Jurassic World: Dominion – Mit den Filmemachern unterwegs auf Malta
Am Set von Jurassic World auf Malta treffen wir Stuntfahrer Alistair Whitton und Regisseur Colin Trevorrow und prüfen die Insel auf ihre Motorradurlaubstauglichkeit.
Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten, Kavalenkava/CatHouseProduction/ denys_kuvaiev @ Adobe Stock, Alexander Klose
Mein Wissen über Malta ist begrenzt, als ich mich auf Einladung von NBCUniversal auf den Weg nach Valletta mache, um mir gemeinsam mit den Verantwortlichen des Films vor Ort einen Eindruck vom Drehort der Dino-Motorrad-Verfolgungsjagd im neuesten Streifen des Jurassic-Franchises zu machen. Dabei bietet sich mir auch die Möglichkeit, die Insel auf das, was sie Motorradfahrern zu bieten hat, auszukundschaften.
Malta – das Stadtbild von Valletta gleicht einer Filmkulisse
Was weiß man denn eigentlich aus der Schule über den Inselstaat? Klar, man denkt in erster Linie an die Größe. Klein ist sie, die Insel südlich von Sizilien, das weiß man, aber wie klein sie ist, das soll ich am eigenen Leib erfahren. Aufgrund der Kürze der Zeit, die ich für diesen Trip habe, trete ich die Reise per Flugzeug an. In Frankfurt noch verwundert über die beachtliche Größe des Fliegers, der auf einer so kleinen Insel landen soll, finde ich mich nur kurze Zeit darauf – die Flugzeit beträgt von deutschen Flughäfen je nach Abflugort lediglich 2–3 Stunden – in einem Durchstartmanöver nach einem missglückten Landeanflug auf den Flughafen von Valletta wieder. Zu starker Gegenwind und der damit verbundene Auftrieb ist die Ursache. Im zweiten Landeanflug klappt es schließlich. Das Wetter? Warm. Sehr warm. Das Ambiente? Provinziell. Valletta fühlt sich eher an wie eine mittlere Kleinstadt, denn als Hauptstadt eines Mitgliedstaates der EU. Schon nach wenigen Metern fällt mir der an einer Tankstelle angeschlagene Benzinpreis auf – ein Liter Super für 1,20 Euro. Das ist trotz Benzinpreisbremse und Politikern, die etwas von Mindeststeuersatz auf Mineralöle predigen, doch ein erheblicher Unterschied zur Preisgestaltung daheim. Wie diese Differenz zustande kommt? Keine Ahnung. Ich finde auch niemanden, der mir das erklären kann. Generell ist es auf Malta ohnehin eher günstig. Das Preisniveau liegt unter dem in Deutschland. Verständigungsprobleme gibt es für alle, die in der Schule fleißig Englisch gelernt haben, keine. Jeder Einheimische, den ich auf Malta getroffen habe, spricht fließend Englisch. Kein Wunder, ist Englisch doch neben Maltesisch offizielle Amtssprache. Das Witzige ist, dass die Malteser dabei durchaus mit kräftigem Akzent sprechen. Das mag daran liegen, dass die maltesische Muttersprache so gar nichts mit den europäischen Sprachen gemein hat. Sie wird zu den arabischen Sprachen gezählt. Spricht ein Einheimischer Maltesisch, versteht ihr kein einziges Wort. Auch nicht mit viel Fantasie aus dem Kontext heraus.
