Für einige Jahre verschwindet der Buchstabe Z aus der Kawasaki-Modellpalette und damit auch das Konzept vom puren Naked Bike mit großem Allroundtalent. Nur die Zephyr- (ab 1991) und die ZRX-Reihe (ab 1997) lassen die alten Tugenden zwischendurch wieder aufblühen. Zur Intermot 2002 überraschen die Grünen dann aber mit ihrer neuen Z1000: ein durchtrainiertes Naked Bike mit sportlichen Genen und zackiger Linienführung.
Styling-Vater der Z ist Shunji Tanaka, der kurz zuvor von Mazda gekommen ist, wo er den MX5 (in Nordamerika mit Beinamen Miata) zum Erfolg geführt hat. Der Motor der Neuen stammt von der Ninja ZX-9R, hat nun 953 statt 899 Kubikzentimeter Hubraum und leistet 127 PS. Elektronische Benzineinspritzung, andere Nockenwellen, Doppeldrosselklappen, Stahl-Brückenrahmen, Aluschwinge, Zentralfederbein, 41-mm-Upside-down-Gabel, 300er-Bremsscheiben mit Vierkolben-Festsätteln von Nissin und eine 4-in-2-in-4-Anlage aus Edelstahl machen das Ganze zu einer schlagkräftigen Einheit. Bereits im ersten Modelljahr verkauft Kawasaki Deutschland 2.650 Einheiten. Kawasaki legt 2007 noch mal nach und stellt eine neue Version der Z1000 auf die Räder.
Die noch zackigeren Linien werden garniert mit typischen Schwüngen an der neuen Kühlerverkleidung und an der Kunststoff- Unter-/Seitenverkleidung der Sitzbank sowie zwei riesigen Schalldämpfern mit je zwei Mündungen. Dem Motor wird mit kleineren Ventilen und Drosselklappen, geänderten Nockenprofilen und sieben Prozent mehr Schwungmasse zu mehr Dampf im unteren und mittleren Drehzahlbereich verholfen. Das geht zwar etwas auf Kosten der Spitzenleistung (125 statt 127 PS), verbessert jedoch die Fahrleistungen über das gesamte Drehzahlband. Neuer Rahmen, neue Gabel, neues Federbein, Radial-Handbremspumpe und radial montierte Vierkolben-Festsättel vorn sowie ein optionales ABS sind weitere Änderungen. Dann holen die Grünen fürs Modelljahr 2010 aber zu einer weit größeren Überarbeitung des Konzepts aus.
Der Motor hat nun 1.043 Kubikzentimeter Hubraum, mit geringerer Bohrung (77,0 statt 77,2 mm) und längerem Hub (56 statt 50,9 mm) – gut für strammen Durchzug. Luftkanäle an der Fahrzeugfront fördern kühle Luft zur Airbox und verstärken mit kernigem Ansauggeräusch den Fahreindruck. Auch die Fallstrom-Drosselklappengehäuse wirken sich positiv auf die Leistungsentfaltung aus. Eine neue Auspuffanlage im Quad-Design, Alurahmen, voll einstellbare Upside-down-Gabel und horizontales Back-Link-Federbein mit neuer Aluschwinge setzen dem Ganzen die Krone auf. Dennoch hält Kawasaki die Zeit für reif zu einer ganz neuen, noch radikaleren Umsetzung des Z-Themas. Auf der EICMA in Mailand wird am 5. November 2013 die neueste Variante der Z1000, Modelljahr 2014, gezeigt. Unverkennbar ist das Design mit typischer Streetfighter-Maske, vier LED-Scheinwerfern und schwungvoller Linie über den Tank zur Sitzbank. Sugomi-Design nennen das die Kawa-Leute, japanisch für starker Charakter oder starke Persönlichkeit. Mehr Dampf in Drehzahlkeller und -mitte sowie 142 statt 138 PS Spitzenleistung passen wie die Faust aufs Auge. Typisch: der rauchige Sound vom überarbeiteten Cool-Air-Einlasssystem. Übrigens: Seit 2011 gibt es die große Z auch als allroundtauglichen, vollverkleideten Sporttourer namens Z1000SX, der nach insgesamt neun Jahren Marktpräsenz in 2020 als Ninja 1000SX in Sachen Motor- und Fahrwerkselektronik sowie Design mächtig aufgerüstet wird.
