M&R-PlusKangaroo Island und die Great Ocean Road – Australien

Entlang der Great Ocean Road bis hinunter nach Kangaroo Island geht es auf einer Motorradtour durch den faszinierenden Kontinent Australien.
Kangaroo Island und die Great Ocean Road – Australien Nach mehreren Jahren im australischen Brisbane soll eine Motorradtour entlang der Great Ocean Road bis hinunter nach Kangaroo Island zum würdigen Abschied von diesem faszinierenden Kontinent werden.
Kangaroo Island und die Great Ocean Road – Australien Die langen, menschenleeren Straßen ähneln einer Fata Morgana, die erst am Horizont endet.
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Jeroen Jonkmans
Jeroen Jonkmans
Es ist Januar und ich bin mittlerweile schon mehrere Jahre von zu Hause weg. Die Phase, in der Tag für Tag neue Sinneseindrücke auf mich warteten, ist dem Alltag gewichen. Erneut wächst meine innere Unruhe und der Drang nach neuen Abenteuern wird wieder stärker. Mein Entschluss steht fest: Ich werde die Reißleine ziehen und meinen Aufenthalt auf diesem schönen Kontinent mit einem würdigen Abschied beenden.
Wenn man in diesem heißen und weiten Land
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unterwegs ist, ist es eine absolute Notwendigkeit, ein Transportmittel zu haben. Es muss praktisch sein, geräumig, klimatisiert, komfortabel und bestenfalls genug Stauraum bieten, um unterwegs darin zu übernachten. Ein Auto zu kaufen, wäre also eine sinnvolle Entscheidung gewesen – ich habe mir eine Suzuki V-Strom 650 gekauft. Ein Motorrad, das nicht gerade in den kühnsten Träumen auftaucht, aber es gilt als zuverlässig, um es mal so zu sagen. Ausgestattet mit 138 Litern Stauraum wird sich die Maschine als hervorragendes Reisemobil bewähren und all meine Habseligkeiten über eine Strecke von elftausend Kilometern schleppen. So viel sei bereits verraten. Kurz vor meiner Abreise klebe ich noch ein Set Ersatzhebel an den Rahmen, für den Fall, dass sie bei einer spontanen Asphaltallergie abbrechen würden ...

Und looooos!

Kurven sind im Outback Mangelware. Dennoch weckt die Fahrt durch die beinahe menschenleere Landschaft starke Emotionen. Die Dimensionen sind beeindruckend
Kurven sind im Outback Mangelware. Dennoch weckt die Fahrt durch die beinahe menschenleere Landschaft starke Emotionen. Die Dimensionen sind beeindruckend
An meinem Geburtstag beginnt die Reise für mich in genau dem Moment, als mein frisch aufgezogener Roadsmart 3 den Highway M1 in Richtung Brisbane berührt. Mit einem breiten Lächeln unterm Helm lasse ich die Sicherheit meines routinierten Lebens hinter mir und fahre in zügigem Tempo Richtung Süden, um den immer dunkler werdenden Wolken in meinen Rückspiegeln zu entfliehen. Doch gegen „Oma“ habe ich leider keine Chance. Die tropische, üppige Dame ist eine von der Sorte, die sich dir nass und wild aufdrängt und wenn sie mit dir fertig ist, verschwindet sie mit all deinen Habseligkeiten. Der zerstörerische Zyklon wird mich in den nächsten Tagen mit heftigen Windstößen traktieren, die mich ein paar Mal zu oft aus der Bahn werfen werden. Auf der Sonnenseite erschafft er ehrfurchtgebietende, bis zu acht Meter hohe Wellen, denen die einheimischen Surfer in Tweed Heads zu trotzen versuchen. Während ich mich landeinwärts in Richtung Warwick bewege, wechselt die Szenerie drastisch. Die dicht besiedelte Küstenregion mit Häusern, Geschäften und Parks geht über in eine weite, üppige Landschaft, in der sich kleine Gemeinden mit ein paar Häusern und vereinzelten Geschäften mit einsamen und abgeschiedenen Farmen abwechseln. Je weiter man fährt, desto bräunlicher wird die Farbpalette der Landschaft. Die Abwesenheit von Menschen macht eine große Zahl selbstmörderischer Kängurus wett, die mir gern vors Vorderrad springen.

