Reisetagebuch Island – Unterwegs mit Affe auf Bike
Etappe 1: ab auf die Färoer! Kurz vor der Reise nach Island mit Abstecher auf die Färöer kann Ann-Kathrin ihre neue Harley-Davidson Nightster in Empfang nehmen.
Alexander Klose, Ann-Kathrin Bendixen, Volker Wolf, Rick’s Motorcycles
Um mich herum tummeln sich Menschenmassen. Ich befinde mich im Zug von Flensburg nach Baden-Baden. Dabei habe ich all mein Gepäck: Zelt, Schlafsack, Isomatte und den Krempel, den ich sonst noch so seit drei Jahren mit mir um die Welt schleppe. Nicht zu vergessen: Mein Plüschaffe ist selbstredend auch dabei! Ich halte ihn fest in meinen Händen und realisiere, dass die Reise jetzt weitergeht. Der Zug rauscht über eine Brücke. Ich bin auf dem Weg zu meinem neuen, eigenen Motorrad. Ich unterdrücke meine Tränen; Freudentränen. Noch immer kann ich nicht glauben, dass mein Traum von einer Reise nach Island möglich wird. Harley-Davidson Deutschland ist hierfür verantwortlich. Seit einigen Monaten verfolgen sie meine Abenteuer auf meinen Social-Media-Kanälen und entschieden sich letztendlich, mit einer Kooperationsanfrage auf mich zuzukommen. Nach einer kurzen Besprechung einigten wir uns für kommende Reisen auf eine Harley Nightster, umgebaut und angepasst auf mich und meine Reisen.
Pure Freiheit. Eine Vorstellung, die viele fasziniert und dennoch für die meisten ein unerfüllbarer Traum bleibt. Ann-Kathrin Bendixen konnte in ihrem letzten Schuljahr an nichts anderes mehr denken. Damals raubte ihr eine heimtückische Krankheit zwei Jahre ihres Lebens. Eine Zeit, in der sie eingeschränkt war und abhängigmehr von der Hilfe anderer. Noch im Krankenhaus beschloss sie, nach dem Abitur kein Studium zu beginnen, sondern stattdessen ihre alte Suzuki Bandit zu packen und auf Weltreise zu gehen. Bikergirl erzählt von der abenteuerlichen Motorradtour einer 19-Jährigen, die allein und ohne Geld mit ihrem Bike quer durch Europa fährt, neue Länder und Kulturen kennenlernt und dabei ihre Freiheit lebt. Einziger Begleiter ist ein kleiner Plüschaffe, der in einsamen Momenten Trost spendet und viele Abenteuer mit ihr teilt.
Mein neues Bike wurde bei Rick’s Motorcycles in Baden-Baden umgebaut; der Ort, an dem ich mein neues Bike zum ersten Mal sehen und von dem aus ich meine Reise nach Island antreten werde! Der Ort, an dem mich jetzt vor Aufregung die Bauchschmerzen plagen. „Bahhhggg“, bin ich aufgeregt! Voller Vorfreude steige ich die Treppen des Bahnhofs hinab und mache mich auf den Weg zum Custom-Meister. Dort angekommen steigt mein Herzschlag auf gefühlte 180 und ich entdecke ein Bike, welches von einer dunklen Plane verdeckt ist. Meine neue Nightster?! Rick, der Custom-Meister, und Nils, verantwortlich für das Zustandekommen der Kooperation, sind beide vor Ort. Gemeinsam ziehen sie die Plane vom Bike und da steht sie! Das schönste Bike, was ich je gesehen habe! Der Lack in Retro-Weiß, shabby lackiert. Genauso ranzig, wie ich es liebe. Offroad-Bereifung, anderer Lenker, Zusatzscheinwerfer, Griffheizung (!), USB-Anschlüsse und sogar ein speziell für mich angefertigter Gepäckträger für meine Taschen! In mir drinnen dreht sich alles: „Womit habe gerade ich dieses Glück verdient?“ Mir verschlägt es im Moment schlichtweg die Sprache. Ein Augenblick, den ich so überhaupt nicht in Worte fassen kann; viel zu schön, viel zu intensiv hat er sich als einmaliges Gefühl in mein Hirn eingebrannt.
Island, ich komme!
Mit zitternden Händen stelle ich die Maschine auf, drücke auf den Starter und fahre meine ersten Meter mit diesem einzigartigen Bike. Wahnsinn! Durch den tiefen Schwerpunkt spüre ich die rund 200 Kilo unter meinem Hintern kaum. Aber was ich spüre, sind die Power und somit die unbändige Lust auf mehr! Mehr offroad. MEHR Straße. MEHR Abenteuer … Island, ich komme!
Na ja, ganz so schnell geht’s dann doch nicht; denn eine Sache müsst ihr wissen: Ich bin ja soooo verpeilt! Und das nicht nur ein wenig. Um es kurz zu machen, ich habe vergessen, ein Fährticket nach Island zu kaufen … ein Dilemma, das nur mir passieren kann.
