Kawasakis Versys 650 genießt als Alleskönnerin in der Mittelklasse einen guten Ruf und erfreut sich einer recht konstanten Kundennachfrage. Das 2022er-Modell im Test.
Die 2022er-Version ist, das gleich vorneweg, die beste Versys 650, die Kawasaki je auf die Räder gestellt hat. Denn sie kommt mit einem Update, das eine Reihe sehr sinnvoller Ausstattungsdetails umfasst; dazu gehören LED-Beleuchtung rundum, ein nunmehr vierfach höhenverstellbarer Windschild, ein Einschlüsselsystem für Zündung und Seitenkoffer und ein ansprechend gestaltetes, übersichtliches und informatives TFT-Display, das nun auch die Temperatur der Umgebungsluft anzeigen kann. Und – trotz überschaubarer Leistung von wahlweise 67 oder 48 PS keineswegs sinnlos – eine Traktionskontrolle. Wir haben die beste Versys 650 von allen durch den Taunus gescheucht. In drei Versionen bietet Kawasaki dieses Jahr die Versys 650 an; nackt als Versys 650, mit Seitenkoffern (samt Einschlüsselsystem und Innentaschen) und Handprotektoren als Versys 650 Tourer sowie voll aufgerödelt, mit Topcase und Zusatzscheinwerfern sowie allerlei weiteren Dreingaben als Versys 650 Grand Tourer. Wir nutzten eine Tourer-Version als Testfahrzeug für die erste Ausfahrt.
148 Seiten, u. a. mit folgenden Themen: Motorräder: Honda ST125 Dax, Triumph Tiger 1200, Royal Enfield Scram 411, Triumph & Gibson, BMW K 1600-Modelle, H-D Nightster, Low Rider ST & Pan America, Yamaha MT-10, Kawasaki H2 SX SE & Versys 650 Roller: Aprilia SR GT 125 & 200, Yamaha TMAX/TMAX Tech Max, Honda X-ADV, Forza 750 & NC750X Reisen:mehr Grand Tour of Switzerland: Schweiz, Tourentipp: Monte Grappa Dolomiten, The Great Getaway: Costa Rica
Motorräder: Neuheit: Honda ST125 Dax, Maxi-Reiseenduros im Test: Triumph Tiger 1200, Adventure-Crossover: Royal Enfield Scram 411, Triumph & Gibson „1959 Legends Custom “, Technikupdate für BMW K 1600-Modelle, Neue Sportster-Ära: H-D Nightster, H-D Low Rider ST – Performance Cruiser mit Touringattitüden, Jetzt mit Quickshifter: H-D Pan America,mehr Yamaha MT-10 im Tourencheck, Grüne Kanone: Kawasaki H2 SX SE, Kleine Alleskönnerin: Kawasaki Versys 650
Roller: Eineiige SUV-Scooter: Aprilia SR GT 125 & 200, Yamaha TMAX/TMAX Tech Max, Vergleichstest: Honda X-ADV, Forza 750 & NC750X
Reisen: Grand Tour of Switzerland: Schweiz, Tourentipp: Monte Grappa Dolomiten, The Great Getaway: Costa Rica
inkl. Sardinien-DVD: Sandkasten des Mittelmeers & 25 Touren zum Saisonstart
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Gut strukturiertes Cockpit
Gleich der erste Blick ins Cockpit erfreut: Das Display ist nicht nur bunt, sondern bestens strukturiert und damit leicht ablesbar. Die Anzeige des neuen Traktionskontrollsystems ist gut sichtbar oben platziert, alles Weitere erscheint ebenfalls sinnvoll angeordnet. Die Ablenkung vom Verkehrsgeschehen ist geringstmöglich. Eine Smartphone-Integrationsmöglichkeit gibt es neuerdings auch; mittels der Rideology-App lässt sich das Smartphone auch unterwegs nutzen.
Der Twin agiert freudvoll
Der bekannte, neuerdings selbstverständlich auf Euro-5-Niveau arbeitende Twin hat seinen angenehmen Charakter über die Jahre nicht verändert: Er agiert in jedem Drehzahlbereich oberhalb von gut 2.000 Touren willig und spricht fein auf Befehle mit dem Gasdrehgriff an. Ruppigkeiten sind sowohl der Einspritzelektronik wie dem Triebwerk selbst fremd. Für zügiges Fahren reichen Drehzahlen bis hin zur Bereitstellung des maximalen Drehmoments (61 Nm bei 7.000/min) allemal aus, nur beim vollen Durchladen wird man die letzten 1.500 Umdrehungen oberhalb auch noch aktivieren. Die Laufkultur ist gut, das Getriebe sinnvoll gestuft und leichtgängig bedienbar. Auch die Kupplung bedarf keiner nennenswerten Kräfte. Schön, dass beide Handhebel eine Weitenverstellungsmöglichkeit bieten. Ob man mit dem Normverbrauch von 4,5 Litern pro 100 km sein Auskommen findet, liegt ganz allein am Fahrer, dem Terrain und daran, ob man mit weit stärkeren Motorrädern mithalten will. Das funktioniert, nebenbei bemerkt, ganz gut; wer sich einigermaßen innerhalb der StVO-Limits bewegt, muss keine Sorge haben, von den Kumpels abgehängt zu werden.
Individualisierbares Fahrwerk
Das Fahrwerk, gegenüber der vorangegangenen Auflage im Grunde unverändert, agiert willig und berechenbar; die 41er-USD-Gabel spricht ausreichend fein an und ist dank einer Verstellmöglichkeit von Zugstufe und Vorspannung sogar stark individualisierbar; beim Federbein beschränkt sich die Wahlfreiheit auf die Vorspannung. Oberhalb ausgesprochener Holperstrecken ist der Komfort absolut zufriedenstellend; mehr als 145 mm Federweg hinten stehen nun mal nicht zur Verfügung, um die Sitzhöhe von 845 Millimetern nicht zu sehr wachsen zu lassen. Nichts zu kritteln gibt es in Relation zur Fahrzeugklasse auch an der Bremsanlage; die Zweikolbenzangen verzögern befriedigend und berechenbar, die 300er-Scheiben im Petal-Design haben sich bewährt.
Nach wie vor überzeugt die Handlichkeit der kleinen Versys. Mit 219 Kilogramm fahrfertig ist sie im Wettbewerbsfeld kein Ausreißer nach oben und dank gut gewählter Anordnung aller Bedienungselemente und dem für die meisten Männer und fast alle Frauen passenden Verhältnis von Lenker, Sitz und Fußrasten kommt Wohlbefinden auf; der Windschild nervt zum Glück nicht und lässt sich überdies werkzeuglos und damit einfach verstellen.
Und weil auch die Zuladung mit 210 Kilogramm gut bemessen und der Spritvorrat mit 21 Litern mehr als reichlich ist, stellt die Kawasaki Versys 650 ein absolut zeitgemäßes Angebot in der 9.000-Euro-Klasse der Alleskönner dar. Ein wenig lässt sich noch bei der Farbwahl sparen; wer eine pechschwarze Ausführung wählt, ist günstiger dran. Wie immer, Geschmackssache.