Chippy Wood, Stuart Collins
Ich will ehrlich sein: Mein größtes Glück auf zwei Rädern sind hubraumstarke Zweizylinder. Ich liebe diesen Bums beim Beschleunigen, diesen kernigen Sound, dieses Urwüchsige. Sogar der meist eher raue Lauf macht mich an: Mensch und Maschine –selten kommen sie sich näher, wenn ihr mich fragt. Aber – sitze ich dann mal wieder auf einem Dreizylinder, denke ich so bei mir: Manchmal, aber auch wirklich nur manchmal, darf es ruhig ein Zylinder mehr sein. Ein wunderbares Beispiel für so eine seligmachende Zylinderzugabe ist die neue Triumph Daytona 660.
Das will sie
„Perfekt ausgewogene Agilität und Fahrspaß pur“ bieten (laut Triumph-Website) – und so junge Fahrer und nicht zuletzt mehr Frauen für die britische Performance-Marke begeistern. Das gelang auch schon der Trident 660 und der Tiger Sport 660, den 81 PS starken Dreizylinder-Wegbereitern der Daytona 660. Mehr als 40.000 Einheiten hat Triumph seit dem Start seiner neuen Mittelklasse im Jahr 2020 weltweit abgesetzt. Die Trident schnellte auf Anhieb auf Platz eins der internen Verkaufscharts. Wenig Gewicht, viel Prestige, tolle Fahrleistungen – der Mix macht an. Jetzt folgt mit der Daytona 660 eine echte Sportskanone. Eine, deren Name begeisterte Schnellfahrer sofort an die legendäre Mittelklasse-Rennsemmel Daytona 675 denken lässt, mit der Triumph ab 2006 gut zehn Jahre lang rund um den Globus Trophäen auf Rennstrecken einsammelte. Aber: Die Zeiten ändern sich. „Die Sportsbike-Rider von heute sind weniger trackfokussiert“, weiß Steve Sargent, Triumphs oberster Produktmanager. Heutzutage geht es in erster Linie um sportliches Fahren auf der Landstraße.
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Fahrtests: Moto Guzzi Stelvio, Triumph Daytona 660, Honda CB650R & CBR650R – E-Clutch, BMW R 1300 GS, Yamaha Ténéré Extreme, Moto Guzzi V85, Kawasaki Z500 & Ninja 500 SE, Suzuki V-Strom 1050DE
Touren/Reisen: Smoky Mountains, Hohe Tauern, Westschweden, 15 Mittelgebirgs-Tagestouren
Motorräder: KTM 1390 Super Duke GT, CFMoto 450CL-C, Triumph Trident-Triple-Tribute, GasGas Prototyp, Indian Scout
mehrTests: NEXX X.WST3, Metzeler Roadtec 02, Michelin Power 6, Michelin Power GP2, Michelin Anakee Road, Spidi Frontier, Modeka Valyant, HJC F31, Spidi Hoodie II H2Out, Touratech Discovery2, Touratech Guardo Ultimate GTX, Schuberth S3
Magazin: Schweizer Bußgelder, Absatzprobleme – E-Motorrad, Tilsberk mit neuen Funktionen
Zuletzt aktualisiert: 19.04.2024
Fahrtests: Moto Guzzi Stelvio, Triumph Daytona 660, Honda CB650R & CBR650R – E-Clutch, BMW R 1300 GS, Yamaha Ténéré Extreme, Moto Guzzi V85, Kawasaki Z500 & Ninja 500 SE, Suzuki V-Strom 1050DE
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Motorräder: KTM 1390 Super Duke GT, CFMoto 450CL-C, Triumph Trident-Triple-Tribute, GasGas Prototyp, Indian Scout
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Tests: NEXX X.WST3, Metzeler Roadtec 02, Michelin Power 6, Michelin Power GP2, Michelin Anakee Road, Spidi Frontier, Modeka Valyant, HJC F31, Spidi Hoodie II H2Out, Touratech Discovery2, Touratech Guardo Ultimate GTX, Schuberth S3
Magazin: Schweizer Bußgelder, Absatzprobleme – E-Motorrad, Tilsberk mit neuen Funktionen Das kann sie
