Seit einigen Jahren versucht Kawasaki, in die Phalanx der reisetauglichen Maschinen einzudringen, ohne dabei den sportlichen Charakter der Marke zu verleugnen.
Im Rahmen der Modellpflege hat Kawasaki das Modell Z1000SX einer Überarbeitung unterzogen. Rein äußerlich sind die Veränderungen zwar – außer den nunmehr serienmäßigen Koffern – kaum zu sehen, doch wenn man sich näher mit dem Sporttourer befasst, stellt man fest, dass die gesamte Antriebseinheit ein Update erfahren hat: zwei Motormappings, mehr Durchzugskraft sowie eine dreistufige Traktionskontrolle. Auch das Fahrwerk wirkt nunmehr durch eine härtere Feder im voll einstellbaren Federbein etwas straffer.
Springt ins Auge: Das typische Kawasaki-Design
Hält die Z1000SX auch, was sie verspricht?
Was haben die Veränderungen an der SX denn nun gebracht? Dies lässt sich natürlich nur feststellen, wenn man sich morgens nach einem ausgiebigen Frühstück nach draußen begibt und eine Runde dreht. Beim obligatorischen Gang rund um das Motorrad springt einem das unverkennbar Kawasaki-typische Design ins Auge. Die SX kann ihre Abstammung vom Streetfighter Z1000 trotz der schicken Verkleidung, der einstellbaren Scheibe und den an die klare Linienführung der Verkleidung angepassten Koffer nicht verleugnen. Die mächtige Vier-in-Vier-Auspuffanlage verrät deutlich ihren Ursprung. Unsere Testmaschine war dazu in dem typischen Kawasaki-grün lackiert. Der Druck auf den Anlasserknopf erweckt den Reihenvierzylinder zum Leben und der Motor säuselt in der Warmlaufphase sanft vor sich hin. Erst der Dreh am Gasgriff fördert das heisere, etwas aggressivere Motorengeräusch zutage.
Das Display informiert den Fahrer ausreichend, nur leider fehlt eine Gang-Anzeige Also heißt es aufsitzen und losfahren. Die Sitzposition ist zwar sportlich vorderradorientiert, aber dennoch bequem, sodass längere Touren nicht zu einer Belastung für die Armmuskulatur führen. Auch die Position der Fußrasten und der damit korrespondierende Kniewinkel sind eine gelungene Mischung aus Sportlichkeit und Tourentauglichkeit. Zur gelungenen Ergonomie tragen die gut erreichbaren Armaturen, das ausreichend informative Display und die Rückspiegel bei. Die verstellbare Scheibe bietet darüber hinaus einen ausgezeichneten Windschutz. Die montierten Seitenkoffer bieten genügend Stauraum für den kurzen Wochenendtrip. Für längere Touren findet sich im Zubehörhandel dann die eine oder andere Ergänzung.
Trotz der sportlich orientierten Sitzposition, sind auch längere Touren möglich
Motor und Fahrwerk unterstreichen die sportlichen Gene!
Schon nach ein paar gefahrenen Kilometern und den ersten Kurven sind die aufgezogenen Bridgestone S20 warm genug, um die Drosselklappen des Reihenvierzylinders weiter zu öffnen und den Kurventanz zu beginnen. Der überarbeitete Motor besitzt noch etwas mehr Leistung und Drehmoment und katapultiert mich von Kurve zu Kurve. Dabei zeigt sich die außergewöhnliche Handlichkeit des Sporttourers. Ohne Mühe lässt er sich durch enge Kurven treiben und zeigt selbst bei lang gezogenen, schnell gefahrenen Biegungen eine enorme Stabilität. Das sportlich abgestimmte Fahrwerk zeigt hier seine Qualitäten. Dank der dreistufigen Traktionskontrolle kann man schon recht früh am Kurvenausgang den Hahn spannen und auf die nächste Gerade schießen. Die ebenfalls modifizierte Bremsanlage mit einer neuen Radialpumpe und Monoblockzangen sorgt vor der nächsten Kurve dafür, dass die Maschine schnell und zuverlässig heruntergebremst werden kann. Kraftvoll beißen die Zangen zu und das ABS von Bosch sorgt dafür, dass man das Vorderrad nicht überbremst. Dabei ist die Bremse hervorragend dosierbar und selbst bei mehrfachen harten Bremsmanövern nicht überfordert.
Die Bremsanlage ist selbst bei mehrfachen harten Bremsmanövern nicht überfordert Beim Tanz durch das Kurvenlabyrinth im Odenwald begeisterte uns auch das gut abgestufte Getriebe mit seinen kurzen Schaltwegen. Und dank des durchzugsstarken Motors hat man die Wahl: Nutzt man die volle Leistung und Drehzahl des Motors und steppt durchs Getriebe oder nutzt man die enorme Elastizität und surft im sechsten Gang durch die traumhafte Landschaft des Odenwaldes.
Leider hat man bei der Überarbeitung vergessen, eine Ganganzeige nachzurüsten, doch wirklich notwendig ist sie dank der Elastizität des Motors nicht. Aber der Motor ist nicht nur drehfreudig und elastisch zugleich, er ist auch sparsam. Mit einem Verbrauch zwischen fünf und fünfeinhalb Litern und einem Tankvolumen von 19 Litern lassen sich Etappen von über 300 Kilometern locker realisieren. Wo viel Licht ist, da ist bedauerlicherweise auch immer ein wenig Schatten. Bei einer Drehzahl von ca. 5000 U/min sind deutliche und äußerst lästige Vibrationen in den Lenkerenden zu verspüren. Und an heißen Tagen oder im Stadtverkehr bläst der Ventilator die heiße Abluft des Motors direkt auf die Unterschenkel.
Bei der Elastizität des Motors ist das Runterschalten vor Kurven kein „Muss“!
Ein Sportsourer par excellence
Fassen wir zusammen: Die Kawasaki Z1000SX ist eine gut gelungene Mischung aus Sportlichkeit und Tourentauglichkeit, bestückt mit einem bärenstarken und elastischem Motor in einem straff abgestimmten Fahrwerk mit ausgezeichneten Bremsen, gedacht für sportlich ambitionierte Fahrer, die gerne auch mal auf Reisen gehen.