Praxistest Zero DSR/X – Alles auf Anfang

Es ist beinahe schon ein wenig verwunderlich, dass Zero erst im Jahr 2023 eine Reiseenduro auf den Markt gebracht hat. Schließlich hat der kalifornische E-Motorrad-Pionier mit Enduros angefangen.
Praxistest Zero DSR/X – Alles auf Anfang
Praxistest Zero DSR/X – Alles auf Anfang
8 Bilder
29.06.2024
| Lesezeit ca. 4 Min.
Jens Riedel, cen
Autoren-Union Mobilität

Nach einer Streetfighter und einer Supersportlerin kam also endlich ein Adventure Bike. Im Gegensatz zu den früheren Modellen passt auch hier die Optik. Die Zero DSR/X unterscheidet sich auf den ersten Blick kaum von den klassischen Vertreterinnen ihrer Art. Nun gut, natürlich ist da anstelle von den in diesem Segment meist zwei Zylindern der riesige Batterieblock. Aber die hohe Verkleidungsscheibe, die gestufte Sitzbank, die Motor-, Pardon, die Akku-Sturzbügel, die Handprotektoren und die große Tankattrappe sind absolut State of the Art.

Wendiger, als sie aussieht

Zero DSR/X
Die mächtige Zero wirkt schon äußerlich recht schwer und breit, beim Fahren ist davon aber nichts zu spüren. Die DSR/X reagiert unmittelbar auf Lenkbefehle und lässt sich über das 19-Zoll-Vorderrad entsprechend gut führen. Sie zieht auch in Kurven sauber ihren Strich. Mit der fein ansprechenden Hinterradbremse kann im Bedarfsfall unkompliziert etwas Tempo herausgenommen werden, denn der Antrieb legt konzeptbedingt mächtig los. Da das typische Aufheulen eines Verbrenners beim Beschleunigen fehlt, ist auf der Landstraße ganz, ganz schnell die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten. Immerhin schieben 229 Newtonmeter die bis zu 75 kW starke Zero an. Die abgeregelte Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h darf als mehr als ausreichend angesehen werden. Als Dauerleistung und Dauertempo nennt der Hersteller 35 kW und 161 km/h. Wer mit der 247 Kilo schweren Maschine dennoch einmal rangieren muss, dem steht ein Schiebegang (vor- wie rückwärts) zur Verfügung.

Von flott bis katapultartig

Zero DSR/X
Erstaunlich für eine große Reiseenduro: Die erlaubte Zuladung liegt leicht über dem Fahrzeuggewicht. Am Ende kann eine halbe Tonne auf der Waage stehen. Hinterlegt sind fünf einfach zu wechselnde Fahrmodi (Eco, Standard, Sport, Rain und Canyon). Nahezu überflüssig zu erwähnen ist, dass es auch im Eco-Modus flott genug vorangeht. Hier rekuperiert die Zero besonders stark und erlaubt am Leistungsgriff das, was beim Auto als One-Pedal-Fahren bezeichnet wird. Die Sport-Stufe macht mit ihrem katapultartigen Vortrieb ihrem Namen alle Ehre. Alle Programme lassen sich mit einer Offroad-Einstellung für das ABS und die Traktionskontrolle verknüpfen, die beide im Normalbetrieb früh, aber unaufgeregt eingreifen.

Geländefahrten auf der Straße

Instrumentanzeige
Der Übergang von der Sitzbank zur Tankattrappe ist auch für Geländefahrten im Stehen nahezu perfekt. Der Federweg beträgt vorn wie hinten 19 Zentimeter. Meistens dürfte aber sicher auch dieses Adventure Bike auf der Straße unterwegs sein. Tempomat und dreistufige Heizgriffe sorgen hier neben der Scheibe und den Handschützern für Reisekomfort. Direkt neben der Instrumentenanzeige befindet sich ein 12-Volt-Anschluss; USB-Geräte finden im „Tankfach“ den nötigen Anschluss. Dort lässt sich auch bequem das Ladekabel verstauen.
infotainment

