Ich werde mutiger mit meiner Maschine. Ich fahre nicht nur zunehmend mehr F-Straßen entlang, sondern auch die F 26, einmal quer durch ganz Island hindurch. Vom Süden, bis in den Norden. 240 Kilometer. Auf einer Harley, Offroad. Auf der Straße begegnen mir mehrere Water Crossings, steinige Wege und wieder einmal eine frostige Nacht, in der ich mich tatsächlich mit der silbernen Seite meiner Rettungsfolie warmhalten sollte und so vor dem Erfrieren schütze.
Durchquerung von Furten
Später dann, geht es für mich auf die F 210. Bestes Wetter, voller Tank und ready für den Tag. Das einzige, was mich nervt, sind heute zwei Typen mit ihren fetten Reiseenduros, die mir erzählen wollen, diese Straße wäre zu schwer für mich und meine Harley. Selbst, sind sie aber die, die an der kleinsten Wasserüberquerung stehen bleiben, die Augenbrauen hochziehen und ihr 15.000 Euro Motorrad umdrehen, um es sicher und sauber wieder in ihrer Garage abzustellen. Ich durchfahre oder durchschiebe Furt, für Furt. Immer wieder fliegen kleine Steine gegen meinen Motorschutz und ich entscheide mich kurzerhand, mein Bike auf den Namen „Clonky“ zu taufen. Mit 80 km/h „rase“ ich voll konzentriert über den Schotter und ende mit einer Vollbremsung vor einer Wasserdurchfahrt, deren Querung im ersten Moment unmöglich erscheint. Ich parke mein Bike am Straßenrand und laufe in den Fluss. Rasch stehe ich hüfttief im Wasser. Es ist eiskalt. Ich schaue auf die fernen Berge, deren Gipfel Gletscher bedecken. „Huch“, denke ich und weiß jetzt auch, woher diese reißenden, eiskalten Flüsse kommen. Bis auf ein wenig Kribbeln, ist mein Körper betäubt. „Passt mir ganz gut“, denke ich und erleide immerhin keine großen Schmerzen, während ich freudig durch die Furt spaziere.
Duct Tape – Retter in Not
Da ich mich gerade in einer Wasserdurchfahrt befinde, die eine Tiefe aufweist, die meine Harley nahezu verschlucken würde, muss ich erst mal einen kleinen Plan schmieden. Der Plan ist am Ende der, dass ich mir am Straßenrand eine Suppe koche, warm werde und mein Leben chille. „Wird schon werden“ denke ich entspannt und krame mein Klebeband hervor. Mit dem Löffel Suppe in der einen Hand und dem Duct Tape in der anderen, fange ich an, meinen Luftfilter zuzukleben. Noch völlig vertieft in meine Arbeit, höre ich hinter mir ein Motorrad, das mindestens genauso stark abbremst wie ich zuvor. Irgendein Typ, der auf seiner Husky, einen langen, staubigen Bremsweg hinterlässt. Er nimmt seine Brille ab, schaut mich an und fragt: „Brauchst Du Hilfe?“ Kaum wartet er eine Antwort ab, ist er schon von der Husky abgesprungen. Er kramt an seinem Gepäck herum, zieht einen komischen Froschanzug hervor und steigt kurzerhand hinein. „Watthose“, nennt er den Bums und testet ebenfalls die Furt. Der einzige Unterschied ist, er bleibt trocken, während ich klitschnass und tropfend so dastehe. Mit einer entspannten Coolness, die mir sympathisch erscheint, schiebt er schon kurz darauf, das Bike auf die andere Seite der Furt. Ein Prozess, der sich leicht anhört, aber schon einer guten halben Stunde bedarf. Während der junge Mann, fleißig damit beschäftigt ist, mein Motorrad mit all seiner Muskelkraft auf die andere Seite zu befördern … stehe ich einfach nur dumm da und halte besorgt meinen Luftfilter zu.
Auf der F 208 nach Landmannalaugar
Auf der anderen Seite angekommen, schaut mich der Husqvarna-Typ grinsend an und stellt sich als „Kenan“ vor. Das letzte Stück der F 210 fahren wir gemeinsam und biegen anschließend auf die F 208 nach Landmannalaugar ab. Eine Landschaft begegnet mir hier, die einzigartig schön ist. Schwefelberge, die tot erscheinen. Rosa-orange, stechen sie zwischen dunklem Gestein hervor. Nebenan ziehen sich Berge entlang, die von grünem Moos bedeckt sind und der kühlen Landschaft Leben verleihen. Bei bestem Wetter brettern wir mit unseren Bikes über die Straße und enden am Abend bei untergehender Sonne an einem Campingplatz. Gemeinsam bauen wir unsere Zelte auf und setzen uns anschließend in eine heiße Quelle, die nicht weit von unseren Zelten liegt.