Die ersten einsamen Kilometer

Es wirkt bizarr, mitten in der Einsamkeit des Outbacks auf eine überdimensionale Satellitenschüssel zu stoßen. Das vor sechzig Jahren errichtete Monstrum ist bis heute im Gebrauch
Es wirkt bizarr, mitten in der Einsamkeit des Outbacks auf eine überdimensionale Satellitenschüssel zu stoßen. Das vor sechzig Jahren errichtete Monstrum ist bis heute im Gebrauch
Nach einigen Tagen auf dem Highway M1 erreiche ich endlich Parkes. Die Stadt ist bekannt für ihre gigantische Satellitenschüssel mit einem Durchmesser von 64 Metern. Während der Apollo-11-Mission im Jahr 1969 diente sie zum Empfang der Videosignale aus dem All. Noch heute ist sie im Einsatz, um gleich mehrere Rover bei ihrer Mission auf der Marsoberfläche zu unterstützen. Das erklärt, warum ich innerhalb von nur fünf Minuten, nachdem ich meine Drohne in die Luft gebracht hatte, vom Sicherheitspersonal streng aufgefordert wurde, den Luftraum zu verlassen: Ich könnte ihre Geräte stören. Nicht die beste Art, sich hier Freunde zu machen. Doch ich bin nicht hier, um mich an einer millionenschweren Anlage zu schaffen zu machen, sondern um das echte, trostlose Gefühl des Outbacks zu erleben. Es ist nicht nur ein leerer, karger Ort. Es weckt zugleich eine breite Palette an Emotionen in mir. Wie eine fremde Welt, die man erst begreift, wenn man sich die Zeit nimmt, sie auf sich wirken zu lassen. Es kann tatsächlich eine beeindruckende Erfahrung sein, mit dem Motorrad stundenlang geradeaus zu fahren. Die langen, menschenleeren Straßen ähneln einer Fata Morgana, die erst am Horizont endet. Der Anblick versetzt mich in einen tranceartigen Zustand. Grasende Kängurus und rennende Emus werfen lange Schatten, die ihre Silhouette auf die Landschaft projizieren. Während der Fahrt lassen sie die Szenerie unwirklich erscheinen.
Die langen, menschenleeren Straßen ähneln einer Fata Morgana, die erst am Horizont endet
Die langen, menschenleeren Straßen ähneln einer Fata Morgana, die erst am Horizont endet
Wenn der Tag schließlich in die Nacht übergeht, offenbart die völlige Dunkelheit hier draußen den Sternenhimmel in seiner vollen Pracht und lässt einen selbst klein erscheinen. Auf meiner Reise durch das Outback stoße ich immer wieder auf kleine, verlassene Gemeinden mit nur einer Handvoll eigensinniger Einwohner. Ich frage mich, warum die Menschen sich dafür entscheiden, an einem so einsamen Ort zu leben? Dieser Gedanke kommt mir zum ersten Mal, als ich bei einer dringend benötigten Pause in einer fast leeren Raststätte mein Erfrischungsgetränk austrinke. Während ich mich damit abmühe, meine wassergetränkte Kühlweste wieder anzuziehen, entsteht Blickkontakt zu einem der Stammgäste, der auf seinem Barhocker vermutlich bereits Wurzeln geschlagen hat. Auch ohne ein Wort zu wechseln, ist uns beiden sofort klar, dass wir aus zwei verschiedenen Welten stammen und keiner passt in die des anderen. Als ich aus der klimatisierten Raststätte wieder ins Freie trete, schlägt mir eine Wand aus schwüler Luft ins Gesicht, die mich daran erinnert, dass hier draußen 43 °C herrschen.

Wann ist es wirklich zu heiß?

