Ritterschlag für die Yamaha Tracer 9 auf der EICMA 2022: Mit Radarsystem, adaptivem Tempomat und Vollbild-Navigation wird die Tracer 9 GT+ zum modernsten Motorrad, das Yamaha jemals in Serie gebaut hat.
Motorradfahrer fremdeln meist, sollen sie sich auf die Fahrkünste von jemand anderem verlassen. „Sozius? Ich? Gott bewahre“, entfährt es selbst gestandenen Kerlen. Geradezu grotesk wird es, sollte dieser jemand nicht aus Fleisch und Blut sein, sondern aus Bits und Radarwellen. Den Lenker quasi aus der Hand geben – an ein Assistenzsystem? Für viele Biker undenkbar. Dabei geht technisch bereits einiges in dieser Richtung, wie Ducati und BMW Motorrad mit ihren adaptiven Abstandstempomaten in der Serie beweisen.
Erste Yamaha mit radargestütztem Abstands- und Bremssystem
Als nächster Hersteller zieht jetzt Yamaha nach. Die Japaner rüsten ihren Reise-Allrounder Tracer 9 zum modernsten Bike auf, das sie jemals in Serie auf die Straße gebracht haben. Als erste Yamaha ist die Tracer 9 GT+ mit adaptivem Abstandsradar (ACC) und – als Weltpremiere – radargestütztem Kombibremssystem vorn und hinten bestückt. On top verfügt sie per App über ein neues Vollbild-Navigationssystem von Garmin, über ein neues 7-Zoll-TFT-Vollfarbdisplay und über das neue Yamaha Quick Shift System der dritten Generation. Im Gegensatz zu herkömmlichen Quickshiftern können die sechs Gänge hier gewechselt werden, ohne dass das Cruise Control System beim Schalten automatisch deaktiviert wird.
Konstanter Abstand zum Vordermann vierstufig regelbar
Das fest eingebaute, nur 200 Gramm schwere Millimeterwellen-Radar der Tracer 9 GT+ misst konstant den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug. Das ACC-System steuert automatisch die eingestellte Geschwindigkeit sowie das Abbremsen und Beschleunigen entsprechend der jeweiligen Verkehrssituation. Wie groß der Abstand zum Vorausfahrenden sein soll, lässt sich über die Schaltergruppen am Lenker in vier Schritten einstellen. Um den gewählten Abstand konstant einzuhalten, auch wenn der Vordermann langsamer wird, aktiviert das System zum Tempoabbau erst die Motorbremse und dann – falls nötig – zusätzlich die Bremsanlage.
Aber Obacht: Es handelt sich nicht um ein Kollisionsvermeidungssystem, warnt Yamaha. Bedeutet: Das System unterstützt nur – beim Fahren, beim Bremsen sowie in Kurven (Kurvenassistent verhindert ungeplantes Beschleunigen auf Zielgeschwindigkeit) und sogar beim Überholen, führt aber keine Ausweichmanöver oder Notbremsungen durch (wie bei Autos).
Neuartiges radargestütztes Kombibremssystem
Das neue radargestützte Kombibremssystem (Unified Brake System, UBS) nutzt die Daten des Radars und der 6-Achsen-IMU (Inertial Measurement Unit). Die Steuerung läuft über das Bosch-Hydraulikaggregat, das auch die Bremskraftverteilung des Bremssystems optimiert. Nutzt der Fahrer nur die Vorderradbremse, bremst die Hydraulikeinheit automatisch auch das Hinterrad mit ab. Umgekehrt ist das nicht zwangsläufig der Fall. Ausschlaggebend sei laut Yamaha, wie hart die Hinterradbremse betätigt wird und was die IMU-Daten über den Fahrzustand des Motorrads sagen. Das Kombibremssystem ist zusätzlich mit der elektronischen Federung vernetzt. Beim Bremsen passt es die Dämpfung der Vorder- und Hinterradfederung an, damit die Tracer 9 GT+ stabil auf der Straße bleibt. Die Kurvenbremskontrolle analysiert bei all dem die Bremskraft und soll so Reifenrutscher in Schräglage verhindern.
Über die „Communication Control Unit“ und die Yamaha MyRide App kann der Fahrer sein Smartphone via USB, WLAN oder Bluetooth mit dem Motorrad verbinden. Dann kann er auf dem Farbdisplay Benachrichtigungen über E-Mails, Textnachrichten und eingehende Anrufe sehen. Im Stand kann der leuchtstarke TFT-Bildschirm Zusatzinfos wie den Wetterbericht anzeigen. Mit der neuen Garmin Motorize App kann das Display als Vollnavigationsfenster genutzt werden. Großes Kino, erst recht, wenn man das Ziel einfach per Sprachbedienung übers Headset eingibt. Bis zum Start der neuen Tracer 9 GT+ dauert es leider noch ein wenig: Ab Juni 2023 soll Yamahas Technologie-Leader bei den Händlern sein. Dann gibt es auch die Preise.