Der Big Boxer ist die neue Ikone der Motorenbaukunst
Vorsichtig lugt die Sonne durch die Wolkendecke. Ein erster zarter Lichtstrahl weckt Hoffnung auf höhere Temperaturen. Dann mal los, meine schicke Dicke. 365 Kilogramm Fahrgewicht wollen aus der Halbschrägen in die Vertikale gewuchtet werden, richtet man die BMW R18 Classic vom langen Seitenständer auf. Da weiß man, was man hat. Die BMW R18 ist ein Unikum – pur und als reisetaugliche Classic. Eine Ikone der Motorenbaukunst, die schon im Serientrimm jedem Custombike die Show stiehlt.
1802 ccm Hubraum machen den „Big Boxer“ von BMW Motorrad bekanntlich zum größten Boxermotor, den die Bayern jemals gefertigt haben. Fast ein Drittel des Leergewichts der BMW R18 Classic geht auf sein Konto. Sobald die Maschine in Bewegung ist, verliert die Zahlenspielerei an Gewicht. Geradezu leichtfüßig blubbert die schwarze Schönheit über den Asphalt. Weiß der Henker, wie sie das hinbekommen haben, bei BMW Motorrad.
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8 Seiten Fahrtest als PDF
Zuletzt aktualisiert: 04.11.2021
148 Seiten, u. a. mit folgenden Themen:
Motorräder: H-D Pan America vs. BMW R 1250 GS, Indian Super Chief Limited, BMW R 18 Classic, Triumph Street Scrambler & Speed Twin, Dauertest: BMW F 900 XR, Honda CB500X, Yamaha XSR125, Ducati Hypermotard 950, Mash Six Hundred
Reisen: Von Rußland nach Afrika – Expedition auf fünf Rädern; Äpfel & Speck: Eine Runde um den mehr Cima Tosa in der Brenta-Gruppe; 125 Jahre Nord-Ostsee-Kanal; Lettland: Zwischen Ostsee und Russland Zuletzt aktualisiert: 16.06.2021
Motorräder
Vergleichstest: H-D Pan America vs. BMW R 1250 GS, Honda CB500X, Indian Super Chief Limited, BMW R 18 Classic, BMW Option 719, Dauertest: BMW F 900 XR, Neue Modelle von Mash, Mash Six Hundred, 50 Jahre Harley-Davidson Super Glide, Triumph Street Scrambler, Harley-Davidson Icons Collection, Suzuki GSX-S1000, Yamaha R7, Honda RC30 Forever, Yamaha XSR125, Ducati mehr Hypermotard 950, Triumph Scrambler 1200, Triumph Speed Twin, Motocrosser 2022 von KTM und Husqvarna
Touren
Von Rußland nach Afrika – Expedition auf fünf Rädern, Äpfel & Speck: Eine Runde um den Cima Tosa in der Brenta-Gruppe, Leserreportage: 125 Jahre Nord-Ostsee-Kanal, Lettland: Zwischen Ostsee und Russland
Tests
Beeline Moto, Fahrzeugreiniger von Morris Fenderbaum, Arai Quantic, Germot Racetrack, Daytona TransTourMan GTX Cooles Detail: die abnehmbare Frontscheibe der BMW R18 Classic
Ein bisschen Zutrauen in die eigenen fahrerischen Fähigkeiten kann anfangs natürlich nicht schaden. Unwillkürlich beschleicht einen auf den ersten Metern die Angst, die Fuhre könnte zur Seite kippen und nicht mehr zu halten sein. Nicht auszudenken, wie blöd eine fette Beule in den aufwendig bearbeiteten Zylinderköpfen aussähe. Oder in den endlosen Chromendrohren. Und dann noch das Aufrichten … Gott bewahre.
Optisch unterscheidet sich die Classic von der nackten BMW R18 durch das große Windschild, die beiden LED-Zusatzscheinwerfer, die schwarzen Seitenkoffer im Bagger-Style und den schnörkellosen Serienauspuff, der wegen der tief hängenden Gepäcktaschen ohne Fishtail-Optik der R18 First Edition auskommen muss. Die Sitzhöhe liegt mit 710 mm eine Fingerbreite über der 20 Kilo leichteren R18 (690 mm). Der Windschild lässt sich mit zwei Handgriffen abnehmen: einfach unten rechts und links den Schnappverschluss lösen (am besten mit Handschuhen), dann kann man die große Scheibe easy aus der Halterung heben – und in umgekehrter Reihenfolge wieder montieren.
Wow-Sound und moderater Verbrauch
Der Look ohne Scheibe, aber mit Zusatzscheinwerfern und schwarz belederten Koffern hat durchaus Charme. Gefühlt macht er das Fahren sogar leiser. Der Anstellwinkel des Windschilds führt bei einer Größe von knapp 1,80 zu nicht ganz unerheblichen Fahrtwindgeräuschen am Helm. Faltet man sich ein bisschen zusammen, herrscht augenblicklich Ruhe hinter dem Windschutz-to-go. Das unfassbare Drehmoment der BMW R18 lenkt die Aufmerksamkeit eh auf andere Eindrücke. Die R18 Classic zieht nahezu ansatzlos aus niedrigsten Drehzahlen von dannen. Mehr als 3500 Touren braucht eh kein Mensch auf diesem Bike. Der Sound dazu: großartig. Tief, sonor, majestätisch, aber nie zu laut.
Die Höchstgeschwindigkeit gibt BMW mit „über 180 km/h“ an, den Verbrauch mit 5,6 l/100 km. Letzteres kam bei unserer Ausfahrt durchs Berchtesgadener Land ziemlich genau hin. Daran hat das zenartige Fahrverhalten, das der Blick auf majestätische Berge, gemütlich wiederkäuende Kühe und gelb-grüne Löwenzahnwiesen auslöst, sicher seinen Anteil. Die BMW R18 Classic entschleunigt. Auch in Kurven. Mehr als gut 30 Grad Schräglage sind werkseitig nicht vorgesehen. Wozu auch. Das Schrapp-Schrapp-Schrapp der Fußrasten oder optionalen Trittbretter bringt nur unnötige Unruhe in die Meditationsphase.