Bereits ein Jahr nach Erscheinen der Z1000 kommt in 2004 der kleinere Ableger, die Z750. Viele Teile sind mit denen der großen Z identisch. Selbst der Motor ist fast gleich, das Bohrung-/Hubverhältnis misst nun aber 68,4 mal 50,9 Millimeter (Z1000: 77,2 x 50,9 mm).
Die Spitzenleistung beträgt 110 PS (81 kW) bei 11.000 U/min. Die wichtigsten Unterschiede zur großen Schwester sind Tele- statt Upside-down-Gabel, ein simpleres Federbein, keine Windschutzscheibe an der Cockpitverkleidung, 4-in-1-Auspuffanlage, Doppelkolben-Schwimmsättel vorn und nicht polierte Sechsspeichenräder (Z1000: Dreispeichenräder). Die 218 Kilogramm schwere und 235 km/h schnelle 750er verkauft sich im ersten Jahr zum Preis von 7.195,-- Euro exakt 3.126-mal. Bis Modelljahr 2006 sind es sage und schreibe 5.526 verkaufte Einheiten. Wie bei der großen Z steht auch für die kleine Variante in 2007 die erste Renovierung an.
Die Maschine erhält sieben Prozent mehr Schwungmasse, neue Nockenwellen, kleinere Ein- und Auslassventile, 32er statt 34er-Drosselklappen, ovale Sekundärdrosselklappen, Abgassteuerwalze, optionales ABS, Upside-down-Gabel und einen neuen Rahmen. Das Design ist wieder angelehnt an das der großen Schwester. 2011 erscheint die facegeliftete Z750R mit Gabel, Schwinge und Radial-Vierkolbenzangen vorn von der 1000er anno 2009 sowie einem hochwertigeren Federbein mit Ausgleichsbehälter.
Bis dato hat man seit 2004 europaweit über 125.000 Einheiten der 750er verkauft. Als Nachfolger wird im 40. Z-Jubiläumsjahr auf der Intermot 2012 die neue Z800 sowie die Drosselvariante Z800 e version mit 113 PS (83 kW) respektive 95 PS (70 kW, A2-Führerschein-tauglich) vorgestellt. Ein neues Design mit typischer Z-LED-Einheit als Rücklicht, der stark überarbeitete Motor, ein modifizierter Stahlrahmen, die neue Auspuffanlage, volldigitale Instrumente sowie rundum frischere Anbauteile sind die wichtigsten Neuerungen. Die Kolben messen nun 71 statt 68,4 Millimeter im Durchmesser.
Mit nochmaligem Hubraumzusatz wird 2017 die neue Kawasaki Z900 eingeführt, gemeinsam mit der Z650, die aus der ER-6n mit Zweizylindermotor entstanden ist – beide nun mit neuem Gitterrohrrahmen. An der 900er ist fast alles neu. Der gleichermaßen durchzugsstarke wie drehfreudige Motor stammt direkt von dem der aktuellen Z1000 ab, misst aber 948 Kubikzentimeter Hubraum und 125 PS Spitzenleistung. Der Gitterrohrahmen und rundum neu gestaltete Komponenten drücken das Leergewicht fahrbereit von ehemals 231 (Z800) auf respektable 210 Kilogramm. Die beeindruckende Fahrdynamik und das hervorragende Preis-Leistungsverhältnis (8.895,-- Euro) machen die Z900 zum Verkaufsschlager. Neben einer 70-kW-Version in 2018 erscheint 2020 die upgedatete Variante mit LED-Beleuchtung, TFT-Display mit Smartphone-Konnektivität und Traktionskontrolle.
Parallel dazu präsentiert Kawasaki in jenem Jahr die neue Kawasaki Z650, die bis auf die Traktionskontrolle die gleichen Features aufweist. Beide Motorräder rangieren in Deutschlands Zulassungsstatistik weit vorn, die Z900 auf Platz zwei, gefolgt von der Z650 auf Platz drei.
