Brötchen und Donuts – mit der Brixton Crossfire 125 XS zum Test nach Dänemark

Motorrad-Feeling in der Größe XXS verspricht die Crossfire 125 XS von Brixton. So schlägt sich das Mini-Bike im Praxistest der Nordseeküste Dänemarks.
14.07.2022
| Lesezeit ca. 5 Min.
Jochen Vorfelder, Brixton

Kleine erfüllende Freuden

Das Fahrzeug, um das es hier gehen soll, ist im Vergleich nachgerade winzigst. Doch der Besitzer des mega-riesigen Campingbusses, den ich an seinem Stellplatz an der dänischen Nordseeküste treffe, ist dennoch völlig aus dem Häuschen: „So etwas Putziges brauche ich auch noch! Hinten rein in die Garage und morgens damit los zum Brötchenholen, genial!“
Auch seine Urlaubs-Kumpels, die mit ihren weißen rollenden Drei-Zimmer-Küche-Bad-Wohnungen eine geschlossene Sichtwand am Strand aufgebaut haben, sind beeindruckt und rücken mir mit Fragen auf die Pelle: Ja, Freunde, kann man kaufen. Ja, ist aus China, aber importiert und vertrieben wird der Kleincrosser wie alle Brixtons von der österreichischen KSR Group und die hat auch die passenden Daten geliefert: 11 PS bei 8.500 U/min und ein Drehmoment von 9,5 Nm bei 6.500 U/min, das reicht bei einem fahrbereiten Gewicht von 111 kg vollkommen aus. Der Tank? Fasst 11 Liter Benzin, was eine Reichweite von 350 km bis 400 km bedeutet.

Der Landrover Defender ist 1.790 mm breit. Da duckt sich die kurze Crossfire perfekt dahinter.
Der Landrover Defender ist 1.790 mm breit. Da duckt sich die kurze Crossfire perfekt dahinter
Doch die wichtigsten Maße sind hier eindeutig die Länge (1.690 mm), die Breite (780 mm) und die Höhe (990 mm). Damit passt die kleine Crossfire nicht nur in die Großcamper, sondern auch perfekt auf den Träger hinter den alten Landrover Defender, mit dem wir sie zum Sandtest nach Dänemark geschleppt haben. Die Brixton Crossfire 125 XS ersetzt am Børsmose Strand, der auf rund vier Kilometer mit jeglichem Kfz zu befahren ist, einen jungen Dackel – also einen unschlagbaren Sympathieträger, auf den man jederzeit angesprochen wird.

Donuts im Sand

Der 1-Zylindermotor mit 11 PS ist am Strand die perfekte Donut-Maschine
Der 1-Zylindermotor mit 11 PS ist am Strand die perfekte Donut-Maschine
Raus aus dem Zelt und möglichst schnell an den Strand, wo der Sand früh morgens noch unberührt vor stattlichen 11 PS liegt. Die erste Überraschung: Trotz des niedrigen, kurzen und ziemlich harten Sattels stimmt die Ergonomie. Der Lenker ist angenehm breit, und die Fußrasten finde ich trotz 187 cm Lebenshöhe genau dort, wo man sie sucht. Überblick: Ist alles dran, was man benötigt. Aber halt in einfacher Manier. Die Schalter erinnern an eine 1980er-Märklin-Eisenbahn, irgendwie nicht mehr zeitgemäß. Der Blinker muss manuell zurückgestellt werden, man sucht dauernd die Mittelstellung. Dazu passt das spartanische Cockpit mit einem überaus optimistischen Drehzahlmesser bis hoch auf imaginäre 16.000 Umdrehungen und einer nur mit viel Liebe lesbaren Mini-Digitalanzeige.

Das Cockpit ist spartanisch. Der optimistische Drehzahlmesser gesellt sich zu einer stark reduzierten und nur mit viel Liebe lesbaren Mini-Digitalanzeige.
Das Cockpit ist spartanisch. Der Drehzahlmesser gesellt sich zu einer stark reduzierten und nur mit viel Liebe lesbaren Mini-Digitalanzeige
Doch diese Petitessen kauft man bei einem – Achtung, zweite Überraschung – Kampfpreis von 2.399,-- Euro eben mit. Und eigentlich ist die XS 125, wenn man von den Details absieht, optisch wirklich gut geraten: Die Mini-Brixton, charakteristisch ist das X im Tank, kommt rüber wie eine große, klassische Enduro. Die Proportionen stimmen. Der vordere Kotflügel und der Auspuff ragen keck in den Himmel, auf die kleinen Zwölf-Zoll-Räder hat KSR grobstollige Gummis in den Größen 120/70 und 130/70 aufziehen lassen. Die Querstange am Lenker kommt mit einem stilgerechten Polster. Das alles gefällt; nicht nur mir.
Spaß macht auch der Motor. Der kleine luftgekühlte Einzylinder läuft nach kurzer Aufwärmphase absolut rund und schnurrt angenehm leise los. Anschub ist jedenfalls genug da; er kommt bereits bei knapp über 2.000 Umdrehungen. Am wohlsten fühlt sich der kleine Racker so zwischen 5.500 und 7.500 U/min; da liefert er so viel Druck, dass es im ersten und zweiten Gang locker für entspannte Donuts im Sand reicht. Ideal wäre dabei allerdings, wenn beim Kreiseln des Spielzeugs die vordere und hintere Bremse nicht kombiniert wären und die hinteren Stollen frei schaufeln könnten.

