Fahrtest: Mash Scrambler

Vollwertiges Retrobike zum günstigen Preis? Die Mash Scrambler 400 im ausführlichen Fahrtest.
02.09.2016
| Lesezeit ca. 5 Min.
Walter Hasselbring
Walter Hasselbring
Mash Scrambler Fahrbild

Früher war das mit der Namensgebung von Produkten ziemlich einfach. Unsere Nationalspeise wurde beispielsweise einfach nach einem Kanzler benannt. Fertig war die Kohlroulade.


Wenn wir heute etwas von „scramble“ hören, fällt uns vermutlich erst- mal das Frühstück in dem etwas teureren Hotel ein: „scrambled“ oder „fried“ wird da schon mal gefragt, wenn es um die Konsistenz der Eier geht.
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Mash Scrambler Auspuff

Wer ein Motorrad namens „Scrambler“ verkauft, signalisiert damit allerdings nicht die Ähnlichkeit seines Produkts mit verquirlten Eiern, sondern zeigt, dass sein Produkt Wurzeln im Motorrad-Geländesport hat. Denn „to scramble“ heißt auch klettern oder kraxeln und so wurde in der Frühzeit des Motorrades, die Raserei cross country, das, was man heute also Moto Cross nennt, „scrambling“ genannt. Seinerzeit fand das mit Motorrädern statt, die eigentlich Straßenmaschinen waren, aber etwa mit grob profilierten Reifen, höher gelegtem Auspuff und Einzelsitzen mit Höcker sowie einem höheren und breiteren Lenker ausgerüstet waren. Und genau so werden die Motorräder von potentiellen „Scrambler“-Kunden auch heute gewünscht. Jeder Motorradhersteller, der heutzutage auf Zack ist, hat einen im Programm. So richtig ging der Hype um diese Kategorie los, als die bayerischen Nischenprodukt-Spürnasen bei BMW einen Coup zum 100. Geburtstag der Firma landen wollten. Eigentlich hatte man in München vor drei Jahren vor, mit der RnineT sich selbst ein Erinnerungsstück an den eigenen Geburtstag zu produzieren. Zuerst war das puristisch, altmodisch gestaltete, aber mit neuester Technik ausgestattete Motorrad dafür vorgesehen, in der Kategorie Cafe-Racer zu reüssieren, aber die – vor allem jüngeren – Kunden rissen den Bayern das Zweirad förmlich aus den Händen. Weltweit wurden schnell weit über 20.000 Exemplare verkauft. Bald wurden pfiffig einfach ein paar Details verändert und schon war ein „Scrambler“ fertig. Man konnte also nahtlos in den sich entwickelnden Markt für diese Marktnische einsteigen.
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Mash Scrambler Tacho

Junge Leute interessierten sich nämlich plötzlich wieder für das Motorradfahren. Nur einfach und bezahlbar sollten die Maschinen sein, wichtig für diese Kundschaft ist die Pose, der Auftritt vor dem Szene-Café, wo man auf einen „Latte“ vorbeischaut. Jethelm und zünftige Lederjacken gehören zum Outfit. Ein Traum für die Kollegen von der Zubehörabteilung. Eine Scrambler verhieß also schon damals in den 60ern Freiheit und Abenteuer abseits der vorgeschriebenen oder besser eingefahrenen Wege. Doch längst hatte das Motorrad dieses Gefühl von Freiheit und Freigeistigkeit eingebüßt. Die „Scrambler auf vier Rädern“, SUV genannt, hatten diese Rolle übernommen. Motorradfahren schien zu einem Altmänner-Hobby zu verkommen, noch dazu wurde und wird noch immer das Wettrennen zu immer größeren, schnelleren und PS-stärkeren Pseudo-Geländemaschinen mit denen man nicht nur zum nahegelegenen Motorradtreffpunkt tuckert, sondern mit dem man notfalls auch die ganze Welt umrunden könnte. Wohl den Motorradfirmen, die neben unseren bayerischen Freunden noch „Scrambler“ im Programm haben. Bei Moto Guzzi gibt es beispielsweise wieder die „Stornello“, die bereits in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts im Programm war. Bei Triumph wird man ebenfalls, schon traditionell, fündig. Die Engländer bieten einerseits eine 48 PS „Scrambler“ an und außerdem kann man aus der Speed Twin unter Verwendung von vorrätigen Zubehörteilen leicht eine „Scrambler“ machen. Ducati offeriert gleich eine ganze Modellreihe zum Thema.
Die Modelle dieser Hersteller sind erheblich preiswerter als die Dickschiffe, die sonst noch in den Katalogen zu finden sind.
Mash Scrambler

