Was ist es denn? Ein Powercruiser? Ein Dragster? Ein Nakedbike? Wie man es dreht und wendet, die Diavel ist alles zusammen. Für Freunde von starken Motoren und für Liebhaber bequemer Sitzpositionen bis hin zum Treiber fahraktiver Maschinen – die Ducati befriedigt (fast) alle Wünsche. Die unkonventionelle Optik sorgte schon bei ihrem Erscheinen für große Augen! Und sie weckte auch Zweifel – kann man so ein Gerät überhaupt vernünftig bewegen? Dass das funktioniert, sogar ausgesprochen gut, werde ich weiter unten noch beschreiben. Klar ist: die Diavel passt in kein gängiges Schema.
Der riesige 240er Hinterreifen, die gefühlten zwei Meter Radstand (eigentlich sind es nur 1.580 mm) und die etwas ungewöhnliche Sitzposition – leicht nach vorne geneigt, aber auch die Füße recht weit vorne – lassen die Power von 162 Pferden schon im Stand erahnen. Das martialische Macho-Motorrad polarisiert, mir persönlich hat es schon von Anfang an gut gefallen. Es wirkt eher wie das Werk eines einschlägigen Customizers, mit fetter Gummiwalze, kurzem Stummelheck und breitem Lenker, als das einer Großserienschmiede.
Kurzes und knackiges Heck mit dem fetten Pirelli Sobald der Startknopf gedrückt wird – innerhalb eines Radius von 2 Metern erkennt das System den Funk-Schlüssel – erwacht der 11° Testastretta zum grollenden Leben. Was da aus den kurzen, abgeschrägten Tröten an Sound entweicht, kann man mit Fug und Recht als typischen Ducatisound bezeichnen. Mit einem unüberhörbaren Klack rastet der erste Gang in der Getriebebox ein und mit einem sanften Dreh am Weltbeschleuniger entschwindet die Umgebung. Wir beamen uns fortan mit einem dominanten Sound durch die Landschaft. Dumpf und grollend ertönt das Abgas-Staccato der beiden 106er Kolben auf ihrem knapp 68 mm langen Weg. Der Kurzhuber zieht von unten heraus schön sauber hoch, will allerdings mit ein paar Drehzahlen bei Laune gehalten werden. Dann geht’s aber auch vehement vorwärts, sodass der Gasgriff recht zügig wieder zurückschnuppern kann, will man sich nicht unnötig mit der Rennleitung anlegen. Dabei könnten die Sprints der bärenstarken Ducati quasi den Kick zwischendurch erzeugen und das kann einen wirklich süchtig machen. Das Vorderrad bleibt selbst beim harten Gasaufreißen sauber am Boden und der Motor hängt so willig am Gas, als ob er ständig nach mehr schreien würde. Sagenhaft, wie das Gerät vorwärts schiebt. In den ersten Gängen dreht die Duc sauber ab 2.000 Umdrehungen hoch, ab dem vierten Gang braucht sie rund 1.000 Umdrehungen mehr, um nicht in die Kette zu hacken. Übrigens stehen drei Setups zur Auswahl. Zum einen ist da der rundum gute Touring-Modus.
Wenn es donnert, muss nicht unbedingt ein Gewitter aufziehen, es könnte auch Ducatis Donnerbolzen sein Die Gasannahme ist weich und ruckfrei, setzt die Maximalleistung frei und gefällt in allen Belangen. Der Urban-Modus beschränkt die Power auf lediglich 100 Pferdchen und lässt auch dem Hinterrad nicht viele Möglichkeiten zu schlupfen. Im Gegensatz zum Hardcore Sport-Modus. Da geht die Post mal so richtig ab. Die Gasannahme ist reichlich spontan und auch der fetten Gummiwalze hinten wird so einiges zugemutet. Definitiv was für trockene Straßenverhältnisse! Solange das Asphaltband auch noch schön eben ist, lässt sich die Diavel erstaunlich behände um das Eck schwingen. Der 240er Hinterreifen bremst das Temperament dabei nicht so sehr, wie man es vermuten könnte.
