KTM steckt weiter bis zum Hals in Schwierigkeiten
Ende November wurde der Antrag auf Sanierung in Eigenverwaltung eingebracht, am Ende dessen 90-Tage dauernder Frist ein Sanierungskonzept stehen soll. Bereits kurz vor Weihnachten wurde ein elementares Zwischenziel erreicht: Die kurzfristige Fortführungsfähigkeit des Unternehmens wurde gerichtlich festgestellt, solang, bis das Sanierungskonzept vollends steht.
Produktionsstopp in Mattighofen
Gleichzeitig bleiben Unsicherheiten: Mittlerweile wurden insgesamt fünf Folgeinsolvenzen offiziell, vier davon innerhalb des Konzerns von KTM-Eigner Pierer Industries und einem Zulieferer. Zudem wichtig für die Arbeitskräfte: Wie lang wird der Produktionsstopp in Mattighofen tatsächlich andauern? Der wahrscheinliche Weg, die Fertigungsunterbrechung am Stammwerk um mindestens einen weiteren Monat bis Ende März zu verlängern, ist noch immer nicht offiziell kommuniziert.
Verkauf der MV Agusta-Anteile
Auch der Verkauf der MV Agusta-Anteile von Pierer Mobility ist bislang noch nicht abgeschlossen, und zu verbindlichen Geldflüssen der externen Investoren gibt es bislang ebenfalls noch keine Neuigkeiten. Das könnte sich am 24. Januar, dem Datum einer gerichtlichen Zwischenprüfung, spätestens jedoch am 27. Januar zur außerplanmäßigen Hauptversammlung der KTM AG ändern. Ende Februar soll der Sanierungsplan der Firma stehen und den Gläubigern zur Abstimmung vorgelegt werden. So weit, so bekannt.
Redimensionierung als Strategie
Doch was dann? Kern des Sanierungskonzeptes, so viel ist klar, ist eine „Redimensionierung“. Auf Gutdeutsch: eine Gesundschrumpfung. Möglicherweise werden mittelfristig auch Modelle aus der aktuellen Modellpalette gestrichen. Damit wird es künftig Produkte brauchen, die, bei mutmaßlich zunächst geringerer jährlicher Stückzahl, ausreichend Marge generieren. In den letzten Jahren hatten die Österreicher bereits eine Handvoll Modelle im Angebot, die diesen Anforderungen entsprachen: Die Brabus-Modelle auf Super Duke-Basis, die nicht straßenzulassungsfähige
RC 8C und
die Super Duke RR waren Beispiele dafür. Sie richteten sich zum einen allesamt an eine zahlungskräftige Kundschaft. Ihnen gemein war jedoch auch der vergleichsweise geringe Entwicklungsaufwand. Bereits bevor die aktuellen Schwierigkeiten absehbar waren, haben die Mattighofener dies als Blaupause genommen und die Entwicklung weiterer Motorräder gestartet, die dieses Rezept aufnehmen. Eines davon: die 690 Rally.
Entwicklung der 690 Rally geht weiter
Diese befand sich bereits vor Ausbruch der Firmenkrise in der Straßenerprobung, die Entwicklung läuft auch jetzt weiter. Fotos von Prototypen zeigen, dass die 690 Rally auf der technischen Basis der nahezu fertig entwickelten Nachfolgerin der 690 Enduro aufbaut – dem geländegängigen Schwestermodell der 690 SMC R. Beide Modelle haben sich bislang erfolgreich am Markt behauptet und dürften weiterhin im Programm bleiben. Zu erfolgreich waren die Modelle bislang am Markt, besonders in Europa. Und damit ist auch der Weg zur 690 Rally nicht weit.
Technische Details der 690 Rally
Allen Modellen, SMR, Enduro und Rally, gemein ist, dass im bekannten Rahmen der aktuellen 690er bereits der neue LC4-Einzylinder steckt. Daten zu diesem sind nicht bekannt. Als Reaktion auf
Ducatis Superquadro Mono, der in der
Hypermotard 698 zum Einsatz kommt, ist jedoch ein Plus an Hubraum und Spitzenleistung äußerst wahrscheinlich. Damit dürfte der KTM-Single wieder der stärkste Einzylinder am Markt werden: Rund 75 PS sind zu erwarten. Das Fahrwerk teilen sich die Prototypen von Enduro und Rally, was für beide 250 mm Federweg vorn und hinten bedeutet, hinten durch ein manuell voll einstellbares Federbein. Das Gewicht der 690 Rally dürfte unter 180 kg nass liegen. Beeinflusst wird dies durch die Zusatztanks, denn ergänzend zum bekannten Tank im Heck kommen am Prototyp zwei Spritfässer vor dem Fahrer zum Einsatz. Diese sollen die Reichweite verlängern und beeinflussen gleichzeitig die Form der vorderen Verkleidung.
Weiteres Unterscheidungsmerkmal: die neue Front mit steiler Scheibe, standesgemäßem Infotainment und Voll-LED-Lichtern. Sie nimmt gleichzeitig den Look des Wettbewerbsgeräts 450 Rally auf, mit dem Daniel Sanders vor wenigen Tagen die Dakar-Rallye gewann.
Produktionsstart der neuen 690er-Baureihe
Zu einem Termin des Produktionsstarts der neuen 690er-Baureihe lässt sich, angesichts der Lage bei KTM, nichts vorhersagen. Die gesamte Modell- und Produktionsplanung steht derzeit auf dem Prüfstand und damit auch der Entwicklungsplan. Eine sinnvolle Bereicherung des Modellportfolios wäre die 690 Rally allemal.