Bei Motorradfahrern dürften die Täler von Tauber, Kocher und Jagst nicht ganz so bekannt sein. Schade eigentlich, denn hier kann man ganz einfach wundervoll Motorrad fahren und das Leben bestens genießen.

Wenn rund 200 Motorradfahrer der Sportgemeinschaft Deutscher Bundestag auf Tour gehen, dann wird die Hotelfrage immer wieder zum Kompromiss, soll der ganze Tross unter einem Dach logieren. So wurde ein großes und recht unpersönliches Hotel im sonst sehr sehenswerten Würzburg zum Quartier. Allerdings sollten sich kleinere Gruppen, die Wert auf eine wirklich gute sowie ansprechende Gastronomie legen, besser anderweitig einquartieren. Unser Tipp ist hier das ausgezeichnete Flair Park Hote in Ilshofen, wo diese romantische Tour dann auch für alle, die uns nachfahren wollen, starten soll. Anschließend stehen ein paar Kilometer Kurvenspaß auf dem Programm, bevor Rothenburg ob der Tauber erreicht wird. Das ist die Stadt der Städte, spricht man vom Romantischen Deutschland. Die ursprünglichen Wurzeln von Rothenburg liegen übrigens in Detwang, einem heutigen Stadtteil. Dessen Geschichte reicht bis in das Jahr 970 nach Christi Geburt zurück. Auf dem sogenannten Essigkrug oberhalb der Tauber, aus deren geografischen Lage sich der Namenszusatz ob der Tauber ableitet, wurde die Grafenburg errichtet. Später entstand dann immer mehr eine Stadt, die im 30-Jährigen Krieg 1631 von 60.000 Mann unter General Graf von Tilly eingenommen wurde.

Von Ilshofen folgt man erst einmal über Ruppertshofen ins wundervolle Kirchberg, hoch über der Jagst gelegen. Dieser Ort bietet sich für einen ersten Bummel einfach nur an, zumal er nicht so überlaufen ist, wie beispielsweise Rothenburg ob der Tauber, dass wir später noch kennenlernen. Wie auch immer, von Kirchberg folgt das Roadbook dann erst einmal der Jagst und die Straße wird ganz schön schmal. So nähert man sich Langenburg, wieder ein Ort, der auf den Höhen thront. Und nicht nur das, denn hier gibt es das gleichnamige Schloss sowie das Deutsche Automuseum. Da kann man das Leben der Fürsten kennenlernen und auch diverse mobile Schätze bewundern. Einer Legende nach leerte der damalige Bürgermeister Georg Nusch auf Befehl Tillys 3,25 Liter Wein auf einen Zug und bewahrte damit die Stadt vor der Zerstörung. Seither findet jährlich das Festspiel „Der Meistertrunk“ statt. Nach dem mörderischen Krieg versank Rothenburg in eine Art Koma, die Entwicklung stand mehr oder weniger still und die Stadt verlor an Bedeutung. Aber kein Nachteil ohne Vorteil, denn genau das gilt als Begründung dafür, dass die uralte Bausubstanz die folgenden Jahrhunderte fast unbeschadet überstehen konnte. So fallen heutzutage täglich riesige Scharen von Touristen aus aller Herren Länder in die altehrwürdige Stadt ein. Selbst aus dem fernen Japan rücken diese an, weshalb es vor Ort – logisch – auch unübersehbar viele Hinweisschilder auf Japanisch gibt. Da hat sich seit dem alten Tilly ja ganz schön viel geändert, wird man denken, wenn der Motor dann wieder läuft und man nun dem durch Weinberge geprägten Taubertal bis nach Schäftersheim folgt.

Übrigens: Schäftersheim liegt im Weinbaugebiet Württemberg und bildet den nördlichsten Einstieg in die württembergische Weinstraße. Als bevorzugte Weinbaulage in Schäftersheim gilt der Klosterberg, wo unter anderem Kerner und der wenig bekannte Tauberschwarz gedeihen. Hierbei handelt es sich um autochthone, also ursprüngliche Trauben aus dem Weinbaugebiet Tauberfranken. Als „regionaltypische Rebsorte“, die leichte, fruchtige Rotweine hervorbringt, wurde der Tauberschwarz von der Organisation Slow Food in die Arche des Geschmacks aufgenommen. Bevor man das ganz besondere Tröpfchen am Abend im M&R Flair Park Hotel**** Ilshofen probieren darf, warten allerdings noch einige tolle Schräglagen. So kommt man nach Bad Mergentheim, eine der schönsten Städte an der Romantischen Straße, die vom Main in die Alpen führt und ebenfalls über japanische Zusatzschilder verfügt.

