Triumph Speed Twin im Test: Der Wolf im Schafspelz

Im Test empfiehlt sich die Triumph Speed Twin allen Fans puristischer Naked Bikes, die sich sportliche Performance im Retro-Gewand wünschen.
Triumph Speed Twin im Test: Der Wolf im Schafspelz
Triumph Speed Twin im Test: Der Wolf im Schafspelz Für eine aufrechte Sitzposition sorgt der breite Rohrlenker.
11 Bilder
22.10.2021
| Lesezeit ca. 3 Min.
Alexander Klose
Bereits auf den ersten Metern weiß das moderne Fahrwerk der so klassisch aussehenden Maschine, zu begeistern. Und der Motor? Alle Achtung, welchen Punch der Zweizylinder bereits bei niedrigen Drehzahlen mühelos aus dem Handgelenk schüttelt.
Triumph Speed Twin Euro 5

Satter Schub aus dem Drehzahlkeller

Genau dafür wurde der 1200er gebaut. Mit 100 PS verzichtet er auf effekthascherische Spitzenleistung knapp vor dem roten Bereich zugunsten von viel Elastizität bei niedrigen Drehzahlen. Das Resultat ist ein Spitzendrehmoment von 112 Newtonmetern bei 4.250 Touren. Ein Großteil davon steht schon deutlich früher Gewehr bei Fuß – so fühlt es sich zumindest an. Bereits ab 2.000 Umdrehungen pro Minute schiebt die Speed Twin bullig an. Im Vergleich zur ohnehin kräftigen Euro-4-Version hat sie im Euro-5-Trimm nochmals an Dynamik zugelegt.
Downloads & Produkte zum Thema
Triumph Speed Twin Motor mit 1200 Kubik

Werkstuning am 1200er-Paralleltwin

Um beachtliche 17 Prozent Schwungmasse erleichtert, dreht der Motor deutlich schneller hoch und hängt spontaner am Gas. Neue Kolben, höhere Verdichtung, überarbeitete Kanäle und optimierte Nockenwellenprofile tragen ihren Teil dazu bei, dass das Naked Bike auf der Autobahn spielerisch die 200-km/h-Marke überschreitet. So spielerisch, dass ich mich dabei erwische, die Gänge im Sechsganggetriebe per Quickshifter wechseln zu wollen – auf den die puristische Triumph natürlich verzichtet. Ein Sportler ist sie eben doch nicht, auch wenn ihr Antrieb den Eindruck erweckt. Dank perfekt arbeitender Mechanik gelingen Gangwechsel und Leerlaufsuche auf ganz konventionelle Weise völlig problemlos. Wenig Handkraft erfordert dabei die servounterstützte und sauber dosierbare Kupplung.
Vorderradbremse der Triumph Speed Twin

Fahrwerk und Bremsen aus der Sportabteilung

Mit so viel Dynamik unterm Hintern ist das unerschütterliche Vertrauen des Fahrers in Fahrwerk und Bremsen besonders wichtig. Bei den Stoppern geht Triumph deshalb keine Kompromisse ein und verpasst der Speed Twin eine Doppelscheibenbremsanlage mit 320 Millimetern Durchmesser, radial verschraubten Brembo-M50-Vierkolben-Monoblocksätteln und Stahlflex-Bremsleitungen. Kein Wunder, dass es genügt, den einstellbaren Hebel lediglich sanft zu streicheln, um die Maschine kräftig zusammenzustauchen.
infotainment
Triumph Speed Twin Modell 2021

Die Speed Twin setzt Impulse unmittelbar um – auch die ungewollten

In Kurven ist deshalb Vorsicht geboten und eine vorausschauende Fahrweise gefragt. Grobmotoriker an der Bremse straft die Speed Twin mit einem deutlichen Aufstellmoment. Auch Lastwechsel des kräftigen Motors mit seinem beachtlichen Bremsmoment verhageln die Linie, wird das konventionelle Stahlrahmenchassis nicht mit sauberem Strich durch die Radien geführt. Am Grip scheitert es dank der sportlichen Bereifung mit Metzeler Racetec RR nie. Obwohl das Fahrwerk nur in der Federvorspannung der Stereofederbeine einstellbar ist, nagelt die sanft ansprechende Cartridge-Gabel das Vorderrad felsenfest auf die Fahrbahn. Das von einer massiven Aluminiumschwinge geführte Hinterrad bleibt währenddessen komplett unauffällig – was an dieser Stelle als Kompliment zu verstehen ist.
Chrom und analoge Rundinstrumente im Cockpit der Triumph Speed Twin

