Fahrtest: Indian Scout Bobber – das Rad der Zeit zurückgedreht

Sie sieht nicht nur toll aus , sie fährt sich auch so. Mit der Scout Bobber dreht die US-Marke Indian das Rad der Zeit zurück.
Fahrtest: Indian Scout Bobber – das Rad der Zeit zurückgedreht
Fahrtest: Indian Scout Bobber – das Rad der Zeit zurückgedreht
9 Bilder
05.01.2018
| Lesezeit ca. 4 Min.
Hanspeter Küffer
Felix Romero
Es scheint fast so, als ob sich Indian von den zahlreichen Umbauten kreativer Customizer hat inspirieren lassen. Reduziert aufs Wesentliche modelliert die älteste amerikanische Motorradmarke den vor drei Jahren lancierten Powercruiser Scout zum trendigen Bobber um. Mit überarbeitetem Fahrwerk, sportlicher Sitzposition und griffigen Stollenreifen präsentiert sich die neue Indian Scout Bobber als cooles Bike mit überraschend guten Fahreigenschaften.
Indian Scout Bobber Cockpit

Hommage an die 1940er-Jahre

Im Grunde genommen ist das jüngste Modell von Indian eine Hommage an die sportlichen Umbauten der späten 1940er-Jahre. Mit reduziertem Design, kraftvollem Antrieb und sportlichem Charakter sorgten bereits damals die solchermaßen modifizierten Bikes für puristischen Fahrspaß. Heute sind es nebst den stark gekürzten Schutzblechen insbesondere die zahlreichen schwarz lackierten Teile wie Tacho, Räder, Scheinwerfergehäuse und Doppelauspuffanlage, welche den minimalistischen Look bewirken. Selbst der mächtige V-Twin ist fast gänzlich in düsteres Schwarz gehüllt.
Indian Scout Bobber Fahrbild

Handschrift früherer Modelle

An die Handschrift früherer Modelle erinnert auch die klassische Linienführung, allerdings lediglich ansatzweise. Das bogenförmige Layout vom Lenkkopf über den Tank, den Rahmen und die Federbeine bis hin zur Hinterachse ist unverkennbar. Auch der traditionelle Solosattel, der Rundscheinwerfer sowie der nach hinten spitz geformte Tank sind noch da. Und selbst die schicken 16-Zoll-Räder mit filigranen Gussspeichen und der fetten Bereifung sind optisch an die Modelle von einst angelehnt. Die lange und tief gehaltene Silhouette wirkt ausgewogen, klassisch und modern zugleich
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Indian Scout Bobber Spiegel

Brechen der Tradition

Konstruktiv und technisch bricht die Scout jedoch mit der Tradition. Der von der Schweizer Firma Swissauto in Burgdorf entwickelte Motor ist zwar weiterhin ein V2, allerdings eine durch und durch zeitgemäße Konstruktion. Das 1.133 ccm große Aggregat mit kurzhubiger Auslegung von 99 Millimetern Bohrung und 73,6 Millimetern Hub ist wassergekühlt, es hat vier Ventile pro Zylinder, zwei oben liegende Nockenwellen, ein elektronisches Motormanagement sowie ein Sechsganggetriebe und einen Zahnriemen-Sekundärantrieb. Das Leistungspotenzial von 95 PS und 97 Nm Drehmoment ist eine klare Ansage an die engsten Mitbewerber dieses Segments.
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Indian Scout Bobber Fahrbild

Einzigartige Fahrwerkskonstruktion

Auch das Fahrwerk zeigt sich insbesondere aufgrund des unkonventionellen Rahmenlayouts von der modernen Seite. Die im Motorradbau bisher einzigartige Konstruktion basiert auf einem vorderen und einem hinteren Alu-Gussteil, welche oberhalb des Motors mit zwei Stahlrohren miteinander verschraubt sind. Während das hintere Gussteil die Schwingenlagerung und das Rahmenheck aufnimmt, umschließt das vordere Teil den Wasserkühler, welcher dadurch in der Seitenansicht verborgen bleibt. Der Motor ist mit drei durchgehenden Bolzen als mittragendes Teil in diese Konstruktion integriert.

