Das will sie
Motorrad sein. Die BMW R12 nineT ist als direkte Nachfolgerin der sehr erfolgreichen und beliebten
BMW R nineT vermutlich das einzige Motorrad im Fuhrpark der Bajuwaren, dessen einzige Aufgabe der Selbstzweck ist. Motorrad zu sein, weil deshalb. Es benötigte beim Entwurf keine besonderen Kniffe, um Tourentauglichkeit herzustellen. Die sie hat. Es braucht keine aufwendigen Veränderungen am Fahrwerk, um mit ihr besonders sportlich fahren zu können. Was man kann. Und es brauchte auch keine Heerschar an Designkonzepten, um sie besonders schön zu machen. Was sie ist. Erst mal will die R 12 nineT nur ein Motorrad sein, mit dem man Motorrad fährt, und zwar am besten ohne konkreten Anlass oder, noch schlimmer, ein festes Ziel. BMW selbst hatte das Ziel einen würdigen Nachfolger der R nineT zu finden, mit deren Erfolg zumindest zu Beginn der Produktion niemand so recht rechnen konnte oder wollte. Gerne sähen die Münchener den neuen Roadster auch als Customizing-Plattform, dem Kunden entweder durch den Griff ins BMW-Zubehörregal oder durch die wachsende Customizing-Szene den letzten Schliff Individualisierung mit auf den Weg geben.
Das kann sie
Und trotz des simplen Anforderungsprofils zeigt sich die BMW R12 nineT auf der Straße dann als vielseitig talentierter Roadster. Ob gemächliches Cruisen oder sportlich ambitionierte Kurvenräuberei, der Roadster sorgt für ein mildes, dauerseeliges Grinsen unterm Helm. Dafür sorgen eine angenehme Ergonomie mit im Vergleich zum Vorgänger überarbeiteten Positionen von Lenker und Fußrasten, der unterschiedliche Charakter des Bikes je nach gewähltem Fahrmodus und der bekannte, beliebte und ausgereifte Boxermotor mit 1.170 ccm Hubraum und Luft-/Ölkühlung. Zum Fahrgefühl trägt auch das nun voll einstellbare Fahrwerk mit 45-mm-Upside-Down-Gabel, sowie das an der Vorspannung und in der Zugstufe einstellbare Zentralfederbein an der Einarmschwinge mit Paralever bei.
Das bietet sie
Die technischen Daten untermauern das Angebot, das dieser Roadster seinem Fahrer macht. 109 PS Leistung bei 7.000 U/min und sehr satte 115 Nm bei 6.500 U/min belegen den für Boxer typischen Druck aus niedrigen Drehzahlen. Neben dem Motor und dem angesprochenen voll einstellbaren Fahrwerk bietet sie viele kleine Details. Optisch sind es zahlreiche gebürstete Aluminiumoberflächen und verchromte Teile wie der Doppelrohr-Endtopf oder die Speichenräder (optional erhältlich). Technisch sind es die Fahrmodi Rain, Road und Dynamic oder die elektronischen Helferlein ABS Pro und DTC (Traktionskontrolle), die dem Fahrer das Leben ein bisschen angenehmer machen können. Wer sich für das Komfort-Paket, Aufpreis 1.010,-- Euro, entscheidet, kann darüber hinaus auf einen Schaltassistenten, beheizte Griffe, Tempomat und eine Berganfahrhilfe zurückgreifen. Mit der Option 719 II für 2.165,-- Euro kann der erste Schritt zur von BMW ersehnten Individualisierung gegangen werden. Dafür bekommt man neben den typischen Frästeilen für Zylinderabdeckung und Fußrasten auch Lenkerendenspiegel und ein sehr ansehnliches Solo-Heck in gebürstetetem Aluminium. Für die Speichenräder, Option 719 Rad Classic genannt, aber nicht Teil des Design-Pakets, werden 565,-- Euro fällig. Erstmals präsentiert hat BMW für die R 12 nineT das neue, für 125,-- Euro erhältliche, Digital Display, das deutlich kleiner als die klassischen Rundinstrumente ist und über das sich nicht nur alle fahrrelevanten Daten ablesen lassen, sondern das auch mit dem Smartphone gekoppelt und mit der BMW ConnectedRide App verbunden werden kann.
Das bleibt in Erinnerung
Das Gefühl, einfach nur Motorrad zu fahren. Kein Schnickschnack (gefühlte Wahrheit, das Motorrad ist, siehe oben, sehr gut ausgestattet), keine Gedanken, die Fahrweise aufgrund einer besonderen Charakteristik des Bikes akut in besonders sportlich, extra lang oder sehr effizient verändern zu müssen. Nach wenigen Augenblicken ergibt man sich der R12 nineT und fährt einfach dahin, wo es einem besonders gut gefällt und so lange wie man möchte. Störende Gedanken des Alltags lassen sich so ganz wunderbar zur Seite schieben und ignorieren. Nach einigen Stunden steigt man ab und begegnet dem Alltag deutlich entspannter und besser gelaunt. Vorausgesetzt, die Sonne scheint und Ausflüge in höhere Geschwindigkeitsbereiche bleiben die Ausnahme. Wind- und Wetterschutz sind beim Roadster nämlich überhaupt kein Thema.
Fazit
Es gab ganz sicher schon leichtere Aufgaben der Bayrischen Motorenwerke, als die beliebte und erfolgreiche R nineT zu ersetzen. Mit der R12 nineT ist dies aber gelungen. Der Roadster überzeugt mit überarbeitetem Design, verbessertem Fahrwerk, veränderter Ergonomie und dem altbekannten Luft-/Ölgekühlten Boxer. Menschen, denen das Motorrad vor allem als Fluchtfahrzeug aus dem Alltag dient und die mindestens 17.410,-- Euro übrig haben, sei gesagt: Kopf aus, Motor an und raus auf die Landstraße – in den nächsten Stunden fahren wir einfach mal Motorrad.
Pro - sehr gutes Fahrwerk
- bewährter Motor
- ansprechende Optik
- viele Möglichkeiten zur Individualisierung
Contra - kein Wetterschutz
- Schaltassistent teils ruppig