Zwischenstopp auf den Färöer-Inseln
Nun, am Ende bleibt mir nichts anderes übrig, als den nächsten freien Platz nach Island auf der Fähre mit einem Zwischenstopp auf den Färöer-Inseln zu buchen. Am 6. August ist es dann endlich so weit. Ich verabschiede mich von Rick, Harley-Davidson Deutschland, meiner Familie und meinen Freunden. Mit meiner Nightster fahre ich nach Dänemark und nehme die Fähre von Hirtshals aus. Während jetzt noch die Sonne scheint, soll mir bei der Ankunft schon ganz bald das Grinsen vergehen …
Reisetagebuch Island – Etappe 2: Bei jedem Wind und Wetter
Auf der zweiten Etappe ihrer Island-Reise kommt Ann-Kathrin, auch bekannt als affe_auf_bike, auf den Färöer-Inseln an und trotzt dort den ersten Naturgewalten.
Verträumt stehe ich an der Reling und schaue in die Ferne. Die Sonne färbt den Himmel weinrot und die gut vier Meter hohen Wellen schütteln die Fähre gewaltig durch. Island, ich komme. Draußen ist es frisch und nur meine Motorradjacke schenkt mir etwas Wärme. An Deck schaue ich mich um; niemand hier. Die Menschenmassen, die sich noch vor wenigen Stunden hier an Deck versammelt hatten, verkriechen sich mittlerweile in ihren Kabinen. Vermutlich ist den Leuten schlecht und sie göbeln fleißig um die Wette. Meine Vermutung bestätigt sich indirekt, als eine fette Welle auf die Fähre klatscht, mich einige Meter über das Deck mitreißt und ich im Erbrochenen zum Erliegen komme. „Bäääh!“, dachte ich und schüttelte die Kotz-Reste von meiner Jacke. Auch mir ist spätestens jetzt flau im Magen und es ist echt der richtige Zeitpunkt, sich in die Kabine zu begeben. Ich hatte die Idee: „Schnell schlafen, bevor auch mich die Seekrankheit ereilt.“
Pure Freiheit. Eine Vorstellung, die viele fasziniert und dennoch für die meisten ein unerfüllbarer Traum bleibt. Ann-Kathrin Bendixen konnte in ihrem letzten Schuljahr an nichts anderes mehr denken. Damals raubte ihr eine heimtückische Krankheit zwei Jahre ihres Lebens. Eine Zeit, in der sie eingeschränkt war und abhängigmehr von der Hilfe anderer. Noch im Krankenhaus beschloss sie, nach dem Abitur kein Studium zu beginnen, sondern stattdessen ihre alte Suzuki Bandit zu packen und auf Weltreise zu gehen. Bikergirl erzählt von der abenteuerlichen Motorradtour einer 19-Jährigen, die allein und ohne Geld mit ihrem Bike quer durch Europa fährt, neue Länder und Kulturen kennenlernt und dabei ihre Freiheit lebt. Einziger Begleiter ist ein kleiner Plüschaffe, der in einsamen Momenten Trost spendet und viele Abenteuer mit ihr teilt.
ISBN: 978-3742319319 Umfang: 192 Seiten
Preis: 13,00 €
Erster Stopp auf den Färöer-Inseln
Am nächsten Morgen wache ich von den Lautsprecherdurchsagen auf der Fähre auf. Es ist Zeit, meine Sachen zusammenzuräumen und die Fähre für einen kleinen Zwischenstopp auf die Färöer-Inseln zu verlassen. Ich stülpe mir meine drei dicken Pullis über, werfe meine Motorradjacke sowie die Regenkombi oben drüber und verlasse mit meinem Bike die Fähre. OBWOHL ich so fett eingepackt bin, bereue ich gerade mein Reiseziel! Zumindest für einen kurzen Moment, denn ich werde unmittelbar vom Starkregen und aufgrund des heftigen Windes von der Straße gefegt. Nur schwer kann ich mein Bike halten und es fällt mir auch echt schwer, es wieder auf die Straße zu bekommen. Mein Herz rast. „Weniger als eine Minute auf der Insel und schon muss ich Angst um mein Leben haben“, denke ich und muss kurz anhalten, um einmal tief durchzuatmen und mich zu sammeln. Erschwerend peitscht mir auch noch der Regen ins Gesicht und ich kann kaum meine Augen offen halten. Typisch: hätte ich mir zu meinem geilen Helm noch eine gescheite Brille ausgesucht, hätte ich immerhin ein Problem weniger … Ich kann mir dennoch ein Schmunzeln nicht verkneifen. DAS bin nun mal eben ich und DAS sind einfach meine Abenteuer.
Bei fünf Grad Celsius und völlig unterkühlt folge ich irgendwelchen Straßen. Der Nebel zieht sich über die gesamten 18 Färöer-Inseln und macht die kühle Lage zwar nicht angenehmer, aber um so viel schöner. Die Natur hier ist einmalig! Vielleicht sogar das Schönste, was ich je sehen durfte. Grün, nass, nebelig … so wahnsinnig mystisch – einfach WOW!
