Fahrbericht: Kawasaki W230 – klassischer Entschleuniger

Kawasaki bringt mit der W230 den Ururenkel seines ersten Deutschland-Imports – im Retro-Stil und mit solider Technik erinnert sie an frühere Zeiten.
 Fahrbericht: Kawasaki W230 – klassischer Entschleuniger
 Fahrbericht: Kawasaki W230 – klassischer Entschleuniger Erstaunlich voll tönt es aus dem metallenen Peashooter-Schalldämpfer
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07.06.2025
| Lesezeit ca. 3 Min.
Thilo Kozik/SP-X
Volker Rost, RKM
Beim Blick auf die neue Kawasaki W230 fühlt man sich unwillkürlich zurückversetzt in die Zeit, als die vier großen japanischen Motorradmarken die Eroberung des Weltmarkts begannen. Kawasaki startete die Erfolgsgeschichte in Deutschland 1966 mit der 650W1, einem unverkleideten, sportlichen Motorrad mit Reihentwin nach Vorbild einer britischen BSA. Diese Zeiten ruft die Urenkelin W230 im authentischen Retro-Outfit für 5.245,-- Euro wieder wach.
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Klassisch gebaut, tief positioniert

Kotflügel
Wie damals sind die Kotflügel der W230 aus echtem Metall
Wie damals sind die Kotflügel der W230 aus echtem Metall, die Telegabel trägt schützende Faltenbälge und am Heck stützen sich klassische Stereo-Federbeine gegen den Schleifenrahmen aus Stahl ab. Scheinwerfer, Blinkergehäuse und Rückspiegel sind rund, die Sitzbank durchgehend und gerade. Hinter dem geweihartig geschwungenen Lenkerröhrchen sitzt es sich erdverbunden in 74,5 Zentimetern Höhe, das gibt Sicherheit. Allerdings wandern die Knie auf den recht weit vorn montierten Rasten erstaunlich weit nach oben, das halten Langbeinige nicht lange durch.

Luftgekühlter Single mit Charakter – kernig, kultiviert, aber nicht vibrationsfrei

Ein Druck aufs Starterknöpfchen lässt den tatsächlich luftgekühlten 233-Kubik-Single anspringen – fein verrippt bringt einzig und allein Fahrtwind Kühlung, keine versteckten Wasser- oder Ölkühler füllen den luftigen Raum hinter dem Rahmenunterzug.
Peashooter-Schalldämpfer
Erstaunlich voll tönt es aus dem metallenen Peashooter-Schalldämpfer
Erstaunlich voll tönt es aus dem metallenen Peashooter-Schalldämpfer, sanft und fast ab Standgas setzt sich die kleine Kawa in Bewegung. Im rollenden Stadtbetrieb hält die W230 locker mit, tapfer und wahrnehmbar zitternd klettert die Nadel im analogen Drehzahlmesser nach oben. Selbst im oberen Drehzahldrittel vermittelt der kleine Zweiventiler noch so etwas wie Drehfreude, erkauft das aber ungeachtet der Ausgleichswelle mit präsenten Vibrationen.
Kawasaki W230
Selbst im oberen Drehzahldrittel vermittelt der kleine Zweiventiler noch so etwas wie Drehfreude, erkauft das aber ungeachtet der Ausgleichswelle mit präsenten Vibrationen

