Auch wenn KTM in der Insolvenz in Eigenregie steckt, präsentiert die Marke ein neues Modell. Die
690 SMC-R ist in Deutschland seit Jahren die meistverkaufte KTM, da lag es nahe, das Angebot nach unten für die A2-Einsteiger auszuweiten. Folgerichtig offerieren die Österreicher 2025 die 390 SMC-R, eine Supermoto, die auf der letztes Jahr erschienenen
390 Duke basiert und doch eigenständig ist.
Lange Supermoto-Tradition
Schon optisch will die 390 SMC-R die lange Supermoto-Tradition von KTM nicht leugnen, sie sieht mehr nach Gelände-, denn Naked-Bike aus, unterstrichen durch ihre langen Federwege von 230 mm vorne und hinten. Die Federelemente stammen vom Hauslieferant WP, wobei die komplett einstellbare Upside-down-Gabel mit 43 mm Durchmesser ein Open-Cartridge beinhaltet und über Flügelmuttern auf den Gabelholmen ohne Werkzeug eingestellt werden kann. Das direkt angelenkte und sehr flach liegende Federbein im Heck lässt sich in Vorspannung und Zugstufe auf die eigenen Präferenzen verstellen. Die 390 SMC-R rollt wie im Supermoto-Segment üblich auf 17-Zoll-Drahtspeichenfelgen, schließlich ist es ihre Bestimmung, sowohl On- als auf Offroad eingesetzt zu werden. Bei den Reifen geizt KTM nicht und zieht Michelin Power 6-Pneus in den Dimensionen 110/70R17 und 150/60R17 auf.
KTM-typisches Design
Der hochgesetzte Kotflügel ist für sportliche Supermotos Pflicht, der mit LEDs bestückte Scheinwerfer samt Frontmaske ähnelt dem der Sportenduro-Modellen EXC, ist aber nicht identisch. Auch Rücklicht und Blinker werden von LEDs illuminiert. Die seitlichen Tank/Kühler-Verkleidungen laufen genau wie das Heck KTM-typisch spitz zu. Auffällig ist der Buckel auf dem Tank, aber anders waren wohl die neun Liter Inhalt nicht zu ermöglichen. Die 860 mm hohe Sitzbank verläuft nicht völlig flach, wie es etwa bei der nicht-straßenzugelassenen
450 SMR der Fall ist, sondern steigt zum Tank hin an. Dennoch kann der Fahrer relativ weit nach vorne rutschen, um für den Drift das Vorderrad zu belasten. Dabei ist die Sitzbank schon durchdacht geformt, denn vorne ist sie sehr schmal gehalten für hohe Bewegungsfreiheit des Piloten, während sie in der Mitte deutlich breiter geschnitten ist, um auf längeren Ausritten noch Komfort zu bieten. Die Sozia hat allerdings auf der kleinen Fläche hinten nicht viel zu Lachen.
Neue Aluminium-Schwinge
Der orange lackierte Gitterrohrrahmen nimmt den Motor als tragendes Teil auf, der Heckrahmen ist angeschraubt, was bei einem Sturz die möglichen Folgekosten reduziert. Die Aluminium-Schwinge ist komplett neu und verzichtet endlich auf die offene Wabenstruktur, wie sie noch die aktuelle 390 Duke vorweist. Wer jemals den Dreck aus den Ritzen puhlen musste, wird für die geschlossenen Schwingenarme dankbar sein. Bei der Fahrwerksgeometrie profitierten die Entwickler aus ihrem reichhaltigen Erfahrungsschatz in Sachen Supermoto-Racing, der Radstand der 390 SMC-R bleibt mit 1.453 mm recht nah an der 450 SMR und die Gabel steht mit einem Lenkkopfwinkel von 63,1 Grad nur unwesentlich flacher. Handlichkeit ist für eine Supermoto Trumpf, die aber nicht der Kontrollierbarkeit geopfert werden darf.
