Supersportler – ohne Grenzen
Wer sagt denn hier das Supersport-Segment sei tot? Gleich mehrere Hersteller enthüllten anlässlich der EICMA Neuheiten auf Superbike-WM-Niveau, wobei sich heute kaum noch einer um die bis anhin respektierte und selbst auferlegte Limite von maximal 200 PS schert. So drückt beispielsweise das durch zahlreiche Edel-Komponenten aus der Ducati Renn-Abteilung Ducati Corse getunte Homologationsmodell der Ducati Panigale V4 R 221 PS ab. Breitere Karbonverschalung, höhere Scheibe und die stylischen Winglets sind den MotoGP-Rennern nachempfunden.
Mit 217 PS bei 13.200 U/min und mit ebenfalls weniger als 200 Kilogramm Kampfgewicht gibt sich die neue Aprilia RSV4 1100 Factory nur unwesentlich bescheidener. Durch die Hubraumerweiterung auf nun 1.078 ccm ist die Factory allerdings nicht mehr für den Rennsport zugelasssen. Ganz im Gegensatz zur Yamaha YZF-R1 GYTR, die zum 20jährigen R1-Jubiläum in einer limitierten Auflage von lediglich 20 Stück gebaut wird. Das Sondermodell kommt im Look der Siegermaschine des 8-Stunden-Rennens von Suzuka, ist wie diese mit zahlreichen GYTR-Performance-Parts (Genuine Yamaha Technologie Racing) ausgestattet und ausschließlich für den Einsatz auf Rennstrecken bestimmt. Im prestigeträchtigen Wettbewerb um die Spitze im Supersport-Segment hat BMW die S 1000 RR einmal mehr gehörig nachgeschärft. Wie bereits bei den Boxermodellen setzen die Weißblauen dabei jetzt ebenfalls auf die variable Ventilsteuerung ShiftCam, welch dem 1.000-ccm-Reihenvierer zusammen mit weiterem Finetuning ein Leistungsplus von 10 PS beschert. Nebst 207 PS und 113 Nm maximales Drehmoment verspricht BMW einem lineareren Verlauf sowie eine beachtliche Gewichtsreduktion um 11 Kilogramm auf 197 Kilogramm.
Adventure Bikes – On- & Offroad
Nach dem Prototyp vor einem Jahr enthüllt KTM nun die serienfertige 790 Adventure und das gleich im Doppelpack. Beide Modelle, die 790 Adventure und die für Offroad-Reisen abgestimmte 790 Adventure R werden vom 799-ccm-LC8c-Motor der 790 Duke befeuert. Neu abgestimmt verspricht der Reihen-Zweizylinder mehr Druck im unteren Bereich sowie maximal 95 PS und 88 Nm Drehmoment. Die R unterscheidet sich vom Basismodell durch den beidseitig nahezu bis zu den Fußrasten heruntergezogenen 20-Liter-Tank, 240 statt lediglich 200 Millimeter Federwegen vorne und hinten sowie deutlich mehr Bodenfreiheit.
Um weitgehend die gleiche Kundschaft buhlt auch die neue Yamaha Ténéré 700. Auch sie stand vor einem Jahr als Prototyp und heute als serienreifes Motorrad auf der EICMA. Mit voraussichtlich 75 PS und 68 Nm maximales Drehmoment sichert der 689 ccm große Reihenzweier aus dem Bestseller MT-07 ausreichend Leistung. Auch bezüglich Gewicht, Federwegen und weiteren Daten hält sich Yamaha noch bedeckt. Zu beginn der zweiten Jahreshälfte 2019 soll die Ténéré 700 bei den Händlern stehen.
Zur neuen Saison hat Ducati die Multistrada 950 grundlegend überarbeitet und ihr eine S-Version zur Seite gestellt. Beide Modelle profitieren von den erweiterten Assistenzsystemen Kurven-ABS und Berganfahrhilfe sowie von der Möglichkeit ein Multimediasystem zu adaptieren. Die Multistrada 950 S kommt zudem serienmäßig mit dem elektronischen Skyhook-Fahrwerk, einer Blipper-Schaltung sowie einem großen TFT-Farbdisplay. Beide Modelle sollen bereits ab März 2019 verfügbar sein.
Nach der Markteinführung der F 850 GS im Sommer und der Präsentation der R 1250 GS auf der Intermot in Köln enthüllt BMW auf der EICMA die Adventure-Versionen der beiden Reiseenduro-Neuheiten. Die R 1250 GS Adventure bekommt nun auch den um 84 ccm auf 1.254 ccm erweiterten neuen Boxermotor mit variabler ShiftCam-Ventilsteuerung, 136 PS und einem maximalen Drehmoment von 110 Nm. Wie bei der Basis GS bleibt das Design weitgehend unverändert. Der riesige Tank fasst 30 Liter, was zu mehr als 500 Kilometer reichen dürfte. Fahrbereit wiegt die R-Adventure ohne weiteres Zubehör 268 Kilogramm. Bei einem Gesamtgewicht von 485 Kilogramm bleiben für die Zuladung stattliche 217 Kilogramm. Ähnliches gilt für die lediglich 24 Kilogramm leichtere F 850 GS Adventure. Markanteste Unterschiede zum Basismodell sind der größere 23-Liter-Tank, welcher Etappen bis 550 Kilometer ermöglichen soll, sowie der größere, in zwei Stufen höhenverstellbare Windschild. Der 95 PS starke Reihenzweizylinder bleibt indes unverändert. In Ergänzung zur Basis-Variante ist die F 850 GS Adventure zudem in den Style-Versionen Exclusive und Rallye mit den Bezeichnung entsprechenden Ausstattungen erhältlich.
