Fahrtest: 5.000 Kilometer – On- und Offroad mit der neuen Suzuki V-Strom 1050DE

Stille Wasser sind tief. Im mehrwöchigen Test wird meine schlichte, schwarze Suzuki V-Strom 1050DE zur „Dirty Suzi“. Ein schmutziges Vergnügen.
Fahrtest: 5.000 Kilometer – On- und Offroad mit der neuen Suzuki V-Strom 1050DE
Fahrtest: 5.000 Kilometer – On- und Offroad mit der neuen Suzuki V-Strom 1050DE
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24.09.2023
| Lesezeit ca. 7 Min.
Florian Brings

Abholung, Hausstrecke und Sozia-Betrieb

„So, Kroatien Offroad machste mit der neuen V-Strom 1050DE. Soll sie mal zeigen, wie sie sich so im Schotter schlägt.“ Danke, Chef, wird gemacht. Anschließend noch die Details der Abholung geklärt und schon wenige Tage später sitze ich auf ihr, der neuen V-Strom 1050DE, also der geländetauglichen Version. Ausgestattet mit Sturzbügeln, Motor- und Handschutz, einem Gravel Mode für Schotterfahrten und dem Kunststoffkofferset. Der erste Eindruck: sehr sauber, schlicht und in der schwarzen Lackierung einigermaßen unauffällig. Die ersten 250 Kilometer sind schnell erzählt, denn es geht über die A 3 schnurstracks von der Zentrale von Suzuki Deutschland ins heimische Umland von Köln. Der Umstand, dass es über die ersten Kilometer auf der Autobahn nicht viel zu erzählen gibt, sind für eine Reiseenduro schon mal die ersten Pluspunkte. Lediglich der recht hohe Verbrauch von etwas über 7 Litern auf 100 Kilometer fällt auf.
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Um sich vor der geplanten Reise mit dem Motorrad vertraut zu machen und auch andere Ausrüstungsgegenstände der Reise (Navi, Anzug, Stiefel) zu testen und anzuprobieren, geht es auf die Hausstrecke. Und der gute Ersteindruck verfestigt sich, denn von Beginn an fühlt man sich auf der Suzuki wohl, jede wohlbekannte Kurve, jede kniffelige Stelle meistert sie berechenbar und vertrauenswürdig. Der anschließende Test mit Sozia ergibt dasselbe Ergebnis: vertrauenswürdig, berechenbar und die Tendenz zu echtem V2-Spaß. Denn so schlicht die V-Strom im Design auch sein mag, der Motor kann auch anders und dafür ist der wirklich exzellente V2 verantwortlich. Drei Fahrmodi (A, B und C) stehen zur Verfügung und während es die Modi B und C im Ansprechverhalten und der Leistungsentfaltung doch eher sanft und gemächlich angehen lassen, zeigt die „Suzi“ im Modus A, was in ihr steckt. Zügige Annahme des über Ride-by-Wire angesteuerten Gases, und ein gewolltes und von mir sehr freundlich begrüßtes Nicken in den Gebeinen der Suzuki sind die Folge und Einladung, es auf der Straße etwas sportlicher angehen zu lassen, als man es einer V-Strom 1050DE zutrauen würde.