Fahrdynamik aus der Leichtbaukiste – spielerisch, direkt, überraschend agil

Mit butterweicher Kupplung und knackig-kurzem Sechsganggetriebe ergibt sich so etwas wie klassischer Sportsgeist, mit echten knapp 18 PS reißt die Kawa aber keine Bäume aus. An mancher Steigung macht sich das Fehlen des ein oder anderen Pferdchens schmerzlich bemerkbar, auf gerader Strecke nimmt die Elektronik den Motor bei 113 km/h etwas rabiat an die Kandarre. Dafür begnügt sich der Antrieb mit sozialkompatiblen 2,5 Litern auf 100 Kilometer
Kawasaki W230
Mit echten knapp 18 PS reißt die W230 keine Bäume aus. Langweilig wird es auf der Klassik-Kawa trotzdem nicht
Langweilig wird einem auf der Klassik-Kawa trotz der geringen Leistung nicht, denn sie bietet eine unerwartet belebende Art von Fahrdynamik. Mit nur 143 kg zählt sie nicht nur zu den Leichtesten ihrer Klasse, zusätzlich verleihen ihr die schmalen, natürlich auf traditionellen Speichenrädern aufgezogenen Reifen einen fahrradähnlichen Charakter. Auf Chinapneus mit Namen IRC Grand High Speed und mit unterdämpften Federelementen flitzt die Kawa mutig und schwungvoll durchs Winkelwerk, je enger, desto lieber – der oftmals strapazierte Begriff vom mühelosen Handling erfährt hier eine neue, höchst erfrischende Interpretation. Auf der W230 bekommt die Umgebung und nicht nur das Asphaltband die Aufmerksamkeit des Fahrers geschenkt.

Solide gebremst, entschleunigt im besten Sinn – und fair bepreist

Bei den möglichen Geschwindigkeiten stellt sich die Frage nach der Stabilität nicht, mit zu viel Schwung kommt der Zweikolben-Schwimmsattel im Vorderrad unter vollem Einsatz der Unterarmmuskeln gut zurecht. Gegenüber früher erscheint die Kombination aus 18 PS und Scheibenbremsen mit ABS jedenfalls erheblich gesünder als die von Trommelbremsen gezügelten 50 PS beim Uropa von 1965.
Nach einer halben Stunde auf der W230 fühlen sich die meisten Fahrer gründlich geerdet, der frische Fahrtwind hat Stress, Revierkämpfe und übertriebene Ambitionen weggepustet. Für die glaubhafte Zeitreise in die Vergangenheit ruft Kawasaki inklusive Nebenkosten vertretbare 5.245,-- Euro auf.
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Technische Daten Kawasaki W230 2025
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Kawasaki
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Preis-/Leistungsverhältnis
Motor
Bohrung x Hub 67 x 66 mm
Hubraum 233 ccm
Zylinder, Kühlung, Ventile 1-Zylinder, 4 Takt, luftgekühlt
Abgasreinigung/-norm Euro 5+
CO2 Emissionen 58 g CO2/km
Leistung 18 PS (13 kW) bei 7.000 U/min
Drehmoment 18 Nm bei 5.800 U/min
Verdichtung 9.0:1
Höchstgeschwindigkeit 113 km/h
Verbrauch pro 100 km 2,5 Liter
Kraftübertragung
Kupplung Mehrscheibenkupplung im Ölbad
Schaltung 6-Gang
Sekundärantrieb Kette
Fahrwerk & Bremsen
Rahmen Stahlrohrrahmen
Federelemente vorn 37-mm-Teleskopgabel
Federelemente hinten Doppelstoßdämpfer mit einstellbarer Vorspannung
Federweg v/h 117 mm / 95 mm
Radstand 1.415 mm
Nachlauf 99 mm
Lenkkopfwinkel 50 °
Reifen vorn 90/90-18M/C 51S
Reifen hinten 110/90-17M/C 60S
Bremse vorn 265-mm-Einscheibenbremsen
Bremse hinten 220-mm-Einscheibenbremsen
Maße & Gewicht
Länge 2.125 mm
Breite 800 mm
Höhe 1.090 mm
Gewicht 133 kg (Leergewicht)
zul. Gesamtgewicht 323 kg
Maximale Zuladung 180 kg
Sitzhöhe 745 mm
Standgeräusch 85 dB(A)
Fahrgeräusch 74 dB(A)
Tankinhalt 12 Liter
Fahrerassistenzsysteme ABS
Fahrzeugpreis ab 5.245 € inkl. Nebenkosten
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Kommentare (1)
avatar
07.06.2025 12:38


Schönes retro Bike. Auch der Preis geht in Ordnung. Nur leider 5ps zu wenig für meine Gewichtsklasse. 
Eher was für die Sonntägliche Kaffeefahrt.
Ich wünsch dir immer ne Hand breit Asphalt unterm Gummi.