Am 23. September stellte Verkehrsminister Andreas Scheuer den digitalen Führerschein auf dem Smartphone vor. Bis er ein vollwertiger Ersatz des Kartenführerscheins ist, wird es aber noch eine Weile dauern.
Bisher nicht als Dokument anerkannt
Über die ID Wallet App ist es bereits möglich, Kreditkarten und den Personalausweis auf dem Smartphone zu hinterlegen. Das soll zukünftig auch für den Führerschein gelten. Bisher wird die digitale Kopie in Kontrollen allerdings nicht als Dokument anerkannt – schon gar nicht EU-weit.
Carsharing soll erleichtert werden
Es stellt sich daher die Frage, welchen Nutzen der Verbraucher vom digitalen Führerschein haben soll. In erster Linie dürfte die App die Nutzung von Carsharing-Fahrzeugen erleichtern, bei der die Authentifizierung bisher teils umständlich und zeitaufwendig ist. Ein digitaler Führerschein, den man dem Mietwagenanbieter übermitteln kann, würde vieles erleichtern.
Das Ziel ist die digitale Brieftasche
Indem das KBA den digitalen Führerschein auf den Weg bringt, rückt eine Zukunft ohne Plastikkarten im Portemonnaie jedenfalls in greifbare Nähe. Voraussetzung für den digitalen Führerschein ist ein elektronischer Personalausweis, der ebenfalls auf dem Smartphone hinterlegt wird.
Offenbar ist das Interesse am digitalen Führerschein groß. Zurzeit verhindern allerdings technische Probleme die Ausstellung einer digitalen Kopie der Fahrerlaubnis. Laut KBA ist die Version 1.6 der ID Wallet App fehlerhaft. Mit Version 1.7 sollen die Probleme behoben sein.
Wie funktioniert die App und was kostet der digitale Führerschein?
Voraussetzung für den digitalen Führerschein sind die ID Wallet App, ein NFC-fähiges Smartphone und ein Online-Personalausweis mit sechsstelliger ID. Er ist erforderlich, damit das KBA die Identität des Führerscheinbesitzers zweifelsfrei verifizieren kann. Die Ausstellung der digitalen Führerscheinkopie ist dann kostenlos.
Stimmen der Politik zum digitalen Führerschein
Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur: „Der digitale Führerschein kommt. Die Technik steht – jetzt geht es in die Anwendungen. Der digitale Führerschein hat das Potenzial, den Alltag von Autofahrern deutlich zu erleichtern. Aufwändige Video-Überprüfung des Führerscheins, beispielsweise für Carsharing oder Mietauto, braucht es nicht, zwischen App laden und losfahren liegt dann nur noch ein Klick auf den digitalen Führerschein. Parallel dazu arbeiten wir auf EU-Ebene daran, dass der digitale Führerschein auch als offizieller Nachweis der Fahrerlaubnis zum Beispiel in Polizeikontrollen anerkannt wird. So sieht die digitale Zukunft aus: smart, bürgerfreundlich und sicher.“
Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitalisierung: „Das Fehlen digitaler Nachweise ist eines unserer größten Digitalisierungshemmnisse. Dass ab heute der digitale Führerscheinnachweis in der Wallet zur Verfügung steht, ist daher ein ganz wichtiger Meilenstein im Aufbau unseres Ökosystems digitaler Identitäten. Perspektivisch können gleich mehrere künftige Anwendungsfälle hiervon profitieren: vom betrieblichen Flottenmanagement über Autovermietung bis zum Carsharing! Mit unserem Identitätsökosystem unterstützen wir unsere Unternehmen dabei, digitaler und effizienter zu werden, und geben die Hoheit, mit wem Daten geteilt werden, in die Hände der Bürgerinnen und Bürger.“
Richard Damm, Präsident des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA): „Der digitale Führerschein ist der nächste logische Schritt in der Digitalisierung des Straßenverkehrs. Damit bietet das KBA eine weitere zukunftsgerichtete, bürgerfreundliche Dienstleistung an und gewährleistet gleichzeitig höchste Datenschutzanforderungen für die Bürgerinnen und Bürger.“
Nico Gabriel, Sixt (Chief Operating Officer (COO)): „Eine der größten Herausforderungen im Bereich Carsharing ist die zuverlässige Validierung der Fahrerlaubnis unserer Kundinnen und Kunden. Der digitale Führerschein löst dieses Problem. Die selbstbestimmte Nutzung der vom Kraftfahrt-Bundesamt bereitgestellten Führerscheindaten ist durch die ID Wallet schnell, volldigital, und datenschutzkonform.“
Kai Demtröder, BMW (VP Data Transformation, Artificial Intel-ligence, Data and DevOps Platforms): „Der digitale Führerschein erleichtert uns und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die internen Prozesse für den Nachweis der Fahrerlaubnis. Wir freuen uns, als erster Anwendungspartner im Bereich Flottenmanagement den digitalen Führerschein einzusetzen. Damit gehen wir als BMW Group einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Digitalisierung.“
Bisher nichts mehr als eine Zukunftsvision
Schrittweise sollen die Funktionen des digitalen Führerscheins weiter ausgebaut werden, damit er in ferner Zukunft zum vollwertigen Ersatz für den klassischen Kartenführerschein wird.