Viel Regen, viel Nebel und wunderschöne Natur
In meinen Tagträumen gefangen, habe ich die Kälte mittlerweile komplett ausgeblendet. Zu schön ist die Natur und zu viel Spaß macht das Motorradfahren. Da muss ich mich doch wegen irgendwelcher Kleinigkeiten nicht aufregen.
Eine Landstraße führt mich immer weiter hinauf auf einen Berg. Links ein Abgrund, in dem sich gerade eine Wolkenwand aufbaut. Im Regen kommt das Grün der Gräser erst richtig zur Geltung. Und der Geruch erstmal! „Dass ich das erleben darf“, denke ich und kann meinen Blick erst lösen, als ich in meinem Augenwinkel eine Bewegung wahrnehme. Schafe. Anstelle einer Bremsung oder einfach auf der Straße zu bleiben, mache ich reflexartig das, was ich nicht machen sollte: ausweichen. Der Starkwind, gegen den ich zuvor mit meinem Lenker arbeiten musste, ist in diesem Moment auch nicht gerade förderlich. Haarscharf verfehle ich die Klippe und sollte somit eine weitere Chance, leben zu dürfen, bekommen. Während ich kurz vor einem Herzinfarkt stehe und Schnappatmung habe, spaziert die Schafherde seelenruhig weiter.
Nach dem Abenteuer kommt die Ruhe
Für heute reichen mir die Abenteuer. Ich parke mein Motorrad ein Stückchen weiter am Wegesrand, baue mein Zelt auf und koche mir mit meinem Gaskocher Spaghetti „Bolo“. Mit vollgeschlagenem Magen schlüpfe ich in meinen Schlafsack, genieße nochmals die atemberaubende, grüne Landschaft und schließe mein Zelt. Warm eingekuschelt lausche ich dem Wind und dem leichten Prasseln des Regens auf meiner Zeltwand. Angekommen. Genau jetzt, genau hier fühle ich mich zu Hause und angekommen.
Mein Zelt wird vom Starkwind nur so durchgerüttelt. Werden meine Zeltheringe standhalten? Der Regen peitscht gegen meine Zeltwand und lässt mich innerlich erzittern. So gar keinen Bock habe ich, mich genau jetzt bei der Kälte und dem Sturm aus meinem Schlafsack rauszupellen und meinen Krempel wieder zusammenzupacken. Nichts ist ekeliger, als klitschnasses Gepäck am Abend darauf wieder auszupacken und sich in ein nasses Zelt und einen feuchten Schlafsack zu quetschen. Ich verdrehe also meine Augen, atme einmal tief ein und wieder aus, bevor ich mich dann, mit morgendlich schlechter Laune, aus meinem Zelt begebe.
Wunderschöne Natur auch bei Starkregen
Meine Laune wird nicht gerade besser als mich der Starkregen innerhalb von nur wenigen Sekunden komplett durchnässt. Unterkühlt baue ich mein Lager ab, schnüre mein Gepäck auf die Harley und lasse den Motor meiner Maschine aufheulen. Noch bevor ich die Kraft aufbringe, loszufahren, stelle ich die Griffheizung auf die höchste Stufe ein. Wie ein Affe sich an seine Banane krallt, so kralle ich mich an diesem Morgen an meine Griffheizung. Ganz langsam, spüre ich, wie mein Körper sich wieder mit Wärme füllt, schalte in den ersten Gang und folge den Straßen der Färöer Inseln. Immer wieder mache ich Zwischenstopps und bewundere die einzigartige Natur. Das Gras hier ist so unfassbar grün und mit dem frischen Regen riecht es köstlich nach Frühling. Klippen ziehen sich über die 18 Inseln und vermitteln ein mystisches Gefühl. Tausende Schafe haben das Land für sich erobert. Ihre Halsglöckchen klingen wie Musik in meinen Ohren. Egal, wohin ich blicke, um mich herum sehe ich Wasserfälle, Nebel und Tunnel. Keine Bäume, keine großen Städte, kein Verkehrslärm. Es ist alles ruhig und bis auf die Geräusche der Natur so friedlich. Ich schließe meine Augen und genieße das Freiheitsgefühl, das sich in mir ausbreitet. Ich strecke meine Hände aus und lasse den kalten Regen auf meiner Haut abperlen. Herrlich!
Pure Freiheit. Eine Vorstellung, die viele fasziniert und dennoch für die meisten ein unerfüllbarer Traum bleibt. Ann-Kathrin Bendixen konnte in ihrem letzten Schuljahr an nichts anderes mehr denken. Damals raubte ihr eine heimtückische Krankheit zwei Jahre ihres Lebens. Eine Zeit, in der sie eingeschränkt war und abhängigmehr von der Hilfe anderer. Noch im Krankenhaus beschloss sie, nach dem Abitur kein Studium zu beginnen, sondern stattdessen ihre alte Suzuki Bandit zu packen und auf Weltreise zu gehen. Bikergirl erzählt von der abenteuerlichen Motorradtour einer 19-Jährigen, die allein und ohne Geld mit ihrem Bike quer durch Europa fährt, neue Länder und Kulturen kennenlernt und dabei ihre Freiheit lebt. Einziger Begleiter ist ein kleiner Plüschaffe, der in einsamen Momenten Trost spendet und viele Abenteuer mit ihr teilt.
