
Die kleine Schwester der MT-10
Nach kleineren Retuschen zur Saison 2016 steht nun die erste vollumfänglich überarbeitete MT-09 am Start. In technischer Hinsicht betreffen die Optimierungen in erster Linie die Anpassungen auf die strengeren Euro-4-Abgasnormen. Wesentlich auffälliger sind jedoch die optischen Änderungen, insbesondere im Front- und Heckbereich. Die neue Gestaltung der Lampenmaske ist dem bösen Blick der großen Schwester MT-10 nachempfunden. Die zusammengekniffenen Augen der LED-Scheinwerfer und die darunter als Tagesfahrlichter angeordneten Lider wirken durch die feinere Ausführung zwar ebenfalls sehr aggressiv, gleichzeitig jedoch auch stimmiger und harmonischer. Und durch den neuen Kennzeichenträger, der nun an einem Ausleger des linken Schwingenarms befestigt ist, wirkt das Heck optisch kürzer und sportlicher.
Der eigenständige Charakter bleibt erhalten
Das übertrieben harte und oft als raubeinig empfundene Ansprechverhalten des Reihen-Dreizylinders der ersten Generation hat Yamaha bereits zur Saison 2016 leicht entschärft. Neben den erwähnten Euro-4-Anpassungen wurde diesbezüglich jetzt noch einmal nachgebessert. Der eigenständige Charakter bleibt indes unverändert. Gleiches gilt für die maximale Leistung von 115 PS, die nach wie vor bei 10.000 U/min erreicht und aufgrund der spontanen Kraftentfaltung subjektiv stets eher höher eingeschätzt wird. Die Gasannahme funktioniert zwar deutlich harmonischer, jedoch nach wie vor nicht komplett frei von Lastwechseln.

Auch am Cockpit wurde gefeilt
Aufgesessen! Bezüglich der Ergonomie gab es ja eigentlich bislang schon nichts zu bemängeln und das ist trotz der um 5 mm höheren Sitzposition (820 mm) und weiteren feinen Anpassungen weiterhin so. Die weitgehend aufrechte, leicht nach vorne geneigte Sitzposition passt für unterschiedlich große Piloten gleichermaßen gut. Die Bedienungselemente an den Lenkerenden sind trotz der unüblichen Anordnung von Blinker und Hupe und des gewöhnungsbedürftigen kombinierten Start-/Killschalters gut zu bedienen. Die Digital-Armaturen sind weiter nach vorne gerückt und liegen dadurch nun besser im Sichtfeld des Fahrers. Tacho, Ganganzeige, Zeituhr und die diversen weiteren Anzeigen sind übersichtlich und kontrastreich dargestellt und – bis auf den Tourenzähler – gut ablesbar.Auf der Straße bleibt die MT-09 das scharfe Messer, das sie bereits seit ihrem ersten Auftritt vor drei Jahren ist. Der überarbeitete CP3-Motor (Cross-Plain 3) liefert ab 4.000 U/min satten Druck und feuert im oberen Bereich ab 7.000 U/min aus allen Rohren. Wieselflink und präzise flitzt die MT-09 ohne nennenswerte Lenkmanöver durch Kurven unterschiedlicher Radien. Das Feedback ist sehr gut, das Handling und die Stabilität sind es ebenfalls. Dass die neue MT-09 jedoch nicht nur extrem schnell und supersportlich kann, erlebten wir anlässlich der ersten Testfahrten auf den regennassen und extrem rutschigen Straßen der Ferieninsel Mallorca. Die erwähnten Assistenzsysteme sowie die selbst unter diesen erschwerten Bedingungen präzise dosierbaren Bremsen sorgten stets für ein gutes, entspanntes und sicheres Gefühl.