Malta wird zum zweiten Hollywood
Die fehlende Sprachbarriere ist es neben der großartigen Landschaft und den erschwinglichen Preisen aber auch, die viele Filmproduzenten aus allen Teilen der Welt nach Malta lockt. Nicht zuletzt trägt auch die Malta Film Commission ihren Teil dazu bei, hat sie sich nicht weniger zum Ziel gemacht, als auf Malta ein zweites Hollywood zu errichten. Die Voraussetzungen sind großartig. Ein Grund dafür ist der Ritterorden: Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom Heiligen Johannes von Jerusalem, von Rhodos und von Malta, auch Malteser genannt, die sich auf die Insel zurückzogen und zahlreiche Festungen errichteten, die bis heute erhalten sind und als natürliche Filmkulissen dienen. Nahezu alle weiteren Gebäude fügen sich dazu nahtlos in die Szenerie ein. Moderne Architekturwunder findet man auf Malta nur selten. Malerische Mittelalterkulissen zeichnen das Stadtbild von Valletta. So wundert es nicht, dass Blockbuster wie Gladiator oder das Serienepos Game Of Thrones auf Malta gedreht wurden. Dazu verfügt die Film Commission über ein riesiges Wasserbecken, unweit von Meer entfernt, in dem Szenen gedreht werden können, die den Eindruck erwecken, als würden sie auf dem offenen Meer spielen. Als wir uns dort umschauen, wird gerade die Sky-Serie „Das Boot“ produziert. Das U-Boot abzulichten, war uns leider nicht erlaubt. Direkt nebenan befindet sich ein weiterer extrem tiefer Tank für Unterwasseraufnahmen. Unter anderem sollen die Aufnahmen zu Titanic hier entstanden sein. Das Thema, weswegen wir hier sind, ist aber ein anderes – der letzte Teil der Jurassic World-Trilogie. Für alle, die mit den Dinofilmen nicht so bewandert sind, kurz zusammengefasst: Die Jurassic-Saga startete 1993 mit dem Kassenschlager Jurassic Park, der die erste Trilogie einläutete. Regie führte niemand Geringerer als Steven Spielberg. Nach ihrem Abschluss ging es mit neuer Besetzung mit Jurassic World, in ebenfalls drei Teilen, weiter.
Die Schauspieler beider Trilogien treffen erstmals aufeinander
Das Besondere am letzten Teil ist, dass die Schauspieler aus beiden Trilogien erstmals aufeinandertreffen. Und die haben es wirklich in sich. Neben Omar Sy (Ziemlich beste Freunde), Jeff Goldblum (Independence Day), Laura Dern (Star Wars), Sam Neill (Peaky Blinders) kennt man auch die weiteren Hauptakteure wie Chris Pratt (Guardians of the Galaxy), Bryce Dallas Howard (Spider-Man) und DeWanda Wise (The Harder They Fall) schon aus anderen Blockbustern. Der originale Filmtitel des dritten Teils lautet „Dominion“, was so viel wie Herrschaft oder Herrschaftsbereich bedeutet und eingedeutscht wurde als „Ein neues Zeitalter“. Davon mag jeder halten, was er will, im Verlauf der weiteren Berichterstattung bleiben wir bei Dominion. Das Jurassic-World-Franchise ist eines der erfolgreichsten überhaupt weltweit und toppt Umsätze wie die der James-Bond-Reihe beispielsweise mit Leichtigkeit. Auch ist der Aufwand ungleich größer, alleine wegen der Darstellung der Dinosaurier.
Interview mit Regisseur Colin Trevorrow
Bei unserem Besuch der Drehorte auf Malta ließ sich Regisseur Colin Trevorrow vor Ort nicht die Gelegenheit nehmen, uns ein paar Details zum neuesten Film der Jurassic-World-Reihe zu verraten.
Hallo Colin, schön, dich kennenzulernen. Danke, dass du dir Zeit genommen hast! Kannst du dich unseren Lesern vorstellen und erzählen, aus welchem Film sie deine Arbeit vielleicht schon kennen? Colin: Mein Name ist Colin Trevorrow. Ich habe bei „Jurassic World“ und „Jurassic World Dominion“ Regie geführt – das sind die beiden Filme, in denen Motorräder vorkommen, also bleiben wir vielleicht einfach dabei.
Erzähl uns doch bitte – wie wird man eigentlich Filmregisseur, also wie bist du dazu gekommen? Colin: Ich habe schon in sehr jungen Jahren mit Auftritten begonnen. Ich war in der Oper von San Francisco und war von Leuten umgeben, die Kulissen bauten und jeden Abend vor Tausenden von Menschen auftraten. Diese Welt hat mich sehr inspiriert. Meine Mutter war Fotografin, mein Vater ist Musiker, deshalb war ich von Fotografie und Kunst umgeben, und so begann ich, Filme zu machen. Diese Filme haben es mir ermöglicht, auf die Filmhochschule zu kommen, mit Noten, mit denen ich sonst niemals dorthin gekommen wäre – das ist bei vielen Filmemachern der Fall. Dazu wurde ich Drehbuchautor. Und von dort aus habe ich mir meinen Weg gebahnt, jemanden davon zu überzeugen, dass er mich bei einem sehr kleinen Film Regie führen lässt. Und dann hat dieser sehr kleine Film den Leuten sehr gut gefallen.
