Gut 50 Jahre ist es her, dass BMW mit der R 90 S in Leistung und Stil eine absolute Bestmarke setzte. Der 67 PS starke Boxerbolide war die Krönung der /6-Reihe und mit über 200 km/h Topspeed eine der schnellsten Serienmaschinen der Welt. Und schön. BMW nahm mit Hans A. Muth einen Designer ins Boot und schuf eine bis heute begnadete Augenweide. Zunächst wurde sie in „Rauchsilber“, später in „Daytona-Orange“ angeboten. Auch ein Novum seinerzeit: Sie war die erste Maschine mit einer lenkerfesten Cockpit-Verkleidung aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK).
Große Fußstapfen
Schön war sie also, zur Legende wurde die 90 S aber durch die Rennerfolge von Hans-Otto Butenuth und Helmut Dähne bei der TT auf der Isle of Man, Steve McLaughlin bei den 200 Meilen von Daytona und Reg Pridmore, dem ersten AMA-Superbike-Champion der Geschichte. Win on Sunday, sell on Monday – damals noch ein geflügelter Satz und Grundstein zum Verkaufserfolg der R 90 S. 2013, also zum 40-jährigen Jubiläum der R 90 S, präsentierte BMW die Concept Ninety, die aber leider im Regal verschwand, in dem in letzter Zeit jemand aufgeräumt haben muss. Mit Erfolg. Die R 12 S ziert als normal käufliche Serienmaschine bereits heute das BMW-Programm und ab 2025 die Straße. Vorausgesetzt, man hat mindestens 22.000,-- Euro im Sparschwein beziehungsweise in der „Sparkuh“.
Natürlich ziert die BMW R 12 S heute wie damals eine lenkerfeste Cockpitverkleidung mit einem getönten Windschild, hinter dem sich stilechte Rundinstrumente verbergen. Dazu gibt's orangefarbene Kontrastnähte an der Sitzbank und eine Lackierung, die sich heute allerdings Lavaorange metallic nennt. Zu den roten S-Emblemen auf den Seitendeckeln, dem Alu-Tank und dem Alu-Sitzbankhöcker mit ebenfalls roter Doppel-Linierung und gebürsteten Flächen gesellt sich das Paket der „Option 719“. Darunter fallen Drahtspeichenräder mit Schlauchlosreifen und eloxierten Alu-Felgenringen.
Massives Ausstattungspaket
Obendrein zieren die R 12 Sport zahlreiche Frästeile, von den Spiegeln angefangen über Handhebel und zahlreiche andere Teile bis hinunter zur Rastenanlage. Elektronisch hat sie ebenfalls die volle Ladung abbekommen. Schräglagenabhängiges ABS- und Traktionskontroll-System, Motorschleppmomentregelung, Berganfahrhilfe, Quickshifter, Heizgriffe, Tempomat und vieles mehr. Die R 12 S kann getrost als voll ausgestattet bezeichnet werden, sieht man von Features wie einer Reifenluftdruckkontrolle, digitalem Display oder Alarmanlage ab.
Bewährt: Motor und Fahrwerk
Klar, mit 67 PS lockt man heute in Sachen sportlicher Fahrweise keine Kuh mehr aus dem Stall. Doch mit dem bewährten luft-ölgekühlten Boxer, seinen 1.170 Kubik, 109 PS (80 kW) bei 7.000/min und 115 Nm bei 6.500/min macht BMW alles richtig. Eine A2-Variante mit dann 48 PS (35 kW) bei 5.250/min und 98 Nm bei 3.000/min ist als Sonderausstattung erhältlich.
Auch mit dem Fahrwerk geht BMW keine klassischen Kompromisse ein, sondern setzt auf moderne Komponenten. Vorn kommt eine voll einstellbare 45er-USD-Gabel zum Einsatz, hinten die bekannte Einarmschwinge mit voll einstellbarem und wegabhängig dämpfendem Zentralfederbein. Die Sitzhöhe beträgt 795 Millimeter, der Tank fasst 16 Liter und bei 90-prozentiger Füllung wiegt die BMW R 12 S dann 220 Kilogramm.
22.000,-- Euro sind ein Wort. Dafür ist die R 12 S mit allerlei Finessen ausgestattet, die bei der Basis-R 12 nineT für ab 17.410,-- Euro teuer hinzugekauft werden müssten. Ohne dass man auch nur annähernd an die bestechend schöne Gesamt-Optik herankommen würde.