Neueste, helle LED-Lichttechnik Der eigens für die Ducati entwickelte Pirelli Diablo Rosso II verhält sich erstaunlich handlich und ermöglicht enorme Schräglagen! Wenn man es nicht selbst erlebt hat, traut man dem Kraftpaket solch eine Leichtigkeit gar nicht zu. Schlechtere Fahrbahnen lässt das knackige Sportfahrwerk den Fahrer allerdings auch, teils heftig, spüren. Komfortabel ist das nicht, muss es aber auch nicht sein, denn die Diavel hat eher einen anderen Fahrertyp im Auge. Ein wenig mehr Komfort hätte ich mir schon gewünscht. Trotz alledem zieht sie unbeirrbar ihre Bahn und schwingt fröhlich von einer Kurve zur anderen. Um die Geschwindigkeit rechtzeitig in Wärme umzuwandeln, verbauen die Italiener die grandiosen Monobloc-Bremssättel aus dem Haus Brembo, die sich fein dosierbar und mit brachialer Gewalt in die beiden 320er Scheiben verbeißen. Selbst bei einer Vollbremsung bleibt das Hinterrad wie festgeklebt an der Straße hängen und kein bisschen Unruhe bemächtigt sich dem Fahrwerk. Und das bei dem recht geringen fahrfertigen Gesamtgewicht von nur 234 kg (Trockengewicht 205 kg)! Auch die Aufstellneigung hält sich, zu meiner Überraschung, in Grenzen. In engen Wechselkurven anbremsen? Kein Problem!
Die komplette Ausgabe 75/2016 von Motorrad & Reisen als PDF
Inhalt: - PDF-e-Paper-Ausgabe - 132 Seiten
Motorräder: Ilmberger BMW S 1000 XR, Ducati Diavel Carbon, Mash Five Hundred, Horex Columbus Regina, Harley-Davidson Roadster
Touren: Lausitz, Elbsandstein- und Erzgebirge, Über den Bergen: Assietta Kammstraße, Insidertour: Nordschwarzwald, Château-Chalon:mehr Im lieblichen Jura
Motorräder: Ilmberger BMW S 1000 XR, Ducati Diavel Carbon, Mash Five Hundred, Horex Columbus Regina, Harley-Davidson Roadster
Touren: Lausitz, Elbsandstein- und Erzgebirge, Über den Bergen: Assietta Kammstraße, Insidertour: Nordschwarzwald, Château-Chalon: Im lieblichen Jura
Preis: 3,90 €
Zweiteilig präsentiert sich das gute Cockpit, oben als LCD-Display ausgeführt und auf den Lenkerböcken montiert, gibt es Aufschluss über die Geschwindigkeit und Drehzahl. Außerdem befinden sich dort die Warn- und Kontrollleuchten sowie die Zeit- und Temperatur-Anzeige.
Das zweiteilige, gut ablesbare Cockpit mit relevanten Informationen Das untere TFT-Vollfarb-Display ist in den Tank integriert und stellt den gewählten Riding Mode, den eingelegten Gang und die Empfindlichkeit der Traktionskontrolle dar. Ebenso werden Gesamt- und Tageskilometer angezeigt, sowie Füllstand des Treibstoffes und ausgeklappter Seitenständer.
Sollte man auf der Diavel einen Beifahrer mitnehmen, dann findet dieser einen eleganten und praktischen Haltegriff vor, der sich, dank eines ausgeklügelten Mechanismus, unauffällig unter dem Heck verbirgt.
Fazit: Ducati baut eine Fahrmaschine mit tollem Sound und bärenstarkem Motor, knackigem Fahrwerk und kerniger Optik. Wem herkömmliche Cruiser zu langweilig erscheinen, dem sei die Diavel wärmstens an das Herz gelegt. Die von uns getestete Diavel Carbon unterscheidet sich von der „normalen“ Diavel vor allem durch die hochwertigen Carbonteile, die wunderschönen Schmiederäder, das geringere Gewicht (-5 kg) und natürlich durch den Preis.