Was war das Besondere an den Dreharbeiten zu Jurassic World? Colin: Oh, es gibt eine Million besonderer Dinge beim Drehen dieser Filme! Für mich ist es die Tatsache, dass ich in den letzten 8–9 Jahren mit einer Gruppe von Profis gearbeitet habe, die ihren Job so gut machen. Angefangen bei den Schauspielern über die visuellen Effekte bis hin zum Stunt-Team – es war erstaunlich, das hohe Niveau an Fachwissen bei der Arbeit zu sehen, davon zu lernen und Wege zu finden, es weiterzuentwickeln und damit zu experimentieren.
Gibt es große Unterschiede im Vergleich zu den ersten Teilen von Jurassic World? Colin: Ja, wir haben die Sprache des Films ein wenig verändert. Auch haben wir in diesem Film, vor allem, nachdem wir Malta erreicht hatten, mit einer Handkamera gedreht. Das ist einfach eine schmutzigere, chaotischere Art des Filmens. Ich wollte alles ein wenig auflockern, denn Stevens (Steven Spielberg, Anm. d. Red.) Art, Filme zu machen, ist so einwandfrei und die Kamera gleitet und bewegt sich auf eine makellose Weise. Damit wollte ich etwas brechen, denn ich hatte das Gefühl, dass wir uns in der realen Welt befanden, und deshalb wollte ich, dass es sich so intuitiv und real wie möglich anfühlt.
Und wie stellt ihr bei den Dreharbeiten die Dinosaurier dar? Wie können wir uns die tägliche Arbeit an dem Film vorstellen? Colin: Wenn wir am Set sind, stellen wir die Dinosaurier mit der Animatronik dar, mit riesigen und manchmal auch kleinen Robotern oder Puppen, die fotorealistisch aussehen und wirklich präsent sind. Das hilft den Schauspielern sehr. Und wenn wir keine haben, dann müssen wir so tun als ob. Wenn wir das tun, dann setzen wir einen Menschen ein, mit einer Art Raptorenhelm, was immer ein Riesenspaß ist. Wenn wir auch das nicht haben, dann nutzen wir ein Tablet, halten es hoch und sehen uns an, wie die Dinosaurier in einen 3D-Raum passen und verstehen so unsere Aufnahme, basierend darauf, wie die Tiere aussehen werden.
Welcher ist der spektakulärste Stunt im dritten Teil „Dominion“? Colin: Der spektakulärste Stunt für mich, das sind mehrere. Es gibt einen, bei dem eine unserer fantastischen Stuntfrauen von einem Gebäude auf ein anderes gesprungen ist, als Bryce Dallas, Howards Figur von dem Gebäude geflohen ist. Das ist wirklich passiert, jemand hat es getan. Und dann gibt es in dem Film Motorradstuntarbeit, die außergewöhnlich ist. Es sind wirklich enge Straßen und dann am Ende des Films, eine wirklich coole Hochgeschwindigkeitsfahrt auf einer schmutzigen Piste, dann geht es eine Rampe hinauf, du weißt schon, ab in das Flugzeug. Wir bauten das Stück des Flugzeugs nach – alles, was man in dieser Sequenz sieht, ist entweder echt oder ein Modell, ein kleines Modell eines Flugzeugs, das wir so gemacht haben, dass es wirklich groß aussieht.
Gibt es besondere Dinge, die man beachten oder vorbereiten muss, wenn man mit Motorrädern arbeitet und eine Motorradverfolgungsjagd oder einen Motorradstunt macht? Colin: Ja, es ist die Sicherheit. Bei diesem Film konnten wir sogar eine Aufnahme machen, bei der wir eine Kamera an der Seite des Motorrads montiert haben, weil die Kameras mittlerweile so klein geworden sind. Wir arbeiten mit verschiedenen Formaten, das Meiste haben wir auf Film gedreht, aber gelegentlich benutzten wir auch eine kleine Digitalkamera. In diesem speziellen Fall rede ich von einer Einstellung, in der der Stuntman eine Gasse hinunterfährt, die war im Grunde genommen nicht breiter als meine Spannweite. Wir müssen sicherstellen, dass unseren unglaublichen Fahrern nichts passiert, aber gleichzeitig tun sie etwas, das definitiv gefährlich ist. Es ist schwierig, das passende Gleichgewicht zu finden.
