Wie viel Power braucht eine famose Rennmaschine? Die neue Yamaha R3 zeigt: 42 PS und knapp 30 Nm reichen vollkommen. Was der kleine Zweizylinder aus dieser Leistung und seinen 321 ccm Hubraum macht, ist ganz großes Fahrspaßkino.
Der Euro-5-Plus-Zweizylinder dreht begeistert bis in den roten Bereich (ab 12.000 U/min). Bei 10.750 Umdrehungen liegt die volle Leistung an. Das maximale Drehmoment erreicht die gut 170 kg leichte R3 bei 9.000 U/min. Bedeutet: Die kleine R3 verlangt nach Drehzahlen. Dabei klingt sie kein bisschen angestrengt. Im Gegenteil: Schon ab Werk begleitet ein durchaus ambitionierter Sound die Jagd durch die sechs Gänge.
Kurven nimmt die neue Yamaha R3 mit furioser Agilität und vorbildlicher Spurtreue. Einmal die Kurve anvisiert, zieht sie ihre Bahn unbeirrt und sehr präzise. Selbst durchschnittlich ambitionierte Fahrer und Fahrerinnen dürften rasch auf Kurs Ideallinie sein und sich mit jeder absolvierten Kehre mehr zutrauen. Ein Paradebeispiel für die alte Racer-Weisheit: Die perfekte Linie lernst du auf Bikes mit wenig Leistung – Schwung mitnehmen ist alles! Fleißiges Schalten hilft natürlich auch. Dank der neuen Assist-&-Slipper-Kupplung bedarf das keinerlei Kraftanstrengung. Optional gibt es einen Quickshifter. Aber ganz ehrlich: Den braucht man nicht wirklich. Er funktioniert nur nach oben und erfordert ordentlich Druck. Die Gänge haut er recht rustikal rein. Das geht mit der neuen Kupplung deutlich sanfter und – für meinen Geschmack – besser. Vorbildlich ist der Verbrauch: 3,5 Liter auf 100 Kilometer gönnte sich mein Testbike. Macht amtliche 400 km ohne Tankstopp.
Vorn federt jetzt eine Upside-down-Gabel (37 mm, nicht einstellbar), hinten bleibt es beim Zentralfederbein. Grobe Asphaltnickeligkeiten reicht die Schwinge zwar recht grußlos weiter zur Lendenwirbelsäule, meint es dabei aber durchaus gut mit dem Fahrer: Andere Sportbikes gehen hier ungestümer zu Werke. 160 kg Zuladung verträgt die kompakte R3. Das reicht in den meisten Fällen für Fahrer, Sozius und ein klein wenig Gepäck. Primär dürfte die neue R3 allerdings im Solobetrieb unterwegs sein: Sie ist ganz klar eine Fahrmaschine, kein Pärchenbike. Das Soziusbrötchen ist naturgemäß knapp bemessen bei Sportmotorrädern und nichts für zart Besaitete. Immerhin genießen Beifahrer einen recht guten Blick nach vorn: Sie sitzen deutlich höher als der Fahrer.
Die Sitzposition ist grundsätzlich sportlich entspannt: Der Lenker ist vergleichsweise hoch für eine R-Yamaha. Dadurch sitzt der Fahrer angenehm aufrecht hinter dem Mini-Windschild, trotz der sportlichen Ausrichtung gen Vorderrad. 780 mm Sitzhöhe machen auch kleinere Fahrer glücklich. Nach hinten kann sich der Fahrer serienmäßig an einem Höcker abstützen. Das ist eine feine Sache, wenn die persönliche Physiognomie ein Ablegen des Oberkörpers auf dem breiten 14-Liter-Tank zulässt. Auf dem findet sich zudem stilecht eine Mulde fürs Kinn. Gleichwohl schränkt der integrierte Höcker die Bewegungsfreiheit ab 1,80 m spürbar ein: Bei einer Gesamtlänge von 2.090 mm und einem Radstand von 1.380 mm bleibt nicht allzu viel Bewegungsfreiheit auf dem knackig gepolsterten Fahrersitz. Aber nun: Wer sich für einen R-Racer entscheidet, wird sich daran kaum stören.
