Extrovertiertes Bike im Fahrtest: Husqvarna Svartpilen 701

Nach der Vitpilen 401 und Svartpilen 401 präsentiert die KTM-Konzerntochter Husqvarna nun die Svartpilen 701 auf dem Markt.
25.07.2020
| Lesezeit ca. 4 Min.
Hanspeter Küffer
Sebas Romero, Marco Campelli
Sie haben ganz schön für Aufsehen und Gesprächsstoff gesorgt, die progressiv gezeichneten Zweirad-Pfeile, die Husqvarna im vergangenen Jahr mit der Vitpilen 401, der Svartpilen 401 und der Vitpilen 701 verschossen hat. Mit der neuen Svartpilen 701 zieht die KTM-Konzerntochter jetzt einen weiteren, nicht minder scharfen Pfeil aus dem Köcher. Die neue Svartpilen 701 ist den Schwestermodellen nachempfunden.
Für Aufsehen und Gesprächsstoff ist also weiterhin gesorgt.
Husqvarna Svartpilen 701

Extrovertierte Bikes im eigenen Stil

Seit 2013 gehört Husqvarna zum österreichischen KTM-Konzern. Mit Vitpilen (weißer Pfeil) und Svartpilen (schwarzer Pfeil) lanciert die erfolgreich im Geländesport beheimatete Traditionsmarke erstmals neuzeitliche Straßenmodelle. Die beiden 401er-Modelle werden von einem 373 ccm großen und 43 PS starken Einzylinder angetrieben, die zwei 701er-Bikes von einem 75-PS-Eintopf mit 692,7 ccm Hubraum. Während die Vitpilen-Modelle Streetfighter-ähnliche Züge tragen, sind die Svartpilen eher On-/Offroadern nachempfunden. Doch so einfach lassen sich die vier ziemlich extrovertierten Bikes nicht in eine der gängigen Segmentschubladen stecken.
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Zusammen mit ihren Schwestermodellen wurde die hier beschriebene Svartpilen 701 von Grund auf neu entwickelt. Aufs Wesentliche reduziert und frei von allen Zwängen der Branche, krempeln sie alle aktuellen Design-Trends um und interpretieren damit einen klaren und komplett eigenständigen Stil. Am ehesten kann man die Svartpilen als postmoderne Interpretation des derzeit angesagten Flattrack-Themas bezeichnen. Flache Sitzbank, breiter Lenker, grobstollige Reifen – die markanten Stilelemente dieser Bikes sind vorhanden, allerdings völlig unkonventionell und modern gezeichnet.
Husqvarna Svartpilen 701

Gelungene Umsetzung bewährter Technik

Die neue Svartpilen 701 basiert weitgehend auf identischer Technik des Schwestermodells Vitpilen. Selbst Bauteile wie beispielsweise der Tank mit den exotisch anmutenden, ovalförmigen Ausbuchtungen, die einarmig an der Schwinge montierte Kennzeichenhalterung sowie das runde LCD-Cockpit sind gleich. Dennoch unterscheiden sich die beiden Bikes markant. Der breitere, nach hinten gekröpfte und auf hohen Böcken montierte Lenker der Svartpilen ändert das Erscheinungsbild markant. Dazu kommt, dass Husqvarna der Svartpilen ein größeres Vorderrad mit 18 statt 17 Zoll Durchmesser spendiert und die Federwege im
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Vergleich zur Vitpilen um 15 Millimeter auf 150 Millimeter verlängert wurden.
Eine Lampenmaske und die asymmetrische Verkleidung auf der Auspuffseite sind als angedeutete Startnummerntafeln gestaltet und untermauern damit die gelungene postmoderne Umsetzung als sportliches Flattrack-Bike.
Husqvarna Svartpilen 701

Makelloser Fahrkomfort

Längere Federwege und offroad-ähnlicher Lenker bewirken eine komplett eigenständige Ergonomie. Die aufrechte und dennoch fahraktive Sitzposition, 830 Millimeter über dem Asphalt, ist entspannt und gefällt und das, obwohl das ultradünne Polster in Monoposto-Optik zunächst Zweifel aufkommen lässt, ob es sich darauf wirklich länger als eine halbe Stunde aushalten lässt. Nach einem intensiven Fahrtag können wir Entwarnung geben: Am Fahrkomfort gibt es nichts zu bemängeln. Ähnliches gilt für die Bedienungselemente an den Lenker-enden, die gut erreichbar und ergonomisch korrekt angeordnet sind. Weniger zufrieden sind wir dagegen mit dem etwas einfach wirkenden runden LCD-Display, welches aufgrund der klein geratenen Ziffern und der nicht spiegelfreien Abdeckung zuweilen etwas schwierig abzulesen ist. Auch die Original-Rückspiegel passen irgendwie nicht so recht zum ansonsten exotischen Auftritt. In den an unserem Testbike montierten, enger positionierten Designspiegeln aus dem Zubehörsortiment sieht man leider etwas zu wenig.
Ein schlanker Gitterrohrrahmen umfasst den hauseigenen und bestens bewährten Einzylinder mit 692,7 Kubik. In der Svartpilen 701 drückt das kompakte Aggregat 75 PS und 72 Nm Drehmoment auf die Kurbelwelle, wodurch das vollgetankt lediglich 167 Kilogramm schwere Motorrad bei entsprechendem Dreh am E-Gasgriff wie ein Geschoss abgefeuert werden kann. Die elektronische Einspritzung gewährleistet eine direkte, verzögerungsfreie Leistungsentfaltung, welche bei Bedarf von der serienmäßigen Traktionskontrolle in Zaum gehalten wird. Ebenfalls mit an Bord und in dieser Klasse bisher einzigartig ist der bidirektionale Quickshifter für kupplungsloses Rauf- und Runterschalten.
Husqvarna Svartpilen 701