Nach nur zwei Jahren hat Kawasaki den Adventure-Tourer Versys 1000 erneut überarbeitet, wobei die den Grundzügen der H2 nachempfundene Front mit zahlreichen Ecken und Kanten ein ziemlich zerklüftetes und gewöhnungsbedürftiges Erscheinungsbild bewirkt. Doch avantgardistisches Design sind wir von Kawasaki in den letzten Jahren ja gewohnt. Feintuning am 1.043 ccm großen Reihenvierer sollen untenrum mehr Druck bewirken. Leistung und maximales Drehmoment bleiben mit 120 PS respektive 102 Nm jedoch unverändert. Neu sind indes die Kombibremsen mit Kurven-ABS, der höhenverstellbare Windschild sowie die nun serienmäßige Steckdose. Die Versys 1000 SE kann zudem mit elektronischem Fahrwerk, vier Fahrmodi, Quickshifter und Kurvenlicht aufwarten.
Roadster – Fahrgenuss pur
Wie in allen anderen R-Modellen von BMW kommt der neue Boxermotor mit variabler Ventilsteuerung ShiftCam nun auch im Roadster R 1250 R zum Einsatz. Nebst der Leistungssteigerung auf 136 PS und ein maximales Drehmoment von 143 Nm bietet das neue Aggregat mehr Druck im Drehzahlkeller und ein spürbar kultivierteres Laufverhalten. Zur Serienausstattung gehören ABS, zwei Fahrmodi und die Stabilitätskontrolle ASC. Weitere Assistenzsysteme und ein weitreichendes Sortiment an Sonderausstattung und -zubehör sind optional erhältlich.
Anfang Oktober auf dem Salon d'Automobile in Paris noch als futuristische Studie Neo Sports Café, stand die neue Honda CB 650 R einen Monat später auf der EICMA in Mailand nun bereits als serienreifes Bike. Mit der Neuen, die ganz im Look der im letzten Jahr lancierten R-Schwestermodelle mit 125, 300 und 1.000 ccm Hubraum daher kommt, komplettiert Honda die moderne Roadster-Familie. Der Reihenvierer mit den betörend schönen Auspuffkrümmern basiert auf dem Aggregat der CB 650 F, welche nun zur neuen Saison aus dem Sortiment gekippt wird. Diverse Bearbeitungen bewirken eine fünfprozentige Leistungssteigerung auf 95 PS. Mit 202 Kilogramm ist die Neue 6 Kilogramm leichter als die F. Ein modifizierter Rahmen mit Showa-Upside-down-Gabel und verstellbarem Zentralfederbein sowie neue Räder sind die maßgebenden Fahrwerksänderungen.
Husqvarna interpretiert das Thema Roadster auf eigenständige Art und Weise. Das Design der neuen Svartpilen 701 (schwarzer Pfeil) ist demjenigen des kleineren Schwestermodells Svartpilen 401 nachempfunden. Hoher Lenker, kleine Lampenmaske, ein noch kürzeres Heck und natürlich dunkle Anthrazitlackierung sind die wesentlichen optischen Unterschiede zur anderen Schwester, der Vitpilen 701, von welcher auch der 75 PS starke und 693 ccm große Einzylinder-Dampfhammer stammt. Kompakte Konstruktion, hochwertige Federelemente und ein Leergewicht von lediglich 158 Kilogramm lassen messerscharfe und agile Fahreigenschaften erahnen.
Nomen est omen – Brutaler geht's nun wirklich nicht: In der neuen Brutale 1000 Serie Oro von MV Agusta werkelt der 208 PS starke Reihenvierer aus dem Superbike F4. Fahrwerkseitig ist einmal mehr nur das Beste gut genug: Elektronische Upside-down-Gabel, Zentralfederbein und Lenkungsdämpfer liefert der Schwedische Spezialist Öhlins. Räder aus Karbon, Verschalung aus Kohlefaserlaminat, zahlreiche gefräste und edel eloxierte Aluminiumteile sowie den MotoGP-Rennern nachempfundene Winglets sind weitere optische und technische Highlights. Im Lieferumfang des lediglich 184 Kilogramm schweren Goldstücks ist auch ein Tuningkit für die Rennstrecke enthalten. MV Agusta begrenzt die Auflage auf maximal 300 Exemplare.
