NOKin’ on Heaven’s Door

Ostsee oder Nordsee: Wo soll er denn hingehen, der Kurztrip ans Meer? Unser Tipp: am besten an beide Küsten – mit ganz viel Wasser dazwischen! Perfekter Wegweiser: der Nord-Ostsee-Kanal, Kosename „NOK“.
NOKin’ on Heaven’s Door Ostsee oder Nordsee: Knapp 100 Kilometer lang, verbindet die Schiffspassage Brunsbüttel und Kiel. Dann mal Leinen los – auf zum Kanal-Hopping!
NOKin’ on Heaven’s Door Die nächste Fähre kommt bestimmt: Je nach Anlegestelle pendeln die Fähren teils rund um die Uhr von Ufer zu Ufer
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Alexander Klose, Bernd Ahrens
Knapp 100 Kilometer lang, verbindet die Schiffspassage Brunsbüttel und Kiel. Dann mal Leinen los – auf zum Kanal-Hopping!
Songs über das Meer gibt es wie Sand am Strand. Streamingportale wie Spotify oder Apple Music liefern sie in allen Sprachen und für alle Stimmungslagen. Nehmen wir nur mal Charles Trenet: Anno 1968 stimmte der Künstler aus Narbonne erstmals „La Mer“ an und schuf damit die ultimative französische Ode an Sommer, Wind und Wellen. Disney-Krabbe Sebastian trällerte für Meerjungfrau Arielle „Under the sea“ („Unter dem Meer“). Und der kölschen Kultband AnnenMayKantereit verdanken wir die so wahre wie weise Strophe „Drei Tage am Meer, und ich weiß wieder, wer ich bin“.
Auch Deutsch-Hip-Hopper lieben das Meer. 30 Jahre ist es jetzt her, dass Fanta 4 den „Tag am Meer“ gepriesen haben. „Jetzt bist du da, ein Stück deiner Zukunft dabei ...“, dazu sanftes Meeresrauschen, sphärische Klänge, gestreichelte Drums. Wer bei diesen Vibes keine Sehnsucht nach leichtem Wind und sanften Wellen bekommt, muss Bergsteiger sein oder Maulwurf.
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Meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt

Schiffsverkehr-Idylle: In Brunsbüttel und Kiel-Holtenau regeln mächtige Schleusen die Ein- und Ausfahrt in den Nord-Ostsee-Kanal
Schiffsverkehr-Idylle: In Brunsbüttel und Kiel-Holtenau regeln mächtige Schleusen die Ein- und Ausfahrt in den Nord-Ostsee-Kanal
Die See weckt Sehnsüchte. Nach Ferne, Romantik, Freiheit. Nach auf und davon segeln, nach Aufbruch und Ankommen, nach eins sein mit den Gezeiten. Manchen reicht bereits ein Badeteich, anderen ein Fluss, Hauptsache Wasser und gern Boote. In Brunsbüttel und Kiel setzen sie noch einen drauf: Da gibt es zum offenen Meer mit reichlich Schiffsverkehr noch einen spektakulären Kanal mit monumentalen Schleusen. Genauer: die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt – den Nord-Ostsee-Kanal, kurz „NOK“. Exakt 26.882 Schiffe haben die 98,637 Kilometer lange Bundeswasserstraße im Jahr 2022 befahren. Für Zahlenfreunde: Das sind gut 400 weniger als 2021 (27.293), macht aber immer noch fast 74 Pötte pro Tag – plus jährlich mehr als 10.000 Sportboote. Segeln ist verboten, Baden auch. Einzige Ausnahme ist die gut versteckte Bade- und Wendestelle Klein Westerland mit angeschlossenem Campingplatz rund 25 Kilometer nordöstlich von Brunsbüttel beziehungsweise knapp 100 km südwestlich von Kiel-Holtenau.
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Nautik unter Flutlicht

