Test-Telegramm Zero DS – 15 PS mal 4

Eine 125er, die maximal 61 PS leistet – so etwas gibt es. Bei Zero Motorcycles. Voll elektrisch, schwer wie eine GS und mit bis zu 132 Nm gesegnet.
Test-Telegramm Zero DS – 15 PS mal 4
Test-Telegramm Zero DS – 15 PS mal 4 Amtlich unterwegs: 239 kg wiegt die Zero DS. Das ist echt viel für eine elektrische 125er, aber normal für ein Adventure Bike dieser Größe
11 Bilder
03.11.2024
| Lesezeit ca. 4 Min.
Alexander Klose
Meine mittlere Tochter hat jüngst ihren A1-Führerschein bestanden. Sie darf also Motorräder mit bis zu 15 PS (11 kW) fahren. Ihre Fahrstunden absolvierte sie auf einer Brixton Cromwell. 134 Kilogramm schwer, Sitzhöhe gut 770 mm, überschaubare 11 PS und nicht mal 10 Newtonmeter Bums. Als ich ihr die frisch gelieferte Zero DS präsentierte, kippte sie fast hintenüber: „Die darf ich fahren?!“, fragte sie ungläubig. „Ja, mein Kind“, sprach ich, „diesen ausgewachsenen Adventure Tourer mit bis zu 61 PS (45 kW), bis zu 132 Nm Drehmoment, gut 830 mm Sitzhöhe und 239 kg Leergewicht darfst du fahren. Hier ist der Schlüssel.“ Sie zeigte mir einen Vogel und machte auf dem Absatz kehrt. Na gut, dann muss halt ich ran auf der 125er mal 4, so rein PS-mäßig betrachtet.

Das will sie

Zero DS
Länge lauft: Der Radstand der Zero DS misst 1.525 mm. Vorn und hinten beträgt der Federweg je 190 mm
Maximalen Fahrspaß liefern mit der Führerscheinklasse A1 oder der B196-Erweiterung. Ganz ehrlich: Das tut sie. Wobei man sich ehrlich fragen muss, ob diese schiere E-Power manche nicht eher verschreckt, als maximal begeistert. Bleibt die Grundsatzdiskussion: Darf man Fahranfängern ruhigen Gewissens so ein Motorrad an die Hand geben? Die Zero DS beschleunigt pfeilschnell und ungewöhnlich leise – speziell für die Ohren von Fahrnovizen, die in der Regel auf Verbrennern ihre ersten Fahr(schul)erfahrungen sammeln. Mit Ausnahme des Fahrtwinds ist antriebsbedingt kaum etwas zu hören, wenn man den elektronischen „Gasgriff“ aufreißt. Ein durch und durch faszinierendes Fahrerlebnis.

Das kann sie

Zero DS Elektromotor
Hinter Gittern: „Z-Force 75-7“ lautet die Bezeichnung des passiv luftgekühlten DS-Motors. Er ist das jüngste Mitglied der neuen Permanentmagnetmotoren (IPMs) von Zero
Richtig viel Gepäck zuladen. 260 Kilogramm sind erlaubt. Voll ausgeschöpft, wiegt die Zero DS abfahrbereit für die große Reise also ziemlich genau eine halbe Tonne. Das dürfte einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde rechtfertigen in der Kategorie „Stärkster Lastenträger in der 125/L3e-Klasse“. Zum Vergleich: Eine BMW R 1300 GS wiegt offiziell 237 kg und darf 228 kg zuladen. Laut Zero Motorcycles ermöglicht der 14,4 kWh große Akku (nominale Leistungsfähigkeit: 12,6 kWh) eine Reichweite von bis zu 232 km in der Stadt. Im gemischten Fahrbetrieb Stadt/Autobahn sind es je nach Geschwindigkeit 173 km (bei Durchschnittstempo 89 km/h) bis 157 km (113 km/h) – offiziell. Wir erinnern uns: Je höher das Tempo (und je kälter es ist), desto schneller ist der Akku leer. Wer mehrmals volle Lotte beschleunigt (was diebischen Spaß macht) und maximal lange die 139 km/h Spitze zu halten versucht (auch durchaus Spaß fördernd), der sollte die Reichweitenanzeige sehr genau im Auge behalten. Sie sinkt rasant unter 100 Kilometer, die Batteriepower hüpft parallel in großen Schritten einstelligen Prozentzahlen entgegen. Aber: Das kann sich alles wieder (leicht) erholen – durch eine defensivere Fahrweise und konsequentes Rekuperieren.

Das bietet sie

Zero DS Staufach
Äußerst praktisch: Das große Staufach in der Tankattrappe bietet unter anderem Platz fürs Ladekabel
Tolle Bremsen mit radial montierten Vier-Kolben-Bremssätteln vorn und Bosch-Motorrad-Stabilitätskontrolle, fünf Fahrmodi (Rain, Eco, Standard, Sport, Canyon), umfassende Vernetzung mit „Over-the-Air“-Systemupdates, ein großes Staufach in der Tankattrappe und akzeptable Ladezeiten. Standardmäßig saugt die Zero DS Strom mit einer Ladeleistung von 3 kW in den Akku (optional 6 kW). Innerhalb von 4,5 Stunden ist die Batterie voll geladen, für 95 Prozent reichen vier Stunden. Mit dem zusätzlichen Rapid Charger (optional) sinken die Ladezeiten auf 1,8 beziehungsweise 1,3 Stunden. Auf Akku und Motor gewährt Zero Motorcycles jeweils fünf Jahre Garantie. Aktuell gibt es die DS nur in „Quicksand“, einer Art Desert-Beige. Auf der EICMA 2024 dürften weitere Farben präsentiert werden. Die aktuelle DS-Line von Zero Motorcycles umfasst drei Modelle: Neben der A1-Variante (ab 18.400,-- Euro) gibt es die DSR (72 PS, 150 km/h Spitze, maximal 249 km Reichweite, ab 19.400,-- Euro) und die DSR/X (100 PS, 180 km/h, 288 km, ab 23.500,-- Euro). Hinzu kommen die S-Line (vier Modelle) und die FX-Line (zwei), macht neun Modelle insgesamt. Mehr E-Motorräder hat kein anderer Hersteller im Programm.