1.000 Kilometer mit großem Gepäck auf der Langstrecke

Suzuki V-Strom 1050DE Gepäck
Wer für die große Reise packt, sollte die Alukoffer bestellen. In die Kunststoffkoffer passen insgesamt nur 55 Liter Gepäck rein.
Leichtes Gepäck ist kein Problem, doch wie sieht es aus, wenn es für längere Zeit mit mehr Gepäck über weitere Strecken geht? Was die von Suzuki gelieferten Kunststoffkoffer angeht, kann gesagt werden: Da geht mehr. Mit 26 Litern Stauraum rechts und 29 Litern links kommt man schon auf einem kurzen Trip ohne zusätzliches Topcase oder Gepäcktasche in Bedrängnis. Wer beabsichtigt, länger zu reisen, sollte schon bei der Bestellung das Häkchen bei den Alukoffern setzen. Die bieten mit jeweils 37 Litern deutlich mehr Stauraum und wirken auch insgesamt hochwertiger. Mir nützt das für die anstehende Reise jedoch herzlich wenig, also wird kurzerhand eine Gepäckrolle mit 60 Litern Stauraum längs über dem Soziussitz angebracht und verzurrt. Da ich die V-Strom nach der ersten 1.000-Kilometer-Inspektion übernommen habe, bleibt die technische Vorbereitung auf den Trip an die kroatische Küste vergleichsweise kurz, jedoch bereiten mir die Reifen etwas Sorge. Von Werk aus wird die V-Strom 1050DE mit dem Dunlop Trailmax Mixtour ausgeliefert, aber gerade der Hinterreifen scheint mir für die kurze Laufleistung, zum Zeitpunkt der Abfahrt ca. 2.000 Kilometer, schon abgefahrener, als angemessen wäre. Die rund 3.000 Kilometer lange Motorradreise traue ich den Pneus dennoch zu. Ich behalte das im Hinterkopf und mache mich auf den Weg Richtung Süden. Über Eifel, Pfalz und das Badische Land geht es zum ersten Stopp in den Schwarzwald. Vollbeladen zeigt „Suzi“ keine Schwächen, auch bei zügiger Fahrweise wird das Fahrwerk zu keinem Augenblick schwammig oder der Motor zu schwerfällig. Passt.
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Die böse Überraschung erwartet mich mittags tags darauf beim Blick auf den Hinterreifen. Der zeigt mittlerweile mehr als deutlich, dass er am Ende ist. Auf der Lauffläche fast schon zum Slick radiert, suche ich nach dem nächsten Suzuki-Händler und Gnade beim Monteur, auf dass ich am späten Freitagnachmittag noch einen passenden und offroadfähigen Satz Reifen bekomme. Ich finde den Händler und mir widerfährt Gnade, aber dennoch war der Serienreifen nicht verfügbar.
Hinterrad von der Suzuki V-Strom 1050DE
Als Ersatz für den ruinierten Dunlop Trailmax Mixtour gibt es den Bridgestone Battlax-A41. Der Reifen funktioniert im Schotter und solange es trocken bleibt, tadellos.
Ausgerüstet werde ich am Hinterrad stattdessen mit dem Bridgestone Battlax A41. Ein Adventure-, aber kein ausgewiesener Enduro-Reifen. Angesichts der anstehenden Fahrtage im kroatischen Gelände sind das keine optimalen Aussichten, aber wer kurz vor Feierabend und mit Termindruck kommt, der muss nehmen, was man ihm gibt. Die Serienbereifung hinterlässt keinen guten Eindruck.

Ab ins Gelände

Schotterweg V-Strom 1050De
Aufgestanden und runter vom Asphalt – die Suzuki V-Strom 1050DE in ihrem natürlichen Habitat.
Die nächsten 1.000 Kilometer sind die mit Abstand anspruchsvollsten für die Dual-Explorer V-Strom, denn es geht ins Gelände. Schotter, Wald, Wiese und Geröll wollen bewältigt werden. Zumindest auf dem Papier hat Suzuki der neuen V-Strom 1050DE alle Zutaten mitgegeben, damit das gelingen kann. 21-Zoll-Vorderrad, Gravel Mode, 170-mm-Federweg an der Vordergabel und ein umfassender Sturzschutz sind, falls doch mal etwas schiefgeht, serienmäßig mit an Bord. Klar, die Kritik ist über alle Modelle sämtlicher Hersteller von großen Reiseenduros vergleichbar: zu schwer und zu träge und im Gelände eher unpraktisch. Für meinen Trip nach Kroatien aber ist „Suzi“ das richtige Motorrad. Das 21-Zoll-Vorderrad gibt viel Vertrauen und auch in kniffeligen Situationen Stabilität. Die langsamen, technisch sehr anspruchsvollen Stellen lassen sich durch eine hervorragende Position des Lenkers und der guten Balance der V-Strom allesamt lösen. Wenn es der Untergrund anbietet, kann man es aber auch krachen lassen.
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„Dirty Suzi“

Das Fahrwerk bügelt Unebenheiten souverän weg und gibt nur wirklich harte Schläge an mich weiter. Ist der Gravel Mode aktiviert, steht auch einem Drift im Schotter nichts mehr im Weg. Das auf der Straße optimal funktionierende ABS lässt sich nur für das Hinterrad komplett abschalten, was gut ist, denn gerade wenn es in abschüssiges Gelände geht, wird das ABS am Hinterrad schnell zur nervigen Geduldsprobe. Da beim Reifenwechsel lediglich der Hinterreifen getauscht wurde, bin ich mit Mischbereifung unterwegs und ich muss sagen: Es funktioniert exzellent. Zu keinem Zeitpunkt bin ich mit „Suzi“ langsamer oder unsicherer unterwegs als die teilweise mit Enduro-Reifen ausgestatteten Mitfahrer. Der Bridgestone Battlax-A41 am Hinterrad schlägt sich ausgezeichnet und bietet auch in tiefem Schotter viel Traktion. Einzig tiefen Sand und tiefen Matsch sollte man meiden. Mit dem knackigen V2 und der für eine große Reiseenduro hohen Agilität macht die V-Strom 1050DE richtig Spaß. Die schlichte Nüchternheit und das saubere Image legt sie im Gelände zügig ab und aus der „lieben Suzi“ wird recht schnell „Dirty Suzi“. Einzig den schnellen Wechsel von festem Schotter zu losem, tieferen Untergrund mag das Fahrwerk nicht. Darauf reagiert die Suzuki zum Teil zickig und ohne beherztes Eingreifen mit einem unangenehmen Schlingern am Vorderrad. Hier hilft hauptsächlich eines: 107 PS, der beherzte Griff zum Gas und mit einem Ruck strafft sich das Motorrad wieder in die Spur.
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Verschleiß hält sich im Rahmen