Fahreindruck von der Kawasaki Z650
Z900RS/Z650RS
Ab Modelljahr 2018 greift Kawasaki dann noch mal tief in die Z-Trickkiste und zaubert zwei Modelle hervor, die die guten alten Z-Tage in den Siebzigerjahren aufgreifen: die Z900RS und die Z900RS CAFE. Designer Norikazu Matsumura, der selbst Z-besessen ist und einige alte Zs sein Eigen nennt, hat sich in unzähligen Details an dem Original von 1972/1973 orientiert. Entsprechend authentisch fällt das Styling-Ergebnis aus.
Die Motor- und Fahrwerkstechnik stammt weitgehend von der Z900, wurde aber in einigen Punkten für den klassischen Auftritt optimiert. Ein drehmomentoptimierter Motor, ein im hinteren Bereich leicht abgesenkter Rahmen sowie die vielen klassisch gestalteten Anbauteile machen den Unterschied. Die CAFE in typischem Kawa-Grün besitzt eine kleine Cockpitverkleidung und einen flacheren Lenker.
Komplettiert wird dieses Duo ab 2022 von der Z900SE (mit Öhlins-Federbein, Brembo-Bremsanlage vorn etc.) sowie der neuen Z650RS, die technisch auf der Z650 basiert, sich optisch aber an der hubraumstärkeren Schwester orientiert.
Im Modelljahr 2015 weitet Kawasaki seine Z-Modellpalette nach unten aus. Aus der parallel angebotenen Ninja 300 leitet der Hersteller die nackte Z300 ab, die sich vor allem bei Fahranfängern dank ihres geringen Leergewichts von 170 Kilogramm (vollgetankt) und der geringen Sitzhöhe von 785 Millimetern beliebt macht.
Mit 39 PS Spitzenleitung bietet das Zweizylinderaggregat ordentlichen Vortrieb, allerdings in höheren Drehzahlregionen (Nenndrehzahl 11.000 U/min). Bereits 2019 kommt die Z400 mit neuem Motor, neuem leichteren Gitterohrrahmen, drei Kilogramm weniger Leergewicht, dickerer 41-mm-Telegabel (Z300: 37 mm), 310-mm-Bremsscheibe vorn (Z300: 290 mm), rundum neugestalteten Komponenten und LED-Scheinwerfer.
Z125
Fürs Modelljahr 2019 bringt Kawasaki seine langersehnten neuen 125er. Die nackte Z125 hat viele Gemeinsamkeiten mit der Ninja 125 wie etwa den 15 PS starken Einzylindermotor mit Sechsganggetriebe, den leichten Gitterrohrrahmen, Telegabel, Stahlschwinge mit Zentralfederbein und eine volldigitale Instrumentierung.
Die Z misst aber 815 statt 785 Millimeter Sitzhöhe. Der flache Naked-Bike-Lenker fördert das agile Handling. Beide Bikes erfreuen sich großer Beliebtheit bei jungen Kawa-Fans.
Z H2/Z H2 SE
2020 ist das letzte Modelljahr für die erfolgreiche Z1000. Parallel dazu wird bereits ihre Nachfolgerin präsentiert: die Z H2 mit Kompressormotor, der aus den Ninja H2-Modellen abgeleitet wurde.
Das Gehäuse des Vierzylinderaggregats ist für die hohe Leistung und Belastung stabil ausgelegt. Im Zusammenspiel mit den Kompressorkomponenten war kein Leichtbau-Motorrad zu erwarten. Die Z H2 bringt 239 Kilogramm Leergewicht fahrbereit auf die Waage. Dennoch weiß die ebenfalls mit Gitterrohrrahmen ausgestattete Maschine zu begeistern. Der Motor geht zwischen 3.000 U/min bis 5.000 U/min gut vorwärts. Danach wird die Leistungskurve schon progressiver, ehe ab 7.000 U/min die Pferde wie entfesselt galoppieren. Ultraschnelle Gangwechsel (dank Quickshifter und Dog-Ring-Getriebe) paaren sich mit Leistungsexplosionen und diesem kompressortypischen Zwitschern beim Beschleunigen. Bei der 2021 erscheinenden Z H2 SE kommen neue Brembo-Stylema-Radialbremssättel sowie ein neuer Brembo-Radial-Hauptbremszylinder und Stahlflex-Bremsleitungen vorn hinzu. On top fährt die SE ein elektronisches Federungssystem auf.