Eines der besten Motorradtourengebiete Mitteleuropas findet sich nämlich – ganz grob gesagt – gleich zwischen Erfurt, Schweinfurt und Nürnberg, wo Thüringer Wald, Frankenwald und Fränkische Schweiz Traumrunden bis zum Abwinken garantieren. Jedes Jahr dasselbe: Da freut man sich den ganzen lieben Winter lang auf die jeweils kommende Motorradsaison und wenn sie dann – dieses Jahr war das wetterbedingt ja nicht überall besonders optimal – beginnt, ist sie leider auch schon fast wieder vorbei. Schon deshalb sollte man den goldenen Herbst nun wirklich nicht aus den Augen verlieren, da der ja oft genug noch ganz herrliche Tage bietet. Genau solche haben wir uns, das sind übrigens Bernd und ich, ausgesucht, um diese traumhafte Tour in den Thüringer Wald zu starten. Donnerstag – gleich nach Büroschluss – geht es also los und wir kurven durch das Eichsfeld. Da wir überhaupt keine Lust auf vermutlich volle Bundesstraßen haben, wuseln wir uns lieber auf kleinen Straßen durch die verschiedensten Dörfer. Dabei erleben wir satte Kurven in allen erdenklichen Radien samt tollen Schräglagen. Aber noch etwas kennzeichnet den Herbst, denn auch in Thüringen sind Landwirte fleißige Leute. Mit Hochdruck werden bei Sonnenschein gerade in dieser Zeit die Felder bestellt. Was allerdings auffällt ist, dass man sich dabei um die oft heftigen Verschmutzungen der Straßen keinerlei Gedanken macht. Ich finde das erschreckend, denn wenn eine zehn Zentimeter Ackerkrume als Treckerspur die Straße in einer engen Kurve ziert, dann ist das definitiv nicht witzig. Der Adrenalinpegel hinsichtlich der landwirtschaftlichen Schikanen sinkt erst wieder, als der Thüringer Wald am Horizont erscheint. Zuvor rollen wir aber noch durch den Hainich, ein kleines aber feines Motorrad-Eldorado. Das Minigebirge bildet nämlich nicht nur eine landschaftlich wunderbare Brücke zwischen Harz und Thüringer Wald, sondern stellt sich in Sachen Natur als ein seltenes Juwel vor. Deshalb wurde der Hainich, dessen höchste Erhebung mal gerade auf 494 Meter Seehöhe gipfelt, teilweise zum Nationalpark erklärt. Ein logischer Schritt, denn hier findet man eine von subozeanisch zu subkontinental geprägte Flora mit wunderschönen Laubmischwäldern und Edellaubhölzern, wie Elsbeere oder Bergulme mittendrin. Und im Schutz dieser gedeihen unter anderem allerlei Orchideenarten. Da fühlen sich dann auch selten gewordene Tiere, wie Schwarzstorch, Bechsteinfledermaus, Gelbbauchunke und selbst die scheue Wildkatze wohl. Nehmen wir uns also ein wenig Zeit für dieses unbekannte Paradies, bevor wir an riesigen Acker- und Weideflächen entlang dann doch den Thüringer Wald etwas weiter südlich stürmen. Allerdings haben wir uns ein wenig mit der Zeit verschätzt und die nun wieder viel früher einbrechende Nacht umhüllt uns, als wir uns später über den Kamm des Thüringer Waldes nach Masserberg tasten.
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Natürlich wird die Dunkelheit überflüssigerweise auch noch durch einen weiteren Gesellen der Herbstzeit ergänzt: Nebel! Stück für Stück hüllt uns also der wabernde Wasserdampf ein und schlägt sich flächendeckend in Form von klitzekleinen Wassertröpfchen auf dem Visier nieder. Kurz gesagt: „Uns fehlt der Durchblick!“ Und so erkenne ich die mir bestens bekannte Straße von Oberhof nach Masserberg – das ist bei Tageslicht übrigens eine der schönsten Motorradstrecken zwischen Nordsee und Alpen – nicht wieder. Jede Kurve präsentiert sich völlig neu und endet stets im Nirgendwo. Aber wir haben auch etwas Glück, denn dort, wo wir den Verlauf der B4 kreuzen, biegt ein Auto in unsere Richtung ab. Das nutzen wir als Scout, hängen uns also dran und erreichen doch ein wenig erleuchtet das Hotel. Der Abend dort darf dann auch etwas länger werden, denn der Herbst hat auch den Vorteil, dass es morgens nicht gar so früh hell wird und wir unseren Tourstart – auch wegen der Temperaturen – auf eine humane Zeit nach dem Frühstück verlegen. Topfit starten wir also am nächsten Tag in Richtung Süden. Wir haben eine Runde ausgearbeitet, die einen Mix aus Sehenswürdigkeiten und kleinen Straßen bietet. Allerdings liefert auch die Natur einmaliges, denn gerade als wir bergab in Richtung Katzhütte einrollen, bricht die Sonne mit Ihren Strahlen durch den nächtlichen Nebel und erinnert dabei an eine Effektbeleuchtung, die man sonst nur von großen Konzertbühnen kennt. Und dann geht alles ganz schnell, sämtlicher Dunst löst sich im Nullkommanichts auf, die eben noch feuchte Straße trocknet ruckzuck ab und die Sonne erwärmt nicht nur unsere Gemüter. Kurzum, wir haben einen Traumtag zum Kurvennaschen vor uns. Da macht die Höhenstraße, die über Limbach in Richtung Eisfeld führt, gleich mal ganz viel Spaß. Der findet in Schirnorod noch eine Steigerung, denn fortan düsen wir auf