Benzin, E-Fuel oder Elektro – das plant die EU-Kommission

Nachgefragt – ab wann gilt das Benzinerverbot und für wen? Kommt ein Verbot für Motorräder und wenn ja, ab wann? Was plant die zuständige Kommission der EU?
19.05.2023
| Lesezeit ca. 4 Min.
Maksin@Adobe Stock, Gestaltung: Derya Yalcin
Fans von Motorsound werden diese Zeilen vermutlich ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Verfechter von Elektrofahrzeugen und Anhänger von Verkehrslärminitiativen dürften dagegen mit den Augen rollen und in Schnappatmung verfallen, wären doch diverse Angelegenheiten mit einem Verbot für alle Verbrenner inklusive E-Fuels, zumindest aus ihrer Sicht, ein für alle Mal vom Tisch.

Benzin- und Dieselmotorenverbot in der EU ab 2035

Das ursprüngliche Verbrennerverbot der EU scheiterte bekanntermaßen am Veto der FPD, die E-Fuels weiterhin eine Chance geben will und dies auch durchgesetzt hat. Dementsprechend dürfen Co₂-freie Verbrenner auch noch 2035 in der EU neu zugelassen werden. Wie erschwinglich dies sein wird und ob es überhaupt realistisch möglich sein würde, dazu gibt es unterschiedliche Meinungen.
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Sollten Verbrennermotoren verboten werden?

Einschränkungen nur für Pkw und Nutzfahrzeuge

Beim Abarbeiten der Regularien und Entwürfe zum damals geplanten Verbrennerverbot blieb eine Fahrzeuggattung in sämtlichen uns vorliegenden Papieren gänzlich unerwähnt – das Motorrad. Explizit genannt wurden lediglich Pkw und Transporter. Eigentlich darf dies als Indiz dafür gewertet werden, dass neue Motorräder mit Emissionsausstoß nicht verboten werden sollten. Aber ganz sicher war das nicht. Auch innerhalb der Branche scheint Uneinigkeit zu herrschen. Während einige traditionelle Motorradmarken (u. a. Kawasaki, Ducati und Triumph) die Entwicklung für Elektromotorräder oder gar Wasserstoffantriebe in Angriff genommen haben, halten sich viele vollständig zurück oder beschränken sich wie BMW Motorrad, Yamaha und Honda zunächst auf Fahrzeuge für den urbanen Einsatz.

Offiziell bestätigt: Emissionsgrenze für Motorräder nicht geplant

Nun möchte man sich nicht auf vage Hoffnungen und Vermutungen verlassen und nach einem Jahr feststellen, dass das CO₂-Verbot für Motorräder nachgeschoben wird. Ohnehin käme für viele Zweiradfans ein Verbot des Benzinmotors einer Hobbyaufgabe gleich, wie unsere Umfrage zeigt. Nachdem eine Recherche im Netz kein wirkliches Ergebnis lieferte, fragten wir beim Bundesministerium für Digitales und Verkehr nach. Dieses bestätigte nicht nur, dass es kein Verbot für Motorräder mit Verbrennern hätte geben sollen, sondern obendrein, dass von der zuständigen Kommission keinerlei CO₂-Begrenzung geplant beziehungsweise erarbeitet wird.

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Im Umkehrschluss heißt das, dass auch in ferner Zukunft weiterhin Zweiräder, die mit „normalem“ Benzin betrieben werden, in den Verkaufshallen zu finden sein werden. E-Fuels sind für Motorradfahrer somit – zumindest vorerst – kein Thema. Auch die Furcht, auf ein Elektrofahrzeug umsteigen zu müssen, erscheint unbegründet.


Eine Regelung für die Begrenzung von CO₂-Emissionen gibt es für Motorräder bisher nicht – anders als für Pkw und leichte und schwere Nutzfahrzeuge, wo durchschnittliche Flottenzielwerte europäisch vorgegeben sind. Für eine regulatorische Begrenzung der CO₂-Emissionen von Motorrädern liegt das Initiativrecht bei der Europäischen Kommission (KOM). Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr hat keine Erkenntnisse, dass die KOM hier Regulierungsvorschläge erarbeitet.Bundesministerium für Digitales und Verkehr

Elektromotorräder sind Ladenhüter – Roller absolute Renner

Ohne den Zwang, auf ein Elektrofahrzeug umzusteigen, sind Motorräder, im Gegensatz zu Rollern, absolute Ladenhüter. Sobald ein alternativer Antrieb verbaut ist, ist in der Szene kein Blumentopf zu gewinnen. Nicht gruppen- und abenteuertauglich, zu teuer und auch der fehlende Sound ist für viele ein unverhandelbarer Faktor. Kein Zweirad mit Elektromotor schafft es in die Top 50 der Neuzulassungen, kein Hersteller auch nur ansatzweise den Sprung in die Liste der beliebtesten Hersteller. Der Zuwachs an neu zugelassenen Fahrzeugen, der „großen“ Marken Zero und Energica bewegt sich mitunter im einstelligen Bereich, Drehmomentprotz Verge versteift sich von vornherein auf den urbanen Luxussektor, anstatt sich Illusionen über eine Massenproduktion hinzugeben. Der Markt der Elektroroller, bei denen es sich um reine Transportmittel handelt, wächst dagegen deutlich.

Schwer zu glauben – für Motorradfahrer ändert sich nichts

Noch beim Schreiben dieser Zeilen bleibt ein etwas ungläubiges Gefühl zurück. So, als würde da noch etwas kommen. Bis 2035 sind noch zwölf Jahre Zeit, in denen viel passieren kann. Südtirol limitiert demnächst den Verkehr auf einigen Pässen und baut Lärmmessstationen, Tirol hat weiterhin die diskussionswürdige 95-dB-Grenze und auch an anderen Stellen werden sich weitere Einschränkungen ergeben. Auch wenn sich hinsichtlich des Erwerbs von Neufahrzeugen und der Art des Kraftstoffs für uns Motorradfahrer nichts ändern wird, kann es auch nicht bleiben, wie es ist, möchten wir auch in vielen Jahren noch die Freiheit auf zwei Rädern genießen.
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