Aber schauen wir uns Bad Mergentheim mal etwas genauer an. Hier finden sich bedeutende Kulturdenkmäler, wie das Deutschordenschloß mit seiner Barockkirche, die Münsterkirche St. Johannes Baptist und das charakteristische Rathaus, das als Wahrzeichen der Stadt gilt. Da Bad Mergentheim seit Jahrhunderten von Kriegszerstörungen verschont blieb, konnte es sein mittelalterliches bis barockes Stadtbild bewahren. Schlendern wir also über den wundervollen Marktplatz mit den „Zwillingshäusern“ und dem Münster St. Johannes Baptist, bevor die Räder wieder rollen. Über Dörzbach wird das Jagsttal angesteuert, dem man bis nach Jagsthausen folgt. Apropos Jagst: Der 189 km lange Fluss ist einer der größten Nebenflüsse des Neckars und durchfließt eine landschaftlich höchst reizvolle Region. Dazu kommen hübsche Städte und zahlreiche Burgen und Schlösser auf dem Bergspornen über dem Tal.
Überhaupt sind es die überaus hübschen Flusstäler, die den Reiz der ganzen Gegend ausmachen: Wie überdimensionale Kreissägen haben sie sich im Laufe von Jahrmillionen in die sonst recht überschaubare Hochfläche der Hohenlohe hinein gefressen. Im landschaftlich meist reizvollen Jagsttal taucht auch das Kloster Schöntal vorm Visier auf. Die ehemalige Zisterzienserabtei aus dem 12. Jahrhundert beeindruckt zunächst mit einer kunstvollen Barockkirche. Im Ostflügel des Kreuzgangs ist darüber hinaus auch jener Götz von Berlichingen begraben, der für den Ausspruch „Bestell er seinem Herrn, er kann mich mal im Arsche lecken“ weithin bestens bekannt ist.

Wer den Klosterhof mit dem Motorrad befahren möchte, sollte im Café dort einkehren. Neben diversen Süßspeisen werden dort auch Maultaschen in fast allen denkbaren Variationen angeboten.

In Jagsthausen verlassen wir dann das wundervolle Tal, um in Richtung Sindringen abzubiegen. Dort tauchen wir ins Kochertal ein, das dem Jagsttal in nichts nachsteht. Bis ins 16. Jahrhundert hieß der Kocher übrigens noch Kochen. Der Name geht wahrscheinlich auf keltische Wurzeln zurück und bedeutet so viel, wie der sich krümmende Fluss.

Sei es drum, immerhin weist er nun für die nächsten Kilometer den oft zauberhaften Weg und lässt immer wieder richtig genialen Motorradspaß aufkommen. Am Weg liegt dann auch Künzelsau, eine Stadt, die ebenfalls zum Verweilen einlädt. Ein paar Dinge sollte man über „Ki´au“, so wird die Stadt stets liebevoll von ihren Einwohnern auf „Hohenlohisch“ genannt, noch wissen: württembergs erste Ärztin, Karoline Breitinger (1851-1932), stammte aus Künzelsau. Nachdem der 2. Weltkrieg vorbei war, wurden ab 1948 hier die ersten Jeans auf europäischem Boden genäht, und in Künzelsau gibt es das einzige Flussfreibad Baden-Württembergs. Also, wer von den ganzen heißen Kurven eine Abkühlung braucht, bitte schön!

Aber fahren wir mal weiter. Zum Ziel in Ilshofen ist es dabei gar nicht mehr weit,
aber es gibt noch richtig was zu sehen. Da wäre nämlich die Kochertalbrücke bei Geislingen am Kocher. Mit einer maximalen Höhe von 185 Meter über Grund ist sie die höchste Talbrücke Deutschlands. Ihre 178 Meter hohen Brückenpfeiler sind die höchsten aller Balkenbrücken weltweit. Die höchst beeindruckende Brücke gehört zur Bundesautobahn 6 zwischen Heilbronn und Nürnberg. Da liegt in etwa auch das wundervolle Ilshofen, wo man sich nach der Tour dann endlich ein Gläschen Tauberschwarz gönnen kann.

Motorradtour Romantisches Deutschland – Infos

Allgemeine Infos

• So lang ist diese Motorradtour: ca. 210 km
• Der höchste Punkt der Strecke: 487 Meter über NN

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