Oha, das kann ja was werden: „Küstenunwetterwarnung“, meldet meine Wetter-App für Faro. Das nächste Atlantiktief grollt heran. Ausgerechnet heute an unserem Pressefahrtag der funkelnagelneuen Triumph Tiger Sport 800. Die große Schwester der Tiger Sport 660 verspricht mit 115 PS und 84 Nm kernige Triple-Power und reichlich Fahrspaß. Triumph lockt auf der Pressekonferenz mit „instant escapism“ – frei übersetzt: mit sofortiger Flucht aus dem Hier und Jetzt. Aber gilt das auch bei Dauerregen? Das werden wir herausfinden, auch wenn die Vorzeichen auf Sturm stehen: Bei der Schlüsselübergabe trüben schwarze Wolken den Blick auf die gegenüberliegenden Berge. Genau dort geht unsere Fahrt hin. Mögen die Wasserspiele beginnen!
Die Preislücke schließen zwischen dem 2022 gestarteten Allrounder Tiger Sport 660 (81 PS, ab 9.495,-- Euro) und Triumphs robustem Adventure-Flitzer Tiger 900 (108 PS, ab 13.595,-- Euro). Optisch ist die neue 800er nah an der 660er: etwas mehr Radstand, anderer Rahmen, größerer Tank – aber unverkennbar eine Tiger Sport moderner Prägung. Triumph greift damit unverblümt Yamaha an: Die Japaner konnten bislang mit der dreizylindrigen Tracer-9-Familie (119 PS, Modelljahr 2025 ab 16.049,-- Euro) recht unbedrängt auf Käuferfang gehen im asphaltorientierten oberen Mittelklasse-Reisesegment. Damit dürfte es jetzt vorbei sein: Auch die Triumph Tiger Sport 800 setzt auf dreistellige Triple-Power, namhafte Komponenten, ermüdungsfreien Langstreckenkomfort und zeitgemäße Ausstattung.
Unbeschwerten Fahrspaß und beste Packesel-Qualitäten. Die Tiger Sport 800 hängt ganz wunderbar am Gas – auch wenn man regenbedingt nur vorsichtig am Gasgriff dreht. Putzmunter dreht sie durch alle sechs Gänge. Die Höchstgeschwindigkeit gibt Triumph mit 219 km/h an. Ausfahren konnten wir die in Portugal natürlich nicht. Das zulässige Gesamtgewicht von 437 Kilogramm beschert der 213 kg schweren Tiger Sport 800 eine sehr amtliche Zuladung von 224 kg. Das optionale Kofferset (helmtauglich, 57 Liter Stauraum) ist farblich auf die Lackierung abgestimmt und ruckzuck montiert oder demontiert. Es stammt von der Tiger Sport 660 und muss einfach nur in den dafür vorgesehenen seitlichen Aufnahmepunkten verankert werden. Unkomplizierter geht es nicht. Ergänzend gibt es noch ein Topcase mit 49 Litern Fassungsvermögen. Zwei Helme passen in den Heckaufsatz, verspricht Triumph.
Einstellbares Showa-Fahrwerk, 150 mm Federweg vorn und hinten, Schaltassistent für kupplungsfreies Rauf- und Runterschalten, Tempomat, Kurven-ABS und schräglagenabhängig arbeitende Traktionskontrolle, Bluetooth-Konnektivität und Turn-by-Turn-Navigation, Voll-LED-Scheinwerfer mit Lichtsensor fürs automatische Switchen zwischen Abblend- und Tagfahrlicht – die serienmäßige Ausstattung lässt kaum Wünsche offen. Drei Fahrmodi stehen zur Wahl: Sport, Road und Rain. Die Unterschiede bei der Gasannahme und beim Eingriff in die mehrstufige Traktionskontrolle hat Triumph fein herausgearbeitet. Die Nissin-Bremsanlage (vorn 4-Kolben-Radialbremssättel) macht einen vortrefflichen Job: Die Tiger Sport 800 verzögert auf Geheiß vehement, die Bremskraft lässt sich bestens dosieren. Schade, dass nur der Bremshebel einstellbar ist, der Kupplungshebel hingegen nicht. Aber nun: Kuppeln muss man eh nur zum Anfahren und Anhalten.
Richtig sportlich unterwegs sein und diebischen Fahrspaß bereiten, wenn man es darauf anlegt. 90 Prozent des maximalen Drehmoments von 84 Nm liegen bereits im mittleren Drehzahlbereich an. Der 798-ccm-Dreizylinder schiebt also in bester Twin-Manier schon frühzeitig an und wuchtet das Bike zackig in Regionen von 6.000 bis 7.000 Touren. Die meisten Fahrer wird spätestens dann der Schaltreflex packen – und weiter geht es mit sehr manierlichem Punch im nächsthöheren Gang. Widersteht man dem Reiz des famos funktionierenden Quickshifters an diesem Punkt, lernt man die andere Seite der Tiger Sport 800 kennen: Ab circa 8.000 Umdrehungen pro Minute schmeißt der Dreizylinder die Spikes zur Seite, schlüpft in seine Raketenschuhe und bläst in bester Vierzylinder-Manier zum Sturm auf den Drehzahlbegrenzer.
