Vor einem Jahr hat Yamaha den Roadster MT-09 mit großem Erfolg zum Sporttourer Tracer 900 umgebaut. Gleiches haben die Japaner nun mit ihrem momentanen Bestseller, dem Mittelklasse-Roadster MT-07 gemacht. Es ist nicht weiter erstaunlich, dass die Neue ihrer großen Schwester wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Die Tracer 700 kommt als leichter, agiler Allrounder daher und genau diese Bikes liegen momentan im Trend. Doch nicht zuletzt auch aufgrund des nahezu konkurrenzlosen Preis-Leistungs-Verhältnisses sind erneute Erfolge an der Verkaufsfront absehbar.
Schlichtes, aber hübsches Cockpit
Alles wichtige vorhanden
Mit der Tracer 700 setzt Yamaha auf jüngere Kunden, die sich gerne mit etwas weniger zufrieden geben, um dadurch von einem günstigen Preis zu profitieren. Alle wirklich wichtigen Reiseattribute sind jedoch da. Die Halbschalenverkleidung mit höhenverstellbarem Windschild und die praktischen Handprotektoren mit integrierten Blinkern bieten guten Wetterschutz und mindern den Winddruck im Brust- und Armbereich in überzeugender Art und Weise. Der Doppelscheinwerfer im Stil des größeren Schwestermodells betont die moderne, sportliche Optik und überzeugt mit guter Ausleuchtung der Straße. Dazu kommt eine betont relaxte, leicht nach vorn geneigte Sitzposition mit moderatem Kniewinkel. Die einteilige, abgestufte Doppelsitzbank ist angenehm straff gepolstert und dadurch durchaus langstreckentauglich. Für den Hinterbänkler gibt es ergonomisch gut geformte und praxisgerecht positionierte Haltegriffe. Der angenehm gekröpfte Lenker liegt satt in der Hand, und die Schalter an dessen Enden sind gut erreichbar. Die Anordnung von Blinker (unten) und Hupe (oben) entspricht leider nicht dem üblichen Standard. Ebenfalls ungewöhnlich, aber keineswegs ein Nachteil, ist der Kombischalter, um den Motor zu starten und auszuschalten. Das Cockpit ist schlicht, aber hübsch gestaltet und verwöhnt mit kontrastreichen Anzeigen. Nur schade, dass die Auswahl der Cockpitmenüs nicht vom Lenker aus abrufbar sind.
Langstreckentaugliche Doppelsitzbank
Fahrmodi werden nicht vermisst
Im Gegensatz zum Fahrwerk und den Anbauteilen bleibt der kompakte Reihen-Zweizylindermotor im Vergleich zur MT-07 unverändert, und das ist auch gut so. Lediglich das Mapping der Motorsteuerung wurde leicht modifiziert, was ein noch souveräneres Ansprechverhalten bewirkt. Eine Besonderheit des 75 PS starken Aggregats ist seine Kurbelwelle mit 270 Grad Hubzapfenversatz. Die daraus resultierende ungleichmäßige Zündfolge beschert linearen Druck bis rund 7000/min, ein charakterstarkes Pulsieren und insbesondere einen herrlich böse knurrenden Twin-Sound.
Höhenverstellbares Windschild und sportliche Optik Wählbare Motormodi gibt es nicht, wobei diese aufgrund der gut kontrollierbaren Leistung zu keiner Zeit wirklich vermisst werden. Die Abstimmung des Sechsganggetriebes ist gut gewählt und passt ausgezeichnet zur Positionierung des leichten, handlichen Allrounders. Ähnliches gilt für das Fahrwerk, obwohl hier aus Kostengründen auf teure Komponenten wie Upside-down-Gabel und zigfache Verstellmöglichkeiten der Federelemente verzichtet wurde. Die Hinterradschwinge ist fünf Zentimeter länger als die der MT-07.
Ungewöhnlich: Hupe oben, Blinker unten Diese Maßnahme optimiert das Platzangebot des Hinterbänklers und bewirkt gleichzeitig mehr Fahrstabilität, ohne dass die Handlichkeit nennenswert darunter leidet. Um selbst auf schlechten Wegstrecken guten Fahrkomfort zu gewährleisten, wurde der Federweg am Heck um 12 Millimeter verlängert und auf ein sensibleres Ansprechverhalten abgestimmt. Unter Berücksichtigung der angepeilten Kundschaft ist die Schräglagenfreiheit mehr als ausreichend.
Motorräder: BMW F 800 R, Ducati Multistrada 1200 S, Yamaha Tracer 700, Harley-Touring-Modelle 2017, Triumph Bonneville Bobber Präsentation, UT TS 252
Touren: Madeira: Pico Ruivo, Weinanbaugebiet Saale-Unstrut, Chiemgau: Bayerisches Meer, Tourtagebuch: 21.000 km Amerika – Teil 2
Preis: 5,90 €
Auf Landstraßen fühlt sich die Tracer 700 ebenso wohl wie in kurvenreichen Revieren. Sie begeistert mit präzisem Lenkverhalten, Stabilität und einfacher Bedienung. Mit dem druckvollen Motor und den agilen Handlingeigenschaften kann sie weitaus potenteren Maschinen jederzeit kräftig einheizen. Und das, ohne dass der Fahrer dabei ans Limit gehen muss. Die mit ABS bestückten Bremsen (vorne Doppelscheibe, hinten Singlescheibe) funktionieren ordentlich, wobei für effiziente Stopps recht kräftig am löblicherweise weitenverstellbaren Handbremshebel gezogen werden muss.
Mit Zubehör wird der Allrounder zum vollwertigen Sporttourer
Fazit
Mit der neuen Tracer 700 zeigt Yamaha eindrucksvoll, dass vollwertiger Motorrad-Fahrspaß mit ausreichend Leistung, agilem Handling und grundsolider Ausstattung durchaus auch unter 100 PS und vor allem für wenig Geld möglich ist. Im Preis von 7895 Euro ist alles Notwendige enthalten. Und wer den agilen Allrounder zum vollwertigen Sporttourer aufrüsten möchte, findet im reichhaltigen Original-Zubehör-Sortiment die passenden Accessoires wie Gepäckträger, Topcase, Koffer, heizbare Sitzbank und Lenkergriffe, ein höheres Windschild, Zusatzlampen, sowie Sturzprotektoren, eine Alu-Schutzplatte für den Motor und vieles mehr.