Bei Urlaubern steht der NOK hoch im Kurs. Nirgendwo sonst in Deutschland kommt man riesigen Containerschiffen so nah. An manchen Tagen gleiten sie hintereinanderweg wie auf einer Parade und lassen gar nicht mal so kleine Wellen an die Ufersteine klatschen. Nachts ist der Wasserboulevard im Stil belgischer Autobahnen durchgängig beleuchtet. Im Abstand von 250 Metern stehen sich Lampenmasten gegenüber. Die „Tor-Ketten-Richtfeuer-Linie“ macht den 1895 eröffneten Kanal zur 24/7-Route. Nautik unter Flutlicht.
Am 3. Juni 1887 verbuddelte Kaiser Wilhelm I. in Kiel-Holtenau den Grundstein für die Wohlstand verheißende Wasserschneise. Anfangs 67 Meter breit und neun Meter tief, wuchs die Verbindung zwischen Kieler Förde (Ostsee) und Elbmündung (Nordsee) in mehreren Ausbauschritten deutlich an – auf bis zu 90 Meter Breite in der Sohle und bis zu 160 Metern zwischen den Ufern. Die Wassertiefe beträgt heute elf Meter. Damit können auch richtig große Ozeankähne passieren. Und Kreuzfahrtriesen. Und millionenschwere Megajachten. In Schacht-Audorf, unweit der Rader Hochbrücke und Borgstedter Enge, lässt die Lürrsen-Kröger Werft ihre oft 90 bis 125 Meter langen „Was kostet die Welt“-Luxuskähne zu Wasser. Die Auftraggeber sind meist streng geheim, nicht so die angemeldeten Erprobungsfahrten. Wann immer es so weit ist, säumen Schaulustige die Ufer des NOK und bestaunen, was da dieses Mal auf den NOK gleitet und über die Schleuse in Kiel-Holtenau zur Ostsee hinausschippert, um dort seine Seetüchtigkeit unter Beweis zu stellen.

Skagerrak-Shortcut mit Doppelschleusen

Zwölf klassische Fähranleger listen die einschlägigen NOK-Websites auf, hinzu kommen die im März 2022 wieder in Betrieb genommene Schwebefähre unter der Rendsburger Hochbrücke und die reine Personenfähre im Kieler Hafen, macht 14 NOK-Transits insgesamt, plus Brücken, zehn Stück an der Zahl mit einer lichten Durchfahrtshöhe von 42 Metern. In Brunsbüttel und Kiel-Holtenau regeln jeweils zwei Doppelschleusen das Befahren des Skagerrak-Shortcuts.
Rund acht Stunden dauert die Schifffahrtspassage durch den NOK. Jeden einzelnen Fähranleger mit dem Motorrad anzusteuern und der Reihe nach zu nutzen, dauert ähnlich lang. Am besten gönnt man sich mindestens eine Nacht vor Ort oder auch zwei. Auf circa halber Strecke, nördlich von Rendsburg, lockt in Kropp das Motorrad & Reisen-Hotel Wikingerhof (siehe Infoteil). Wer mit Zelt reist, kann den Naturcampingplatz Wrohe am Westensee ansteuern – rund 20 Fahrminuten südlich des NOK – oder direkt am Kanal sein Lager aufschlagen, zum Beispiel auf dem Campingplatz Hohenhörn.

Eilig haben es hier nur die Schiffe auf dem Kanal

Die nächste Fähre kommt bestimmt: Je nach Anlegestelle pendeln die Fähren teils rund um die Uhr von Ufer zu Ufer
Die nächste Fähre kommt bestimmt: Je nach Anlegestelle pendeln die Fähren teils rund um die Uhr von Ufer zu Ufer
Wer sich die Zeit fürs Kanal-Hopping nimmt, der erlebt die wohltuende Langsamkeit des Seins und den Spaß am gemächlichen Schippern. Die Wartezeiten an den Fähranlegern sind kurz, die Passagen sind es auch. Nach wenigen Minuten rollt man auf der Nord- oder Südseite des NOK wieder von Bord. Weiter geht es. Der Weg ist das Ziel zwischen den Meeren. Eilig haben es hier nur die Schiffe auf dem Kanal: „Der NOK bringt je nach Abfahrts- und Zielhafen erhebliche Wegevorteile, im Schnitt sind es 250 Seemeilen, also 463 Kilometer weniger“, erklärt Thomas Fischer vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Brunsbüttel. Das spart Zeit. Und Zeit ist bekanntlich Geld im Transportgewerbe. Von den Kosten fürs Schwerölfutter der Schiffsdiesel ganz zu schweigen.
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Sonnenstrahlen erheischen in den Alleen

