Mehr Technik, neue Farben, moderne Konnektivität: Vespa hat sein Topmodell GTS komplett überarbeitet und deutlich verbessert. So fährt der Granturismo im Test.
„Eine neue Vespa ist nicht bloß eine neue Vespa, sie ist eine neue Ikone.“ Mit diesen selbstbewussten Worten beginnt das morgendliche Briefing vor dem ersten Testride der neuen GTS 300. Das Vespa-Topmodell darf die versammelte Presse in Rom von seinen Vorzügen überzeugen. Ein Heimspiel. Kaum ein Ort auf dieser Welt scheint besser geeignet für die Galavorstellung der neuen „Big Body“-Vespa: beeindruckende Kulisse, chaotischer Verkehr, ständige Spurwechsel inmitten Myriaden anderer Roller. Und all das bei herrlichstem Wetter und sommerlichen 24 Grad. Ein Träumchen. Kunterbunt und lebensfroh wie ein Wimmelbild. Nur in echt.
Der GTS ist der Gentleman unter den Rollern
Petersdom, Vatikanstadt, Kolosseum. Vorbei an den Touri-Highlights der Ewigen Stadt geht es durchs grandiose Gewusel raus aufs Land und wieder zurück in die Tiber-Metropole. Die fast romantische Form und gefühlte Schwerelosigkeit der Vespa machen das Dolce Vita Roms erst perfekt. Mit ihrem charakteristischen Blechkleid ist sie so italienisch wie Pizza, Pasta und Vino bianco. Belebend wie Espresso. Verführerisch wie Zabaione. Und in ihrer neuesten Modellgeneration tatsächlich besser als je zuvor. Das liegt in erster Linie an der komplett überarbeiteten Einarmschwinge und den neuen Bremsen. In Kombination mit dem neuen Federbein bringt die vordere Schwinge jetzt eine Ruhe und Souveränität in das Fahrwerk, die ich der Vespa mit ihren lütten 12-Zoll-Rädern nicht zugetraut hätte. Null Vibrationen beim Fahren, kein Poltern oder Klappern, dazu ein angenehm zurückhaltender, aber sonorer Auspuffklang. Der Motor reagiert sofort auf Gasbefehle – prompt, aber sachte und fast fürsorglich, schiebt er die knapp zwei Meter lange und 158 Kilogramm schwere Vespa mit Schwung und Nachdruck nach vorn. Unangestrengt und souverän. Der GTS ist fraglos der Gentleman unter den Rollern. Und das nicht nur intern im Hause Piaggio.
Verbrenner im Test – Vespa GTS 300 SuperSport – ein Tag in Rom, Honda ADV350 Los, zieh dich an! – Jacken & Handschuhe für den Alltag E-Roller & E-Bikes im Test – Watt am Wasser – Yamaha NEO‘s, BMW CE 04 – futuristischer Elektro-Großroller, Piaggio 1 Active – Stromer mit 60 km/h Spitze, Kumpan 54i:gnite – der feine Kumpel vonmehr nebenan, E-Urban-, E-Gravel- und E-Mountainbike von Yamaha Neue Verbrenner für 2023 – Suzuki Burgman Street 125EX, Für alle Picknicker – Vespas Primavera Special Edition „Pic Nic“, Honda: SH350i, SH150i, SH125i, Vision 110 & PCX 125, Peugeot XP400 Allure & XP400GT, Vespa Primavera, 946 & GTV E-Mobility für 2023 – Segway E300SE, Piaggio 1 – mehr Power für den Elektroflitzer, Metorbike B196-Erweiterung – Mit B196 quer durch Europa? Elektro & Verbrenner – 52 Alternativen zum Auto
Two Wheels ist das Magazin für alle, die sich für urbane Mobilität auf zwei Rädern interessieren. Eine Mischung aus Alltagsnutzen, harten Fakten und Emotionen, die die Faszination Zweirad ausmachen. Alle über Roller, 125er, Elektro & Co.
Themen in dieser Ausgabe: Verbrenner im Test Vespa GTS 300 SuperSport – ein Tag in Rom Hondamehr ADV350 – X-ADV geteilt durch zwei
E-Roller & E-Bikes im Test Watt am Wasser – Yamaha NEO‘s BMW CE 04 – futuristischer Elektro-Großroller Piaggio 1 Active – Stromer mit 60 km/h Spitze Kumpan 54i:gnite – der feine Kumpel von nebenan E-Urban-, E-Gravel- und E-Mountainbike von Yamaha
Neue Verbrenner für 2023 Suzuki Burgman Street 125EX Für alle Picknicker – Vespas Primavera Special Edition „Pic Nic“ Honda: SH350i, SH150i, SH125i, Vision 110 & PCX 125 Peugeot XP400 Allure & XP400GT – X-ADV auf französisch Vespa Primavera, 946 & GTV
E-Mobility für 2023 Segway E300SE Piaggio 1 – mehr Power für den Elektroflitzer Metorbike – Rückkehr der Klassiker – aber elektrisch
B196-Erweiterung Mit B196 quer durch Europa?
