Leichter, stärker, radikaler: Die neue F 900 GS, das Aushängeschild der neuen Mittelklasse-GS-Familie, hat in allen Belangen zugelegt. Außer beim Komfort.
Markus Flasch kann sich eigentlich entspannt zurücklehnen. Der neue Chef von BMW Motorrad startet seine Amtszeit mit einem neuen Absatzrekord (209.257 Einheiten in 2023, +3,1 Prozent) und zahlreichen neuen Bikes. Dementsprechend locker eröffnet der 1980 in Salzburg geborene BMW-Überflieger die Pressekonferenz des internationalen Modell-Launches in Malaga: In Jeans und T-Shirt betritt er den Konferenzraum – sportlich und ganz Biker. In der Garage auf seinem Bauernhof stehen eine handvoll Maschinen verschiedener Fabrikate.
Die kommenden Tage verbringt er ausschließlich auf Motorrädern aus „seinem“ Werk in Berlin-Spandau – begleitet von Motorrad-Journalisten aus aller Welt. Die Rede ist von der neuen BMW F 900 GS, M 1000 XR und R 12 nineT. „Seine“ ersten Verbrenner-Modellneuheiten für die Saison 2024, die auch er hier allesamt zum ersten Mal fahren wird. Flasch ist seit November 2023 im Amt. Design und Technik der aktuellen Neuheiten stammen noch aus der Amtszeit seines Vorgängers Markus Schramm.
Fahrtests: BMW F 900 GS, Triumph Tiger 900, Ducati Desertx Rally, Triumph Speed 400 & Triumph Scrambler 400 X, Honda Africa Twin Adventure Sports, Kawasaki Eliminator 500, Harley-Davidson Street Glide & Road Glide Touren/Reisen: Entlang der Donau, Vom Harz zum Glockenpalast, 100 Colls – Passfahrspass in Katalonien Motorräder: Royalmehr Enfield Shotgun 650, Moto Guzzi V7 Stone Ten Sonderedition Tests: Held Summer Ride II, Ashley Watson Eversholt Mkii, Bogotto Barton, Shad Terra TR15 CL, Nexx X.WED3 Magazin: BMW vermeldet Rekordabsatz, Zulassungszahlen 2023, Intermot mit neuem Konzept, BMW Days zurück in Garmisch-Partenkirchen
Fahrtests: BMW F 900 GS, Triumph Tiger 900, Ducati Desertx Rally, Triumph Speed 400 & Triumph Scrambler 400 X, Honda Africa Twin Adventure Sports, Kawasaki Eliminator 500, Harley-Davidson Street Glide & Road Glide Touren/Reisen: Entlang der Donau, Vom Harz zum Glockenpalast, 100 Colls Passfahrspass in Katalonien Motorräder: Royalmehr Enfield Shotgun 650, Moto Guzzi V7 Stone Ten Sonderedition Tests: Held Summer Ride II, Ashley Watson Eversholt Mkii, Bogotto Barton, Shad Terra TR15 CL, Nexx X.WED3 Magazin: BMW vermeldet Rekordabsatz, Zulassungszahlen 2023, Intermot mit neuem Konzept, BMW Days zurück in Garmisch-Partenkirchen
Preis: 5,90 €
Die vergangenen Jahre war Flasch als Produktlinienleiter verantwortlich für die Entwicklung und Konzeption aller Automobile der Marke BMW in der Mittel- und Oberklasse sowie für die Modellpolitik von Rolls-Royce. Jetzt darf der Ex-Leiter der Performance-Schmiede BMW M über die Geschicke der Premium-Bike-Marke BMW Motorrad entscheiden. Eine seiner ersten Amtshandlungen, die Medien samt BMW-Community aufhorchen ließ, war das Zurückholen der BMW Motorrad Days nach Garmisch-Partenkirchen. „100 Jahre BMW Motorrad am Standort Berlin zu feiern, war genau die richtige Entscheidung“, sagt der begeisterte Motorradfahrer. „Aber das Jahr der neuen GS-Modelle gehört woanders hin.“ Heim in die Berge. Dorthin, wo die GS-Jünger seit über 20 Jahren ihre Marke feiern. Und sich selbst.
Neustart als durchtrainierter Offroader
Kommen wir zu dem Bike, das Flasch zuerst fahren wird, in diesem milden andalusischen Winter: die F 900 GS, Nachfolgerin der F 850 GS. Eingefleischten Endurofans war die 2018 präsentierte Reihenzweizylinder-Maschine zeitlebens zu soft. Sie überzeugte als komfortables Reisebike mit ausgewiesener Schlechte-Wege-Expertise. In der zunehmend auf Rally-Raid-Style und echte Nehmerqualitäten getrimmten Adventure-Mittelklasse haut das allerdings niemanden mehr vom Hocker. Also sattelt BMW Motorrad jetzt radikal um: Die neue F 900 GS ist ein knallharter Bursche. Sie will weg vom Image des sänftenartigen Multitools und richtig was reißen im Segment der sportlichen Enduros. 14 Kilogramm leichter (219 kg), 10 PS mehr Leistung (105 PS), athletischere Linie – BMW hat mächtig an der Performance der Mittelklasse-GS gearbeitet. Und am gesamten Auftritt: extrem schlankes Heck, superschmale Taille, komplett neue Front – die neue F 900 GS hat mit ihrer Vorgängerin nicht mehr viel gemeinsam. Sie steht für Offroad-Kompetenz, Sportlichkeit und Dynamik. Bedeutet: weniger Komfort und Touring, mehr Abenteuer. „Noch nie gab es so umfassende Änderungen innerhalb einer Baureihe“, sagen Markus Flasch und die anwesenden Produkt-Manager. Damit die Fangemeinde nicht völlig den Glauben an ihre Reihenzweizylinder-GS verliert, bleibt es bei der bewährten Modell-Dreifaltigkeit: Die F 900 GS Adventure bedient ganz im Geiste ihrer 850er-Vorgängerin komfort-orientierte Langstreckenfahrer, die F 800 GS setzt als 87-PS-Version auf die etwas gelassenere Kundschaft und kann auch mit A2-tauglichen 48 PS geordert werden.