ISBN: 978-3742319319 Umfang: 192 Seiten
Preis: 13,00 €
Von Tórshavn über Sørvagur bis nach Viðareiði
So fahre ich an einem regnerischen, kühlen Tag nahezu auf alle Inseln, die über Tunnel oder Brücken erreichbar sind, und genieße es. Von Tórshavn über Sørvagur bis hin nach Viðareiði. Ein Tag, der mir wohl mein Leben lang in Erinnerung bleiben wird. Es regnet ununterbrochen. Normalerweise hätte ich mich irgendwo verkrochen, doch heute flasht mich die Natur so sehr, dass ich einfach immer weiterfahren muss. Mehr sehen, mehr erleben. Später am Abend treffe ich in einem kleinen Dorf namens Streymnes auf drei Schweden, die ebenfalls mit ihrem Motorrad unterwegs sind. Klitschnass, wie ich, stehen sie gerade vor einem kleinen Hof und winken mir freudig entgegen. „Deswegen liebe ich Motorradfahren“, denke ich mir und weiß in diesem Moment die Motorrad-Community so sehr zu schätzen. Immer grüßt man sich, kann jederzeit jeden Motorradfahrer ansprechen und um Hilfe bitten. Es ist fast wie eine Großfamilie, in die man sich mit dem Führerschein „hineinkauft“.
Zuflucht, Wärme & Rum im alten Bauernhaus
Ich mache halt und komme mit den Bikern ins Gespräch. Die Jungs sind mit ihren Bikes von Hirtshals aus mit der Fähre hochgekommen, um hier einen alten Kollegen zu besuchen. Der Hof, vor dem wir stehen, gehört ihm. Freundlich laden sie mich auf ein Glas Rum ein. Glaubt mir, in meinem Leben habe ich noch nie so schnell und ohne auch nur ansatzweise zu überlegen „Ja“ gesagt. Mir war wortwörtlich arschkalt und die Sehnsucht nach einer Toilette, Essen und Wärme hätte nicht größer sein können. Ich betrete das alte Bauernhaus, ziehe meine Kombi aus, darf eine heiße Dusche nehmen, eine Fischsuppe essen und hier sogar die Nacht hier verbringen. Sauber und mit einem riesigen Grinsen, finde ich mich am Abend auf einem Sofa wieder, mit vier Bikern, die von ihren eigenen Abenteuern berichten, von denen ich noch lernen kann. Ich wiege meinen Kopf hin und her und kann mein Glück kaum fassen. Draußen stürmt es, während ich drinnen im Warmen teuren Rum genießen darf. Dankbar, dies erleben zu dürfen, halte ich mein Glas hoch und rufe inbrünstig „To this evening!“ aus.
Die gesamte Story findet ihr dann ab dem 28.10.2022 in Motorrad & Reisen Ausgabe 113.
Überglücklich falle ich aufs Sofa. Noch immer kann ich mein Glück kaum fassen; gestern noch lag ich bei Sturm in meinem Zelt, wurde klitschnass. Und heute? Heute darf ich duschen, essen, trinken und die Gesellschaft anderer Biker genießen. „Verrückt, wie schnell sich auf einer Reise alles verändern kann“, denke ich und schaue mir die schimmelige Tapete über mir an. Ich genieße dieses kurze Gefühl der Sicherheit. Wer weiß schon, wann ich wieder draußen schlafen werde und der nächste Sturm auf sich warten lässt? Wohlig und warm, mit dem Geschmack von Rum und dem Anblick von grünem Schimmel schlafe ich ein. Gegen 8 Uhr morgens wache ich von dem Geruch frisch aufgebackener Brötchen auf. Wieder einmal kann ich mein Glück kaum fassen. Schnell schlüpfe ich in meine Jogginghose, husche die Treppen des alten Bauernhauses hinunter und erblicke einen gedeckten Tisch, gefüllt mit wunderbaren Dingen, die ich gleich essen darf. Jauchzend, wie ein kleines Kind, bin ich schneller am Tisch, als ich laufen kann. „Auaaa“, schreie ich auf, als ich mit meinem kleinen Zeh gegen ein Stuhlbein knalle. Die Männer, die bereits mitten beim Frühstücken sind, lachen laut auf. Auch ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen und freue mich wahnsinnig darauf, auch gleich dieses tolle Frühstück genießen zu dürfen.
Pure Freiheit. Eine Vorstellung, die viele fasziniert und dennoch für die meisten ein unerfüllbarer Traum bleibt. Ann-Kathrin Bendixen konnte in ihrem letzten Schuljahr an nichts anderes mehr denken. Damals raubte ihr eine heimtückische Krankheit zwei Jahre ihres Lebens. Eine Zeit, in der sie eingeschränkt war und abhängigmehr von der Hilfe anderer. Noch im Krankenhaus beschloss sie, nach dem Abitur kein Studium zu beginnen, sondern stattdessen ihre alte Suzuki Bandit zu packen und auf Weltreise zu gehen. Bikergirl erzählt von der abenteuerlichen Motorradtour einer 19-Jährigen, die allein und ohne Geld mit ihrem Bike quer durch Europa fährt, neue Länder und Kulturen kennenlernt und dabei ihre Freiheit lebt. Einziger Begleiter ist ein kleiner Plüschaffe, der in einsamen Momenten Trost spendet und viele Abenteuer mit ihr teilt.