Stilmix aus klassischer Optik und moderner Technik

Die Faszination der Speed Twin rührt daher, dass Motor und Fahrwerk, deren Kapitel sich wie der Testbericht eines verkleideten Sportlers lesen, mit Triumphs Modern-Classic-Design verschmelzen. Während der Fahrer die Performance eines Superbikes genießt, sitzt er aufrecht und mit entspanntem Kniewinkel hinter einem breiten Rohrlenker und blickt auf klassische analoge Rundinstrumente. Dass in die Ziffernblätter LCD-Displays mit Ganganzeige und Fahrmodi integriert sind, passt daher ins Konzept. Mit Rain, Road und Sport stehen drei Motormappings zur Verfügung, die sich selbst im direkten Vergleich sehr ähnlich fahren. Abschaltbare Traktionskontrolle und ABS gehören zur Serienausstattung. Im runden H4-Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht setzt sich der Epochenmix fort, während in Blinkern und Rücklicht ausschließlich LEDs zum Einsatz kommen.
Triumph Speed Twin Euro 5

Detailverliebte Verarbeitung

All das verpackt Triumph in ein piekfein verarbeitetes Motorrad. Mit ihrem seidenmatten Lack in dezentem Schwarz wirkt sie beinahe unscheinbar. Details wie der versteckt verbaute Katalysator, wodurch die Auspuffanlage den Anschein durchgehender Krümmerrohre erweckt, schmeicheln dem Auge. Aus den gebürsteten Endschalldämpfern entweicht ein angenehmer Kompromiss aus niederfrequentem Beat und englischer Zurückhaltung. Wer will, kann den Basispreis von 12.550,-- Euro in die Höhe treiben und die Speed Twin mit umfangreichem Zubehör individualisieren.
Triumph Speed Twin Euro 5

Ein echter Wolf im Schafspelz

Meiner Meinung nach hat sie auffälligen Prunk aber gar nicht nötig. Gerade die zurückhaltende Optik verleiht der leistungsfähigen Maschine ihren besonderen Reiz und macht sie zu einem echten Wolf im Schafspelz.
 Pro
  • drehmomentstarker Motor
  • kräftige Bremsen
  • hochwertige Verarbeitung
 Contra
  • kein Wetterschutz
  • wenig Platz für Sozia und Gepäck
Bewertung abgeben
Deine Meinung zählt
Arai Quantic
Deine Bewertung
Preis-/Leistungsverhältnis
Bewertung abgeben
Deine Meinung zählt
Triumph Speed Twin 1200 - Baujahr: 2021
Deine Bewertung
Preis-/Leistungsverhältnis
Technische Daten Triumph Speed Twin 1200 2021
Nutzerbewertungen
Triumph
Bewertung
Preis-/Leistungsverhältnis
Motor
Bohrung x Hub 97 x 80 mm
Hubraum 1.200 ccm
Zylinder, Kühlung, Ventile 4 Ventile pro Zylinder, 2 Zylinder, flüssigkeitsgekühlt
Abgasreinigung/-norm Euro 5
Leistung 100 PS (74 kW) bei 7250 U/min
Drehmoment 112 Nm bei 4.250 U/min
Verdichtung 12,1:1
Höchstgeschwindigkeit 211 km/h
Wartungsintervalle Erstinspektion nach 800 km, danach alle 16000 km oder einmal im Jahr
Kraftübertragung
Kupplung drehmomentunterstützte Mehrscheiben-Ölbadkupplung
Schaltung 6-Gang
Sekundärantrieb Kette
Fahrwerk & Bremsen
Rahmen Stahl-Zentralrohrrahmen mit zwei Unterzügen
Federelemente vorn 43-mm-Upside-Down-Gabel
Federelemente hinten Stereofederbeine mit einstellbarer Federbasis
Federweg v/h 120 mm / 120 mm
Radstand 1.413 mm
Nachlauf 91 mm
Lenkkopfwinkel 68 °
Räder Stahlspeichenräder
Reifen vorn 120/70 ZR17
Reifen hinten 160/60 ZR17
Bremse vorn 320-mm-Doppelscheibenbremse, radiale 4-Kolben-Monoblocksättel
Bremse hinten 220-mm-Scheibenbremse, Doppelkolben-Schwimmsattel
Maße & Gewicht
Länge 2.099 mm
Breite 778 mm
Höhe 1.097 mm
Gewicht 216 kg
Maximale Zuladung 211 kg
Sitzhöhe 809 mm
Standgeräusch 93 dB(A)
Fahrgeräusch 76 dB(A)
Tankinhalt 14 Liter
Fahrerassistenzsysteme ABS
Fahrzeugpreis ab 12.550 €
Jetzt mitreden – deine Meinung zählt!
Schon dabei? und mitdiskutieren!
Ihr Kommentar wird abgespeichert...