Zum Abschluss – möchtest du unseren Lesern noch etwas über den Film sagen? Colin: Hallo zusammen, liebe Leser von Motorrad & Reisen, hier ist Colin Trevorrow, ich hoffe, es geht euch gut! Schaut euch die Extended Edition an, das ist der komplette Film, wie er von uns in Szene gesetzt wurde. Er bietet wirklich mehr von allem und ich denke, das ist die komplette Geschichte, die ihr hoffentlich lieben werdet. Wir haben eine Menge großartige Arbeit in Szenen mit Motorrädern gesteckt, sowohl im ersten Film als auch in diesem. Also, selbst wenn ihr euch den Film nur wegen der Motorräder anschaut, ist es das definitiv wert!
Motorräder: Aprilia RSV4 XTrenta & Yamaha R1 GYTR, Triumph Speed Triple 1200 RR Bond Edition, Honda CB750 Hornet, Rückkehr der Transe: Honda Transalp, Honda GL1800 Gold Wing 2023, Fahrtest: CFMoto 800MT Touring, Reiseenduros im Vergleichstest:Aprilia Tuareg 660 vs. Yamaha Ténéré 700, Suzuki V-Strom 1050 & 1050DE, Mash X-Ride 650 Trail,mehr Kawasaki Neuheiten für 2023, Moto Guzzi V100 Mandello, CFMoto NK-C22-Konzept, Ducati Monster SP, Multistrada V4 Rally & Streetfighter V4 Lamborghini, KTM 890 Adventure R 2023, Dauertest: Harley-Davidson Pan America, BMW M 1000 R, BMW S1000 RR 2023, Zero DSR/X im Test, Horex Regina Evo
Roller: Suzuki Burgman Street 125EX, Fahrtest: Vespa GTS 300 SuperSport
Touren & Reisen: Oberösterreich & Salzkammergut: Reise zum Mittelpunkt der Alpen; Historische Festungen & Städte von Malta: Am Set von Jurassic World: Ein neues Zeitalter; Affe auf Bike in Island: Vulkane, heiße Quellen & Polarlichter
Tests: Dometic Boracay FTC 301 TC, Modeka Brandon, High Peak Kingfisher 2 LW, Acht Endurostiefel im Vergleich, Marushin M-410
Magazin: Unter Freunden: Intermot 2022, Goodwood Revival, BMW Motorrad International GS Trophy 2022
Preis: 5,90 €
Ein Blick hinter die Kulissen für jedermann
Schaut man sich das Bonus-Material der Extended Edition an, so kann man auch zu Hause einen Blick hinter die Kulissen erhaschen. Nicht selten müssen Schauspieler ein Kostüm überwerfen und als Dino herhalten, noch häufiger jedoch sind es Roboter, die ferngesteuert werden. Dazu kommen dann die Stunts und Verfolgungsjagden, womit wir wieder im Thema sind. Im aktuellen Jurassic World flüchtet Chris Pratt alias Owen, verkörpert von Stuntman Alistair Whitton, auf einer Honda Montesa durch die engen Gassen Vallettas. War man vor Ort und ist einmal durch Vallettas Innenstadt Taxi gefahren – das allein ist ein Erlebnis für sich – erhält man eine vage Vorstellung davon, wie wenig Spielraum der Stuntman zur Verfügung hatte. Ein Fehler und er wäre unweigerlich kollidiert. Aber auch zahlreiche andere Szenen spielen in der maltesischen Hauptstadt. Auf den Dächern Vallettas beispielsweise kommt es zu einer actionreichen Verfolgungsjagd zwischen einem Dino und Bryce Dallas Howard mit einem spektakulären Sprung ihres Stuntdoubles auf ein anderes Gebäude. Es macht wirklich Laune, durch die Stadt zu flanieren und die Spots aus den Filmen zu besuchen. Echte Filmfans finden hier mit Sicherheit noch Dutzende, wenn nicht Hunderte Sets anderer bekannter Filme. Ein weiteres Highlight von Jurassic World: Dominion für Motorradfahrer ist, dass das – nennen wir es mal spoilerfrei – „Dino-Hauptquartier“ in den Dolomiten angesiedelt ist, was gleichbedeutend damit ist, dass sich zahlreiche fantastische Aufnahmen vom Boden und aus der Luft in dem Streifen wiederfinden.