ISBN: 978-3742319319 Umfang: 192 Seiten
Preis: 13,00 €
Von den Färöer-Inseln nach Island
Nach dem leckeren Essen packe ich überglücklich mein Gepäck zusammen. Ich mache mich bereit für die abendliche Fähre, die mich von den Färöer-Inseln hinüber nach Island bringen soll. Dankbar umarme ich die Jungs zum Abschied, die mich über Nacht aufgenommen haben, und mach mich schließlich wieder allein auf meinen Weg. Heute scheint die Sonne und nur vereinzelt zieht Nebel auf. Ich fahre die Straßen entlang und rein in einen Tunnel. Spaßeshalber drehe ich am Gas. „Brummmm“, sagt die Harley und soll einen Tinnitus bei mir auslösen, der die nächsten 3 Tage nicht verschwinden dürfte. Trotzdem muss ich schmunzeln. Mir geht’s einfach zu gut. Nachdem ich den Tag und die Sonnenstrahlen genossen habe, geht es für mich wieder auf zum Fährhafen nach Tórshavn und mit der Smyril-Fähre ab nach Island.
Island, ich komme …
Die Fährfahrt stellt sich als nicht besonders spektakulär dar. Wir hatten eine ruhige See und ich habe die Überfahrt nahezu komplett verschlafen. Erst eine viel zu laute Durchsage reißt mich aus dem Schlaf und lässt mich realisieren: „Ich habe Island erreicht!“ Einer meiner größten Träume wird wahr. Island, ich komme … übermotiviert, bin ich plötzlich hellwach, will die Treppen zu meinem Bike hinunterlaufen und benötige natürlich erst mal gefühlte fünf Stunden, um die richtige Etage zu finden. Nachdem fast alle Autos schon von Bord gefahren sind und ich ohne Hilfe nicht klarkomme, leitet mich ein Mann mit knallgelber Weste persönlich zu meinem Bike. „Wie zur Hölle komme ich überhaupt ohne Hilfe durchs Leben?“, frage ich mich und kann kaum glauben, dass ich tatsächlich schon drei Jahre auf Reisen bin. Würde ich den ganzen Bums nicht festhalten und mit euch teilen, dann würde das sicher kein Schwein glauben. Erst recht nicht die Leute, die mich richtig kennen. Ich bin die verpeilteste Person, die ich kenne!
Einzigartige Momente bei der Ankunft im Land der Geysire
Ich rolle also als letztes Fahrzeug von der Fähre und bin einfach nur geflasht! Die Natur, die Berge … so rau, so beeindruckend, ja fast schon einschüchternd. Ich weiß genau, warum ich auf Reisen bin: exakt für Momente wie diesen! Momente und Erinnerungen, die ewig bleiben werden. „Zumindest so lange, bis ich einmal nicht mehr sein werde“, denke ich und stehe schon kurz darauf wieder einmal schlüsselsuchend, an einer Tankstelle. Wie ich mich selbst kenne, ist der Schlüssel sicherlich in der hintersten Ecke meines verpackten Gepäcks. Ich krame also alles auseinander, versperre die Tanksäule und gehe damit etlichen Autofahrern auf den Keks, um dann am Ende festzustellen, dass sich der Schlüssel in meiner Jackentasche an Ort und Stelle befindet ... „Ich bin ready für eine heiße Quelle“, denke ich mir nach dem Desaster und begebe mich auf die Suche nach dem, weshalb wahrscheinlich 99 Prozent der Touris hier sind: die Quellen, bei denen das Wasser durch vulkanische Tätigkeit erhitzt wird und hierdurch richtig warm an die Oberfläche tritt. Island hat ca. 130 Vulkane, sprich, die eine oder andere heiße Quelle wird sich schnell finden lassen. Über F-Straßen, das sind Offroad-Wege in Island, gelange ich gegen Nachmittag an einen nahezu magischen Ort. Ein Fluss durchquert das schöne Grün und endet mit einem kleinen Wasserfall in einer heißen Quelle. „Ich bin im Himmel“, denke ich mir und schlüpfe in meinen Bikini.
