KTM 650 Adventure, 990 Adventure und 990 SMT

Seit 2017 bietet KTM mittlerweile Modelle mit dem LC8c genannten Reihenzweizylinder in der Mittelklasse an. Zukünftig denkt man zweigleisig in Mattighofen.
30.11.2023
| Lesezeit ca. 4 Min.
Bernhard M. Höhne
Bernhard M. Höhne
Und bereits wenige Zeit später reifte in Mattighofen der Gedanke daran, künftig neben der gehobenen Mittelklasse auch im Einsteigersegment Twins anzubieten und so ein lückenloses Motorangebot von 125 bis 1.300 ccm zu schaffen. So wurde einige Jahre ein ca. 490 ccm messender, nahezu komplett neuer Motor bei Partner Bajaj in Indien entwickelt, der dort auch gefertigt werden sollte. Doch unter anderem durch die zu hohe Komplexität der Neuentwicklung wurde es schwer, das Projekt rentabel zu produzieren, und so trat eine verkleinerte Version des Antriebs der jetzigen 790 Duke an dessen Stelle in der Modellplanung.

Ziel ist die Nutzung zahlreicher bestehender Teile

Offensichtlicher Vorteil dabei ist die Nutzung vieler bestehender Teile und die dadurch geringeren Entwicklungskosten. Dies ist bereits seit einigen Monaten an ersten Erprobungsbikes eines Naked-Bike-Ablegers zu erkennen, der eben aufgrund der technischen Nähe zur 790 Duke und guter Tarnung kaum von dieser zu unterscheiden ist.

Prototyp der KTM 650 Adventure gesichtet

Inzwischen wurde jedoch auch ein Prototyp gesichtet, der auf eine 650 Adventure hinweist, und an diesem sind die Änderungen gegenüber dem aktuellen Modell offensichtlicher erkennbar. Zwar trägt dieser äußerlich ebenso zum Zweck der Tarnung noch die Verkleidung der 790 Adventure, doch darunter befindet sich auch hier bereits neue Technik. Dies ist zuallererst am bereits final ausgeformten Tank zu erkennen. Zwar sind 650 und 790 Adventure ebenso eng verwandt, wie es die neue 650 Duke und deren Vorgängerin 790 Duke sein werden, doch die bauchige, zweigeteilte Tanklösung der jetzigen Mittelklasse-Adventures wird es künftig nicht mehr geben und so ist deren Fehlen der erste Hinweis auf die 650 Adventure bei diesem Prototyp.

Bewährtes trifft auf Reduktion

Darüber hinaus haben die Ingenieure hier noch die Verkleidung der kürzlich überarbeiteten 790 Adventure gezogen, die später aber einem eigenständigen Design weichen wird. Zu erwarten ist etwa eine Frontmaske im 3-D-Look, wie 990 Duke und 1390 Super Duke sie erhalten haben und mit der auch die kommende 390 Adventure aufwartet. Neben den Unterschieden sind die technischen Parallelen mit der Plattformspenderin 790 Adventure jedoch ebenso offensichtlich: So scheint beispielsweise die Schwinge nahezu unverändert übernommen zu werden, ebenso das Federbein. Auch die äußeren Merkmale des Motors und dessen Umfeld erscheinen bekannt, was darauf hindeutet, dass die Reduzierung des Hubraums hier die markanteste Neuerung darstellt. Sie wird vermutlich ebenso durch eine Verkürzung des Hubs erreicht wie eine Verringerung der Bohrung. Resultat wird eine verringerte Spitzenleistung sein, genauere Daten sind aber noch Spekulation. Wir gehen von etwa 60 bis 70 PS aus, da hier eine Lücke im Angebot der Österreicher klafft. Durch weniger Leistung und weniger Gewicht muss auch weniger Aufwand für adäquate Bremskraft betrieben werden, weshalb am Vorderrad künftig nur noch eine Bremsscheibe zum Einsatz kommen wird. Die Produktion wird, wie ursprünglich geplant, bei Bajaj in Indien stattfinden, wo künftige alle Einstiegsmodelle von KTM, Husqvarna und GasGas produziert werden sollen.

Die Nachfolgerin der 890 Adventure wird made in China

Die stärkeren Reihenzweizylindermodelle sollen künftig geschlossen von CFMoto in China produziert werden, was auch die Nachfolgerin der 890 Adventure betrifft. Auch von dieser sind inzwischen erste Prototypen unterwegs. Zwar ist noch nichts vom fertigen Design zu erkennen, doch ein Blick auf die Technik lässt hier bereits den Schluss zu, dass nahezu das gesamte Motorrad neu entwickelt wird. Kernelement wird der neue, stärkere LC8c-Reihentwin mit 947 ccm, wie er auch in der 990 Duke zum Einsatz kommt. In dieser leistet er 123 PS, in der Adventure-Ausführung dürften die Ingenieure wieder zugunsten eines besseren Drehmomentverlaufs auf ein paar PS verzichten.
Mit dem neuen Motor geht, anders als bei der 650 Adventure, ein neues Abgassystem mit einem größeren Sammler einher. Dies macht, wie bei den Österreichern mittlerweile üblich, eine neue Schwinge nötig, die sich in Bananenform über den Sammler windet. Als Folge wird auch der Auspuff selbst künftig tiefer positioniert als bei der 790 und 890 Adventure. All dies bedingt einen neu konstruierten Rahmen. Der Heckrahmen wird ebenso neu entwickelt und zudem offenbar länger. Ebenso prägnant ist auch, wie bei der kleinen Schwester 650 Adventure, der Verzicht auf den zweigeteilten Tank im Fußbereich. Stattdessen trägt der Prototyp ein klassisch positioniertes Spritfass. Durch sein offenbar bereits beim Prototyp ordentliches Fassungsvermögen baut der Tank hier sehr breit. Im vorderen Bereich dessen kommt zudem eine neue Kühlerkonstruktion zum Einsatz. Diese ist hier zweigeteilt wie bei der großen Schwester Super Adventure.

Eine neue SMT-Variante bis 2026?

Die Grundkonstruktion teilt die 990 Adventure auch künftig wieder mit einer SMT-Variante. Kein Wunder, ist die gerade präsentierte 890 SMT doch erfolgreich in den Verkauf gestartet. Dennoch dreht auch die Nachfolgerin 990 SMT bereits jetzt erste Testrunden. Bei näherem Hinsehen jedoch erscheint dies logisch: Das derzeitige Modell kam als zusätzliche Variante erst viel später, mit dem Modellupdate des Schwestermodells zur Mitte des Produktzyklus. Künftig wird die neue SMT von Anfang an erhältlich sein. Wann genau es so weit sein wird, ist noch schwer abzusehen, doch vor 2026 ist auch hier definitiv nicht damit zu rechnen.

KTM fährt zweigleisig

Damit splitten die Mattighofener künftig ihr Angebot in der Mittelklasse weiter auf. Und zwar in eine 650er-Baureihe, die sich künftig klarer an Einsteiger richtet, und in die 990er-Baureihe, die sich preislich nach oben orientieren wird, so wie auch die 990 Duke diesen Weg bereits vorgibt.

Zusammenfassung KTM 650 und 990 Adventure

650 Adventure

  • einzelne Bremsscheibe
  • eigene Tankkonstruktion
  • eigenes Styling
  • sonst nah verwandt mit 790 Adventure

990 Adventure

  • LC8c aus 990 Duke
  • zweiteilige Kühlerkonstruktion
  • neu entwickelter Rahmen
  • neues Fahrwerk, inklusive Schwinge
  • 990 SMT
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