Meer und Alleen: Kanal-Hopper auf dem Motorrad sollten die Navi-Einstellung „kurvenreiche Strecke“ wählen. Dann geht es wie hier bei Eggstedt durch die malerische Landschaft
Meer und Alleen: Kanal-Hopper auf dem Motorrad sollten die Navi-Einstellung „kurvenreiche Strecke“ wählen. Dann geht es wie hier bei Eggstedt durch die malerische Landschaft
Rad- und Motorradfahrer kommen sich kaum ins Gehege am NOK. Die Drahteselbiker können des Kaisers Kanal beidseitig fast in Gänze am Wasser abfahren. Auf Wegen, die für Motorräder gesperrt sind. Rund 325 Kilometer misst die NOK-Route für Radler. Ein ganz schön strammer Ritt. Wohl dem, der dabei E-Bike-Unterstützung hat. Auf dem Motorrad kommen charmante Abstecher ins malerische Hinterland von Schleswig-Holstein hinzu. Stattliche Landsitze, beschauliche Dörfer, urige Ausflugslokale – hier holt dich der Norden richtig ab. Und wer mag, der kann es sich richtig gut gehen lassen.
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Pannfisch mit Pommes, Steaks vom Weiderind, vegane Nuggets auf Blattsalat, dazu hausgemachte Schorle oder Radler: Die Küche am Kanal geht fix und macht satt. Im Takt der Fähren wird gemampft und geklönt. Je nach Anleger gibt es Wechsel- und/oder Pendelbetrieb. Ist die Fähre weg, nimmste halt die nächste, lautet die Regel am NOK. Ruhe ausstrahlen, nur keine Hektik. Kost’ ja nüscht, wie der Norddeutsche sagt – die Fähren verkehren gratis.

Fähr-Hopping im Tiefland

Voll der Betrieb: Oben auf der Fachwerkbrücke Hochdonn rollt der Zugverkehr, unten übers Wasser schippern Frachtschiffe, Jachten und Fähren wie die Swinemünde. Das knallorangefarbene Tankschiff Helga Essberger gleitet gen Kiel
Voll der Betrieb: Oben auf der Fachwerkbrücke Hochdonn rollt der Zugverkehr, unten übers Wasser schippern Frachtschiffe, Jachten und Fähren wie die Swinemünde. Das knallorangefarbene Tankschiff Helga Essberger gleitet gen Kiel
Die Etappen von Fähranleger zu Fähranleger sind meist kurz. Von der Aussichtsplattform an der Schleuse in Brunsbüttel – idealer Startpunkt des NOK-Land-Törns – zur Kanalquerung Kudensee beispielsweise dauert es keine Viertelstunde. Von dort geht es auf der Südseite durch Ecklak und Aebtissinwisch zur Kanalfähre Burg und dann auf der Nordseite nach Hochdonn. Unweit des Anlegers ragt die berühmte Eisenbahn-Fachwerkbrücke 56,38 Meter hoch auf. Ab der Kanalfähre Hohenhörn geht es kilometerlang unweit des Kanalufers entlang. Kurs Nordost, immer Richtung Kiel. Kurven jagen Motorradfahrer hier oben im Norden meist vergeblich. Dafür locken rechts und links vom NOK Abstecher in kleine, teils wunderschöne Alleen. Abends spielt die untergehende Sonne hier virtuos mit dem Licht. Eine grandiose Stimmung, wie sie sonst wohl nur das Meer zustande bringt. NOKin’ on Heaven’s Door – das geht am NOK auch ohne glitzernde Wellen. Solange kein Reisemobil im Weg steht.