Ich liebe das Fahren ohne Navi, es führt mich an die schönsten und abgelegensten Orte dieser Welt. Keine Touristen, seelenruhig, allein. Nur ich, die Natur und … so ein anderer Typ, der planschend in der heißen Quelle chillt. In der folgenden Episode zur fünften Etappe erwartet euch: ein Blick zur Mitternachtssonne und der erste kleine Unfall …
Ich setze mich zu dem jungen Mann in die Quelle. Direkt wird mir ein kaltes Bier in die Hand gedrückt. Gemeinsam sitzen wir da, sehen dabei zu, wie die Sonne untergeht, und betrachten später die Sterne. Wir unterhalten uns über Gott und die Welt. Ich genieße die Zeit zu zweit. Mal nicht alleine zu sein, zu sprechen und Gedanken auszutauschen. Nach einiger Zeit lässt der Mann mich alleine. Geht schlafen oder einfach seiner Wege … Ich bin wieder alleine. Noch weitere Stunden entspanne ich in der Quelle und sehe staunend dabei zu, wie meine Haut nach und nach weiter verschrumpelt. „Ob meine Hände so aussehen werden, wenn ich mal alt bin?“, frage ich mich und fahre mit meinen Fingerspitzen über die schrumpelige Haut. Ich merke, wie in mir die Angst hochsteigt. Eine Angst, dieses Alter niemals zu erreichen. Eine Angst, nicht all meine Träume verwirklicht zu haben, aufzugeben oder im Leben stehen zu bleiben. So sehr schwöre ich mir in diesem Moment, meinen Weg der Abenteuer weiterzugehen und meine begrenzte Zeit auf dieser Erde wertvoll zu nutzen. Solange, bis ich eines Tages steinalt von meinem Motorrad falle. Erst als am frühen Morgen die Sonne wieder aufgeht, steige ich aus der heißen Quelle. „Ufff“, die Minus 3 Grad Außentemperatur lassen mich schlagartig zweifeln, ob ich mit 80 oder so noch Bock auf solche Abenteuer haben werde. Schnell schlüpfe ich in meine Jogginghose, ziehe mir einen Pullover über und renne auf Zehenspitzen zu meinem schon aufgebauten Zelt. Mein Magen grummelt laut. „Ich habe auch schon lange nichts mehr gegessen“, denke ich mir und schaue mir meine Vorräte an. In der breiten Auswahl zwischen Spaghetti und Spaghetti entscheide ich mich kurzerhand tatsächlich für: „Spaghetti!“ Ich krame meinen Kocher hervor, erhitze das Wasser und lasse mir danach den Geschmack von ungesalzener Pasta auf der Zunge zergehen. „Gibt Geileres“, denke ich mir und träume insgeheim in diesem Moment von einem saftigen, marinierten Stück Fleisch. Und doch, zum Überleben reicht es aus. Gestärkt schlüpfe ich in meinen Schlafsack, ziehe ihn bis über die Nase hoch und schlafe schließlich fröstelnd ein. „Warm ist irgendwie anders“, denke ich nicht nur jetzt, sondern auch am nächsten Morgen.
Pure Freiheit. Eine Vorstellung, die viele fasziniert und dennoch für die meisten ein unerfüllbarer Traum bleibt. Ann-Kathrin Bendixen konnte in ihrem letzten Schuljahr an nichts anderes mehr denken. Damals raubte ihr eine heimtückische Krankheit zwei Jahre ihres Lebens. Eine Zeit, in der sie eingeschränkt war und abhängigmehr von der Hilfe anderer. Noch im Krankenhaus beschloss sie, nach dem Abitur kein Studium zu beginnen, sondern stattdessen ihre alte Suzuki Bandit zu packen und auf Weltreise zu gehen. Bikergirl erzählt von der abenteuerlichen Motorradtour einer 19-Jährigen, die allein und ohne Geld mit ihrem Bike quer durch Europa fährt, neue Länder und Kulturen kennenlernt und dabei ihre Freiheit lebt. Einziger Begleiter ist ein kleiner Plüschaffe, der in einsamen Momenten Trost spendet und viele Abenteuer mit ihr teilt.
ISBN: 978-3742319319 Umfang: 192 Seiten
Preis: 13,00 €
Eine Nacht, die brenzlich wird
Durchgeschwitzt und dennoch komplett ausgekühlt, sitze ich um ca. 5 Uhr in der Früh in meinem Zelt und kämpfe ums Überleben. „Minus drei Grad, Frost und ich fühle mich, als wäre ich kurz vorm Sterben.“ Grummelnd und zitternd krame ich eine Rettungsdecke hervor. Eine Rettungsdecke ist eine Folie, die einen Menschen vor der Unterkühlung schützen soll. Dabei hat sie zwei verschiedene Seiten: eine goldene und eine silberne. Bei Unterkühlung soll die silberne Seite dem Körper zugewandt werden, da sie die abgegebene Wärmestrahlung wieder zurückgibt. Zu meinem Glück kommt dazu, dass ich solch eine Decke aber noch nie benutzt habe und jetzt vor der Entscheidung stehe: Silber oder Gold? „Die Chance, es richtigzumachen, ist 50 zu 50“, denke ich mir und stülpe die goldene Seite über mich. Schlagartig wird mir wohlig warm und ich kann zurück in meine süßen Träume kehren. Erst am nächsten Tag lese ich die Bedienungsanleitung meiner Rettungsfolie: „Silberne Seite nach innen“ … Nun denn, zumindest habe ich heute herausgefunden, dass mentale Einbildung bestens bei mir funktioniert. Von jetzt an sage ich mir: „Die Kälte existiert nur in meinem Kopf.“ Kennt ihr die Geschichte von dem Mann, der sich zu Tode gedacht hat? Ungewollt wurde er in einer Kühlkammer eingesperrt und erst am nächsten Morgen erfroren aufgefunden, mit allen Symptomen eines Erfrierungstodes. Dabei war die Gefrierkammer gar nicht eingeschaltet. „Ich habe mich heute einfach nicht zu Tode, sondern wieder warm gedacht“, schmunzle ich vor mich hin und packe am Mittag meine Sachen zusammen, denn es geht für mich auf ein neues Abenteuer.