165 kg Leergewicht
Der LC4c-Einzylinder mit 399 ccm Hubraum weist jetzt die Norm Euro5+ auf und erhält in der Supermoto eine neue Airbox, um den Motor für mehr Bodenfreiheit höher setzen zu können. Der kurzhubige Einzylinder produziert muntere 45 PS (33 kW) bei 8.500 U/min, das maximale Drehmoment wird mit 39 Nm bei 7.000 U/min angegeben. Damit reizt KTM zwar die in der A2-Klasse erlaubten 48 PS nicht ganz aus, aber dafür darf die 390 SMC-R weniger Gewicht mit sich rumschleppen. Der Hersteller gibt ein Trockengewicht von 154 kg an, doch die Maschine muss mit allen Flüssigkeiten bei 33 kW Leistung ein Mindestgewicht von 165 kg erreichen. Das ist immer noch leicht genug, um mit der 390 SMC-R Grimmige Driftwinkel zu fahren. Um das Gewicht zu reduzieren, konstruierten die Ingenieure eine neue Auspuffanlage, die ohne Endschalldämpfer auskommt und so angeblich zwei Kilogramm einspart.
Bremsen von der Brembo-Tochter Bybre
Mindestens ebenso wichtig an einer Supermoto sind gute Bremsen, die von der indischen Brembo-Tochter Bybre stammen. Vorne beißt eine radiale Zweikolbenbremszange auf einen schwimmend gelagerte 320-mm-Bremsscheibe, hinten hilft eine Einkolbenbremszange an einer 240-mm-Scheibe den Drift einzuleiten. Brems- und Kupplungshebel am breiten Fat-bar-Lenker sind einstellbar, was in der Preisklasse nicht selbstverständlich ist. Sogar die gezackten Fußrasten mit den abnehmbaren Gummipads lassen sich in zwei Positionen variieren, wer auf die Rennstrecke will, stellt sie höher für mehr Schräglagenfreiheit. Eine Anti-Hopping-Kupplung verhindert beim raschen Runterschalten Schläge ins Hinterrad. Im Zubehör hält KTM einen Quickshifter parat, der das Leben auf einer Supermoto definitiv vereinfacht.
Neues 4,2-Zoll-Display
Die 390 SMC-R zeigt im Cockpit ein ganz neues 4,2 Zoll großes TFT-Display, das auffallend schmal geraten ist. KTM betont, dass es fast blendfrei sei. Die Geschwindigkeit und der eingelegte Gang werden groß dargestellt, die Drehzahl über einen fetten Balken. Die restlichen Informationen erscheinen allerdings winzig. Bedient wird das Display über einen illuminierten Vier-Wege-Joystick neben dem linken Lenkergriff. Der Fahrer hat die Wahl zwischen den Modi Street und Sport, wobei im letzten die Traktionskontrolle deaktiviert werden kann. Das Zweikanal-ABS kann in den Parametern Road, Supermoto und Supermoto+ eingestellt werden. Das Smartphone lässt sich per Bluetooth mit dem Dashboard verbinden und ermöglicht neben den üblichen Zugriffsmöglichkeiten auch eine Turn-by-turn-Navigation. Falls dem Handy der Strom ausgeht, kann es an einer serienmäßigen USB-Steckdose im Cockpit aufgeladen werden.
Günstiges Angebot
Die neue Drift-Fräse von KTM wird für einen Listenpreis von 6.299,-- Euro angeboten, dazu addieren sich 495,-- Euro Überführungskosten. Wahrlich nicht viel Geld für eine modern gestylte Supermoto, auf der nicht nur Einsteiger ihren Spaß haben dürften. Die 390 SMC-R läuft bei Bajaj in Indien vom Band und ist deshalb vom Produktionsstopp in Mattighofen nicht betroffen, sodass die Exemplare ab Ende März bei den Händlern stehen werden. Was mit KTM passiert, wird sich erst Ende Februar entscheiden, dass es mit der Marke weitergeht, dürfte aber sicher sein. Für die Zukunft braucht KTM attraktive Modelle, die nicht nur in Europa, sondern auch in Asien bezahlbar sind. Die 390 SMC-R passt genau in das Schema und bildet nur den Vorreiter einer ganzen Modellreihe, denn eine 390 Enduro und 390 Adventure stehen schon in den Startlöchern.