Erste Fahreindrücke BMW R 18 B – Think big, fahr Bagger
BMW hat zum Fahrtest der BMW R 18 B geladen. Bei Nieselregen und mäßigen Temperaturen ging es durch den Taunus. Erstes Rendezvous mit der 400-Kilo-Schönheit.
Für den ersten Eindruck gibt es bekanntlich keine zweite Chance. Bei BMW Motorrad wissen sie das natürlich auch. Darum begrüßt uns im Foyer des Hotels gleich eine ganze Armada bildschön herausgeputzter Customize-Versionen der BMW R 18. Und dazu die BMW R 18 B, der neue „Berlin Built“-Bagger der Bayern, in Manhattan metallic matt. Eine Schönheit. Prächtig, präsent, perfekt den Formvorgaben dieser Motorradgattung entsprechend. Ein Statement, auch und speziell in Richtung Harley-Davidson und Indian, die lange Zeit den Daumen auf dieser Bauart hatten. Jetzt ist es vorbei mit der US-dominierten Zweisamkeit.
Immer schön die Ideallinie anpeilen: Lenkkorrekturen in Kurven erfordern „Cojónes“ bei 400 Kilogramm Fahrgewicht plus Fahrer.
398 Kilogramm Fahrgewicht
Gefahren wird mit der Ausstattungsoption „First Edition“. Schwarzer Lack mit weißer Doppellinierung, blitzendes Chrom rundum – das kennt man bereits von der R 18 und R 18 Classic. Der Heritage-Look zitiert bekanntlich frühe BMW-Ikonen wie R 32 und R 5 – und steht auch der R 18 B samt der noch opulenteren R 18 Transcontinental ganz ausgezeichnet. Der Zwei-Personen-Express mit großem Topcase und besserem Windschutz flankiert die Testflotte, steht bei unserem „First Date“ in Frankfurt aber nicht für Fahrten bereit. Auch gut bei dem Nieselregen: Die 398 Kilogramm Fahrgewicht der R 18 B reichen mir für den Anfang auch. Die Transcontinental bringt noch mal fast 30 kg mehr auf die Waage.
Das ist mal ein Arbeitsplatz. Links am Lenker: der Multi-Controller, das Universal-Bedientool von BMW Motorrad für alle Einstellungen im Bordmenü, inklusive der fünfstufigen Griffheizung.
Riesiges Display und vier Rundinstrumente
Dann mal los auf der BMW R 18 B: Bein über die 720 mm hohe Sitzbank schwingen, Platz nehmen auf dem breiten Polster, staunen. Das Innenleben der ausladenden Batwing-Verkleidung offenbart großes Kino. Vier Rundinstrumente – zwei große, zwei kleine – erwarten den Baggerfahrer. Und darunter: ein riesiges TFT-Display aus gehärtetem Glas. 10,25 Zoll gibt BMW Motorrad als Größe an. Das entspricht rein rechnerisch einer Bildschirmdiagonale von 26 Zentimetern. Rechts und links kommt jeweils noch ein Fingerbreit Anzeigefläche hinzu für Blinker, Fernlicht, etc.
Motorräder: Kawasaki Z900 vs. Suzuki GSX-S1000, BMW K 1600 & R 18 B, Brabus 1300 R, CFMoto 800MT, Ducati Multistrada V4 S, Streetfighter V2, Panigale V4 & XDiavel Nera, Harley-Davidson Road Glide Special & Acht neue Modelle, Honda NT1100, Husqvarna Svartpilen 125, Vitpilen 401 & Svartpilen 401 & Norden 901, Indian Pursuit & Rogue, KTM 890 Duke GP & 890 Duke R, Moto Guzzi V7 &mehr V85 TT, Suzuki GSX-S1000GT, Triumph TE-1, Speed Triple 1200 RS & Speed Twin, Yamaha Ténéré 700 World Raid & MT-10
Preis: 5,90 €
Boxen lauter als der Motor
Oben rechts am Lenker wartet der Startknopf. Der korrespondierende Keyless-Schlüssel kann in der Jackentasche mitreisen. Sein Schlüsselbart dient lediglich zum Öffnen und Verschließen des Tankdeckels und der beiden Seitenkoffer. 27 Liter Stauraum fassen die formschönen Gepäckfächer. Bei unseren Testmaschinen sind es 26,5 Liter: Alle sind mit den optionalen Boxen von Marshall bestückt, die etwas Raum futtern, aber echt Laune machen. Im Zusammenspiel mit den vorderen, serienmäßigen Boxen machen die richtig Bassdruck. Beim Losfahren geht der Sound des mächtigen 1,8-Liter-Boxers fast im Soundgewitter von Alice Cooper und Led Zeppelin unter. Show muss sein.
Beim Rangieren hilft der Rückwärtsgang
Fast 400 Kilo, das ist natürlich eine Ansage, keine Frage. Aber nun: In diesem Segment ist Gewicht kein Makel, im Gegenteil. Je dicker der Dampfer, desto ruhiger liegt er im Wasser. Da geben sich Kreuzfahrtschiffe und Luxus-Cruiser wie die R 18 B wenig. Zum Vergleich: Harleys Street Glide kommt mit 375 kg daher, die Indian Chieftain mit 373 kg. Ist der Bagger erst mal aus dem Seitenständer aufgerichtet, ist er fein austariert. Beim Rangieren hilft auf Wunsch der Rückwärtsgang.
Typische Bagger-Stilelemente: lenkerfeste Batwing-Verkleidung, flacher Windschild, abfallende Flyline über den großen Tank und die lang getreckte Sitzbank bis zu den fest installierten Koffern.
Erst auf die A66, dann ab in den Wald
Einmal in Bewegung, folgt der Berg von Bike brav den Richtungsbefehlen des Fahrers. Schenkeldruck allein reicht dafür natürlich nicht aus, aber das wird auch niemand ernsthaft erwartet haben. Die BMW R 18 B will natürlich klare Ansagen haben, sonst läuft sie im Zweifel stur geradeaus. In den Vereinigten Staaten, dem Kernmarkt aller Bagger und Luxus-Tourer, ist das die Paradedisziplin. „Eine BMW kann aber immer auch Kurven“, versichert Josef Miritsch, Leiter Baureihe Boxer (Luft) bei BMW Motorrad. Damit ist die Marschroute klar: Erst auf die A66, dann ab in den Wald. Der Taunus ist unser.
Souveränes Fahrwerk und Vollintegral-ABS
Schmal und schmaler werden die Straßen. Der Asphalt im Frankfurter Hinterland hat schon deutlich bessere Zeiten erlebt. Dem Fahrwerk der BMW R 18 B ist das schnuppe: Beharrlich und souverän bügelt sie über alles rüber, was sich so an kleinen Kratern und größeren Flickstellen zeigt. Je länger wir unterwegs sind, desto größer wird das Vertrauen ins Bike und die aufgezogenen Bridgestone-Pneus. Der Big Boxer hängt gewohnt bullig am Gas. Rock vor Roll und Rain, lautet meine Playlist der Fahrmodi. Die 300er-Bremsscheiben rundum haben keine Mühe mit dem schwarzen Koloss. Dank Vollintegral-ABS lassen sich die meisten Bremsaufgaben allein mit der Fußbremse bewältigen. Nicht minder souverän: der optionale Abstandsradar.
Den vollständigen Fahrbericht lesen Sie in Motorrad & Reisen #107.