125er-Roller – die Alleskönner: Marktübersicht Leichtkraftroller Aprilia SR GT 125, Aprilia SR GT 125 Sport, Honda Forza 125, Honda SH125i, Honda SH Mode 125, Honda PCX 125, Honda Vision 110, Honda Super Cub C125, Kymco DT X 125i ABS, Agility Carry 125i ABS/CBS, Malaguti Madison 125, Malaguti Mission 125, Peugeot Django 125 ABS, Peugeot Pulsion 125 Active, Peugeot Tweet 125 Active & GT, Suzuki Burgman Street 125EX, Piaggio Liberty 125/S 125, Piaggio Medley 125/S 125, Suzuki Address 125, Suzuki Avenis 125, Vespa GTS 125, Vespa Primavera 125, Vespa Sprint 125, Voge Sfida SR 125, Yamaha D’elight, Yamaha NMAX 125, Yamaha XMAX 125/Tech MAX
Vier Modellvarianten und maximal 500,-- Euro Preisunterschied
Vier Ausstattungsversionen haben die Marketingstrategen für die neue Modellgeneration ersonnen: GTS, GTS Super, GTS SuperSport und GTS SuperTech. Die Ausstattung unterscheidet sich unter anderem durch die Farben und Anbauteile, die Preise staffeln sich von 6.999,-- Euro bis 7.499,-- Euro für die GTS 300. Die Vespa GTS 125 ist jeweils exakt 1.000,-- Euro günstiger. In puncto Leistung sind alle Modellvarianten gleich stark unterwegs: knapp 24 PS beziehungsweise 14 PS (GTS 125).
14 Farbmixe für die Vespa GTS
14 Farbvarianten stehen insgesamt zur Wahl. Vom klassischen Weiß bis zu einem matten Goldgrün reicht das Spektrum. SuperTech und SuperSport schmücken sich dazu mit zackigen, farbigen Akzenten auf den hinteren Backen, der vorderen Radabdeckung und in den drei Einlassöffnungen, der „Krawatte“ auf dem Beinschild. Schwarzglänzend oder verchromt sind je nach Modell unter anderem der Lampenring des LED-Scheinwerfers, die Spiegel und der Heckhaltegriff für den Beifahrer. Gleiches gilt für die Feder am vorderen Stoßdämpfer, die es zudem in Pastellgrün gibt. Einheitlich auf einer Chromplatte gebettet präsentieren sich die Bedienelemente am jetzt breiteren Lenker.
Gestartet wird ab sofort einheitlich per Keyless-System. Bedeutet: Um den Einzylinder zum Leben erwecken zu können, reicht es, den Schlüssel dabei zu haben, sei es in der Hosen- oder Jackentasche oder in einem der beiden Staufächer. Das eigentliche Startmanöver ist schnell verinnerlicht: Zündungshauptschalter einmal kurz reindrücken, dann ist er entsichert und kann nach rechts gedreht werden. Jetzt den Startbutton rechts am Lenker drücken, dann schnurrt er los, der 278-ccm-Motor. Vorübergehend gestoppt wird er per Killschalter. Beim GTS 125 (14 PS, 125 ccm) sorgt zusätzlich die abschaltbare Start-Stopp-Automatik für Pause im Brennraum.
Schlüssel mit Fernentriegelung für die Sitzbank
Steht der Drehknopf auf „on“, öffnet er durch erneutes Drücken die Klappe des Handschuhfachs. Ist die Zündung aus, ist es automatisch abgeschlossen. Die Sitzbank lässt sich über einen Taster rechts am Lenker entriegeln oder über die Fernentriegelung auf dem Schlüssel. Zusätzlichen Platz für Gepäck bieten zahlreiche Anbauteile wie Klappgepäckträger für vorn und hinten oder unterschiedlich große Topcases. Das Bodenblech schützen wie gehabt drei Streben rechts und links. Perfekt geformt und endlich penibel angepasst, ist ab sofort der Kantenschutz des Beinschilds. Wie die Anbauteile ist er entweder schwarz oder verchromt. Gleiches gilt für die ausklappbaren Beifahrerfußrasten und die Blende des Endtopfes.
