Technisch schließt das komfortable Adventure Bike, die Suzuki V-Strom 1050, auf zur Konkurrenz, optisch bleibt es sich treu: zackiger Schnabel, kompakter Windschild, lebensbejahende Farben.
Exakt 111 Kilometer sind es von unserem Shuttle-Startplatz am Flughafen Athen bis zum Hotel & Casino Loutraki. Der wellenförmig angelegte Kasten macht sich am Ufer der Bucht von Korinth breit. Seine besten Zeiten hat er bereits hinter sich. Das Salzwasser nagt an der Fassade und jeder nicht verzinkten Schraube. Ein bisschen Fürsorge täte ihm gut. Aber nun. Die Lage ist großartig. Sparta und Olympia sind nicht weit. So ist sie halt, die Peloponnes. Ein bisschen „rough“. Und genau darum sind wir hier. Suzuki hat diesen Landstrich auserkoren, um die neue, mittlerweile vierte Generation der großen V-Strom zu präsentieren. Auf kurvigen Bergstraßen und Panorama-Aussicht verheißenden Gipfeln. Bedauerlicherweise liegen die meisten davon unter einer durchaus nennenswert dicken Schicht Schnee begraben. An Alternativrouten mangelt es glücklicherweise nicht. Die Straßen gehören eh uns um diese Jahreszeit. Anfang Februar kann es selbst in Griechenland ganz schön frisch sein.
Motorräder: Kawasaki Ninja ZX-4R – Vierzylinder-Supersportler, Weltweit streng limitiert – Harley-Davidson Anniversary-Modelle, Harley-Davidson Nightster Special 2023, Harley-Davidson Breakout 117 Fahrtests: Suzuki V-Strom 1050 & 1050DE – Adventure-Klassiker, Royal Enfield Super Meteor 650 – Das gewisse Etwas Touren & Reisen: Nordschwarzwald:mehr das unbekannte Zabergäu; Hardalpitour – Von Pavia nach Sanremo Tests & Zubehör: Schuberth S3: Sport-Tourenhelm mit ECE 22.06, Motorradstiefel: TCX Blend 2 WP, Textilhose: Modeka Taran, Marktübersicht: Bluetooth-/Mesh-Kommunikationsgeräte Magazin: Führerscheinrichtlinie – Mit B196 quer durch Europa?, die Yamaha XT 500 Story, Dolomiten – Motorradeldorado vor dem Aus, Motorradvermessung – Krumme Dinger
Preis: 5,90 €
Epische Kulisse für zwei überzeugende Motorräder
Fünf Grad zeigt das Thermometer, als es morgens auf den ersten Turn geht mit der neuen Suzuki V-Strom 1050 & 1050DE. Am frühen Abend wird ein Erdbeben der Stärke 3,1 auf der Richterskala das Hotel einmal kurz hüpfen lassen. Zuvor kämpft sich die Sonne wacker durch die Wolkendecke. Sie taucht die umliegenden, schneebedeckten Bergketten in verführerisches Licht. Das bitterkalte Meer leuchtet in einem tiefen, fast schon kitschigen Türkisblau. Es ist ein herzerwärmender Tag. Auch dank der neuen V-Strom-Twins. Mit der offiziell vierten Generation des Adventure-Klassikers serviert Suzuki wie erwartet ein grundsolides Motorrad. Leicht zu bedienene-easy zu fahren und ausgesprochen vertrauenerweckend im Handling. Ein On- und Offroad-Allrounder im besten Sinne: Draufsetzen, Gas geben, dem Alltag entfleuchen – die V-Strom passt wie ein maßgefertigter Wanderstiefel; eine schon legendäre Tugend der ausgereiften Reise-Suzi, die seit über zwei Jahrzehnten auf dem Markt ist.