Auf einer 200 Kilometer langen Strecke reihen sich kunstvoll bemalte Silos aneinander. Die gigantischen Speicher wurden mit Bildern aus dem ländlichen Alltag verziert und sind unglaublich schön
Auf einer 200 Kilometer langen Strecke reihen sich kunstvoll bemalte Silos aneinander. Die gigantischen Speicher wurden mit Bildern aus dem ländlichen Alltag verziert und sind unglaublich schön
Es ist 7 Uhr morgens und ich krieche aus meinem Zelt, das sich über Nacht in ein Treibhaus verwandelt hat. Bereits jetzt zeigt das Thermometer 33 °C.
Bei einem letzten Bissen von meinem mit Vegemite beschmierten Toast entgleisen mir die Gesichtszüge, während ich dieses bittere Nebenprodukt von Bier hinunterschlucke. Als wäre die Hitze nicht schon genug, muss ich vor der Abfahrt auch noch meinen undichten Hinterreifen reparieren. Aber es soll sich lohnen, denn ich werde eine 200 Kilometer lange Route kunstvoll bemalter Silos besuchen. Die gigantischen Speicher wurden mit Bildern aus dem ländlichen Alltag verziert. Obwohl sie unglaublich schön sind, muss ich irgendwann das Handtuch werfen, weil ich die Temperaturen einfach nicht mehr ertrage. Das Außenthermometer am Straßenrestaurant zeigt 47 °C an. Auch an den folgenden Tagen ist keine Besserung in Sicht. Ich beschließe, von meiner Route abzuweichen und in den kühleren und höher gelegenen „Grampians National Park“ zu fliehen, wo nahezu erfrischende 35 °C locken.
Wer bei diesem Anblick ins Schwitzen kommt, dem muss ich sagen: Es ist nicht warm. Es ist brütend heiß! Bei 47 °C im Schatten sollte man tatsächlich zweimal überlegen, ob man das Risiko auf sich nehmen will. Passanten kommen hier nur selten vorbei, sodass eine Panne oder ein Unfall lebensbedrohliche Folgen haben könnten
Wer bei diesem Anblick ins Schwitzen kommt, dem muss ich sagen: Es ist nicht warm. Es ist brütend heiß! Bei 47 °C im Schatten sollte man tatsächlich zweimal überlegen, ob man das Risiko auf sich nehmen will. Passanten kommen hier nur selten vorbei, sodass eine Panne oder ein Unfall lebensbedrohliche Folgen haben könnten
Die kurvenreiche Strecke bietet eine gute Gelegenheit, das Fahrverhalten meiner voll beladenen V-Strom zu testen. Das Motorrad erfordert zwar etwas mehr Einsatz, um der gewundenen Straße zu folgen, aber seine Handlingeigenschaften hat es nicht verloren. Sogar die eher mittelmäßigen Bremsen fühlen sich bei den etwas kühleren Temperaturen nicht ganz so schwammig an und steigern mein Zutrauen. Mit kaum noch sichtbaren Angststreifen am Hinterreifen, dafür mit einem breiten Lächeln im Gesicht komme ich auf einem Campingplatz unter hohen Eukalyptusbäumen an, der von freundlichen Holländern betrieben wird. Ich bleibe für mehrere Tage und nutze sie für unzählige schöne Fahrten in dieser traumhaften Gegend.
Tipp: Lässt man die Touristen weit hinter sich, hat man gute Chancen, einen „Billabong“ zu finden, den man nur mit wenigen Fremden teilen muss. Herrlich!

Zeit für die Hügel von Adelaide

Sobald ich die Stadt verlasse, weichen die geraden, rechtwinklig verbundenen Stadtstraßen kurvigen Pisten, die sich durch die hügeligen Berge schlängeln.
Sobald ich die Stadt verlasse, weichen die geraden, rechtwinklig verbundenen Stadtstraßen kurvigen Pisten, die sich durch die hügeligen Berge schlängeln.
Endlich beginnen die Temperaturen zu sinken und es ist Zeit, sich weiter in Richtung Adelaide zu wagen. Die weite, flache Landschaft geht langsam in viele nahtlos verbundene Hügel über, die reichlich Fahrspaß versprechen! Obwohl Adelaide nicht das Metropolgefühl von Sydney bietet, hat es viele versteckte Reize, für die sich ein Besuch lohnt. Ich plane eine Route durch die Weinberge in den Norden dieser unterschätzten Perle. Schließlich bin ich zum Fahren hier. Sobald ich die Stadt verlasse, weichen die geraden, rechtwinklig verbundenen Stadtstraßen kurvigen Pisten, die sich durch die hügeligen Berge schlängeln. Meine Gedanken schweifen ab und Zufriedenheit erfüllt mich. Ich erlebe die Landschaft, spüre, wie das Motorrad über die Straße schwingt, während der Wind wechselnde Gerüche in meinen Helm trägt. In diesem Augenblick beschäftigt sich mein Kopf mit nichts außer meinem eigenen persönlichen Erlebnis und der vorbeiziehenden Welt um mich herum. Das ist der Grund, warum ich Motorrad fahre.