Kraftvoller Einzylinder-Motor

Dank des geringen Gewichts hat der Eintopf mit der Svartpilen im wahrsten Sinne des Wortes leichtes Spiel. Aufgrund von 25 Jahren permanenter Weiterentwicklung ist der legendäre KTM-LC4 heute zum stärksten und schärfsten Einzylinder-Motor gereift. Es ist fast unglaublich, welch enormen Druck der kompakte und in seiner jüngsten Ausbaustufe mittlerweile überraschend kultiviert und vibrationsarm arbeitende Single zu produzieren vermag. Die leichtgängige Kupplung funktioniert ebenfalls prima, doch weil Gangwechsel mit dem Quickshifter souverän und mit nahtlosem Kraftschluss einhergehen, kommt sie meist nur in engen Kehren sowie zum Anfahren und Anhalten zum Einsatz.
Husqvarna Svartpilen 701

In Kurven zu Hause

Kurvenreiche Strecken sind das wahre Revier der Svartpilen 701. Im engen Winkelgeläuf bleibt sie durchaus hartnäckig an vergleichbaren Supermotos dran. Und weil fahrwerkseitig mit den voll einstellbaren Federelementen von WP sehr hochwertige Komponenten verbaut sind, begeistert sie mit einzigartig agilem Handling und messerscharfen Fahreigenschaften. Selbst schlechter asphaltierte Strecken meistert sie aufgrund der im Vergleich zur Vitpilen 701 längeren Federwege ordentlich. Die grobstolligen Pirelli MT60S-Reifen passen optisch perfekt zum neo-klassischen Flattrack-Style und auch am Grip gibt es nichts zu bemängeln.
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Fazit

Zugegeben, zunächst war ich ziemlich skeptisch, ob ein dermaßen exotisch gestyltes Motorrad überhaupt funktionieren kann. Nach den ersten Testfahrten kann ich diesbezüglich vollumfänglich Entwarnung geben: Es funktioniert, und zwar sehr gut. An den fahrdynamischen Eigenschaften gibt es nichts zu bemängeln. Das extravagante Design polarisiert und provoziert und das ist durchaus gewollt. Mit einem Preis von 9.256,-- Euro ist die neue Svartpilen 701 nicht wirklich ein Schnäppchen aber eben auch das will sie gar nicht sein. Aus meiner Sicht trifft Husqvarna mit dem schwarzen Pfeil somit ziemlich genau mitten ins Schwarze.
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Husqvarna Svartpilen 701 - Baujahr: 2019
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Technische Daten Husqvarna Svartpilen 701 2019
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Husqvarna
Motor
Bohrung x Hub 105 x 80 mm
Hubraum 693 ccm
Zylinder, Kühlung, Ventile Einzylinder, flüssigkeitsgekühlt, Vier Ventile
Abgasreinigung/-norm Euro 4
Leistung 75 PS (55 kW) bei 8500 U/min
Drehmoment 72 Nm bei 6.750 U/min
Verdichtung 12,8:1
Höchstgeschwindigkeit 200 km/h
Wartungsintervalle 10000 km
Kraftübertragung
Kupplung Anti-Hopping-Kupplung, Hydraulisch betätigt
Schaltung 6-Gang
Sekundärantrieb X-Ring-Kette
Fahrwerk & Bremsen
Rahmen Chrom-Molybdän-Stahl-Gitterrohrrahmen, pulverbeschichtet
Federelemente vorn 43-mm-Upside-Down-Gabel
Federelemente hinten WP APEX Monoshock
Federweg v/h 150 mm / 150 mm
Radstand 1.436 mm
Nachlauf 119 mm
Lenkkopfwinkel 65 °
Räder Aluminiumgussräder
Reifen vorn 110/80 R18
Reifen hinten 160/60 R17
Bremse vorn Vierkolben-Radialfestsattel, Bremsscheibe
Bremse hinten Einkolben-Schwimmsattel, Bremsscheibe
Maße & Gewicht
Gewicht 158,5 kg (Leergewicht)
Maximale Zuladung 183 kg
Sitzhöhe 835 mm
Tankinhalt 12 Liter
Fahrerassistenzsysteme ABS
Fahrzeugpreis ab 10.195 €
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