Auf Malta gibt es jeden Tag etwas zu feiern
Bevor wir zum Motorradcheck der Insel kommen, möchte ich euch noch eine Sache über Malta erzählen. Dabei geht es um das Thema Feuerwerk. Die Malteser zünden Feuerwerk bei jeder Gelegenheit. Von Booten, von Dächern, überall, jeden Tag, stundenlang. Angeblich von Juni bis September. Und was ist los, wenn mal fünf Minuten kein Feuerwerk gezündet wird? Genau, dann feuern sie Salut-Schüsse aus den Kanonen der Bastion ab. Wer Feuerwerk liebt, wird die Insel nicht mehr verlassen wollen. Tiroler Kommunalpolitiker dürften sich hier also eher schwer zurechtfinden. Als Besucher aus dem Ausland ist kaum nachzuvollziehen, wie das dauerhaft innerhalb der Gesellschaft funktionieren kann, aber das tut es. Ganz ehrlich? Wenig. Die Insel misst 316 km² und ist gerade einmal 28 Kilometer lang. Eine wirkliche Tour kommt hier nicht zustande. Dennoch ist Malta grandios und ich empfehle jedem einmal, dort vorbeizuschauen. In Kombination mit Sizilien beispielsweise ist die kleine Insel die Kirsche auf der Sahne eurer Motorradreise. Die Landschaft, die Bastionen, die Canyons im Meer, die Filmszenerie, das Ambiente. Setzt man von Sizilien über, könnte man meinen, dass man von der Mafiosiinsel zur Finanzmafia übersetzt, aber auf den Straßen ist davon nichts zu bemerken. Ohnehin ist es ein kompletter Kulturwechsel im Vergleich zu Italien. Italienisch versteht hier kein Mensch. Auch kulturell gibt die Insel einiges her. Dazu sind die ehemaligen Residenzen des Johanniterordens allgegenwärtig.
Ritter für zwei Minuten
In der alten Hauptstadt Mdina bietet man als freundliche Gastgeber an, die die Malteser zweifelsohne sind, uns offiziell zum Ritter zu schlagen, insofern wir uns verpflichten, die maltesischen Traditionen zu ehren. Nichts leichter als das, oder? Wer wollte nicht immer schon einmal zum Ritter geschlagen werden? Gesagt. Getan. Erst im Nachhinein erklärt man uns dann die Prinzipien und Voraussetzungen für das Leben als maltesischer Ritter. Zum einen wäre da die Verpflichtung zur Armut. Erste Augenbrauen der Teilnehmer unserer Reisegruppe gehen bereits hoch, aber noch bleibt es ruhig. Als der Vorsteher dann aber die Verpflichtung zur Enthaltsamkeit verkündet, dauert es nur wenige Sekunden, bis alle Teilnehmer geschlossen ihre Ritterwürde wieder ablegten. Wenn ihr auf Tour etwas Zeit oder ein Wochenende zu entbehren habt, empfehle ich einen Aufenthalt auf Malta uneingeschränkt. Fähren legen von Catania und Pozzalo ab. Die Überfahrt dauert vier oder zwei Stunden und kostet hin und zurück ab Pozzalo mit einem Motorrad deutlich unter 100,-- Euro. Richtig stilvoll wohnt man im „The Phoenicia Malta“ und genießt frisch gebackenes Brot und gesalzenes Olivenöl auf der Terrasse. Günstig ist der Spaß im Zentrum der Stadt freilich nicht und um ein Motorradhotel handelt es sich nicht ansatzweise, auch wenn stets eine KTM 1290 Adventure vor der Tür stand. Schöne Hotels zu angemessenen Tarifen gibt es auf der Insel aber ohnehin reichlich, vor allem zur Nebensaison, die für Motorradfahrer temperaturbedingt ohnehin die interessanteste ist. In den Sommermonaten dürfte eine Reise in Schutzkleidung zu einem der südlichsten Punkte Europas eher Saunafeeling wecken. Ungeschützt fahren verbietet sich bei dem südländischen Fahrstil der Einheimischen von selber, weshalb wir eine Reise im Frühjahr oder Herbst empfehlen.