Technisch anspruchsvolle und lasziv geschwungene Landstraßen, Alltagsabenteuer und gewiss auch Rennstrecken, wobei sie für Wettbewerbseinsätze nicht gebaut wurde. Zumindest nicht im Serientrimm. Die neue Daytona ist ein veritabler Allround-Sportler. Einer von der Sorte, die trotz aller Attacke-Affinität mit ihren relativ hohen Lenkerstummeln eine vergleichsweise entspannte Sitzposition ermöglichen. Schmerzende Handgelenke vom Abstützen des eigenen Körpergewichts bleiben Daytona-Fahrern somit erspart. Selbst Beifahrer haben es einigermaßen bequem: Das Sitzbrötchen der Daytona ist eher ein kleines Fladenbrot. Die moderat platzierten Soziusrasten dürften den einen oder die andere vor Muskelkrämpfen bewahren. Der kraftstrotzende Dreizylinder ist eine Wucht: 17 Prozent mehr Leistung als die Geschwister, dazu neun Prozent mehr Drehmoment – macht 95 PS bei (festhalten!) 11.250 Touren, dazu 69 Nm bei 8.250 Umdrehungen pro Minute. 80 Prozent davon liegen bereits ab 3.125 Touren an. Heidewitzka! Der rote Bereich beginnt bei Superbike-würdigen 12.650 Touren. Damit liegt er 20 Prozent über Trident- und Tiger-Sport-Niveau. Bis zur roten Linie ist enorme Fahrfreude garantiert: Die Daytona brilliert durch ihr Drehzahlband wie der junge Ian Gillan durch die hohen Passagen von „Child In Time“. Neben einem Software-Update verdankt sie das dem beherzten Feinschliff an Motorkomponenten wie Zylinderkopf und Kolben, Kurbelwelle, Ventiltrieb und Nockenwellen.
Das bietet sie
Landstraßenabenteuer für alle. Fulminate Beschleunigung (3,6 Sekunden auf 100 km/h), jede Menge Drehmoment, hohe Endgeschwindigkeit (216 km/h). Den Verbrauch gibt Triumph mit 4,9 Liter pro 100 km an. Meine Testmaschine zeigte am Ende unserer durchaus dynamisch absolvierten Testrunde durchs Hinterland von Alicante verblüffende 4,6 Liter je 100 km an. Derartige Spritverachtung gelingt manchen 500ern nicht. Drei Powermodi – Rain, Road, Sport – regeln nach bekanntem Muster Ansprechverhalten, Leistungscharakteristik und Traktionskontrolle (abschaltbar). Das Anwählen erfolgt intuitiv über die „M“-Taste links am Lenker. Das recht simple Cockpit mit einem LC- und einem TFT-Display ist in einem Gehäuse untergebracht. Für gute Sicht sorgen LED-Scheinwerfer. Der kleine Windschild hält erstaunlich viel Fahrtwind ab, wenn man sich flach dahinterkauert. Das höher positionierte Soziuskissen stützt den Pöter dabei ab. Optional können die sechs Gänge per Schaltassistent gewechselt werden. Die wunderbar leichtgängige Anti-Hopping-Kupplung tut es beileibe aber auch.
Das bleibt in Erinnerung
Dieser wirklich gute Moment, wenn du auf der Daytona 660 in entspannten 810-mm-Sitzhöhe an Schaufensterfronten vorbeigleitest und denkst: Boah, sehe ich gut aus auf diesem Bike. Okay, Scherz und Eitelkeit beiseite, gleichwohl: Ein Motorrad wie die Daytona 660 gibt dir das Gefühl, ein echt sportlicher Kerl zu sein, den eigentlich nichts aufhalten kann. Und erst recht keiner abhängen wird. Sie ist ausreichend komfortabel, verführerisch schnell und handwerklich – wie alle Triumph-Maschinen – über jeden Zweifel erhaben. Perfektion und Liebe bis ins Detail, gepaart mit herausragender Performance – das bieten heute wahrlich nur wenige Hersteller.
Fazit Triumph Daytona 660
Die Daytona wird sich von der leckeren sportlichen Mittelklasse-Torte mit Sicherheit ein schönes Stückchen schnappen. Tolle Proportionen, super Ergonomie, geile Bremsen, perfekte Verarbeitung, fairer Preis, dazu die geringen Unterhaltskosten (Service alle 16.000 km) – und ein wirklich formidabler Dreizylinder. Sollte der eine oder andere Trident-Fahrer mal von der Daytona naschen, dürfte er sich fragen: Damned – warum hat meine 660er nicht auch so viel Schmackes?!?
Pro - famoser Sound
- durchzugsstark
- drehfreudig
- souveränes Fahrwerk
Contra - kaum Abstimmungsmöglichkeiten
- wenig Platz für Gepäck