Das gute Gefühl, das dir die Tiger Sport 800 gleich auf den ersten Metern gibt – trotz des teils echt miesen Wetters am Testtag. Sitzhöhe, Handling (auch im Regen), Leistungsentfaltung – hier stimmt gefühlt alles. Im Regen-Modus geht der Reihen-Dreizylinder angenehm umsichtig ans Gas, ohne kastriert zu wirken. Die Michelin-Reifen (Road 5) vermitteln viel Sicherheit auf Nässe, die Rückmeldung ist tadellos, das Handling des Bikes flößt auf Anhieb Vertrauen ein. Auch der Wetterschutz überzeugt. Meine Jacke und Handschuhe blieben trotz Dauerregen relativ lange vergleichsweise trocken. Dazu dürften auch die Windabweiser beigetragen haben, die rechts und links vom breiten Windschild die Aerodynamik verbessern. Das manuelle Hochwuchten und Runterdrücken des Windschilds erinnert in seiner leicht störrischen Art an die dänische Kommode Trulleberg aus Loriots „Ödipussi“. Immerhin funktioniert die Höhenverstellung auch während der Fahrt mit einer Hand, zudem wirkt der Mechanismus unkaputtbar. Ordert man im Zubehör noch Handschützer, dürfte der Wetterschutz weitgehend perfekt sein.
Käufer der Tiger Sport 800 bekommen zwei Bikes in einem: einen kompakten Allrounder mit überzeugenden Langstreckenqualitäten – und einen bestens beherrschbaren Mittelklasse-Sportler mit Triple-Power. Handling, Sicherheit, Fahrspaß – alles top. Und der Preis ist heiß. 11.795,-- Euro (plus Liefernebenkosten) begehrt Triumph für die Tiger Sport 800. Damit ist sie 500,-- Euro günstiger als die BMW F 900 XR (105 PS, 92 Nm, 216 kg). Und kostet 4.250,-- Euro weniger als die günstigste 2025er Yamaha Tracer 9, die es nur noch als GT (oder GT+) mit semi-aktivem Fahrwerk gibt.
Technische Daten Triumph Tiger Sport 800 2025 | |
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Nutzerbewertungen | |
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Bewertung | |
Preis-/ | |
Motor | |
Bohrung x Hub | 78 x 55,7 mm |
Hubraum | 798 ccm |
Zylinder, Kühlung, Ventile | Flüssigkeitsgekühlter Reihen-Dreizylinder, 12 Ventile, DOHC |
Abgasreinigung/-norm | Euro 5+ |
Leistung | 115 PS (85 kW) bei 10750 U/min |
Drehmoment | 84 Nm bei 8.500 U/min |
Verdichtung | 13,2:1 |
Höchstgeschwindigkeit | 219 km/h |
Wartungsintervalle | 16.000 km oder 12 Monate |
Verbrauch pro 100 km | 4,7 Liter |
Kraftübertragung | |
Kupplung | Drehmomentunterstützte Anti-Hopping-Kupplung, nass |
Schaltung | 6-Gang, Triumph Shift Assist |
Sekundärantrieb | X-Ring-Kette |
Fahrwerk & Bremsen | |
Rahmen | Stahlrohr-Perimeterrahmen |
Federelemente vorn | Showa 41-mm-Upside-Down-Cartridge-Gabel mit separater Funktion, einstellbare Druck- und Zugstufe |
Federelemente hinten | Showa Monoshock-Federbein mit einstellbarer Zugstufe und hydraulisch einstellbarer Vorspannung |
Federweg v/h | 150 mm / 150 mm |
Radstand | 1.422 mm |
Nachlauf | 99 mm |
Lenkkopfwinkel | 67 ° |
Räder | Aluminiumguss |
Reifen vorn | 120/70 R17 |
Reifen hinten | 180/55 R17 |
Bremse vorn | 310-mm-Doppelscheibenbremse schwimmend gelagert |
Bremse hinten | 255-mm-Scheibenbremse, 2-Kolben-Schwimmsattel |
Maße & Gewicht | |
Länge | 2.073 mm |
Breite | 828 mm |
Höhe | 1.386 mm |
Gewicht | 213 kg (fahrfertiges Gewicht) |
zul. Gesamtgewicht | 437 kg |
Maximale Zuladung | 224 kg |
Sitzhöhe | 835 mm |
Standgeräusch | 93 dB(A) |
Fahrgeräusch | 76 dB(A) |
Tankinhalt | 18,6 Liter |
Fahrerassistenzsysteme | Kurven-ABS, schräglagenabhängige Traktionskontrolle, Fahrmodi, Tempomat |
Fahrzeugpreis ab | 11.795 € zzgl. Nebenkosten |