Yamaha R9 – erster Test auf der Straße

Es ist so weit: Die neue Yamaha R9 kommt auf die Straße. Erster Pressetest abseits der Rennstrecke – wir waren dabei. Helm auf und ab durch die Mitte!
Yamaha R9 – erster Test auf der Straße
Yamaha R9 – erster Test auf der Straße 248 km/h Spitze weist das Datenblatt als Höchstgeschwindigkeit aus. Die Art der Leistungsentfaltung lässt keine Zweifel aufkommen, dass das hinkommt
12 Bilder
19.05.2025
| Lesezeit ca. 5 Min.
Mattia Negrini
Beim ersten Test auf der Rennstrecke Anfang März 2025 in Sevilla konnte die Yamaha R9 bereits vollends überzeugen. Der im Anschluss geplante Roadtrip durch Andalusien fiel dann leider ins Wasser – und das im wahrsten Sinne: Schwere Unwetter hatten Teile der geplanten Teststrecke unbefahrbar gemacht. Darum jetzt der erneute Anlauf. Und der zeigt: Auch auf der Landstraße ist die neue Yamaha R9 in ihrem Element. Spurtreu, spurtstark, sauschnell – kein Wunder, dass derzeit bei den Händlern keine zu bekommen ist. Die Wartelisten sind lang, Yamaha kommt mit der Fertigung kaum hinterher, doch Geduld zahlt sich in diesem Fall aus.
infotainment

Exklusiver Sammeltest in Rijeka

Wir sind in Kroatien. Genau genommen in Rijeka. Yamaha hat zur exklusiven Sammelpräsentation geladen. Wir testen nacheinander den neuen Maxiroller XMAX 300 Tech MAX+, den neuen Sport-Tourer Tracer 9 GT mit 6-Gang-Schaltgetriebe, die neue Einsteiger-Sportmaschine Yamaha R3 und die neue Supersportlerin R9. Alle vier Maschinen stehen zum ersten Mal für Straßentests zur Verfügung. Vier Bikes in zweieinhalb Tagen. Ein strammes Programm. Aber es lohnt sich in mehrfacher Hinsicht, was die R9 betrifft: Sie hat den gleichen Dreizylindermotor wie die Tracer 9 GT und die gleichen R-Gene wie die „kleine“ R3. Die ideale Vergleichsmöglichkeit.

Geringes Gewicht, hohe Spitzengeschwindigkeit

Motor
Guter alter Bekannter: An den Leistungsdaten des CP3-Motors hat sich nichts geändert – 119 PS bei 10.000 Touren und 93 Nm bei 7.000 U/min. Quickshifter ist Serie
Die technischen Daten der Yamaha R9 sind Lesern von Motorrad & Reisen hinlänglich bekannt: CP3-Motor mit 119 PS und 93 Nm, kernige 248 km/h Spitze (30 km/h mehr als die Tracer 9 GT), fahrbereit nur 195 kg schwer, Knauserverbrauch von 5,0 Litern auf 100 km. Das klingt nach einem sehr soliden Fahrspaßpaket. Und das bekommt man auch, sobald man seinen Pöter auf der 830 mm hoch gelegenen Sitzbank platziert. Die Ergonomie ist durchaus anspruchsvoll: Die Clip-on-Lenkerstummel lassen den Fahrer eine deutlich sportlichere Haltung einnehmen als auf der neuen R3. Den breiten 14-Liter-Tank teilen sich die beiden R-Neuheiten. Während der bei der R3 nicht weiter ins Gewicht fällt, engt er bei der R9 den Lenkeinschlag durch die tiefen Clip-ons unterhalb der Gabelbrücke merklich ein.

Neue Nummer 1 auf der Straße

Landstraße
248 km/h Spitze weist das Datenblatt als Höchstgeschwindigkeit aus. Die Art der Leistungsentfaltung lässt keine Zweifel aufkommen, dass das hinkommt
26 Kilogramm beträgt der Gewichtsunterschied zwischen den beiden Rennern. Steigt man direkt von der R3 (169 kg) auf die R9 um, denkt man unwillkürlich: was für ein Trumm. Ist sie natürlich nicht, schon gar nicht im Vergleich zur Tracer 9 GT (227 kg), aber hier zeigt sich klar: Die R9 ist ein durchaus stattliches Supersport-Motorrad, auch wenn eingefleischte Racer ob der „nur“ 119 PS gern die Nase rümpfen bei dieser Bezeichnung. Im Endeffekt ist die R9 die leistungsstärkste Straßenrennmaschine, die Yamaha vorerst im Programm hat. Das R-Aushängeschild R1 darf seine 200 PS nur noch auf der Rennstrecke ausleben. Die neue Nummer eins auf der Straße ist die R9.
infotainment

