäftigt mich anderes, als ich zur Kenntnis nehmen muss, dass ich Muskeln in meinem Körper deutlich spüre, von denen ich bisher gar nicht wusste, dass es die überhaupt gibt. Als Frank mich auf dem Weg zum Frühstücksbuffet sieht, kann er sich seinen Kommentar natürlich nicht verkneifen: „“Habe ich es nicht gesagt, warum sollst Du wandern, wenn Du doch Motorradfahren kannst?“ Sprachs, lächelte und widmete sich dem Frühstück: „Wusstest Du eigentlich, dass man beim Motorradfahren mehr Kalorien verbraucht, als beim Wandern?“ Wer solche Freunde hat... aber egal, auch ich fülle meinen Kohlehydratspeicher auf, für das was jetzt kommt. Also rauf auf die Hondas und dann geht es los: Unser Ziel heißt Würzjoch. In zügiger Fahrt passieren wir das Grödner Tal, steuern dann St. Peter an und landen auf einer Super-Piste. Die höchst aussichtsreiche und meist nur einspurige Straße führt über Lajen nach Gufidaun. Danach schwenken wir hart nach rechts und kurven durch das Villnösstal Richtung Würzjoch in reichlich luftigen 2.003 Metern Höhe. Dieser Pass verbindet das Eisacktal mit dem Gadertal. Ein ladinischer Sprachforscher vermutet, dass es diesen Weg über das Würzjoch schon vor Urzeiten gab. Ein in der Nähe der Passhöhe gefundener Fels mit einer vermutlich römischen Inschrift wurde beim Neubau der Straße leider zerstört, so dass diese Hypothese durch Beweise nicht mehr belegt werden kann. Letztlich ist es ja auch egal, wann dieser famose Pass gebaut wurde, Hauptsache es gibt ihn. Genau auf der Scheitelhöhe legen wir auch eine Pause ein. Ich bin froh, dass Frank keine Filmkamera dabei hat, denn mein Absteigen hätte in Bild und Ton gezeigt, dass meine Motorradmuskeln und die Wandermuskeln nicht wirklich zusammen passen. Das Aufsteigen gestaltet sich dann auch etwas steif, aber dann treten wir die Fahrt hinunter ins Gadertal an. Das funktioniert deutlich flüssiger und ich genieße die Serpentinenfahrt bergab. Im Tal suchen wir uns ein schattiges Plätzchen, wo wir in Ruhe rasten und uns mit unterwegs eingekaufter Wurst und einem leckeren Stück Brot stärken. Eigentlich fehlt uns nur noch ein guter Schluck Rotwein, doch den Teil des Picknicks verschieben wir natürlich auf den Abend - nach der erneuten Fahrt über das immer wieder spannende Grödner Joch. Von Corvara an lassen wir unsere Reiseenduros noch einmal durch die Kurven und Kehren tanzen, genießen die Schräglagen auch bei der dann folgenden Abfahrt hinunter ins Grödnertal. Nach dieser ganz kleinen Fototour erwartet uns Maddalena schon mit einem frisch gezapften Bier, dem obligatorischen Abschluss einer jeden Tour. Die nächsten Tage werden wir - mein Muskelkater vom Wandern lässt langsam nach - dann noch einige Traumtouren fahren, wie „Rund um Bozen“ oder auch zum Südrand der Alpen, wo das Mis Tal und der Passo San Boldo einfach nur begeistern.