Neue Offroad-Version V-Strom 1050DE mit 21-Zoll-Vorderrad
2002 ging die erste Generation an den Start, damals noch mit starkem On-
road-Fokus. 2013 und 2020 folgten Generation zwei und drei. Die 2023er-Bikes sind so gesehen eine Art „Major Update“ des 2020er-Modells – neue Offroad-Version 1050DE inklusive. Robuste Machart, eigenständiges Design, faire Preise – Suzuki hat dem Wettrüsten des Wettbewerbs stets getrotzt mit der bodenständigen V-Strom. Zwei Versionen gehen im Frühjahr 2023 neu an den Start: die primär für die Straße bestimmte V-Strom 1050 mit 19-Zoll-Vorderrad im 10-Speichen-Design (ab 15.000,-- Euro) und die neue hochbeinige Offroad-Version V-Strom 1050DE mit Speichenrädern und 21-Zoll-Rad vorn (ab 15.800,-- Euro). Beide führen hinten eine 17-Zoll-Felge mit sich. Bei der DE – das Kürzel steht für Dual Explorer – wirkt diese optisch etwas lütt im Vergleich zum vier Zoll größeren Enduro-Vorderrad. Am formidablen Fahrverhalten der 1050XT-Nachfolgerin ändert das freilich nichts.
1050DE deutlich geländegängiger als das Vorgängermodell 1050XT
Die bisherige Gelände-Version der V-Strom wird noch eine Zeit lang auf der Website von Suzuki gelistet. „Solange es taufrische Exemplare der 1050XT im Handel gibt, werden diese abverkauft“, lautet die Erklärung von Alexander Hild, General Manager Sales & Marketing Motorräder bei Suzuki Deutschland. Derzeit wird die XT mit 14.600,-- Euro gelistet. Sparfüchse können sicher günstig eins der letzten Exemplare ergattern. Allen anderen sei hiermit geraten, bis zur Markteinführung der 1050DE zu warten. Sie ist – bei unveränderten Leistungsdaten – das bessere, geländegängigere Bike.
Breiterer Lenker, mehr Federweg, mehr Bodenfreiheit, längerer Radstand, robuster Alu-Motorschutz, andere Farben – das neue Topmodell 1050DE hebt sich merklich von der „Basis“-1050 ab. Auch in puncto Sitzhöhe und Gewicht: 880 mm zu 855 mm, 252 kg zu 242 kg. Angesichts des vergleichsweise hohen Schwerpunkts des Bikes, bedingt durch den bekannt massiven Rahmen und den großen Tank (20 Liter), sollte man sich Manöver auf engem Raum gut überlegen, wenn es an Beinlänge und/oder Gleichgewichtssinn mangelt. Auch bei der Endgeschwindigkeit kommen die Mehrkilos zum Tragen: Die 1050DE steht mit 195 km/h in den Papieren, die 1050 mit 205 km/h.
198 kg Zuladung – das dürfte mehr sein
Die Zuladung beträgt in beiden Fällen übersichtliche 198 kg. Das dürfte bei einem veritablen Reise-Bike gern etwas mehr sein. Zum Vergleich: Die maximale Zuladung der BMW R 1250 GS beträgt 216 kg. Bei der Honda CRF1100L Africa Twin sind es 220 kg, bei der Triumph Tiger 900 und 1200 jeweils 222 kg. Ob mit oder ohne Gepäck: Fahrer unter 1,80 Meter werden sich auf der Straßenversion der Suzuki V-Strom vermutlich sicherer fühlen. Bei der 1050 bekommt man problemlos beide Füße auf den Boden (und nicht nur die Zehenspitzen). Zudem kann die Sitzbank – im Gegensatz zur 1050DE – noch um 20 mm abgesenkt werden. Dafür bedarf es allerdings des Bordwerkzeugs. Tröstlich für alle: Dank der massiven Gepäckbrücke lässt sich das Bike gut packen und vergleichsweise einfach wieder aufrichten. Die serienmäßigen Sturzbügel und die recht breit abstehenden Soziusfußrasten bilden einen ordentlichen Schutz vor Beschädigungen der Karosserieteile. Ablegen im Gelände oder beim unkonzentrierten Abstellen bleibt somit meist folgenlos. Die Lenkerhebel für Kupplung und Vorderradbremse haben Sollbruchstellen, die Hand- und Windprotektoren klappen im Falle eines Falles einfach ab und lassen sich leicht wieder am Lenkerende fixieren.