Kangaroo Island

Die Kangaroo Island würde ihrem Namen nicht gerecht, wenn es hier keine Kängurus gäbe. Tatsächlich sind sie so zahlreich, dass man sie mit der Zeit kaum noch wahrnimmt
Die Kangaroo Island würde ihrem Namen nicht gerecht, wenn es hier keine Kängurus gäbe. Tatsächlich sind sie so zahlreich, dass man sie mit der Zeit kaum noch wahrnimmt
Die Zeit vergeht schneller als mir lieb ist und ich befinde mich bereits auf halber Strecke meiner Reise. In knapp einem Monat werde ich im Flugzeug nach Vietnam sitzen, um mein nächstes Motorradabenteuer zu wagen.
Mir ist klar, dass ich einen Zahn zulegen muss, um rechtzeitig anzukommen. Deshalb buche ich am nächsten Morgen das frühestmögliche Boot nach Kangaroo Island. Meine Zeit auf der Insel beschränkt sich auf die Sehenswürdigkeiten.
Leuchtturm am Cape du Couedic
Leuchtturm am Cape du Couedic
Auf dem Weg zum Campingplatz besuche ich mit „Seal Bay“ gleich das größte Highlight auf Kangaroo Island. Es ist ein Spektakel, die jungen Seelöwen in den Wellen spielen zu sehen, während die erwachsenen Tiere glückselig in der Sonne faulenzen. Die Insel würde ihrem Namen nicht gerecht, wenn es hier keine Kängurus gäbe. Tatsächlich sind sie so zahlreich, dass man sie mit der Zeit kaum noch wahrnimmt. Die Fahrt zum Nationalpark (Flinders Chase) bietet einen unglaublichen Ausblick auf die felsige Küste, die von den ankommenden Wellen heftig getroffen wird. Zwei Tage sind für die Insel mehr als genug und ich verlasse sie wieder, um mich auf den Weg zur Great Ocean Road zu machen.

Die Great Ocean Road

Auf dem Weg dorthin komme ich an der Salzwüste von Coorong vorbei, die ich schweren Herzens nicht erkunde, um nicht mitten im Nirgendwo mit dem Motorrad stecken zu bleiben. Ich möchte nicht dieser eine Tourist sein, über den sie in der Tageszeitung berichten ...
Die Great Ocean Road ist einer der Höhepunkte meiner Reise, nicht nur wegen des natürlichen Reichtums an Salz, sondern auch wegen der spannenden Streckenführung und den atemberaubenden Ausblicken
Die Great Ocean Road ist einer der Höhepunkte meiner Reise, nicht nur wegen des natürlichen Reichtums an Salz, sondern auch wegen der spannenden Streckenführung und den atemberaubenden Ausblicken
Der Küstenstraßenabschnitt ist einer der Höhepunkte meiner Reise, nicht nur wegen des natürlichen Reichtums an Salz, sondern auch wegen der spannenden Streckenführung und den atemberaubenden Ausblicken. Zumindest ist das der Fall, wenn man den Horden von Touristen zuvorkommt. Sobald ein Touristenbus hält, überfluten sie jeden Ort in einer großen Schar und scheinen fast wie eine der sieben Plagen in der Touristenbibel zu sein. Die Maxime lautet deshalb: Versuche ihnen voraus zu sein! Je nach Gezeiten kann man am Strand, entlang der beeindruckenden vertikalen Felsformation, spazieren gehen. Ein Muss!
Als ich zum Parkplatz zurückkehre, traue ich meinen Augen nicht, als ich einen Touristen sehe, der auf meinem Motorrad sitzt und für ein Selfie posiert. Er scheint sich keiner Schuld bewusst zu sein – selbst als ich in voller Montur neben ihm stehe. Ohne ein Wort zu sagen, steigt er mit einem unschuldigen Lächeln im Gesicht wieder in den Reisebus. Das ist eindeutig das Zeichen für mich, weiter nach Melbourne zu fahren.