Vulkan, ich komme …
Ich mache mich auf den Weg zum aktiven Vulkan in Grindavík. Einige Stunden Fahrt und 8 Kilometer Wanderweg liegen hinter mir, als ich dann zum ersten Mal in meinem Leben einen aktiven Vulkan bestaunen kann. Ein Moment, der sich so unfassbar irreal anfühlt. Die Lava hat eine Farbe, so knallig und klar. Meine Augen sind wie gefesselt und können sich kaum von der Schönheit der Natur trennen. Erst am späten Abend, als der Mond schon hoch am Himmel steht, die Polarlichter schwach am Himmel tanzen und die Sterne zum Vorschein kommen, mache ich mich langsam auf den Rückweg. Ich merke, wie mir beim Wandern eine Träne über die Wange läuft! „Womit habe ich dieses Leben verdient?“, frage ich mich immer und immer wieder. Heiße Quellen, Polarlichter, Vulkane und die Möglichkeit, mit meinem Motorrad Island zu erkunden. Noch immer kann ich mein Glück nicht greifen und will meinen tiefsten Dank an Motorrad & Reisen, meine Fans und auch Harley-Davidson aussprechen, die diese Reise möglich gemacht haben!
Ich werde mutiger mit meiner Maschine. Ich fahre nicht nur zunehmend mehr F-Straßen entlang, sondern auch die F 26, einmal quer durch ganz Island hindurch. Vom Süden, bis in den Norden. 240 Kilometer. Auf einer Harley, Offroad. Auf der Straße begegnen mir mehrere Water Crossings, steinige Wege und wieder einmal eine frostige Nacht, in der ich mich tatsächlich mit der silbernen Seite meiner Rettungsfolie warmhalten sollte und so vor dem Erfrieren schütze.
Durchquerung von Furten
Später dann, geht es für mich auf die F 210. Bestes Wetter, voller Tank und ready für den Tag. Das einzige, was mich nervt, sind heute zwei Typen mit ihren fetten Reiseenduros, die mir erzählen wollen, diese Straße wäre zu schwer für mich und meine Harley. Selbst, sind sie aber die, die an der kleinsten Wasserüberquerung stehen bleiben, die Augenbrauen hochziehen und ihr 15.000 Euro Motorrad umdrehen, um es sicher und sauber wieder in ihrer Garage abzustellen.
Pure Freiheit. Eine Vorstellung, die viele fasziniert und dennoch für die meisten ein unerfüllbarer Traum bleibt. Ann-Kathrin Bendixen konnte in ihrem letzten Schuljahr an nichts anderes mehr denken. Damals raubte ihr eine heimtückische Krankheit zwei Jahre ihres Lebens. Eine Zeit, in der sie eingeschränkt war und abhängigmehr von der Hilfe anderer. Noch im Krankenhaus beschloss sie, nach dem Abitur kein Studium zu beginnen, sondern stattdessen ihre alte Suzuki Bandit zu packen und auf Weltreise zu gehen. Bikergirl erzählt von der abenteuerlichen Motorradtour einer 19-Jährigen, die allein und ohne Geld mit ihrem Bike quer durch Europa fährt, neue Länder und Kulturen kennenlernt und dabei ihre Freiheit lebt. Einziger Begleiter ist ein kleiner Plüschaffe, der in einsamen Momenten Trost spendet und viele Abenteuer mit ihr teilt.
ISBN: 978-3742319319 Umfang: 192 Seiten
Preis: 13,00 €
Ich durchfahre oder durchschiebe Furt, für Furt. Immer wieder fliegen kleine Steine gegen meinen Motorschutz und ich entscheide mich kurzerhand, mein Bike auf den Namen „Clonky“ zu taufen. Mit 80 km/h „rase“ ich voll konzentriert über den Schotter und ende mit einer Vollbremsung vor einer Wasserdurchfahrt, deren Querung im ersten Moment unmöglich erscheint. Ich parke mein Bike am Straßenrand und laufe in den Fluss. Rasch stehe ich hüfttief im Wasser. Es ist eiskalt. Ich schaue auf die fernen Berge, deren Gipfel Gletscher bedecken. „Huch“, denke ich und weiß jetzt auch, woher diese reißenden, eiskalten Flüsse kommen. Bis auf ein wenig Kribbeln, ist mein Körper betäubt. „Passt mir ganz gut“, denke ich und erleide immerhin keine großen Schmerzen, während ich freudig durch die Furt spaziere.
