Während die Verkleidung der Honda CBR500R schon immer wie die eines Sportlers geschnitten war, verrieten die konventionelle Telegabel und eine einzelne Bremsscheibe am Vorderrad auf den ersten Blick, dass es sich nicht um eine CBR650R oder gar eine Fireblade handeln konnte. Zukünftig dürfte die Unterscheidung deutlich schwerer fallen. Für das Modelljahr 2022 passte Honda eine goldfarbene SFF-Gabel nach Vorbild der 650er in die Front der CBR500R ein. Der vordere Kotflügel und der LED-Scheinwerfer stammen sogar eins zu eins aus der CBR650R.
LED-Scheinwerfer Honda CBR500R
Sportliches Fahrwerk mit SFF-Upside-down-Gabel
Das kleine Kürzel SFF auf der neuen Upside-down-Gabel steht für „Separate Function Fork“. Die Technologie, in der nur noch in einem der Gabelholme eine Gabelfeder arbeitet, während im anderen die Komponenten der Dämpfung untergebracht sind, ist üblicherweise deutlich teureren Motorrädern vorbehalten.
Im Test profitiert das Fahrverhalten der CBR500R spürbar von der hochwertigen Gabel. Sie schluckt selbst auf schlechtem Fahrbahnbelag kleine wie große Unebenheiten und hält dabei mehr Reserven bereit, als der 48 PS starke Zweizylinder ihr abverlangen könnte. Das vergleichsweise einfach gestrickte Zentralfederbein macht ebenfalls einen soliden Job. In der Vorspannung ist es fünffach verstellbar. Seine Abstimmung passte Honda an die neue Gabel an, mit der es jedoch nicht ganz mithalten kann. Auf Bodenwellen wirkt das Heck unterdämpft, was sich in gutmütig beherrschbarem Pumpen äußert.
Gabel und Bremse der Honda CBR500R
Kräftige Doppelscheibenbremse mit radialen Vierkolben-Sätteln
Dass die kleine Honda im Zuge des Gabelupgrades mit zwei 296-mm-Bremsscheiben und radial verschraubten Vierkolben-Sätteln aufgewertet wird, passt zur gesteigerten Fahrwerksperformance. Sie überzeugen mit linearer Dosierbarkeit und beachtlicher Verzögerung – unterstützt von einem ABS. Gerade beim harten Anbremsen kann sich erneut die Gabel in Szene setzen, die die 500er-Honda mit scheinbar unerschütterlicher Stabilität segnet.
Leichtere Y-Speichenfelgen und eine neue, ebenfalls leichtere Hinterradschwinge reduzieren die ungefederten Massen und tragen damit ihren Teil zum verbesserten Handling bei. Trotz mehr Flex in Längsrichtung, was das Feedback verbessert, ist die dünnwandigere Schwinge in Torsionsrichtung steifer. Zugleich verändert sie die Fahrwerksgeometrie und bringt mehr Last auf das Vorderrad, die der Fahrer über sein Körpergewicht auf den Lenkerstummeln zusätzlich erhöht. Wie ein Magnet haftet der Vorderreifen dadurch auf der Fahrbahnoberfläche und animiert zu sportlichem Fahrstil.
Honda CBR500R im Test
Beherrschbares Fahrverhalten
Unterm Strich ist das Handling leichtfüßig, stabil und frei von Tücken. Damit trifft die Abstimmung den beinahe idealen Kompromiss für ein anfängerfreundliches Motorrad der A2-Kategorie. Vermutlich sind deshalb 37 % der CBR500R-Besitzer Fahranfänger und sogar 60 % von ihnen unter 34 Jahre alt.
Mit 48 PS ist der Motor der Honda CBR500R A2-tauglich.
A2-freundliche 48 PS
Der als zuverlässig geltende Paralleltwin gefällt durch seine drehfreudige Charakteristik und den erstaunlich satten Klang. Aus nur 471 Kubikzentimetern Hubraum erzeugt er 48 PS bei 8.600 Touren und ein ausreichendes Drehmoment von 43 Newtonmetern, das bei 6.500 U/min anliegt. Soll es zügig vorangehen, will er gedreht werden, was zur sportlichen CBR500R wunderbar passt. Erst oberhalb von 8.500 Touren geht dem Motor die Puste aus. Ortsdurchfahrten sind dennoch meist im fünften, teilweise sogar im sechsten Gang möglich, da der flüssigkeitsgekühlte Zweizylinder in allen Gängen bereits knapp über 2.000 Touren rundläuft.
Cockpit der Honda CBR500R
Ausgewachsene Ergonomie
Fahrern nahezu jeder Größe bietet die CBR500R eine angenehme Sitzposition. Besonders Kleinen kommt die geringe Sitzhöhe von 785 Millimetern entgegen. Trotz etwas Last auf den Stummellenkerenden ist der kleine Sportler auch auf langen Touren erstaunlich komfortabel. Ein Grund ist der gute Windschutz der sportlichen Verkleidung. Der fünffach verstellbare Handhebel der Bremse ist ebenfalls eine Wohltat – vor wenigen Jahren noch undenkbar an einem Motorrad dieser Klasse. Mit ihrem sparsamen Verbrauch von unter vier Litern auf 100 Kilometern sind mit den 17,1-Liter-Tanks beachtliche Reichweiten von rund 450 Kilometern möglich.
Honda CBR500R im Test
Testfazit zur Honda CBR500R
Mit aufgewertetem Fahrwerk, kräftigen Bremsen und ausgereifter Ergonomie tritt die CBR500R erwachsen auf. Optisch macht sie sogar der deutlich teureren CBR650R Konkurrenz. Einzig beim Überholen ist eine vorausschauende Fahrweise gefragt. Auf kurvenreichen Strecken genießen selbst routinierte Motorradfahrer großen Fahrspaß auf der kleinen Honda. Währenddessen überzeugt das tolle Sechsganggetriebe samt Anti-Hopping-Kupplung mit perfekter Funktion und arbeitet beinahe geräuschlos.