Die Leute bleiben stehen und gucken. Interessiert. Anerkennendes Nicken beim Taxieren des 2,83 Meter langen „Etwas“, das da vor ihnen parkt. „Ist das der neue Lotus?“, fragt einer, ehemaliger Lufthansa-Mitarbeiter, wie er sagt, „da soll ja was kommen ...“. Aha. So so. „Nee, das ist ein Can-Am Spyder RT, aus Kanada.“ Ah, oh, so, so. „Wie schnell ist der? Über 170? Donnerwetter. Dann viel Spaß damit.“
So und ähnlich verlaufen Gespräche, steht man mit dem neuen RT-Topmodell „Sea-to-Sky“ irgendwo in der Sonne rum. In diesem Fall am Elbfähranleger Glückstadt. Vor einem die See – na ja, okay, zumindest fast –, über einem der blau-weiß gesprenkelte Himmel. Am Büdchen werden mit Mundnasenmaske Fischbrötchen gereicht, im 15-Minuten-Takt legt eine Fähre an oder ab. Friedvolle Entspannung liegt über der Szenerie. Wir fahren trotzdem mal weiter.
Kommandozentrale: keine Bange – Bedienungsanleitung lesen hilft
Gran Turismo auf drei Rädern
Der RT „Sea-to-Sky“ soll das „ultimative Touring-Fahrzeug der Luxusklasse für zwei“ sein, verspricht BRP. Erster Eindruck: Das ist noch nicht einmal übertrieben, solange man mit Helm tourt und nicht in einem britischen Gran Turismo sitzt. Sechs Ausstattungs-Besonderheiten listet BRP für den „Sea-to-Sky“ auf, der technisch auf dem Serien-RT basiert. Sprechen wir also über Äußerlichkeiten.
Highland Green mit titanfarbenen Zierleisten, gefräste 6-Speichen-Felgen mit satinierter Oberfläche, ebenfalls in Titan, dazu eine schmückende „Sea-to-Sky“-Stickerei auf der wirklich erstaunlich bequemen Sitzbank und ein hübsches Emblem auf Tank und Kühlermaske samt Signatur auf den seitlichen Gepäckabteilen.
Gepäckfach: Vorn reist der serienmäßige Trolley mit Optisch echt gelungen. Wie der aufwendig verarbeitete Sitz, der mit seinem adaptiven Schaumstoff an Großmutters großes Gelkissen erinnert. Ruhesitz 3.0, auch für den Beifahrer.
Flache Heckklappe serienmäßig
RT-typisch verfügt der Sozius wie der Fahrer über eine eigene Sitz- und Griffheizung. Letztere erwärmt die massiven Haltebügel rechts und links des erhöhten Throns. Im Rücken lauert eine breite Soziuslehne mit Lendenwirbelstütze. Sie klebt vor dem riesigen Topcase, das mit wenigen Handgriffen abgenommen und durch eine flache Heckklappe ersetzt werden kann. Das sieht sehr viel sportlicher aus. Beim „Sea-to-Sky“ ist sie serienmäßig dabei und passend in Highland Green lackiert, beim Serien-RT kostet sie Aufpreis.
RT-Topmodell in Highland Green: Der Name ist eine Hommage an den Sea-to-Sky-Highway zwischen Vancouver und Whistler in British Columbia, Kanada. Platz für Gepäck gibt es auch ohne den Reiseanbau reichlich – und das sogar zum Mitnehmen: Zum Sondermodell gehört ein dreiteiliger, gebrandeter Koffersatz, der millimetergenau in die beiden Seitenfächer und das große vordere Gepäckabteil passt. Zwei halbfeste Reisetaschen und ein Trolley, das sollte reichen für kleine und große Reisen allein oder zu zweit (was sich hier echt anbietet).
Reisetaschen inklusive: eine links, eine rechts, beide innen grellgelb
177 Liter Stauraum und 224 kg Zuladung
224 kg maximale Zuladung erlaubt der 464 kg (trocken) schwere Can-Am Spyder RT. Die Anhängelast beträgt 182 kg, der Stauraum insgesamt 177 Liter. Die Serienausstattung ist opulent: Premium-LED-Scheinwerfer, Touring-Trittbretter für den Fahrer, verstellbare Fußauflagen für den Beifahrer, Handschuhfach mit USB und AUX-Stecker, elektronische Geschwindigkeitsregelung, elektrisch verstellbarer Windabweiser mit Speicherfunktion, Soundsystem, Traktions- und Stabilitätskontrolle, Connectivity-Anbindung über BRP Connect – alles an Bord beim dreirädrigen Luxus-Reise-Dampfer.
Rauf nur per Daumen, runter auch automatisch: Das Schalten übernimmt wie üblich eine Halbautomatik. „Wir glauben, dass das offene Fahren für alle zugänglich sein sollte“, sagte Josée Perreault, Chef von Can-Am On-Road bei BRP. „Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie ein erfahrener Fahrer oder ein Neuling sind, welchen ethnischen Hintergrund Sie haben oder ob Sie ein Mann oder eine Frau sind. Jeder sollte den unglaublichen Spaß und die Freiheit des offenen Fahrens erleben können.“ Im Falle des RT Sea-to-Sky kostet dieser Spaß 32.775,-- Euro.