Wohnmobilisten und Schiff-Spotter

Harley-Davidson ist „auf Wacken“ omnipräsent. 2022 verloste man gar ein Bike im Wert von 60.000,-- Euro
Harley-Davidson ist „auf Wacken“ omnipräsent. 2022 verloste man gar ein Bike im Wert von 60.000,-- Euro
Einzelhäuser auf Rädern gibt es hier in der Reise- und Ferienzeit natürlich ohne Ende. Sobald die Temperaturen anziehen, säumen sie die Uferparkplätze – teils auf der Durchreise nach Skandinavien, teils als begeisterte Schiff-Spotter. Die zahlreichen Wohnmobilparks sind in Ufernähe meist erhöht. Dadurch haben die Camper freien Blick auf die vorbeiziehenden Pötte. Die wackeren Angler am Ufer freuen sich nicht immer über die Gesellschaft: Ruhe hilft bekanntlich beim Fischen. Salzwasserarten wie Dorsch und Hering, Brackwasserarten wie Flunder und Zander, Süßwasserarten wie Schleie und Karpfen – hier gibt es für Ruten fette Beute, trotz des immensen Schiffsverkehrs. Einmal im Jahr wird es richtig laut am Kanal: WACKÄÄÄHN! Das Wacken Open-Air-Festival – kurz W:O:A – ist Rockfans heiliger als Katholiken die Osterbotschaft im Petersdom. Vier Tage lang ist die kleine, verschlafene Ortschaft unweit des Fähranlegers Hochdonn mit ihren nicht einmal 2.000 Einwohnern fest in der Hand von Metal-Jüngern aus ganz Europa. Zu den Headlinern 2023 (2. bis 5. August) gehören Iron Maiden und Helloween, dazu gibt es Rocklegenden wie Uriah Heep und Doro sowie Shanty-Knaller à la Santiano und Schandmaul. Insgesamt sind mehr als 140 Bands am Start. Jede Wette: Auch dieses Jahr werden sie es am NOK krachen lassen, als gäbe es kein Morgen.

Seit über 30 Jahren gilt im beschaulichen Örtchen Wacken in Schleswig-Holstein einmal im Jahr absoluter Ausnahmezustand. Wenn für ein Wochenende rund einhunderttausend Metalfans zum Holy Ground – wie das Festivalgelände genannt wird – pilgern, hat für die Anwohner das gewohnte Alltagsleben Pause. Mitzufeiern oder in den Urlaub zu fahren, sind die einzig validen Optionen. Viele Ortsansässige entscheiden sich für Ersteres. Das Festival gilt als friedliche Party mit willkommenen Besuchern. Der Bezug zum Motorradfahrer entsteht spätestens, wenn Harley-Davidson ins Spiel kommt. Trat die Company im letzten Jahr gar als Hauptsponsor auf und verloste ein Custombike im Wert von rund 60.000 Euro, so wird Harley auch in diesem Jahr durch die vielen Besucher präsent sein. Dress-Code: Schwarz mit dem Schriftzug der Lieblingsband. Wer das nicht hat, läuft zumeist mit einem T-Shirt der BigTwin-Fanatiker aus Milwaukee auf. In diesem Jahr findet das Heavy-Metal-Festival vom 02. bis zum 05. August statt. Die bekanntesten Headliner sind die „Jungs“ von Iron Maiden. Kurzentschlossene haben nur wenig Chancen auf einen spontanen Besuch. Die Tickets sind längst restlos ausverkauft.