Von Melbourne nach Canberra!

Ich checke in der „Europa-Herberge“ im Zentrum von Melbourne ein, wo ich mir einen Schlafsaal mit siebzehn Unbekannten teilen soll. Ich fasse mir ein Herz und hoffe, dass niemand in meinem Zimmer schnarcht, aber die vielen Schnapsflaschen verraten, dass ich mir besser ein paar anständige Ohrstöpsel kaufen sollte. Melbourne fühlt sich angenehm europäisch an und es gibt eine Menge Kulturelles zu entdecken. Neben den zahlreichen charaktervollen Gassen mit ihren trendigen Bars und Restaurants spielen Straßenkünstler und Musiker am Hafen, die die Szenerie erst richtig zum Leben erwecken. Das gemütliche Küstenstädtchen St. Kilda steht im Kontrast dazu und hinterlässt bei mir einen besonderen Eindruck durch das Gedränge der Menschen, die am Kai auf und ab gehen, die erfolglosen Fischer, die dennoch geduldig warten und die schaukelnden Rümpfe der Segelboote mit der Großstadt im Hintergrund.
St. Kilda ist ein Stadtteil von Melbourne, Australien
St. Kilda ist ein Stadtteil von Melbourne, Australien
Ich gönne mir ein paar Fish and Chips und plane währenddessen über das quälend langsame 4G-Netz eine kurvenreiche Route nach Canberra. Mit der Musik von „Worakls“, die durch meine Gegensprechanlage dröhnt, mache ich mich in gemächlichem Tempo auf den Weg. Meine treue V-Strom und ich beginnen einen symbiotischen Tanz, bei dem wir uns in die engen Kurven wagen. Ich steuere mein Motorrad entlang der südlichen Route des Murray River, der von der späten Nachmittagssonne in einen goldenen, glühenden Farbton getaucht wird. Vorbei an Feldern mit langem, überhängendem Gras rieche ich den Duft der Natur. Ich finde keine Worte, um dies zu beschreiben. Auch ein Foto könnte dem niemals gerecht werden. Manchmal kann man die Schönheit nur einfangen, indem man an der Erinnerung festhält. Ich bin eindeutig im Motorrad-Vibe und kann spüren, wie das Vertrauen wächst, was zu tieferen Schräglagen und höheren Geschwindigkeiten führt. Doch hier geht es nicht darum, Grenzen zu überschreiten, sondern darum, mit Mensch und Maschine auf ein Abenteuer zu gehen. Als ich alle Kurven aus diesem Abschnitt herausgequetscht habe, überlege ich kurz, die zurückliegenden fünfundvierzig Kilometer noch einmal zu fahren, aber dafür bleibt mir keine Zeit. Auf zu einem bequemen Bett in Canberra!

Blue Mountains

Um der drückenden Hitze zu entfliehen, bietet sich ein Abstecher zu den Blue Mountains an. Die hohen Berge locken mit kühlem Klima und einem fantastischen Ausblick
Um der drückenden Hitze zu entfliehen, bietet sich ein Abstecher zu den Blue Mountains an. Die hohen Berge locken mit kühlem Klima und einem fantastischen Ausblick
Ich spüre, dass ich mich den Blue Mountains nähere, denn die kalte Bergluft kriecht mir in die Knochen und lässt mich frösteln. Die Bergregion ist ein Vergnügen für jeden Motorradfahrer und bietet viele schöne Strecken. Ich habe mich schon sehr darauf gefreut, hier zu sein, doch meine Zeit ist knapp bemessen und nach zwei langen Tagen im Sattel muss ich bereits nach New Castle aufbrechen. Auf dem Parkplatz bemerke ich eine Undichtigkeit an der Gabel. Ein Defekt, der mich früher angesichts der hohen Kosten blass werden ließ. Zum Glück bin ich heute klüger – und bequemer – geworden und behebe das Problem mit einem „seal mate“. Mit dem Motocross-Werkzeug zur Reinigung von Gabelsimmerringen ist der ganze Dreck, der sich zwischen den Dichtungen festgesetzt hat, schnell entfernt. Problem gelöst. Und Zeit gewonnen, um die kalte Luft gegen warmes Surfwetter zu tauschen!