Die 12-Zoll-Räder der Crossfire 125 XS mit der Stollenbereifung sind auch auf der Straße überraschend spurstabil.
Die 12-Zoll-Räder der Crossfire 125 XS mit der Stollenbereifung sind auch auf der Straße überraschend spurstabil
Doch zurück zum Brötchenholen im nächsten Dorf. Das geht ziemlich flott vonstatten. Das Getriebe arbeitet mit deutlichem Klack, aber sehr präzise. Ab sechzig ist man schon im fünften Gang, in dem man sich bis auf rund 95 km/h Höchstgeschwindigkeit hochschraubt. Ziemlich schnell für die kleine Brixton, aber – und damit kommt Überraschung Nummer drei – die kleinen 12-Zoll-Räder sind ausgewiesen spurstabil. Wer aktiv fährt und die XS 125 unter Dampf im richtigen Drehzahlbereich hält, wird mit eklatanter Fahrdynamik belohnt.

Wer will eigentlich mehr?

Wenn es keinen Größenvergleich im Bild gibt, kann man die Crossfire 125 XS im ersten Moment mit einer ausgewachsenen Enduro verwechseln. Fun Fact: In den Tank der Ténéré 700 passen nur fünf Liter mehr.
Wenn es keinen Größenvergleich im Bild gibt, kann man die Crossfire 125 XS im ersten Moment mit einer ausgewachsenen Enduro verwechseln. Fun Fact: In den Tank der Ténéré 700 passen nur fünf Liter mehr
Zugelassen ist die Brixton, die es in den drei Farben Grün, Rot und Schwarz gibt, übrigens für zwei Personen. Beim ersten Einsatz mag man noch nicht so richtig an den Soziusbetrieb ran, doch in den Papieren ist es verbrieft: 170 Kilogramm Zuladung. In der Praxis schafft man den Zweimann-Betrieb auch über mehrere Kilometer, doch der Dämpfer hinten kommt schnell an seine Grenzen.
Ohne Limit ist dagegen tatsächlich der Spaß. Die Brixton ist natürlich kein Langstreckentourer, keine Reiseenduro. Am besten einpacken, aufladen, oder irgendwie vor Ort bringen – sei es an einen Strand, ein Urlaubsrevier oder eine enge Supermoto-Strecke. Und dann los. Mehr Motorrad-Feeling in der Größe XXS geht wahrlich nicht. Mehr bracht man zu manchen Zeiten aber auch nicht – schon gar nicht zu diesem Preis. Über den waren die XXL-Camper, die allesamt mit ihren teuren Pedelecs unterwegs waren, übrigens blass erstaunt.
 Pro
  • glänzendes Fun-Bike
  • überraschend geländegängig
  • super Preis
 Contra
  • im Kern ein Einsitzer
  • rudimentäre Armaturen
  • winziges Cockpit
  • USB nicht serienmäßig
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Brixton Crossfire 125 XS - Baujahr: 2021
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Technische Daten Brixton Crossfire 125 XS 2021
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Brixton
Motor
Hubraum 125 ccm
Zylinder, Kühlung, Ventile Einzylinder, luftgekühlt, 4 Ventile pro Zylinder
Abgasreinigung/-norm Euro 5
Leistung 11,0 PS (8,0 kW) bei 8500 U/min
Drehmoment 9 Nm bei 6.500 U/min
Höchstgeschwindigkeit 95 km/h
Kraftübertragung
Schaltung 5-Gang
Sekundärantrieb Kette
Fahrwerk & Bremsen
Federelemente vorn Upside-down-Teleskopfedergabel
Federelemente hinten Schwinge mit Zentralfederbein
Radstand 1.200 mm
Räder Leichtmetallräder
Reifen vorn 120/70 - 12
Reifen hinten 130/70 - 12
Bremse vorn 220-mm-Scheibenbremse
Bremse hinten 190-mm-Scheibenbremse
Maße & Gewicht
Länge 1.690 mm
Breite 780 mm
Höhe 990 mm
Gewicht 111 kg
Maximale Zuladung 170 kg
Sitzhöhe 760 mm
Tankinhalt 11 Liter
Fahrerassistenzsysteme
ABS
Fahrzeugpreis ab 2.399 €
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