Interview mit Alistair Whitton – Stuntdarsteller, Stuntdouble und Gewinner der „X Games Europe“
Im Rahmen der Präsentation des neuesten Dino-Blockbusters Jurassic World: Ein neues Zeitalter hatten wir Gelegenheit, mit dem Stuntdouble von Hauptdarsteller Chris Pratt (Owen) ein ausführliches Interview zu führen. Dabei erzählt er uns einige Details zu den Dreharbeiten der spektakulären Verfolgungsjagd, Motorrad gegen Dino, in den engen Gassen Vallettas. Hallo Alistair, es ist uns eine Freude, mit dir dieses Interview zu führen. Bitte sei so nett und stell dich doch einmal unseren Lesern vor! Alistair: Hallo Petrolheads! Mein Name ist Alistair Whitton und ich bin das Stuntdouble von Hauptdarsteller Chris Pratt bei der Motorradverfolgungsjagd in Malta für Jurassic World: Dominion.
Zuallererst interessiert mich natürlich – wann hast du angefangen, Motorrad zu fahren? Alistair: Mein Großvater kaufte mir eine Yamaha PW50, als ich 4 Jahre alt war.
Wow, früh übt sich. Erzähl uns doch bitte etwas aus deiner Motorrad-Vita. Alistair: Meine Liebe zu Motorrädern liegt tief in der Familie. Als ich aufwuchs, fuhren mein Vater und sein Bruder Seitenwagenrennen bei der Isle of Man TT. Es gab also immer Motorräder in meinem Umfeld. Dann habe ich mich einer reisenden Stuntshow angeschlossen und drei Jahre lang Live-Shows mit BMX-, Dirtbike- und Autostunts gemacht. Danach fing ich an, in Amerika Profi-BMX-Wettbewerbe zu fahren und belegte den ersten Platz bei den „X Games Europe“, was mir eine Chance bei den „X Games“ in Philadelphia im Jahr 2001 bot, wo ich Platz zwei belegte. Nach einer zehnjährigen Karriere als BMX-Fahrer auf der ganzen Welt wechselte ich zu Film und Fernsehen und begann meinen Weg zum Lead-Double. Jetzt, 10 Jahre später, fahre ich wieder Motorrad und werde von Dinosauriern gejagt.
Kennen wir dich schon aus anderen Filmen? Alistair: Im letzten Tomb-Raider-Film hatte ich die Gelegenheit, Lara Croft zu jagen und stürzte gegen eine Parkbank. (https://bit.ly/3g8Expy – Minute 2:07) Auch habe ich den Motorradfahrer gespielt, der James Bonds Stunt Double Paul Edmondson in „No Time To Die“ – M&R berichtete exklusiv in Ausgabe 109 (Anm. d. Red.) – verfolgt hat. Ich wünschte, ich wäre als James Bond auf dem Feuerstuhl gesessen, um den gewaltigen Sprung in Materia zu machen, aber das war mein Freund Paul Edmondson, der das perfekt gemeistert hat!
Wahrlich ein bemerkenswerter Sprung mit der Triumph Scrambler, den Paul da hingelegt hat. Definitiv ein ganz besonderer Stunt. Aber was war das Besondere an der Verfolgungsjagd in Jurassic World: Dominion, die ihr mitten in der Hauptstadt von Malta gedreht habt? Alistair: Das Beste für mich war, in die ganze Planung und in alle Abläufe von Anfang bis Ende eingebunden zu sein, die fast 10 Monate dauerte. Angefangen bei der Planung der Route für die Dinos und mich, bis hin zur Vorbereitung mit einer Schädeldecke aus Kohlefaser, damit ich nicht verblute, falls ich hinfalle und mir den Kopf stoße. Fantastisch war auch die Zusammenarbeit mit einer Crew, die nur eines im Sinn hatte: epische Aufnahmen zu machen, um die Arbeit der Hauptdarsteller zu ergänzen. Das ist euch zweifellos gelungen. Konntest du während der Verfolgungsjagd die Dinosaurier sehen oder woher wusstest du, wo sie im Film später zu sehen sein werden? Meine Anweisungen für die Verfolgungsjagd waren einfach: Sei schnell und lass dich nicht fressen! Was die Dinosaurier am Set betrifft, so hatte ich nur Dino-Köpfe als Referenz. Ich musste nur über meine Schulter schauen, um zu sehen, von wo aus sie mich angreifen würden, aber es ging hauptsächlich darum, schnell zu fahren und dramatisch zu sein.
