Modifizierte Motocross-Bikes
- stark überarbeiteter LC4
- Einzylinder mit knapp unter 80 PS
- Schwinge und Fahrwerk überarbeitet
- Styling runderneuert
Das Supermoto-Angebot wächst
Ende der 1980er-Jahre schwappten sie aus dem französischen Raum über den Rest des europäischen Motorradmarktes: Supermotos. Ursprünglich entstanden aus von Privatiers modifizierten Motocross-Bikes, sprangen bald auch die Hersteller auf den Zug auf und so hatten bis Anfang der 2000er bald zahlreiche Hersteller eigene Modelle im Angebot. Selbst die damals noch eher bieder aufgestellten Bayern von BMW Motorrad stellten zwei Varianten in die Verkaufssalons. Inzwischen sind es vorwiegend die Österreicher der Pierer Group, die die Fahne auf dem Supermoto-Markt hochhalten. Das allerdings äußerst erfolgreich: So zählen KTM 690 SMC und ihre beiden Schwestermodelle Husqvarna 701 Supermoto und
GasGas SM 700 zu den erfolgreichsten Modellen im deutschen Sprachraum. So erfolgreich, dass sogar Ducati ab diesem Jahr mit der
Hypermotard 698 und dem für diese entwickelten Einzylindermotor, ein größeres Stück des Marktes erobern wollen, als dies bislang mit der V2-motorisietren, schwereren und auch weitaus teureren Hypermotard 950 möglich war.
Supermotos auf dem Vormarsch – KTM-Markenwelt größter Profiteur
Sowohl für KTM als auch für Husqvarna und GasGas stellen die Supermoto-Modelle die beliebtesten Bikes dar. Zusammengefasst läge die Pierer Mobility AG mit diesem Supermoto-Konvolut auf Platz drei in der deutschen
Zulassungsstatistik des Jahres 2023.
# | Hersteller | Modell | Anzahl |
1 | BMW | R 1250 GS | 7.529 |
2 | Kawasaki | Z900 | 3.650 |
| PIERER Mobility AG | Supermoto-Modelle (kum.) | 3.420 |
3 | Honda | CB750 HORNET | 3.295 |
4 | Kawasaki | Z650 | 2.757 |
5 | Honda | CMX500 REBEL | 2.011 |
6 | Yamaha | MT-07 | 2.000 |
7 | Honda | CBR650R | 1.991 |
8 | Honda | CB650R NEO SPORTS CAFE | 1.857 |
9 | Honda | XL750 TRANSALP | 1.752 |
10 | Yamaha | TÉNÉRÉ 700 | 1.638 |
12 | KTM | 690 SMC | 1.536 |
14 | Husqvarna | 701 SUPERMOTO | 1.405 |
88 | GasGas | SM 700 | 479 |
Kein Stein bleibt auf dem anderen
Zur Saison 2026 folgt womöglich die Antwort der Mattighofener. Aller Voraussicht nach werden kurz nacheinander die neue KTM 690 SMC, GasGas SM 700 und die hier gezeigte Husqvarna 701 Supermoto präsentiert. Allen gemein wird ein runderneuerter Motor sein: Das auch künftig als LC4 firmierende Triebwerk wird nicht nur sanft modifiziert, sondern nahezu alles am Motor und in dessen Umfeld scheint von Grund auf neu entwickelt. So hat schon der Motorblock selbst nur noch wenig mit der aktuell verbauten Ausführung zu tun. Auch lassen sich Neuerungen am Kühlsystem finden. Im Bereich der Lichtmaschine scheint es tiefgreifende Änderungen zu geben. Kupplung und Getriebe scheinen überarbeitet. Kurzum: Es bleibt kaum ein Stein auf dem anderen. Da wirkt die sanft angepasste Krümmerführung weg vom ebenfalls überarbeiteten Zylinder nur noch folgerichtig. Das Gros an Weiterentwicklungen dürfte primär auf weiter verbesserte Laufruhe (bereits der derzeitige Antrieb wartet mit zwei Ausgleichswellen auf) abzielen. Eine verbesserte Leistungsausbeute und Anpassungen beim Hubraum kann man aber ebenso erwarten.
Der König ist tot, lang lebe der König
Das Ziel dürfte sein, die Krone des stärksten Einzylinders auf dem Markt aus Bologna zurück nach Mattighofen zu holen. Knapp unter 80 PS Spitzenleistung dürften es letztlich also werden. Der Antrieb sitzt dafür im bereits bewährten Chrom-Molybdän-Rahmen, der offenbar nur wenig modifiziert wird. Auch beim Fahrwerk greift man auf Bewährtes zurück: Vorderradgabel und Schwinge sind äußerlich nahezu unverändert, ebenso die Brembo-Vierkolben-Radialbremsen. Einzig eine leicht geänderte Fahrwerksgeometrie darf erwartet werden.
Aus Zwillingen werden Geschwister
Optisch bleibt Haus- und Hofdesigner Kiska dem bewährten Rezept treu. Das Design der drei Schwestermodelle wird sich künftig offenbar deutlicher unterscheiden. So sieht man vorrangig an der hier gezeigten Husqvarna 701 Supermoto ein homogeneres Design als bislang, das sich durch eigenes Verkleidungsdesign, eine eigenständige Lampenmaske (endlich mit Voll-LED-Beleuchtung) und eigenständige Details wie Spiegel, Blinker und Rücklicht von den Schwestern abheben will. Zudem wird zumindest die Husqvarna künftig auch endlich mit TFT-Instrumenten aufwarten können. Ein früher erwischter Prototyp der künftigen KTM 690 SMC hatte hier noch auf die bisherigen LCD-Instrumente zurückgegriffen. Möglich ist aber auch, dass dies seinerzeit dem frühen Entwicklungsstand geschuldet war. In der späteren Serie sicher nicht zum Einsatz kommt das auf einigen Bildern montierten Topcase. Dabei handelt es sich lediglich um ein Provisorium, um Messgeräte auf den Testfahrten des Erpobungsbikes sicher verstauen zu können.
Made in India?
Unklar ist derzeit noch, wo Pierer künftig die LC4-Modelle fertigen lassen wird. Derzeit werden sie noch allesamt am Stammsitz in Mattighofen gefertigt, doch im Rahmen angekündigter Sparmaßnahmen und um die ohnehin schon hohen Produktionskosten des aufwendig konstruierten Einzylinders zu drücken, wird eine Verlagerung der Produktion nach Asien erwartet. Die Herstellung bei Partner und Anteilseigner Bajaj in Pune läge dabei wohl am nächsten, denn dort wird nach Jahren der Gerüchte ab 2026 auch eine kleine Supermoto auf Basis der 390 Duke gefertigt, die wohl auch als GasGas auf den Markt kommt. Damit dürfte die Pierer-Markengruppe wohl künftig ein noch größeres Stück des Supermoto-Marktes unter sich ausmachen.