Das Ding mit der Reichweite

Zero DSR/X
Die Sitzposition wirkt trotz der Höhe des Motorrads wegen der Schrittbogenlänge angenehm niedrig. Die Stellräder für die Windschutzscheibe sind nicht nur angenehm groß und stabil, sondern auch noch mit griffigen Noppen versehen. Das Cockpit fasst alle wichtigen Informationen auf einen Blick zusammen, einschließlich der Batterietemperatur und der Drehzahl des kleinen Elektromotors kurz vor dem Hinterrad. Die Brutto-Batteriekapazität von 17,3 kWh lässt sich bei Bedarf mit dem optionalen Power-Tank-Upgrade auf 21 Kilowattstunden erhöhen. Wir kamen auf Durchschnittsverbräuche von 75 bis 85 Wattstunden pro Kilometer. Bei zu 38 Prozent gefülltem Akku errechnete der Bordcomputer dabei etwa eine Reichweite von noch 61 Kilometern. Das deckt sich in etwa mit der von Zero angegebenen Normreichweite von rund 170 Kilometern bei Tempo 113. Für den Stadtverkehr werden knapp 290 Kilometer genannt.

Pause gefällig?

Ladekabel-Fach
Pendler sollten also keine Probleme haben. An der heimischen Steckdose luden wir mit 2,7 kW den Akku binnen drei Stunden von 37 wieder auf 100 Prozent. An einer Ladestation verspricht Zero dank des integrierten 6,6-kW-Laders für eine nahezu Vollladung von null auf 92 Prozent etwas mehr als zwei Stunden. So gut sich die Zero DSR/X fahren lässt und so gut sie ausgestattet ist, es bleibt das Manko der längeren Ladepausen selbst beim Sonntagsausflug im benzingetriebenen Freundeskreis. Und dann ist da natürlich noch der Preis: 23.500,-- Euro. Da muss man schon überzeugter E-Biker sein – oder zur Sicherheit noch ein zweites Motorrad in der Garage stehen haben. Am Fahrspaß jedenfalls scheitert die Anschaffung nicht.

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Zero DSR/X - Baujahr: 2024
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Technische Daten Zero DSR/X 2024
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Zero
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Preis-/Leistungsverhältnis
Motor
Bauart Z-Force 75-10X-Motor
Nennleistung 75 kW
max. Leistung 102 PS (75 kW) bei 3650 U/min
Drehmoment 225 Nm
Höchstgeschwindigkeit 180 km/h
Batterie
max. Reichweite 185 km
Kapazität 17,3 kWh
Ladezeit Level 1: bis 11,7 Stunden, Level 2 bis 2,7 Stunden
Lebensdauer 5 Jahre Garantie
Fahrwerk & Bremsen
Federelemente vorn 47-mm-Upside-down-Gabel
Federelemente hinten Zentralfederbein, voll einstellbar
Federweg v/h 190 mm / 190 mm
Radstand 1.525 mm
Nachlauf 109 mm
Lenkkopfwinkel 65 °
Reifen vorn 120/70-19
Reifen hinten 170/60-17
Bremse vorn 320-mm-Doppelbremsscheiben
Bremse hinten 265-mm-Bremsscheibe
Maße & Gewicht
Gewicht fahrfertig 247 kg
zul. Gesamtgewicht 499 kg
Maximale Zuladung 252 kg
Sitzhöhe 828 mm
Fahrerassistenzsysteme Kurven-ABS, Traktionskontrolle, Fahrmodi, Berganfahrhilfe, Rangierhilfe
Fahrzeugpreis ab 23.500 €
Sonstiges ab 2024 auch als „Black Forest Edition“ ab 26.500,-- Euro erhältlich
Reichweite: 185 km (kombiniert)
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Kommentare (3)
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Schwarzwaldbiker
03.07.2024 10:46


Keine Chance auf dem Markt, wenn alle auf dich warten müssen, weil du laden musst...
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Torben
02.07.2024 20:13


also das mit dem schiebegang find ich ja mal ne coole sache. Stell mir das mega praktisch vor beim Rangieren in der Stadt oder auf engen Parkplätzen. Endlich mal ne Innovation, die Sinn macht.
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GSAdventure
30.06.2024 16:49


Das mit der Reichweite ist und bleibt halt das A und O bei E-Motorrädern. Schon klar, für den Stadtverkehr reicht's dicke und die Ladepausen klingen auch vertretbar. Aber bei nur 170km muss man seine Tour schon sehr genau planen oder öfter Pausen einlegen als einem lieb ist.