Optimaler Knieschluss, überzeugendes Fahrwerk
Im Gelände zeigt sich die 1050DE erfreulich leichtfüßig: Der Knieschluss funktioniert optimal, das Bike lässt sich bereitwillig durch Gewichtsverlagerung dirigieren, die voll einstellbare Kayaba-Federung macht einen tadellosen Job. Das Fahren im Stehen klappt dank der breiten Fußrasten prima. Die integrierten Gummis lassen sich per Werkzeug herausoperieren (zwei Schrauben), dann steht man auf gezacktem Stahl (1050: Aluminium). Im Zubehör gibt es zudem Fußrasten mit versenkten Dochten. Sobald man die Gummis beim Stehen belastet, senken diese sich ab und die stumpfen Dochte verzahnen sich mit dem Profil der Gelände-Boots. Zudem lassen sich die Zubehörrasten um 10 mm nach vorn oder hinten verschieben sowie um 20 mm in der Höhe. Apropos: Der Lenker könnte minimal höher sein. Bei Bedarf optimiert ein Raiser die Ergonomie.
Gravel-Modus und abschaltbares Hinterrad-ABS für die 1050DE
Ein feines Gelände-Goodie ist der serienmäßige Gravel-Modus, den Suzuki der 1050DE spendiert. Er erlaubt etwas mehr Schlupf am Hinterrad. Wer gern den Schotter fliegen lässt, wird das G-Zeichen im neuen 5-Zoll-Farbdisplay lieben. Das ABS am Hinterrad lässt sich bei der V-Strom 1050DE mit wenigen Klicks abschalten.
Fahrer der Basis-1050 müssen auf diese Funktion und den Gravel-Modus verzichten. Dafür können sie ihren Windschild per Hand um fünf Zentimeter verschieben. DE-Fahrer benötigen hierfür Werkzeug. Beides funktioniert nur im Stand. Seien wir ehrlich: Das lösen andere Hersteller besser. Tadellos hingegen ist das Fahrverhalten. Die V-Strom folgt der Blickführung bereitwillig und hängt schön am Gas. Souverän und unaufgeregt eilt sie durch die Gänge. Der V2-Motor kommt dank neuer Übersetzung jetzt kerniger von unten heraus. Der erste und der sechste Gang sind bei der vierten V-Strom-Generation länger übersetzt. Ein fein abgestimmter Blipper ist serienmäßig. Rauf- und Runterschalten funktionieren also auch ohne Kupplung einwandfrei. Typisch Twin, fühlt sich der 1.037-ccm-Zweizylinder im mittleren Drehzahlbereich am wohlsten. Lautstarke Leistungsbekundungen verkneift er sich. Der Sound ist sonor und angenehm. Nicht zu laut, nicht zu dünn, auf unaufdringliche Weise präsent.