Explosiver Antritt

Yamaha R9
Auch nicht schlecht, so in Tech Black, oder? Zweite Farbe im Angebot ist das Yamaha-R-typische Icon Blue
Das Abreiten der kroatischen Küstenstraßen ist dementsprechend erbaulich. Die R9 hängt hervorragend am elektronischen Gas (Yamaha Chip Controlled Throttle/YCC-T). Vor allem die etwas weiteren, schnellen Kurven machen richtig Laune. Super präzise lässt sich die R9 in Richtung Scheitelpunkt dirigieren und mit Schmackes wieder herausbeschleunigen. In engen Kehren zeigt sich das Mehrgewicht gegenüber der R3: Die lütte A2-Rennsemmel mit ihren nicht einmal halb so viel Pferdestärken (47 PS) zieht bergauf zwar nicht so leichtfüßig davon wie die drehmomentstarke R9, aber sie ist handlicher und agiler. Die R9 fühlt sich in engen Radien durchaus wuchtig an – trotz des hervorragenden Handlings. Das Gute daran: R9-Fahrer werden nicht das Gefühl haben, auf einem unterdimensionierten oder gar zu klein geratenen Bike zu sitzen. Sie reiten einen Feuerstuhl, so viel ist sicher. Überholmanöver spult die R9 mit ihrem drehfreudigen 890-ccm-Triple pfeilschnell und souverän ab. Mit explosivem Antritt und viel Luft nach oben. Der rote Bereich beginnt erst bei 10.500 Touren.
Deine meinung zählt
BMW R 12 G/S – was hältst du von der neuen Retro-GS

Winglets verbessern den Anpressdruck

Winglets
Technische Front: knackiger Windschild, Blinker im Gehäuse der Rückspiegel, messerscharfes Tagfahrlicht, Zyklopen-LED-Linse, integrierte Winglets
Die integrierten Winglets sollen den Anpressdruck des Vorderrads auf geraden Strecken um sechs bis sieben Prozent erhöhen, in Kurven steigt dieser Effekt durch den Frontspoiler sogar auf zehn Prozent. Yamaha preist die R9 als eines der aerodynamisch effizientesten Motorräder, das die Marke jemals gebaut hat. Die Brembo Stylema Monoblock-Bremszangen vorn stammen aus dem Rennsport, den die R9 natürlich auch immer im Blick hat. Sie lassen sich perfekt dosieren und haben scheinbar nicht die geringste Mühe mit der R9. Das dürfte auch ein Verdienst des leichten Deltabox-Rahmens sein. Der ist aus Schwerkraftguss-Aluminium gefertigt und mit 9,7 kg der leichteste Rahmen, der jemals für ein Supersportmodell von Yamaha verwendet wurde.

Voll einstellbares Fahrwerk

KYB-Fahrwerk
Darf es ein bisschen mehr sein? Dann bitte drehen. Das KYB-Fahrwerk ist voll einstellbar
Das voll einstellbare KYB-Fahrwerk macht einen hervorragenden Job. Die bestens zum Bike passenden Reifen steuert Bridgestone bei (Battlax RS11). Für Sicherheit auf höchstem Niveau sorgt eine 6-Achsen-Sensormesseinheit (IMU) auf Basis der Yamaha R1. Das ABS am Hinterrad lässt sich ausschalten. Optimalen Vortrieb garantieren Traktionskontrolle, Slide Control, Lift Control (entspricht der Wheelie Control der Wettbewerber), Launch Control sowie Fahr- und Trackmodi. Das Quick-Shift-System der 3. Generation ist serienmäßig an Bord und bereits ausdrücklich von uns gepriesen worden. Das kupplungslose Rauf- und Runterschalten funktioniert einwandfrei auch ohne Gas. Weit ist der Weg nicht mehr zum automatisierten Getriebe Y-AMT.
infotainment

Volles Connectivity-Programm

TFT-Display
Gestochen scharf: Das 5-Zoll-Display ist in allen Layouts gut ablesbar und bietet ein hohes Maß an Vernetzung
Mindestens 13.999,-- Euro begehrt Yamaha für die neue R9 in Icon Blue oder Tech Black. Wer mit der A2-Version einsteigt, spart 300,-- Euro. Ein fairer Kurs für eine derart ausgereifte Straßenrennmaschine. Auch in puncto Konnektivität ist die R9 ganz vorn dabei: 5 Zoll großes TFT-Display mit vier Layouts und Track-Modus, Smartphone-Connectivity via Bordunit und Yamahas MyRide-App, integrierte Navigation via Garmin StreetCross, dazu optional Rundenanalyse und Set-up-Verwaltung via Y-TRAC-App.