Wer indes eine preisgünstige Alternative in diesem neuen nostalgischen Marktsegment sucht, wird bei der Marke Mash fündig.
Für Motorrad-Enthusiasten mit schmalem Geldbeutel bietet sich die Scrambler 400 aus Frankreich an. Die Deutschland-Niederlassung der französischen Firma France Equipement ist zwar erst seit gut zwei Jahren auf dem Markt, hat aber das Kunststück fertiggebracht, fast ein Dutzend Modelle anbieten zu können.
Die Motorräder werden in China hergestellt und arbeiten mit Einzylinder- Viertaktmotoren, die allesamt Honda oder Suzuki-Nachbauten sind – lizenziert selbstverständlich.
Die „Mash 400 Scrambler“ basiert auf der sogenannten „Five Hundred“ und wird durch einen 397 ccm Vierventil- Motor mit 27 PS ganz munter angetrieben. Vor allem matt schwarze Farbgebungen und ein orange lackierter Tank sollen das Motorrad von dem Basismodell in die Scrambler-Ebene heben. Natürlich ist ein Einzelsitz mit Höcker zu haben, der Lenker ist höher und breiter als bei der Five Hundred und die Reifen sind grobstollig. Sie funktionieren erstaunlicherweise auf Asphalt besser als die Pneus der Muttermaschine. Die Auspuffkonstruktion ist allerdings rein scramblertechnisch gesehen enttäuschend. Er wurde nämlich genauso tief verlegt wie der des Parallelmodells. Eine schwarze Lackierung hilft da auch nicht viel weiter. Größtes Manko sind die schlappen Bremsen. Vorne gibt es nur eine Bremsscheibe, hinten arbeitet eine Trommelbremse. ABS verbietet sich also schon bauartbedingt.
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Mash Scrambler Aufkleber

Neben dem Elektro- hat das Motorrad auch einen Kickstarter. Der Motor wird elektronisch gezündet, das Benzin-/ Luftgemisch eingespritzt. Selbstverständlich sorgt eine Kette für den Antrieb. Menschen über 180 Körpergröße sollten sich lieber nach einem höheren Motorrad umsehen, da die Sitzhöhe nur 790 Millimeter beträgt. Die Mash Scrambler 400 ist mit 160 Kilogramm recht leicht geraten. Der absolte Knüller aber liegt beim Preis: 4995 Euro. Da bleibt auch noch für so manchen Café Latte und zünftige Klamotten etwas übrig.
Technische Daten MASH Scrambler 2016-2020
Motor
Bohrung x Hub 85 x 70 mm
Hubraum 397 ccm
Zylinder, Kühlung, Ventile Einzylinder, luftgekühlt, vier Ventile
Leistung 28 PS (21 kW) bei 7000 U/min
Drehmoment 30 Nm bei 5500 U/min
Verdichtung 8,8:1
Wartungsintervalle Erstinspektion bei 1000 km, danach alle 4000 km
Kraftübertragung
Schaltung 5-Gang
Antrieb Kette
Fahrwerk & Bremsen
Federelemente vorn 41 mm Telegabel
Räder Speichenräder
Reifen vorn 90/90 - 19
Reifen hinten 130/70 - 18
Bremse vorn 280 mm Scheibenbremse
Bremse hinten 160 mm Trommelbremse
Maße & Gewicht
Länge 2130 mm
Breite 800 mm
Höhe 1190 mm
Gewicht 160 kg (leer)
Sitzhöhe 790 mm
Tankinhalt 13 Liter
Fahrzeugpreis ab 4995 €
Sonstiges Garantie: 2 Jahre ohne Kilometerbegrenzung
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