Surfen in New Castle

New Castle – Surferstadt an der wunderschönen Ostküste des Bundesstaates New South Wales
New Castle – Surferstadt an der wunderschönen Ostküste des Bundesstaates New South Wales
„Verdammt, wo ist mein Surfbrett!?“, frage ich mich panisch, als ich nach zwei aufeinanderfolgenden Wellen endlich den Kopf über Wasser halten kann und zurück ans Ufer stolpere. Das brennende Gefühl der Sonnencreme in meinen Augen macht es nicht einfacher, mein herrenloses Sportgerät wiederzufinden. Ich stelle fest, dass ich auf zwei Rädern besser unterwegs bin als auf dem Brett und lasse das Wasser nach einem anstrengenden Nachmittag hinter mir. New Castle ist die Quintessenz einer Surferstadt an der wunderschönen, sonnenverwöhnten Ostküste des Bundesstaates New South Wales. Etwas mehr als zwei Stunden nördlich von Sydney gelegen, leuchten wunderschöne Strände, ein faszinierender Hafen, eine eklektische Kunstszene und ein entspannter Lebensstil durch den Schatten seines industriellen Erbes. New Castle ist eine dieser Städte, in denen man leicht mehrere Tage verbringen kann, ohne ein großes Programm zu haben: ein bisschen surfen, ein Bier mit anderen Backpackern trinken, während das Fleisch auf einem der öffentlichen Grills am Strand brutzelt – herrlich!
An meinem letzten Tag lande ich am „Bogey Hole“, ein Pflichtbesuch, wenn man hier ist. Im Jahr 1819 wurde das Loch von englischen Sträflingen per Hand aus der Felsplattform herausgehauen, um einen Pool für Major James Morisset zu schaffen. Für mich ist es an der Zeit weiterzuziehen, denn mein australischer Ersatzvater erwartet mich auf seiner Honda Pan European 250 Kilometer nördlich in Port Macquarie.

Wim und seine Pan

Auf dem Weg zu Wim wird mir schlagartig bewusst, dass ich nur noch eintausend Kilometer vor mir habe, bevor mein australisches Leben vorerst ein Ende hat. Also sollen die letzten Etappen etwas Besonderes werden. Als Tribut an meinen ‚partner in crime‘, die kleine V-Strom, achte ich darauf, auf den letzten Metern keine Kurve auszulassen. Der Gasgriff öffnet sich und während ich mein Motorrad durch die langgezogenen Kurven steuere, kann ich nur erahnen, was für eine gute Wahl es war, die komfortable Suzuki für meine Reise zu kaufen. Trotz ihrer 105.000 Kilometer Laufleistung hat sie mich nicht einen Moment im Stich gelassen. Hinter der hochklappbaren Scheibe genieße ich unglaublich guten Windschutz. Was den Verbrauch angeht, so begnügt sich die vollgepackte Maschine mit 4,6 bis 5,1l/100 km. Für Australien ist die Reichweite damit mehr als ausreichend. Da ich weiß, dass mein 64-jähriger Freund eher gemächlich unterwegs sein wird, gebe ich bis dahin noch einmal Gas. Der letzte Abschnitt führt mich über schöne kurvige Landstraßen.
Im Licht der untergehenden Sonne nehme ich gedanklich bereits Abschied von meiner treuen V-Strom. Meine Erwartungen hat sie übertroffen. Müsste ich den gleichen Trip nochmal machen, fiele meine Wahl wieder auf die Suzuki
Im Licht der untergehenden Sonne nehme ich gedanklich bereits Abschied von meiner treuen V-Strom. Meine Erwartungen hat sie übertroffen. Müsste ich den gleichen Trip nochmal machen, fiele meine Wahl wieder auf die Suzuki
Fahrerisch wenig anspruchsvoll macht die Umgebung mit ihren vielen Holzbrücken, weiten grünen Landschaften und langen schnellen Kurven das wieder wett. Meine Ankunft in Port Macquarie fühlt sich gleichermaßen wie ein Abschied von meiner V-Strom und von diesem sonnigen Land an. Leider scheint das mit der Sonne nicht immer zuzutreffen, denn auf der Rückfahrt sind uns nur wenige regenfreie Momente gegönnt. Es ist gut, dass wir fast am Ziel sind, denn durch die Hitze und den rauen Asphalt sind meine Reifen verschlissen und nach 11.000 Kilometern ist nicht mehr viel von ihrem Profil übrig. Als sich das Wetter endlich bessert, kommen wir zu Hause an, wo ein leckeres BBQ auf uns wartet.