Wie genau habt ihr die Szene aufgenommen und so eindrucksvoll auf die Leinwand gebracht?Alistair: Mein 2nd-Unit-Regisseur Dan Bradley hat schon viele Filme gedreht und seine Vision für diese Verfolgungsjagd war mehr als episch. Er montierte überall auf meinem Motorrad Kameras, um ein paar wirklich schöne Aufnahmen zu machen, und wir hatten auch verdeckte Kamerawagen, die mit einem Indian-Elektrobike filmten, an dem vorn und hinten Kameras angebracht waren. Wir verwendeten auch Geländewagen und Drohnen, die alle Blickwinkel einfangen konnten.
Die Szenen wurden auf Malta gedreht – wie hat es dir dort gefallen und war es besonders schwierig, in den engen Straßen von Valletta zu drehen?Alistair: Wir hatten eine großartige Zeit auf Malta. Wir drehten den Film auf dem Höhepunkt der Pandemie. Es war ruhig auf den Straßen, sodass wir alle Freiheiten hatten, das zu tun, was für ein hervorragendes Ergebnis nötig war. Zuvor habe ich einige Wochen lang in einem abgesperrten Gebiet mit identischen Straßenabmessungen trainiert. Als ich dann auf Malta unterwegs war, fühlte es sich wirklich fantastisch an, einfach vor die Kamera zu treten und zu filmen.
Wie viel von der Stadt musste abgesperrt werden und wie lange haben die Dreharbeiten gedauert? Alistair: Die Malta Film Commission hat perfekt mit uns zusammengearbeitet und die Stadt so abgesperrt, wie wir es benötigten. Das war ein großer Teil der Straßen, um all unsere Lastwagen mit der Ausrüstung unterzubringen, und natürlich noch der Teil der Straßen, auf denen wir gefilmt haben. Ich bin mir sicher, dass die Einheimischen etwas frustriert waren, weil wir zeitweise ihre Stadt übernommen haben, aber alle waren wirklich nett zu uns. Für mich war es eine unglaubliche Erfahrung, in einer komplett abgesperrten Stadt herumzufahren!
Welches Motorrad wurde für die Stunts verwendet? Alistair: Wir hatten vier Honda Montesa 4RIDE mit dem 260er-Motor im Einsatz. Warum habt ihr gerade dieses Motorrad gewählt? Alistair: Die 250er- oder 450er-Standard-Dirt-bikes wurden schon so oft gefilmt, dass der Regisseur nach etwas anderem suchte. Honda half uns und wir wählten die Montesa 4RIDE aus und fügten einige Requisiten hinzu, um sie wie ein Adventure-Bike aussehen zu lassen. Ich habe es genossen, dieses Motorrad zu fahren, weil es sich wie ein BMX-Rad anfühlte und die nassen Kopfsteinpflasterstraßen ebenso gut meisterte wie die Verfolgung des Flugzeugs auf unbefestigten Straßen sowie das Rauf- und Runterfahren von Treppen.
Musstet ihr für die Stunts Änderungen jeglicher Art an dem Bike vornehmen? Alistair: Wir haben lediglich einen elektrischen Anlasser eingebaut und die Gänge enger aufeinander abgestimmt, sodass ich fast wie bei einem normalen Fahrrad schalten konnte. Ansonsten waren die Motorräder unverändert.
Was kannst du uns sonst noch vom Set erzählen? Plauder doch mal etwas aus dem Nähkästchen. Alistair: Mein letzter Tag am Set war sehr stressig. Wir planten die Schlusseinstellung, in der ich mit dem Motorrad in das Heck eines Flugzeugs stürzen sollte. Noch am selben Tag sollte ich nach Hause fliegen. Grund für den engen Zeitplan an meinem letzten Drehtag war ein falsches Covidtest-Ergebnis. Die zehn Tage davor war ich in einem Hotelappartement, einfach eingeschlossen. Dann, nach zehn Tagen negativer Ergebnisse, konnte ich endlich wieder an die Arbeit gehen und die Szene fertig drehen. Ich bin mit der Montesa im Studio in eine Flugzeugattrappe gekracht und nach dem Mittagessen musste ich in ein echtes Flugzeug steigen und zurück nach Amerika fliegen. Ich war sehr froh, dass ich die Arbeit abschließen konnte. Als ich dann im Flugzeug saß und den Tag mit einer etwas schmerzenden Hüfte Revue passieren ließ, war ich wirklich sehr erleichtert. Ich hoffe, der Aufwand hat sich gelohnt und ihr habt viel Spaß mit dem Film!
Vielen Dank Alistair, alles Gute und bis bald!
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