Gelungener Auftakt: City-Ride mit der Ducati Scrambler durch die Sonne zum Hafen

Der erste Eindruck zählt

Italienisches Temperament im Maschinenraum der Ducati
Für den Vortrieb ist der luftgekühlte Zweizylinder-Desmodue-Motor zuständig. Aus 803 ccm entwickelt der V-Motor 73 PS Leistung und bis zu 65 Nm Drehmoment. Ducati hat den Motor überarbeitet und neben einer auch dank Ride-by-Wire verbesserten Einspritzung die Kupplung deutlich abspecken können. Das merkt man nicht nur daran, dass sich Motor und Getriebe mit nur einem Finger am Kupplungszug trennen lassen, sondern auch am Gewicht. Insgesamt konnten 2,5 Kilogramm allein beim Motor eingespart werden. Den größten Effekt der Überarbeitung hatte aber die verbesserte Einspritzung. Nicht nur ist diese durch den elektronischen Gasgriff deutlich berechenbarer, auch die beim Vorgänger oft kritisierte und zum Teil unangenehme Hitzeentwicklung des luftgekühlten Aggregats wurde beseitigt. Ob das im Hochsommer bei über 30 Grad funktioniert, bleibt abzuwarten, während der Testfahrt war die spanische Sonne bei 25 Grad Temperatur jedenfalls die einzige spürbare Wärmequelle im Stadtverkehr.
Auf freier Strecke zeigt der Motor dann die ganze Bandbreite seiner Fähigkeiten. Verlässt man den Ort und den Drehzahlbereich bis 3.500 U/Min, spürt man deutlich, dass die Scrambler eigentlich ein Sportler ist. Das maximale Drehmoment von 65 Nm liegt bei 7.000 U/Min an, die maximale Leistung bei 8.250 U/Min, also kurz vor dem roten Bereich. Dieser beginnt bereits bei 9.000 U/Min. Doch so weit muss man es selten kommen lassen, denn schnelle Lastwechsel am Gasgriff sind, zumindest im Sport-Modus, auch vorher ein Genuss für Herz und Gehör. Die Gänge lassen sich sauber und präzise einlegen, aber auch für Fahrer, die weniger schalten, ist der Motor stark genug. Aus niedrigen Drehzahlen heraus lässt sich die Ducati Scrambler auch in höheren Gängen gut und ohne unangenehmes Ruckeln beschleunigen und bleibt dabei angenehm leise.
Straffes Fahrwerk, milde Bremse
Der Stahlrohrrahmen ist ebenfalls neu gestaltet worden und trägt zur Diät der Ducati Scrambler bei. Wirklich spür- oder sichtbar für den Fahrer ist das zwar nicht, nötig war es dennoch, um die neue Doppelarmschwinge und das nun zentral angeordnete Federbein sinnvoll anbringen zu können. Die Gewichtsersparnis beträgt dabei etwa ein Kilo. Fahrfertig bringt die Ducati Scrambler in der Icon-Variante 185 Kilogramm Gewicht auf die Waage. Für einen Zweizylinder mit 803 ccm ist das leicht und noch einmal vier Kilogramm weniger als beim Vorgänger. Abgefedert wird die Scrambler dabei vorne von einer 41-mm-Upside-down-Gabel und hinten von einem in der Federvorspannung einstellbaren zentralen Federbein. Beides kommt von Kayaba und ist schon in der Werkseinstellung angenehm straff abgestimmt. So neigt das Motorrad weder beim starken Beschleunigen noch bei harten Bremsmanövern zu starkem Nicken oder Aufstellen, wer es denn möchte, schafft es trotzdem, die Scrambler kurzzeitig aufs Hinterrad zu stellen. Verantwortlich für die Verzögerung ist eine Brembo-Bremsanlage mit jeweils einer Scheibe an Vorder- und Hinterrad. Hinten mit 245 mm Durchmesser und schwimmend gelagertem Bremssattel mit einem Bremskolben, am Vorderrad wird die 330-mm-Bremsscheibe von einem radial verschraubten Bremssattel mit vier Kolben bearbeitet. Das ist definitiv ausreichend, zu dem insgesamt sehr sportlichen Motorrad hätte aber auch eine Doppelscheibe und ein aggressiveres Bremsverhalten gepasst. Ich hätte es mir vorrangig auf den zügigen Abschnitten der Testfahrt gewünscht.Lässiger Sitz und viel Gefühl fürs Vorderrad

Die Elektronik regelt, der Fahrer hat Spaß

Ausstattung, Varianten und Preis
Ausgestattet ist die Ducati Scrambler einigermaßen umfangreich. Ride-by-Wire-Gasgriff, zwei Fahrmodi, eine vierstufig einstellbare Traktionskontrolle, Kurven-ABS von Bosch vorn und hinten sowie ein neues und einwandfrei ablesbares 4,3-Zoll-TFT-Display, gegen Aufpreis auch mit Konnektivität. Dass trotz des Ride-by-Wire kein Tempomat eingebaut wurde, mag zum Konzept einer Scrambler passen, angesichts all der sonst verbauten Elektronik hätte ich ihn trotzdem irgendwie erwartet.
Fazit: Diese Scrambler ist ein Volltreffer
Mit Freude zu fahren, schön anzuschauen und gut zu hören, ist die neue Ducati Scrambler mit dem Beinamen „Next Generation Freedom“. Die bisher beste Version von Ducatis Scramblern und, trotz des nicht gerade günstigen Preises, ein auch für junge Menschen attraktives Motorrad hat Ducati da gebaut. Die umfangreiche Serienausstattung schon in der Basisvariante Icon und die große Auswahl an Zubehör und Farben sowie die fahrerische Bandbreite dürften viele Leute, die auf Naked Bikes und Scrambler abfahren, ansprechen. Auch mein Fazit ist sehr positiv. Ein Motorrad, das einfach zu fahren ist, sich in der Stadt und auf dem Land gleichermaßen zu Hause fühlt und dabei auch optisch und akustisch überzeugt – wenn das mal kein Volltreffer von Ducati ist.- umfangreiche Serienausstattung
- ausgezeichnetes Fahrwerk
- toller Sound
- sehr gute Ergonomie
- Bremsen könnten sportlicher sein
- kein Tempomat
- Road-Modus auffallend zahm