Fein überarbeitete Details an der gesamten Karosserie
Mit der Karosserie haben sich die Piaggio-Designer richtig viel Mühe gegeben: Die neuen LED-Blinker sind scheinbar bündig ins Frontschild integriert. Am Heck leuchtet ein LED-Rücklicht im Fiat-500-Stil mit schmalen LED-Blinkern um die Wette. Durch den breiteren Lenker und neue Bremsgriffe (mit Sollbruchstelle) gewinnt die Ergonomie. Das liegt auch an den neu geformten Sitzbänken, die je nach Modell unterschiedlich bezogen sind. Die Sitzposition ist Vespa-typisch grundsätzlich brav, fast gouvernantig, passt aber hervorragend zur lebensfrohen Art und entspannten Grandezza der Vespa GTS.
Traktionskontrolle und ABS sorgen für Sicherheit
„Mit seinen 300 Kubik und 24 PS passt der GTS perfekt in die Lücke zwischen Großroller und 125er“, schwärmt Fabio Gilardenghi, Piaggios oberster Kommunikator. Die Leichtigkeit des Seins auf zwei Rädern – auf der wendigen Vespa kommt sie voll zum Tragen. Das zeigt sich auch im Stadtbild Roms: Fast alle Rollerfahrer sind ohne besondere Schutzkleidung unterwegs. Vespa fahren ist außerhalb des Motorrad-immanenten Bedürfnisses nach Schutz vor Aua bei Stürzen. Damit möglichst nichts passiert, auch nicht auf nassem Kopfsteinpflaster oder ähnlichen natürlichen Feinden des 12-Zoll-Rads, ist neben dem vorgeschriebenen ABS grundsätzlich auch eine Traktionskontrolle (ASR) an Bord bei allen Vespa GTS. Das ABS regelt behutsam, aber spürbar, vor allem am Vorderrad, das verhältnismäßig wenig Rückmeldung gibt. Auch dies hängt mit der mangelnden Größe zusammen.
Neues Dashboard mixt analoge und digitale Anzeige
Nach dem TFT-Display, das Piaggio 2019 der SuperTech spendierte, gibt es jetzt auch für die übrigen Modelle ein neues Dashboard samt Konnektivität und Joystick-Bedienung. Es mixt eine analoge Geschwindigkeitsanzeige im oberen Teil mit einem LC-Display (2 Zoll) im unteren Bereich. Zusammen füllen sie das Dashboard zur Gänze aus. Das wirkt fast wertiger als das verhältnismäßig kleine TFT-Farbdisplay (4,3 Zoll), das einen recht massiven dunklen Rahmen innerhalb der Dashboard-Einfassung hat. Dafür beherrscht es neben der Smartphone-Integration auch die Routenführung via Piaggio-MIA-App und Pfeilnavigation. Ein Alleinstellungsmerkmal der SuperTech innerhalb der GTS-Familie, ebenso wie das aufgewertete Staufach unter der Sitzbank: Nur bei diesem Modell ist es beleuchtet und mit einer Schutzmatte ausgekleidet. Ein Integralhelm passt nach wie vor nicht hinein, dafür finden zwei Jethelme Platz.
Sparsamer Motor mit ordentlich Dampf und lautem Lüfter
Der bewährte Motor ist nach wie vor ein vorzüglicher Antrieb für die Vespa GTS. 24 PS sind voll ausreichend für den vergleichsweise leichten Roller. Gas geben und ab durch die Mitte – an der Ampel ist die Vespa GTS ruckzuck weg, darum kann man sich sorgenfrei vorn anstellen. 26 Nm sind zwar nominal nicht die Welt, aber hier vollkommen okay. Der Verbrauch hält sich erfreulich in Grenzen: 3,3 l/100 km gibt Piaggio an. In Rom kamen die meisten Tester auf 3,5 l/100 km. Dem 125er reichen weniger als drei Liter (WMTC: 2,6 l/100 km). Alles fein und selbst in Zeiten aufkeimender Elektromobilität vertretbar.
Heizgriffe und eine beheizbare Sitzbank gibt es im Zubehör, genau wie etliche Anbauteile vom Schutzbügel bis zu unterschiedlich großen Frontscheiben. Neu im Angebot ist der Helm Visor 3.0 mit integriertem Headset und Bluetooth-Sprechanlage. Für einen kernigeren Look (und sportiveren Auftritt) sorgt auf Wunsch ein leichter Sportschalldämpfer aus Carbon und Stahl mit eigenem Motor-Mapping. Besonders SuperSport- und SuperTech-Fahrer:innen dürften daran ihre Freunde haben. Sound und Grafik passen gut zusammen und wecken Erinnerungen an frühere Sportmodelle von Vespa.
Die Mutter aller Muskelroller. 2022 hat Vespa sein Flaggschiff mit breiter Karosserie grundlegend überholt. Zuverlässig, komfortabel, unkompliziert – eine Ikone, spurtstark und herrlich solide. Vier Varianten sind im Programm: GTS, Super, Super Sport und Super Tech. Hauptunterschiede sind die Instrumente und die Farbgebung. Leider teuer.