kleinen Straßen, die Schräglagen in allen Variationen bieten, am Südhang des Thüringer Waldes entlang. Dabei kommen wir durch Orte, wie Stelzen, Theuern, Rauenstein und Mengersgereuth-Hämmern, bevor wir uns durch weite Kehren in Richtung Sonneberg hinunterschrauben. Gleich am Rand der Spielzeugstadt biegen wir dann rechts ab und verlassen Thüringen. Unser Ziel ist nun die bekannte Bierstadt Kulmbach, wo wir auch die wohl verdiente Mittagspause einlegen. Aber es gibt nur Salat, denn im M&R Hotel Rennsteig wird heute Abend gegrillt. Kulmbach kennt man natürlich auch wegen der Biere von hier, allerdings bietet die hübsche Stadt auch einiges an Sehenswürdigkeiten, wie die Plassenburg beispielsweise, die unter anderem das Deutsche Zinnfigurenmuseum mit der größten Zinnfigurensammlung der Welt beherbergt. Da die Herbsttage, wie wir ja tags zuvor eindrucksvoll erfahren haben, jetzt wieder viel kürzer werden, schenken wir uns aber lieber alle Kultur, denn kurz vor dem Winter sind wir einfach nur scharf auf tolle Kurven. Davon finden wir auf dem Weg ins landschaftlich höchst reizvolle Kleinziegenfelder Tal – hier sieht es von den Felsen her fast ein wenig so aus wie in den Dolomiten – erst mal mehr als genug. Wir sind absolut begeistert. So nähern wir uns bestens gelaunt auch langsam aber sicher wieder Masserberg, wobei ein Zwischenfall auf dem Weg dorthin noch geschildert werden muss. Als wir nämlich kurz vor Sachsenbrunnen – hier hat man einen tollen Blick auf den Thüringer Wald – eine kurze Pause einlegen, hält plötzlich ein Auto. Uns schaut ein äußerst hübsches Gesicht entgegen und dann kommt die wirklich nette Frage: „Braucht Ihr Hilfe?“ „Nein danke“, antworten wir: „Alles bestens!“ Das Auto fährt weg und auf dem Heck steht: Mobile Altenpflege. Bernd hat ein übergroßes Fragezeichen im Gesicht und ich finde auch, dass man darüber ruhig noch mal ein Besprechungsbierchen trinken sollte, und zwar nachher in der Fliegerbar. Der nächste Tag beginnt für uns wieder mit Sonnenschein. Es sind einfach nur herrliche Tage hier in Thüringen. Bernd meint: „Kaum zu glauben, dass in ein, zwei Wochen alles vorbei sein soll und der Winter wieder regiert.“ „Lass uns fahren, bevor das losgeht“, antworte ich und schon düsen wir ziemlich flott in Richtung Rhön. Wir nehmen dabei eine Tour unter die Räder, die ich so ähnlich schon öfter gefahren bin. Uns geht es halt um Schräglagenspaß und nicht um das Suchen von neuen Strecken. Obwohl auch hier – liegt das vielleicht doch am Alter? - ein kleines Missgeschick passiert. Also, einmal falsch abgebogen und schon finden wir uns im idyllischen Nirwana irgendwo zwischen Thüringen und Bayern wieder. Wir treffen da auch noch einen anderen Motorradfahrer. „Ob der sich auch verfahren hat?“, fragt Bernd schmunzelnd. Hat er nicht, denn er fährt nur seine Lieblingsstrecke ab. Außerdem erzählt er uns, dass es in der Rhön viele dieser einsamen Teerwege gibt, wo sich kaum ein anderer hin verirrt.
Anschließend surfen wir immer in Grobrichtung Tann. Dabei erleben wir auch eine Spaßstrecke, die recht kurvig von Kaltenwestheim hinunter nach Unterweid führt. Und der Spaß hat kein Ende, denn in Spahl statten wir dem Rhöner Spaßmuseum einen Besuch ab. Gut, dass man dort auch eine Kleinigkeit essen kann, um die inzwischen brodelnden Magensäfte zu beruhigen. Aber wir haben es ziemlich eilig, denn außer auf der Rückfahrt und der morgigen Heimreise gibt es die nächste Zeit wenigstens auf dem Motorrad keine Kurven mehr. Genießen wir das also noch ein wenig und so schwingen wir über Geisa grob gesagt hinüber nach Meiningen. Danach geht es über Themar und Schleusingen zurück nach Masserberg.
Um ausgeglichen in die Winterpause zu starten, sollte man den goldenen Herbst nicht außer Acht lassen. Oft genug bietet er herrliche Tage, wie unsere traumhafte Tour in den Thüringer Wald beweist.
Allgemeine Infos
Masserberg ist sicher die eine oder andere Motorradtour mehr wert. Immerhin bieten die Mittelgebirge dort, wie Thüringer Wald, Rhön, Fränkische Schweiz, Frankenwald und Fichtelgebirge, tolle Kurven satt.
Sehens- und erlebenswert
Wasserschloss Mitwitz
Unteres Schloss 5
96268 Mitwitz
www.schloss-mitwitz.de
Das Schloss Mitwitz ist eine alte fränkische Wasserburg, die zum ersten Mal im Jahre 1396 erwähnt wurde.
Reisen: Tour de Suisse – auf die Pässe, fertig – los!, Salzburger Land – Einmal Großglockner & zurück, Andalusien – ein ganz besonderer Ritt durch die Prärie, Thüringer Wald & Oberfranken – Herbst-Tour ins Motorradparadies
Es ist gut zu wissen, wo sich die kulturellen und landschaftlichen Sehenswürdigkeiten befinden. Das Kartenbild der MARCO POLO Karte führt Sie nicht nur zu diesen Stellen, sondern zeigt Ihnen außerdem noch viele andere wissenswerte Details.
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