Dass sich nach knapp 1.000 Kilometern jenseits befestigter Wege erster Verschleiß zeigt, ist kein Wunder und dennoch hält sich dieser im Rahmen. Von der ärgerlichen Posse um den Serien-Hinterreifen mal abgesehen. Einzig der Luftfilter scheint mehr abbekommen zu haben, als ihm zuträglich ist, denn mittlerweile macht sich deutlich bemerkbar, dass der Motor gerade bei voller Öffnung nicht immer ausreichend Luft bekommt. Davon abgesehen macht die „Dirty Suzi“ auch nach abschließend fast 5.000 gefahrenen Kilometern keinen Ärger. Was auf längeren Transferetappen und Reisen jedoch auffällt, ist der angesichts des Verbrauchs von 6,5–7 Litern auf 100 Kilometer auf der Autobahn doch recht kleine 20-Liter-Tank. Wenn man auf einer Reiseenduro nach 220 Kilometern auf Reserve fährt, ist der Tank zu klein oder der Motor zu durstig.

Fazit

Die 5.000 Kilometer in vier Wochen auf der neuen Suzuki V-Strom 1050DE haben mich vom Motorrad überzeugt. Klar, die Serienbereifung scheint nichts zu taugen und der Tank ist zu klein. Aber ihre Aufgaben im Reisebetrieb und bei Ausflügen ins Gelände erledigt sie mit Bravour. Agil, stabil, berechenbar und trotz „nur“ 107 PS, dafür aber mit 100 Nm Drehmoment sehr kraftvoll motorisiert, ist die Suzuki zumindest fahrerisch eine echte, günstigere Alternative zu BMW R 1250 GS, Ducati Multistrada und KTM 1290 Adventure. Ich bin sie jedenfalls gerne gefahren und würde mich mit „Dirty Suzi“ jederzeit wieder auf schmutzige Outdoor-Abenteuer einlassen.
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Suzuki V-Strom 1050DE - Baujahr: 2023
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Preis-/Leistungsverhältnis
Technische Daten Suzuki V-Strom 1050DE 2023
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Preis-/Leistungsverhältnis
Motor
Bohrung x Hub 100 x 66 mm
Hubraum 1.037 ccm
Zylinder, Kühlung, Ventile Zweizylinder, flüssigkeitsgekühlt, vier Ventile pro Zylinder
Abgasreinigung/-norm Euro 5
CO2 Emissionen 92,6 g CO2/km
Leistung 107 PS (79 kW) bei 8500 U/min
Drehmoment 100 Nm bei 6.000 U/min
Verdichtung 11.5:1
Höchstgeschwindigkeit 190 km/h
Wartungsintervalle Erstinspektion nach 1.000 km, danach alle 12.000 km
Verbrauch pro 100 km 4 Liter
Kraftübertragung
Kupplung Nasssumpfschmierung
Schaltung 6-Gang
Sekundärantrieb Kette
Fahrwerk & Bremsen
Rahmen Brückenrahmen (Aluminium)
Federelemente vorn Ø43 mm USD-Teleskopgabel, Schraubenfedern
Federelemente hinten Federbein
Federweg v/h 170 mm / 169 mm
Radstand 1.595 mm
Nachlauf 126 mm
Lenkkopfwinkel 64,3 °
Räder Speichen
Reifen vorn 90/90-21M/C 54H
Reifen hinten 150/70R17M/C 69H
Bremse vorn Doppelscheibenbremse
Bremse hinten Einscheibenbremse
Maße & Gewicht
Länge 2.390 mm
Breite 960 mm
Höhe 1.505 mm
Gewicht 252 kg (fahrfertiges Gewicht)
Sitzhöhe 880 mm
Standgeräusch 88 dB(A)
Fahrgeräusch 73 dB(A)
Tankinhalt 20 Liter
Fahrerassistenzsysteme ABS, Traktionskontrolle, Fahrmodi, Schaltassistent, Tempomat
Fahrzeugpreis ab 15.800 €
Sonstiges Ganz in Schwarz gehalten, ist die hoch geländegängige V-Strom 1050DE Black Edition perfekt für Offroadreisen ausgestattet. Serienmäßig an Bord des Editionsmodells sind ein Kofferträger und ein Satz Alukoffer inklusive Schlössern. Für souveräne Fahrzeugbeherrschung abseits des Asphalts sorgen robuste Enduro-Fußrasten.
  • Die V-Strom 1050DE Black Edition ist auf 100 Exemplare limitiert
  • Preis für die Black Edition: 16.700,-- Euro (ab Werk)
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