Tiefe Silhouette ohne Beifahrersitz – nie ging es einfacher, das Bein übers Hinterrad zu schwingen und aufzusitzen. Obwohl die Scout mit 1.562 Millimetern Radstand ein stattliches Motorrad ist, passt die Ergonomie für über 185 Zentimeter große Fahrer nur bedingt. Kleinere Piloten fühlen sich dagegen im bequemen Solosattel in lediglich 649 Millimetern Höhe richtig wohl. Für sie passen Rasten- und Lenker-Positionierungen sehr gut. Rund vier Zentimeter weiter hinten positionierte Fußrasten und ein neuer Tracker-Lenker bewirken eine insgesamt sportlichere und fahraktivere Sitzposition als auf dem Basismodell. Der tiefe Schwerpunkt erleichtert das Manövrieren im Stand und begünstigt Handling und Agilität im Verkehr.
Indian Scout Bobber Blinker

Gutes und sicheres Fahrgefühl

Bereits kurz nach dem Start stellt sich ein gutes und sicheres Fahrgefühl ein. Der Motor läuft kultiviert und vibrationsarm. Er hängt sauber am Gas und beschleunigt ab rund 2.000 U/min souverän und kraftvoll, um ab rund 3.500 U/min so richtig loszulegen. Wer sportlich unterwegs sein will, fährt zwischen 4.000 und 5.000 Touren. Mehr geht auch, ist jedoch nicht wirklich nötig, zumal der Druck im obersten Bereich spürbar nachlässt. Dazu kommt, dass die Gangwechsel mit kurzen Schaltwegen exakt funktionieren und selbst der Leerlauf im Stand problemlos eingelegt werden kann. In leicht geduckter und nach vorn geneigter Haltung durchs Kurvenlabyrinth zu flitzen, macht gleichermaßen Freude, wie genussvoll durch die Landschaft zu cruisen, zumal das Fahrwerk auf gut asphaltierten Straßen kaum Wünsche offenlässt. Gröbere Unebenheit quittiert die mit lediglich 50 Millimetern doch eher knapp bemessene Hinterradfederung zuweilen jedoch recht unwirsch mit harten Schlägen in den Rücken des Fahrers. Trotz langem Radstand und relativ breiten Reifen lässt sich die 255 Kilogramm schwere Scout Bobber einfach und zielgenau steuern.
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Getrübt werden die ansonsten souveränen Fahreigenschaften einzig durch die eher knapp bemessene Schräglagenfreiheit. Bei etwas beherzterer Gangart werden in Kurven zuerst die Fußrasten und wenig später auf der rechten Seite auch der Auspuffkrümmer vom Asphalt abgeschliffen. Sehr gut funktionieren dagegen die beiden Scheibenbremsen, welche trotz einfacher Konstruktion mit klarem Druckpunkt überzeugen und ansprechend verzögern. Und wer die wirklich speziellen Fahrfreuden der coolen Indian Scout Bobber gerne mit einer netten Hinterbänklerin teilen möchte, kann mit wenig Aufwand über dem Rearfender ein passendes, aber, so wie's aussieht, sicherlich nicht sonderlich bequemes Sozius-Brötchen aus dem reichhaltigen Sortiment an Originalzubehör montieren.
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Indian Scout Bobber - Baujahr: 2017
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Technische Daten Indian Scout Bobber 2017
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Indian
Motor
Bohrung x Hub 99 x 74 mm
Hubraum 1.133 ccm
Zylinder, Kühlung, Ventile Zweizylinder, flüssigkeitsgekühlt, 4 Ventile pro Zylinder
Abgasreinigung/-norm geregelter 3-Wege-Katalysator
Leistung 95 PS (70 kW) bei 8000 U/min
Drehmoment 97 Nm bei 5.900 U/min
Verdichtung 10,7:1
Wartungsintervalle Erstinspektion bei 800 km, Zweitinspektion bei 4000 km, danach alle 8000 km
Kraftübertragung
Kupplung Mehrscheiben-Ölbadkupplung
Schaltung 6-Gang
Sekundärantrieb Riemen
Fahrwerk & Bremsen
Rahmen Aluminium-Rückgrat-Rahmen
Federelemente vorn Teleskopgabel
Federelemente hinten Stereofederbeine
Federweg v/h 120 mm / 50 mm
Radstand 1.562 mm
Nachlauf 119 mm
Lenkkopfwinkel 61 °
Räder Leichtmetallgussräder
Reifen vorn 130/90-16 73H
Reifen hinten 150/80-16 71H
Bremse vorn 298 mm Einscheibenbremse, Zweikolben-Bremszange
Bremse hinten 298 mm Einscheibenbremse, Einkolben-Bremszange
Maße & Gewicht
Länge 2.229 mm
Breite 926 mm
Höhe 1.154 mm
Gewicht 255 kg
Maximale Zuladung 204 kg
Sitzhöhe 649 mm
Tankinhalt 12 Liter
Fahrerassistenzsysteme ABS
Fahrzeugpreis ab 13.990 €
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