Das bleibt in Erinnerung

Zero DS
Vorbildliche Ergonomie: Die Sitzhöhe beträgt 828 mm. Im Zubehör gibt es alternativ eine hohe Sitzbank (865 mm) und eine niedrige Sitzbank (805 mm)
Die gut kontrollierbare Leistungsabgabe – und die spürbaren Unterschiede zwischen den einzelnen Fahrmodi. Im Eco-Modus ist die DS geradezu lammfromm, im Canyon-Modus rekuperiert sie sehr stark und fegt druckvoll aus Ecken heraus, im Sportmodus lässt sie es erwartungsgemäß fliegen und hält sich bei der Bremsenergierückgewinnung zurück. Zero lässt dem Nutzer hier zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten. Mehr und mehr Spaß macht mit der Zeit das Beobachten und Beeinflussen des Energieverbrauchs. Es kommt vor, dass man nach zehn oder 20 Kilometern mit mehr Restreichweite nach Hause kommt, als man beim Start auf dem großen TFT-Display stehen hatte. Verrückt.

Fazit

Zero DS
Die macht was her: Vorn federt eine Showa-Gabel (47 mm) mit separaten Dämpferkammern. Federvorspannung sowie Druck- und Zugstufendämpfung sind einstellbar
Die Zero DS ist in ihrer Leistungsklasse nicht zu toppen. Was Optik, Zuladung und Performance betrifft, spielt sie in ihrer eigenen Liga. Fahranfänger wie meine Tochter sollten sich im deutlich eingebremsten Eco-Modus an die Leistungsfähigkeit dieses Bikes herantasten. Pendlern, die es sich leisten können und wollen, liefert Zero mit der DS einen triftigen Grund, sich jeden Tag auf die Fahrt ins Büro zu freuen.
 Pro
  • fulminante Beschleunigung
  • hohe Zuladung
  • klassenbeste Reichweite
  • emissionsfreies Fahren
 Contra
  • Reichweite abhängig von Fahrweise
  • hohes Gewicht
  • hoher Preis
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Zero DS - Baujahr: 2024
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Technische Daten Zero DS 2024
Nutzerbewertungen
Zero
Motor
Bauart Z-Force 75-7, Wechselstrommotor
Nennleistung 11 kW
max. Leistung 61 PS (45 kW) bei 3650 U/min
Drehmoment 132 Nm
Höchstgeschwindigkeit 139 km/h
Kraftübertragung
Schaltung Kupplungsfreier Direktantrieb
Sekundärantrieb Riemen
Batterie
max. Reichweite 232 km
Kapazität 14,4 kWh
Ladezeit 1,3–4 Stunden
Fahrwerk & Bremsen
Rahmen Gitterrohrrahmen
Federelemente vorn Showa Upside-down-Gabel 47 mm, Federvorspannung, Druck- und Zugstufendämpfung einstellbar
Federelemente hinten Showa-Gasdruck Stoßdämpfer, Kolbendurchmesser 40 mm, Federvorspannung, Druck- und Zugstufendämpung einstellbar
Federweg v/h 190 mm / 190 mm
Radstand 1.525 mm
Nachlauf 109 mm
Lenkkopfwinkel 65 °
Räder Gussräder
Reifen vorn 120/70-19
Reifen hinten 170/60-17
Bremse vorn zwei Vierkolben-Radialsättel von J. Juan mit Radialhauptzylinder, 320 x 5 mm Bremsscheiben
Bremse hinten Einkolben-Schwimmsattel von J. Juan, 265 x 4,5 mm Bremsscheibe
Maße & Gewicht
Gewicht fahrfertig 239 kg
zul. Gesamtgewicht 499 kg
Maximale Zuladung 260 kg
Sitzhöhe 828 mm
Fahrerassistenzsysteme Kurven-ABS, schräglagenabhängige Traktionskontrolle, Fahrmodi
Fahrzeugpreis ab 18.400 €
Sonstiges Standard-Motorradgarantie: 5 Jahre, Akku-Garantie: 5 Jahre/unbegrenzte Kilometer
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Kommentare (4)
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CruiserKing93
10.11.2024 09:01


echt krass, dass ne 125er jetzt mit 61 PS kommt. Früher war das undenkbar. Aber ob das für Fahranfänger so gei ist?
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Enduro72
10.11.2024 08:16


Die Idee, dass Anfänger ein so leistungsstarkes E-Bike fahren dürfen, finde ich bedenklich. Sicher, die Technik ist beeindruckend, und dass man mit einer 125er so viel Power unter dem Sitz hat, ist faszinierend. Aber ich frage mich, ob das wirklich eine gute Idee ist. Die Beschleunigung und das fast geräuschlose Dahingleiten könnten Neulinge leicht überfordern. Ich weiß, es gibt Modi wie den Eco-Modus, aber die Versuchung, auf Sport zu schalten, ist doch bestimmt groß. Meiner Meinung nach sollte es eine gewisse Lernkurve geben, bevor man auf solche Geschosse steigt.
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Grip72
09.11.2024 09:22


krass, dass ne 125er so viel leistung und drehmoment haben kann. hätte ich in meiner zeit auch gern gehabt.
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Torben
08.11.2024 17:44


Elektrisch und so stark? Verrückt, aber für Anfänger vielleicht zu viel des Guten.