Murphys Gesetz

Zeit Abschied zu nehmen. Ich schaffe es, mein Motorrad einem gewissen „Jim“ zu verkaufen, der extra von Sydney nach Brisbane fliegen will, um es anschließend auf Achse zurück zu fahren. Als guter Verkäufer will ich dabei sicherstellen, dass die V-Strom sauber und gepflegt übergeben wird. Deshalb entferne ich den Schmutz meiner Reise gründlich mit einem Hochdruckreiniger. Keine gute Idee: Selbst nachdem ich das Motorrad tagelang getrocknet und erfolglos zu einer Werkstatt gebracht habe, kann ich es nur mit einem schmerzhaften Verlust von 2.500,-- Dollar verkaufen. Dafür kann ich die Geschichte hier abschließen und für die nächste nach Vietnam fliegen, denn es ist nicht das Ende meiner Reise, sondern nur der Abschied von Australien.

Motorradtour Australien: Kangaroo Island und die Great Ocean Road – Infos

Motorradtour Australien: Kangaroo Island und die Great Ocean Road
Nach mehreren Jahren im australischen Brisbane soll eine Motorradtour entlang der Great Ocean Road bis hinunter nach Kangaroo Island zum würdigen Abschied von diesem faszinierenden Kontinent werden.

Allgemeine Infos

Nein, es ist nicht immer sonnig. Viele sehen Australien als ein sehr trockenes Land, in dem es permanent heiß ist, aber die Realität sieht anders aus. Der Norden und der Süden des riesigen Landes sind klimatisch sehr unterschiedlich. Der Norden ist tropisch heiß und feucht. Der Süden ist ein Ort, an dem man vier Jahreszeiten an einem Tag erleben kann. November bis Februar sind die heißesten und feuchtesten Monate. Auch wochenlanger Regen ist möglich. Je nach Standort sollte die Zyklon-Saison beachtet werden, die im Februar beginnt. Von März bis Oktober herrscht Trockenzeit, dann kühlen auch die Temperaturen etwas ab.

Anreise

Die Tour startet nördlich von Brisbane, der drittgrößten Stadt Australiens. Aus Deutschland kommend lässt Brisbane sich beispielsweise von Frankfurt aus mit ein bis zwei Zwischenstopps per Flug erreichen. Die Reisezeit kann zwischen 23 bis 30 Stunden betragen. Alternativ fliegt man nach Sydney und startet von dort.

Motorradmiete
Ein Motorrad zu mieten scheint für die meisten Leute die beste und sicherste Option zu sein, wenn sie Australien nur für einen kurzen Zeitraum besuchen. Plant man, für mehrere Monate oder länger zu bleiben, kann es lohnen, ein Motorrad zu kaufen. Ein Motorrad zu kaufen, zu registrieren und zu versichern, lässt sich innerhalb eines halben Tages erledigen. Eine Versicherung ist nicht vorgeschrieben, aber sehr empfehlenswert!

Unterkunft
Die Übernachtungen sind der größte Kostenpunkt in Australien. Gemessen an europäischen Standards ist die Qualität der Motels und Hotels dem Preis selten
angemessen. Für anständige Hotels zahlt man zwischen 80 und 100 AUD (50 bis 65 Euro pro Nacht). Ein Bett in einem Schlafsaal liegt bereits bei 30 bis 50 AUD (19 bis 32 Euro). Für einen Campingplatz zahlt man zwischen 20 und 50 AUD (13 bis 32 Euro). An Touristenhotspots steigt der Preis während der Ferienzeit erheblich an.

Beste Reisezeit

Auf der gefahrenen Route war das Wetter in der Zeit von Februar bis April motorradtauglich.

Verpflegung

Die Preise im Supermarkt liegen 25 bis 30 Prozent über denen in Deutschland. Das summiert sich mit der Zeit, vor allem, wenn man aufgrund der Größe des Landes lang unterwegs ist. Sparfüchse setzen auf Selbstversorgung. Restaurants gibt es überall – richtig gute Restaurants sind selten.

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