Kerniger Auftritt im Gelände, dynamischer Antritt auf Asphalt
230 mm Federweg vorn, 215 mm hinten, einstellbare Federung (vorn Showa, hinten ZF), neuer Rahmen, leichtere Schwinge – das Entwicklerteam hat ganze Arbeit geleistet. Der überarbeitete Motor schiebt mit jetzt 93 Nm bei 6.750 U/min kräftig an. In 3,8 Sekunden geht es aus dem Stand auf Tempo 100. Zwei gegenläufige Ausgleichswellen sorgen für Laufruhe. Mit ihren 105 PS macht sich die neue F 900 GS selbstbewusst im Wettbewerb breit. Zum Vergleich: Die Ducati DesertX leistet 110 PS, die Triumph Tiger 900 lockt mit 108 PS.
Zwei Fahrmodi sind Serie (Rain/Road) bei der BMW F 900 GS. Mit der Sonderausstattung Fahrmodi Pro kommen Dynamic, Enduro und Enduro Pro hinzu. Das Hinterrad-ABS lässt sich für Geländefahrten standesgemäß lahmlegen, die Traktionskontrolle ist auf Tastendruck abschaltbar. Mächtige Furchen zu ziehen auf Schotter und im Sand, gehört folglich zu den einfacheren Aufgaben der neuen GS. Der Motor hängt schön direkt am Gas. Der breite Lenker vermittelt ein sehr gutes Gefühl fürs Vorderrad. Mit seinen 21 Zoll findet es im Gelände immer einen Weg.
Tiefer platzierte Fußrasten, höherer Lenker
Das Ergonomie-Dreieck (Lenker – Sitzfläche – Fußrasten) hat BMW Motorrad für den Offroad-Einsatz optimiert: tiefer platzierte Fußrasten, höherer Lenker, schmaler 14-Liter-Tank – passt perfekt bei meinen 1,80 Metern. Auch auf der Straße überzeugt die 900er-GS voll und ganz. Du fühlst dich rasch eins mit der Maschine, Kurven sind ein großer Spaß dank des hervorragenden Handlings. Der neuen BMW F 900 GS gelingt, was vielen Motorrädern verwehrt bleibt: Sie kreiert Zen-Momente. Fahrer und Bike werden eins – beim Fahren im Sitzen und im Stehen. Schon nach kurzer Zeit erzeugt die F 900 GS eine Art Urvertrauen – auf der Straße und im Gelände. Einzig die breiten Ausleger der Soziusfußrasten erfordern Aufmerksamkeit: Man haut gern mal mit der Wade dagegen beim Rangieren.
Umfangreiche Ausstattung
Zwei Ausstattungspakete (Dynamic, Enduro Pro), drei Farboptionen namens GS Trophy (Weiß-Blau-Rot), Passion (Sao Paulo Yellow mit rotem Heckrahmen) und Blackstorm metallic (Basisfarbe), Heizgriffe serienmäßig, 6,5-Zoll-TFT, Connectivity, Voll-LED-Licht, Sport-Endschalldämpfer von Akrapovic. Der steile Windschild bietet guten Windschutz, die Sitzbank ist knallhart. Im Zubehör bietet BMW Alternativen – auch in puncto Sitzhöhe. Standardmäßig beträgt sie 870 mm. Mit hoher Rally-Sitzbank werden daraus 890 mm, mit niedriger Rally-Sitzbank 835 mm. Mit Tieferlegungssatz geht es runter auf 815 mm. Passendes Gepäck lässt sich leicht montieren. Die Zuladung beträgt 226 Kilogramm, das zulässige Gesamtgewicht 445 kg. Der Verbrauch überzeugt: 4,4 l/100 km gibt BMW Motorrad an. 4,7 bis 5,1 Liter waren es bei unseren Testfahrten.
Metamorphose geglückt! Die F 900 GS ist ein vollkommen anderes Bike als die F 850 GS. Ihre Geschwister Adventure und 800 konnten wir bislang noch nicht fahren. Bei diesen beiden Modellen dürften die Unterschiede zu den Vorgängern geringer ausfallen. Los geht es bei 13.750,-- Euro. Alle 10.000 km wird BMW-typisch ein Service fällig.