Sondertarife für Urlauber
Ein auf den ersten Blick unkonventioneller Vorschlag erregt zurzeit in Österreich die Gemüter. Weil die viel befahrene Autobahn A10 und die Tunnelkette Werfen (Pongau) bis Juni 2025 saniert werden und zeitweise nur eine der beiden Röhren zur Verfügung steht, wirbt die Betreibergesellschaft der Großglockner Hochalpenstraße GROHAG mit einer „umweltfreundlichen, staufreien Alternative“ zur staugefährdeten Route. Zugleich wirbt sie mit reduzierten Tarifen für die Panoramastraße durch die Hochalpen und entlang des Großglockners. Abgesehen von den Ferienmonaten Juli und August, in denen trotz Sanierung beide Röhren der Tunnelkette zur Verfügung stehen sollen, können Touristen, die eine Buchungsbestätigung für einen Beherbergungsbetrieb in Kärnten, Osttirol oder Salzburg vorlegen können, die Straße am An- und Abreisetag zum Sondertarif nutzen. Für einen Pkw kostet das dann 33 statt 43 Euro, für ein Motorrad 26,50 statt 33 Euro.
Für die Gäste wird die vergünstigte Alternativroute über die Großglockner Hochalpenstraße ein sehr lohnendes Erlebnis werden. Kein Autobahnstau und entspannt durch die beeindruckende Hochgebirgswelt.
Johannes Hörl, GROHAG Vorstand Kritikpunkt Greenwashing
Ursache der Aufregung ist das Argument der Betreiber, die Alternative über die Großglockner Hochalpenstraße würde außerdem den ökologischen Fußabdruck verringern, da die Strecke im Wesentlichen gleich lang oder sogar kürzer sei. Außerdem trügen die verringerte Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h statt 100 km/h zur Verringerung der Emissionen bei. Gegenwehr regt sich vor allem bei Scientists for Futur. Sie bestreiten nicht nur die Verkürzung der tatsächlichen Fahrtstrecke, sondern führen an, dass bei einer Straße mit 36 Serpentinen und der Überwindung von 1.500 Höhenmetern auch die Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit kaum eine Rolle bei der Reduzierung der Emissionen spiele. Auch grundsätzliche Kritik am Individualverkehr mittels Pkw dürfte eine Rolle spielen. Johannes Fiedler von Scientist for Future führt dazu an, dass es „im Jahr nach einer präzedenzlosen Gletscherschmelze infolge jahrzehntelang ungebremsten CO₂-Ausstoßes im Straßenverkehr eigentlich angebracht sei, über ein neues Betriebsmodell der Großglockner-Hochalpenstraße nachzudenken – ohne individuellen Kfz-Verkehr, mit E-Bussen und E-Rädern“.
GROHAG-Vorstand Hörl verweist hingegen auf ähnliche Aktionen in der Vergangenheit, bei denen im Endeffekt nur fünf bis sieben Prozent mehr Verkehr zu verzeichnen gewesen seien. Auch die Länge der Strecke sei eine Frage der Perspektive: „Wenn wer von München nach Villach fährt, ist er auf der Autobahn zeitmäßig kürzer, aber von der Strecke her länger unterwegs, als über den Glockner.“