Verdienstorden für die W:O:A-Väter

W:O:A forever! Das Wacken Open-Air-Festival ist für Metal-Fans ein Muss. Wer mal kurz raus will aus dem Bassgehämmer, kann sich auf der Kanalfähre Hochdonn den Kopf frei pusten lassen. Der Fähranleger ist quasi gleich ums Eck
W:O:A forever! Das Wacken Open-Air-Festival ist für Metal-Fans ein Muss. Wer mal kurz raus will aus dem Bassgehämmer, kann sich auf der Kanalfähre Hochdonn den Kopf frei pusten lassen. Der Fähranleger ist quasi gleich ums Eck
Seit 1990 pilgern hartgesottene Headbanger ins NOK-Nirwana. Im ersten Jahr kamen 800 Besucher, zehn Jahre später waren es schon 25.000, 2022 erstmals 100.000 Tanz- und Trinkwütige. Sonnenbrandinferno oder knietiefer Matsch – völlig egal: Am ersten August-Wochenende zählt nur Wacken! Dieses Jahr rechnen die Veranstalter mit 110.000 Gästen an vier Tagen. Die Karten waren innerhalb von fünf (!) Stunden ausverkauft. Thomas Jensen und Holger Hübner, die Köpfe hinter der Rocksause, wurden 2019 mit dem Verdienstorden des Landes Schleswig-Holstein ausgezeichnet. „Sie haben Wacken zur Welt-Hauptstadt des Heavy Metal gemacht“, befand Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther bei der Verleihung. Nur zweimal wurde das W:O:A-Festival bislang abgesagt – 2020 und 2021, in der Hochphase der Covid-19-Pandemie. Großsponsor 2022 war Harley-Davidson. Dieses Jahr überlässt die Marke anderen die Bühne – und feiert selbst mächtig ab auf den „120 Jahre HD“-Sausen in Budapest (22.–25.06.2023) und Milwaukee (13.–16.07.2023). Am Nord-Ostsee-Kanal setzen die Tourismusmanager auf Besinnlicheres: Am Samstag, 2. September, laden sie zum 15. NOK-Romantika. Beim größten Lichterfest Schleswig-Holsteins verwandeln Tausende von bunten Lampen, Candlebags, Leuchtstäben, LED-Installationen und Lichterketten die Uferzone samt Schiffspassage in ein Meer von Farben.
Es gibt nichts zu verbessern
Nichts was noch besser wär'
Außer dir im Jetzt und Hier
Und dem Tag am Meer"
Aus: Tag am Meer, Die Fantastischen Vier, 1993

Motorradtour Nord-Ostsee-Kanal – Kosename „NOK“ – Infos

Motorradtour Nord-Ostsee-Kanal – Kosename „NOK“
Ostsee oder Nordsee: Wo soll er denn hingehen, der Kurztrip ans Meer? Unser Tipp: am besten an beide Küsten – mit ganz viel Wasser dazwischen! Perfekter Wegweiser: der Nord-Ostsee-Kanal, Kosename „NOK“. Knapp 100 Kilometer lang, verbindet die Schiffspassage Brunsbüttel und Kiel. Dann mal Leinen los – auf zum Kanal-Hopping!

Allgemeine Infos

Schleswig-Holstein zählt zu den beliebtesten Urlaubsregionen Deutschlands. Am Wetter kann das nicht liegen: Im Sommer 2022 kam das nördlichste Bundesland nur auf 740 Sonnenstunden. Das beschert der Küstenregion den letzten Platz im bundesweiten Sonnenstunden-Ranking. Zum Vergleich: Die sonnenreichsten Bundesländer – das Saarland und Baden-Württemberg – strahlten 910 Stunden beziehungsweise 900 Stunden lang Wärme und Sonnenlicht aus. Aber nun: Dafür gibt es da unten kein Meer – ganz anders als in „Schleswig-Holstein, meerumschlungen, deutscher Sitte hohe Wacht“. So lautet die erste Strophe der Landeshymne, die der regionale Privatsender Radio Schleswig-Holstein (R.SH), „die Stimme des Nordens“, Nacht für Nacht um 00.00 Uhr spielt; nennen wir es einfach mal Patriotismus light. 

2022 feierte Schleswig-Holstein einen neuen Tourismusrekord: 37,5 Millionen Übernachtungen stellen sogar das Vor-Corona-Ergebnis 2019 in den Schatten. Die Übernachtungszahlen inländischer Gäste legten dabei um drei Prozent zu, an ausländischen Gästen hapert es noch „’n büschen“ (hochdeutsch: ein bisschen) nach der Pandemie. Besuchermagnet neben den Küsten und Stränden der Ost- und Nordsee ist auch die Region dazwischen. Der Nord-Ostsee-Kanal ist ein historisches Phänomen. Schon der Bau der kühnen Wasserschneise vor rund 130 Jahren zog Arbeiter aus aller Welt an. Der NOK rangiert in einer Bekanntheitsliga mit dem Suezkanal zwischen den Hafenstädten Port Said und Port Taufiq. Den ägyptischen Kollegen durchquerten im vergangenen Jahr 23.900 Schiffe – gut 3.000 weniger als den Nord-Ostsee-Kanal, die meistbefahrene künstliche Seeschifffahrtsstraße der Welt.