Motorradtour Dolomiten: Bike & Hike – Infos
Allgemeine Infos
Ganz sicher gehören die Dolomiten zu den absolut schönsten Gegenden auf unserem Erdball. Aber anders als der Grand Canyon oder sonstige weit entfernten Traumziele haben sie für Mitteleuropäer einen unschlagbaren Vorteil: Nur rund 300 Kilometer südlich von München gelegen, sind sie schnell erreichbar. Ein Teil des bizarren Gebirges gehört zu Südtirol, dass im 6. Jahrhundert von Bayern besiedelt wurde. Das Land mit sanften, vom Klima verwöhnten Tälern, wie Vinschgau, Pustertal, sowie Etschtal beispielsweise, aber auch schroffen Ge- birgszügen, war bis 1363 Kernland der Grafen von Tirol mit Sitz in Meran. Danach fiel es durch Erbschaft an die Habsburger Monarchie und verblieb bis 1918 unter der Herrschaft Wiens. Nach dem Ersten Weltkrieg fiel Südtirol zum Leidwesen der einheimischen Bevölkerung an Italien, das schon mehrmals zwischen 1848 und 1915 unverhohlene Ansprüche auf diese Region erhoben hatte. Allerdings bekam Italien mit der Einverleibung Südtirols ein erhebliches Nationalitätenproblem. Zunächst versuchte die Administration Mussolinis die Südtirolfrage durch eine zwangsweise Assimilierung zu lösen. 1939 votierte die Bevölkerung unter dem Druck einer nun absolut nicht freien Wahl für eine Umsiedlung nach Deutschland. Allerdings traten nur wenige Südtiroler den sogenannten Weg “Heim ins Reich” an. Auch ein Abkommen von 1948, in dem der deutschsprachigen Bevölkerung nach dem 2. Weltkrieg kulturelle und administrative Autonomie zugestanden wurde, unterlief die italienische Regierung. Das Abkommen wurde nämlich zunächst auf die neu geschaffene Region Trentino-Alto Adige angewandt, wo die deutschsprachige Bevölkerung sich natürlich in der Minderheit befand. Die Südtiroler Volkspartei, eine nach dem Zwei- ten Weltkrieg gegründete christlich-konservative Sammelbewegung der Deutsch und Ladinisch sprechenden Bevölkerung, forderte daraufhin nachhaltig ihr Selbstbestimmungsrecht zurück. Auch das Begehren einer reellen Volksabstimmung für eine Rückgliederung an Tirol wurde in Rom ignoriert. Erhebliche Spannungen zwischen Österreich und Italien waren eine Folge, gewalttätige Proteste eines Teils der Südtiroler Bevölkerung eine Andere. Ab 1969 kam man sich dann näher. Erheblichen Anteil an der Verständigung, die 1972 zu einem Autonomiestatut in der italienische Verfassung führte, hatte die Südtiroler Volkspartei (SVP) unter Silvio Magnago. Allerdings wurde auch dessen Umsetzung von italienischer Seite verschleppt, so dass die österreichische Regierung nach Absprache mit der Süd- tiroler Volkspartei den Konflikt erst 1992 für völkerrechtlich beendet erklären konnte.
Anreise
Von Deutschland aus erreicht man Südtirol und die Dolomiten über die Inntalautobahn und Brennerautobahn, oder besser mautfrei auf parallel verlaufenden Bundesstraßen. Alternativ bietet sich auch die Strecke über Garmisch, Zirler Berg, Inntal und Brennerbundesstraße an. Aber Achtung: Reichlich Radaraktionen! Wer aus dem Westen Deutschlands anreist, fährt am besten via Füssen und den Fernpass ins Inntal - hier nun entweder über Innsbruck und Brenner oder aber schöner über Landeck, Nauders und den Reschenpass nach Südtirol.
Beste Reisezeit
Während man in tieferen Lagen, wie im Etschtal beispielsweise den Winter nur gelegentlich kennenlernt, herrscht in den Dolomiten und den anderen Gebirgsregionen von November bis April oft tiefster Winter mit idealen Wintersportbedingungen. Daher bietet sich natürlich der Zeitraum zwischen April und Oktober für eine Motorradtour am besten an.
Tour 1: Rund um Bozen
Tour 2: Eisack & Cembratal
Tour 3: Etschtal
Tour 4: Stilfser Joch
Tour 5: Sarntaler Alpen
Tour 6: Sella Ronda
Tour 7: 21 Dolomitenpässe
Tour 8: Lienzer Dolmiten
Tour 9: Marmolada Ronda
Tour 10: Belluneser Dolomiten
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Die Dolomiten – das ist eine Welt für sich. Mit den übrigen Regionen der Alpen nicht zu vergleichen. Rauer und zerklüfteter sind sie, diese Felsentürme, die sich manchmal wie Nadeln in den Himmel recken. Optisch ein Hochgenuss, motorradfahrerisch eine Herausforderung. Als Klassiker für die erste Motorradtour des Jahres haben der Gardasee und das Trentino nichts von seinermehr Bedeutung verloren. Nirgendwo anders kann man dem verregneten deutschen Frühjahr besser ein Schnippchen schlagen als in der Region, in der die Zitronen blühen.
Zehn ausführlich beschriebene Motorradtouren zum Nachfahren für den Wochenendausflug oder die längere Reise mit:
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