Mittelklasse – weniger ist mehr
Auf der Eicma präsentierte Honda eine attraktive, optisch und technisch aufgefrischte 500er-Mittlklasse-Familie. Der Roadster CB 500 F, das Adventure-Bike 500 X und der Sportler CBR 500 R basieren alle auf weitgehend identischer Technik. Am 471 ccm großen Reihenzweizylinder wurden die Ein- und Auslassbereiche überarbeitet und die Ventilsteuerzeiten optimiert. Dazu kommen eine Anti-Hopping-Kupplung sowie eine geänderte Auspuffanlage mit zwei hübsch geformten Krümmerrohren. Die Leistung bleibt indes bei A2-tauglichen 48 PS und 43 Nm, wobei die Modifikationen das Drehmoment insbesondere im mittleren Bereich verbessern sollen. Die ebenfalls weitgehend identischen Fahrwerke wurden durch ein neues hinteres Zentralfederbein aufgewertet. Das Adventure-Bike erhielt zudem ein um zwei Zoll größeres 19-Zoll-Vorderrad sowie eine neue 41er-Telegabel. Die Federwege der X legten dadurch vorne um 10 auf 150 Millimeter zu, hinten sogar um 18 auf 135 Millimeter. Auch das Design wurde aufgehübscht: Die neu gestaltete Front mit steiler angestellter Scheibe ist dem Design der Africa Twin nachempfunden. Honda verspricht dadurch besseren Windschutz und weniger Verwirbelungen. Auf der schmaleren Sitzbank thront der Fahrer jetzt auf einer Höhe von 830 Millimetern. Die CBR 500 R erhielt eine schlankere und aggressiver gezeichnete Verschalung mit neuen, sportlichen Graphics. Neu sind die Lenkerstummel unter der oberen Gabelbrücke angeflanscht. Das rückt den Fahrer in eine sportlichere, weiter nach vorne geneigte Sitzposition. Dazu kommen LED-Scheinwerfer und, wie bei den beiden anderen Modellen, eine Ganganzeige mit einstellbarem Schaltblitz. Und durch die neu gestaltete Front mit schicker Lampenmaske wirkt nun auch der Roadster CB 500 F jünger, sportlicher und frischer.
Auch Kawasaki gibt in der unteren Mittelklasse weiter Gas und enthüllt nach der Z 300 nun in Mailand die Z 400. Rahmen, Federelemente, Räder und Motor sind identisch mit dem sportlichen Schwestermodell Ninja 400. Der kompakte Reihenzweizylinder schöpft aus 399 ccm 45 PS und ein Maximales Drehmoment von 38 Nm. Das schlichte Cockpit mit umlaufendem Tourenzähler und LCD-Anzeige kommt bereits bei anderen Modellen der Marke zum Einsatz. Durch den angenehm gekröpften Lenker sitzt man aufrechter und entspannter als auf der sportlichen Schwester, wobei sich Sitzhöhe (785 mm) und Gewicht (167 kg/168 kg) nicht bzw. kaum unterscheiden.
Classic Bikes – nicht von gestern
Triumph hat die Neuheiten für 2019 bereits vor der EICMA enthüllt. Zum 60. Geburtstag präsentierte die Traditionsmarke in Mailand jedoch die limitierten Sondermodelle T120 Ace und T120 Diamond Edition. Beide Modelle basieren auf der bestens bewährten Bonneville T120. Mit 80 PS und einem maximalen Drehmoment von 105 Nm steht der optisch auf alt getrimmte 1.200-ccm-Paralleltwin bestens im Futter. Und durch die um 270 Grad gekröpfte Kurbelwelle passt selbst der Sound perfekt zum Look. Traktionskontrolle, zwei Fahrmodi und ABS sind ebenso an Bord wie Heizgriffe und eine USB-Steckdose. „Head down, Hold on“ – Der Schriftzug auf dem Tank der T120 Ace ist ein Hinweis auf die illegalen Rennen, die in den 1960er Jahren auf der Londoner North Circular Road gefahren wurde. Das Ace-Logo ziert die Seitendeckel, das Ace-Café-Logo als Zeichen für den Treffpunkt den vorderen Kotflügel. Aufgehübscht wurde das auf 1.400 Exemplare limitierte Sondermodell mit diversen Parts aus dem Zubehörprogramm von Triumph. Ähnliches gilt für die T120 Diamond Edition, welche in einer Auflage von 900 Stück produziert werden soll. Veredelt mit diversen Chromteilen einer flachen Sitzbank mit Steppnähten in Kontrastfarbe und weiß lackiertem Tank mit Union Jack dreht sie das Rad der Zeit zurück in die 1950er und 1960er Jahre. Zu beiden Sondermodellen wird ein von Triumph CEO Nick Bloor unterzeichnetes nummeriertes Echtheitszertifikat geliefert.
#Aprilia #BMW #EICMA #MV Agusta #Yamaha