Sehens- und erlebenswert

Einen Abstecher wert am NOK ist die Wilstermarsch, eine der ältesten Landschaften der Westküste, eingebettet zwischen Elbe, Stör und Nord-Ostsee-Kanal. „Deiche, Schleusen, Mühlen, Warften mit imposanten Reetdachhäusern und natürlich die tiefste Landstelle Deutschlands sind typische Merkmale für das Land unter dem Meeresspiegel“, wirbt das jährlich erscheinende NOK-Journal, die Pflichtlektüre für Kanaltouristen. Exakt 3,539 Meter unter NN misst der tiefste Punkt der Bundesrepublik. Zu finden ist er im schleswig-holsteinischen Neuendorf-Sachsenbande an der Landstraße 135 unweit von Brunsbüttel. Unbedingt anschauen und nutzen: die urige Schwebefähre Rendsburg. 1913 in Betrieb genommen, feiert der bestens gepflegte Industrie-Oldie dieses Jahr 110. Dienstjubiläum. 
  • So lang ist diese Motorradtour: ca. 150 km
  • Der höchste Punkt der Strecke: 55 Meter über NN

Anreise

Brunsbüttel oder Kiel – wo darf es denn losgehen? Wer an der Elbmündung seinen NOK-Törn startet, fährt aus Süden kommend entweder am BAB-Kreuz Nordwest von der A 7 auf die A 23 und dann bei Itzehoe auf die B 5 – oder er verlässt bei Seevetal die A 7und gönnt sich zur Einstimmung einen Kurztrip mit der Elbfähre von Wischhafen nach Glückstadt. Von dort kurvt man dann über die B 431 gen Brunsbüttel. Selbige Bundesstraße kann man alternativ auch ab der A 7-Anschlussstelle HH-Bahrenfeld nehmen; das erspart einem BAB-Gurkerei. Nach Kiel geht es am schnellsten über die A 7 und A 215 oder A 1 und B 404. Schöner und motorradkonformer ist der Umweg über die Plöner Seenlandschaft.

Beste Reisezeit

Im Frühjahr ziehen die Heringe zum Laichen von der Ostsee in den Kanal. Spätestens dann sollten sich die ersten Urlauber auf den Weg machen an den NOK und zu den traditionellen Heringsfesten, die hier allerorten zu Ehren und auf Kosten des beliebten Speisefisches zelebriert werden. Aber: Jacke nicht vergessen! Schleswig-Holstein ist mit einer Durchschnittstemperatur von 13 Grad eine der kältesten Regionen in Deutschland. Im Juli und August, traditionell die wärmsten Monate des Jahres, klettert das Thermometer durchschnittlich auf 22 Grad, neun Stunden pro Tag scheint dann die Sonne, rein statistisch. Die restliche Zeit regnet es, unken Wetterfühlige. Grundsätzlich gilt: An der Küste gibt es kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung. Auch beim Motorradfahren. Ruhiger und durchaus schön sind in der Regel die Monate Mai und September. Der Wind weht beständig das ganze Jahr über mit meist drei Beaufort.

Verpflegung

Fisch geht immer in Schleswig-Holstein, weil er in der Regel frisch aus dem Meer oder einem der zahlreichen Seen auf den Teller kommt. Alternativ gehören Fischbrötchen zum Norden wie Brezeln zum Süden. Zum Frühstück unbedingt ein Holsteiner Franzbrötchen probieren: Beim Backen karamellisiert das Zucker-Zimt-Gemisch des Feingebäcks und sorgt für eine leicht knusprige Kruste. Immer eine gute Idee am Abend, wenn das Motorrad nicht mehr bewegt wird: leckere Stullen und selbstgebrautes Bier. Am besten hier:

Craft-Beer Restaurant 
Jan & Hein & Klaas & Pit 
Holstenbrücke 1 
24103 Kiel
www.janheinklaaspit.de
+49 431 12837006

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