Fazit Yamaha R9

Supersportler auf der Landstraße
Rennstrecke oder Landstraße – sucht es euch aus: Bei 13.999,-- Euro geht der R9-Spaß los. Ein fairer Kurs für so viel (Renn-)Bike
Fahrspaß ohne Ende, vollständiges Assistenzpaket und smart vernetzt – die neue Yamaha R9 bietet das volle Programm. Rennstrecken-Junkies, Landstraßen-Ritter und Motorsport-Novizen kommen hier gleichermaßen auf ihre Kosten.
 Pro
  • drehfreudiger CP3-Motor
  • komplettes Assistenzpaket
  • hohe Endgeschwindigkeit
  • Quickshifter (3. Generation)
 Contra
  • Griffheizung kostet extra
  • wenig Bewegungsfreiheit
Bewertung abgeben
Deine Meinung zählt
Spidi Pathfinder
Deine Bewertung
Preis-/Leistungsverhältnis
Bewertung abgeben
Deine Meinung zählt
Yamaha R9 - Baujahr: 2025
Deine Bewertung
Preis-/Leistungsverhältnis
Technische Daten Yamaha R9 2025
Nutzerbewertungen
Yamaha
Bewertung
Preis-/Leistungsverhältnis
Motor
Bohrung x Hub 78 x 62,1 mm
Hubraum 890 ccm
Zylinder, Kühlung, Ventile Dreizylinder, flüssigkeitsgekühlt, 4 Ventile pro Zylinder
Abgasreinigung/-norm Euro 5+
CO2 Emissionen 116 g CO2/km
Leistung 119 PS (88 kW) bei 10.000 U/min
Drehmoment 93 Nm bei 7.000 U/min
Verdichtung 11,5 : 1
Höchstgeschwindigkeit 248 km/h
Wartungsintervalle Erstinspektion nach 1.000 km, danach alle 10.000 km oder jährlich
Verbrauch pro 100 km 5 Liter
Kraftübertragung
Kupplung Ölbad, Mehrscheiben
Schaltung 6-Gang
Sekundärantrieb Kettenantrieb (Ritzel/Kettenrad: 16/43)
Fahrwerk & Bremsen
Rahmen Brückenrohrrahmen
Federelemente vorn 43-mm-Telegabel
Federelemente hinten Schwinge, über Hebelsystem angelenktes Federbein
Federweg v/h 120 mm / 118 mm
Radstand 1.420 mm
Nachlauf 94 mm
Lenkkopfwinkel 68 °
Räder Leichtmetall-Gussfelgen
Reifen vorn 120/70ZR17M/C
Reifen hinten 180/55ZR17M/C
Bremse vorn 320-mm-Doppelscheibenbremse
Bremse hinten 220-mm-Einscheibenbremse
Maße & Gewicht
Länge 2.070 mm
Breite 705 mm
Höhe 1.180 mm
Gewicht 195 kg (fahrfertiges Gewicht)
zul. Gesamtgewicht 360 kg
Maximale Zuladung 165 kg
Sitzhöhe 830 mm
Standgeräusch 94 dB(A)
Fahrgeräusch 74 dB(A)
Tankinhalt 14 Liter
Fahrerassistenzsysteme Kurven-ABS, Wheelie-Kontrolle, schräglagenabhängige Traktionskontrolle, Fahrmodi, Slide-Control, Schaltassistent/Quickshifter
Fahrzeugpreis ab 13.999 € inkl. Nebenkosten
Jetzt mitreden – deine Meinung zählt!
Schon dabei? und mitdiskutieren!
Dein Kommentar wird gespeichert...
Kommentare (2)
avatar
19.05.2025 15:28


Knapp 120 PS, gutes Preis/Leistungsverhältnis, nur 195 Kg vollgetankt, da geht die Post ab....wer jung genug ist, oder sich noch jung genug fühlt, gerne auf die Rennstrecke geht oder um die Hausstrecke fliegt, der wird hier potentieller Kaufkandidat werden. Für unser einer ist das nichts mehr, tiefe Stummellenker, sportliche Sitzposition, da bräuchte ich nach 50 Km einen Kran zum runterheben . Da bleib ich lieber bei Enduro oder Naked-Bike, damit lässt es sich auch zügig fahren...und vor allem - weit! 
1 Antwort
avatar
26.05.2025 23:26


Genau, eine Renn-Semmel zum Rasen, aber auch nichts für mich.