Drei Power-Modi und 6-Achsen-IMU
Ein Dreh am Gasgriff, dann setzt sich die V-Strom zielstrebig in Bewegung, vehement und ohne Murren, (nahezu) egal in welchem Gang. Drei Powermodi hat Suzuki für das Major-Update seines Adventure-Klassikers komponiert. Sie regeln das Ansprechverhalten der Ride-by-Wire-Gassteuerung. Aktiviert werden sie im übersichtlich aufgebauten Bordmenü. Werksseitig ist der sanft ansprechende „B“-Modus (Basis) eingestellt. „A“ wie Aktiv steht für eine sehr direkte, spitze Reaktion auf Gasbefehle, „C“ wie Comfort für ein leicht verzögertes, eher gemächliches Ansprechen. Die Leistung beträgt in allen drei Powermodi wie gehabt 107 PS bei 8.500 Umdrehungen pro Minute und 100 Nm bei 6.000 U/min. Damit liegt die Suzi auf dem Niveau der Honda Africa Twin (102 PS, 105 Nm, ab 15.290,-- Euro). Die serienmäßige 6-Achsen-IMU (Inertial Measurement Unit) von Bosch ermöglicht unter anderem ein schräglagenabhängig agierendes Kurven-ABS. Im Zusammenspiel mit der dreistufigen Traktionskontrolle (abschaltbar) sorgt das Elektronikpaket für hohe Sicherheitsreserven auf der Straße und im Gelände. Die regelbaren Eingriffe erfolgen fein dosiert und zur rechten Zeit. So soll das sein. Auch die Bremse macht einen guten Job. Das Motion Track Brake System (MTBS) lässt zwei ABS-Szenarien zu. Level 1 greift nur zurückhaltend ein, Level 2 interveniert merklich proaktiver. Links am Lenker wird der Tempomat aktiviert. Auf langen Strecken ist der Geschwindigkeitsassistent ein Segen. Er hält konstant das gewählte Tempo. Mit der Plus- beziehungsweise Minus-Taste in der Lenkerarmatur kann beschleunigt oder Speed rausgenommen werden. Ab dem zweiten Gang funktioniert der Tempomat. Er arbeitet zwischen 2.000 Touren und 7.000 Touren in einem Tempokorridor von 25 km/h bis 160 km/h. Beim Bremsen oder Kuppeln geht er automatisch aus. Per Tastendruck beschleunigt das System anschließend wieder sanft auf die eingestellte Wunschgeschwindigkeit.
Drei Farbmixe pro Modell
Drei Farbkombinationen hat Suzuki für jedes Modell angemischt. Die 1050 gibt es in dezentem Metallicblau/Mattschwarz, angesagtem Mattgrau/Mattschwarz und klassischem Schwarz/Schwarz (glänzend/matt), die 1050DE fährt traditionell in Gelb/Silber vor sowie in einem poppigen Blau/Weiß und ebenfalls in Schwarz/Schwarz. Die Felgen sind je nach Modell gülden, dunkelrot, leuchtend blau oder schwarz. Außerhalb Deutschlands gibt es noch eine vierte, leuchtend rote 1050 („Candy Daring Red“). Die Räder sind hier wie bei der mattgrauen Variante in einem eher dunklen Rot lackiert. Die Zubehörliste ist lang und zielführend: Topcase mit 35 oder 56 Litern (Kunststoff) respektive 38 Litern (Alu), Seitenkoffersets in Kunststoff oder Alu (Silber, Schwarz) mit 26 bis 37 Litern Stauraum, Touring-Windschild (80 mm größer), Heizgriffe, Tankrucksack (11–15 Liter) mit Ringbefestigung, Nebelscheinwerfer, Rückspiegelverlängerung, transparente Tankfolie, massiverer Alu-Motorschutz – was es halt so braucht für die große Reise. Denn eins ist mal klar: Hinaus in die weite Welt wollen beide V-Stroms. Dass sie das Talent dazu haben, steht außer Frage.
Die Reiseenduro V-Strom 1050 gibt es ab 2023 in einer limitierten Black Edition, die mit ihrem robusten, abschließbaren Alukoffersystem und den Enduro-Fußrasten genau auf den Geschmack von Adventure-Ridern zugeschnitten ist.
Die V-Strom 1050 Black Edition ist auf 100 Exemplare limitiert
Preis für die Black Edition: 15.900,-- Euro (ab Werk)
Ganz in Schwarz gehalten, ist die hoch geländegängige V-Strom 1050DE Black Edition perfekt für Offroadreisen ausgestattet. Serienmäßig an Bord des Editionsmodells sind ein Kofferträger und ein Satz Alukoffer inklusive Schlössern. Für souveräne Fahrzeugbeherrschung abseits des Asphalts sorgen robuste Enduro-Fußrasten.
Die V-Strom 1050DE Black Edition ist auf 100 Exemplare limitiert
Preis für die Black Edition: 16.700,-- Euro (ab Werk)