Optisch ist die neue R3 jetzt unverkennbar eine Yamaha R moderner Prägung. Integrierte Winglets, „M-DUCT“-Luftkanal, LED-Tagfahrlicht und das typische Zyklopenauge – die scharfe Linie entspricht voll und ganz den großen Geschwistern R7 (73,4 PS) und R9 (119 PS). Yamaha spricht von der „schärfsten und anspruchsvollsten R3, die je gebaut wurde“. Sitzbank und Seitenverkleidung hat Yamaha verschlankt, den gesamten Look geschärft. Zwei Farben stehen zur Wahl: Icon Blue – unschlagbar bei Sonnenschein – und Midnight Black. Wer von der kleinen R125 mit großem TFT-Farbdisplay (5 Zoll) aufsteigt zur R3, wird sich eventuell grämen über das neue, recht schlichte LCD-Cockpit. Aber nun, dafür ist es jederzeit hervorragend ablesbar und übersichtlich aufgeteilt. Per Smartphone kann es mit der MyRide-App vernetzt werden. Routenführung übers Borddisplay entfällt hier allerdings. Und irgendwo muss der recht schlanke R3-Preis (ab 7.299,00 Euro inklusive Nebenkosten) ja herkommen.
Einen sehr guten Job macht die schwimmend gelagerte Scheibenbremse vorn. Sie hat einen Durchmesser von 298 mm und bringt das Bike gut dosierbar zum Stehen. Die hintere Bremsscheibe misst 220 mm. Beide unterstützt lediglich das obligatorische, nicht abschaltbare ABS. Traktionskontrolle oder Kurven-ABS spart sich Yamaha in dieser Leistungsklasse, Fahrmodi auch. Ganz ehrlich: Die absolut neutral agierende R3 kommt auch ohne sehr gut zurecht. Schlicht und funktional sind auch die Bedienelemente gehalten. Die Botschaft ist klar: Hier geht es ums R-Fahren. Gut so.
Muss Ottonormalfahrer Sportmotorräder neu denken? Braucht es gar nicht so viel Leistung und Elektronik (und Geld), um echte Rennsportmomente zu erleben? Die neue Yamaha R3 ist ein Paradebeispiel für veritables Popometer-Racing in sozialverträglicher Ausprägung. Sie ist A2-typisch kompakt gebaut, darum auf Dauer nichts für Hünen mit über 1,90 m Körpermaß. Alle anderen Staturen harmonieren perfekt mit der Ergonomie des neuen R-Welt-Mitglieds. Rauf da und Spaß haben – im Alltag, auf der Landstraße und auf der Rennstrecke!
Technische Daten Yamaha R3 2025 | |
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Nutzerbewertungen | |
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Bewertung | |
Preis-/ | |
Motor | |
Bohrung x Hub | 68 x 44,1 mm |
Hubraum | 321 ccm |
Zylinder, Kühlung, Ventile | Zweizylinder, flüssigkeitsgekühlt, 4 Ventile pro Zylinder |
Abgasreinigung/-norm | Euro 5+ |
Leistung | 42 PS (30 kW) bei 10.750 U/min |
Drehmoment | 29,5 Nm bei 9.000 U/min |
Verdichtung | 11,2:1 |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h |
Wartungsintervalle | alle 10.000 km oder jährlich |
Kraftübertragung | |
Kupplung | Ölbad, Mehrscheiben |
Schaltung | 6-Gang |
Sekundärantrieb | Kette |
Fahrwerk & Bremsen | |
Rahmen | Brückenrohrrahmen |
Federelemente vorn | Upside-down-Gabel |
Federelemente hinten | Schwinge |
Federweg v/h | 130 mm / 125 mm |
Radstand | 1.380 mm |
Nachlauf | 95 mm |
Lenkkopfwinkel | 65 ° |
Räder | Gussfelgen |
Reifen vorn | 110/70-17M/C 54H (Schlauchlos) |
Reifen hinten | 140/70-17M/C 66H (Schlauchlos) |
Bremse vorn | 298 mm Einscheibenbremse |
Bremse hinten | 220 mm Einscheibenbremse |
Maße & Gewicht | |
Länge | 2.090 mm |
Breite | 735 mm |
Höhe | 1.140 mm |
Gewicht | 169 kg (fahrfertiges Gewicht) |
zul. Gesamtgewicht | 329 kg |
Maximale Zuladung | 160 kg |
Sitzhöhe | 780 mm |
Standgeräusch | 90 dB(A) |
Tankinhalt | 14 Liter |
Fahrerassistenzsysteme | ABS |
Optionale Systeme | Schaltassistent/Quickshifter |
Fahrzeugpreis ab | 7.299 € |