Duct Tape – Retter in Not
Da ich mich gerade in einer Wasserdurchfahrt befinde, die eine Tiefe aufweist, die meine Harley nahezu verschlucken würde, muss ich erst mal einen kleinen Plan schmieden. Der Plan ist am Ende der, dass ich mir am Straßenrand eine Suppe koche, warm werde und mein Leben chille. „Wird schon werden“ denke ich entspannt und krame mein Klebeband hervor. Mit dem Löffel Suppe in der einen Hand und dem Duct Tape in der anderen, fange ich an, meinen Luftfilter zuzukleben. Noch völlig vertieft in meine Arbeit, höre ich hinter mir ein Motorrad, das mindestens genauso stark abbremst wie ich zuvor. Irgendein Typ, der auf seiner Husky, einen langen, staubigen Bremsweg hinterlässt. Er nimmt seine Brille ab, schaut mich an und fragt: „Brauchst Du Hilfe?“ Kaum wartet er eine Antwort ab, ist er schon von der Husky abgesprungen. Er kramt an seinem Gepäck herum, zieht einen komischen Froschanzug hervor und steigt kurzerhand hinein. „Watthose“, nennt er den Bums und testet ebenfalls die Furt. Der einzige Unterschied ist, er bleibt trocken, während ich klitschnass und tropfend so dastehe. Mit einer entspannten Coolness, die mir sympathisch erscheint, schiebt er schon kurz darauf, das Bike auf die andere Seite der Furt. Ein Prozess, der sich leicht anhört, aber schon einer guten halben Stunde bedarf. Während der junge Mann, fleißig damit beschäftigt ist, mein Motorrad mit all seiner Muskelkraft auf die andere Seite zu befördern … stehe ich einfach nur dumm da und halte besorgt meinen Luftfilter zu.
Auf der F 208 nach Landmannalaugar
Auf der anderen Seite angekommen, schaut mich der Husqvarna-Typ grinsend an und stellt sich als „Kenan“ vor. Das letzte Stück der F 210 fahren wir gemeinsam und biegen anschließend auf die F 208 nach Landmannalaugar ab. Eine Landschaft begegnet mir hier, die einzigartig schön ist. Schwefelberge, die tot erscheinen. Rosa-orange, stechen sie zwischen dunklem Gestein hervor. Nebenan ziehen sich Berge entlang, die von grünem Moos bedeckt sind und der kühlen Landschaft Leben verleihen. Bei bestem Wetter brettern wir mit unseren Bikes über die Straße und enden am Abend bei untergehender Sonne an einem Campingplatz. Gemeinsam bauen wir unsere Zelte auf und setzen uns anschließend in eine heiße Quelle, die nicht weit von unseren Zelten liegt.
Es ist stockdunkel. Die Polarlichter tanzen knallgrün am Himmel und ich genieße nach langer Zeit einfach mal wieder Zweisamkeit. Der Typ mit seiner Husky und ich lagen in einer heißen Quelle. Lachten, redeten und tauschten einfach unsere Reisepläne aus. Auch wenn man allein reist, selten ist man wirklich einsam und allein. So oft begegne ich Menschen, die meine Abenteuer auch mal für wenige Kilometer begleiten. Glücklich und zufrieden schlafe ich in dieser Nacht in meinen Schlafsack gekuschelt ein. Überlebt habe ich diese Nacht tatsächlich auch ohne Rettungsdecke. Mein Schlaf ist erholend, nur meine Blase treibt mich nächtlich mehrmals nach draußen. Der Himmel, noch immer sternenklar.
Ich lege meinen Kopf in den Nacken und schaue den Polarlichtern beim Tanzen zu
Mittlerweile erscheinen sie mir nahezu lila. Gelegentlich eine Sternschnuppe. Wieder kribbelt mein ganzer Körper und nur schwer lässt sich sagen, ob wegen der Kälte oder der Dankbarkeit, solche Momente erleben zu dürfen.
Pure Freiheit. Eine Vorstellung, die viele fasziniert und dennoch für die meisten ein unerfüllbarer Traum bleibt. Ann-Kathrin Bendixen konnte in ihrem letzten Schuljahr an nichts anderes mehr denken. Damals raubte ihr eine heimtückische Krankheit zwei Jahre ihres Lebens. Eine Zeit, in der sie eingeschränkt war und abhängigmehr von der Hilfe anderer. Noch im Krankenhaus beschloss sie, nach dem Abitur kein Studium zu beginnen, sondern stattdessen ihre alte Suzuki Bandit zu packen und auf Weltreise zu gehen. Bikergirl erzählt von der abenteuerlichen Motorradtour einer 19-Jährigen, die allein und ohne Geld mit ihrem Bike quer durch Europa fährt, neue Länder und Kulturen kennenlernt und dabei ihre Freiheit lebt. Einziger Begleiter ist ein kleiner Plüschaffe, der in einsamen Momenten Trost spendet und viele Abenteuer mit ihr teilt.
ISBN: 978-3742319319 Umfang: 192 Seiten
Preis: 13,00 €
Schon bald geht die Sonne auf und ich merke, wie sich mein Körper langsam erwärmt. Glücklich darüber, tatsächlich mal auf einem Campingplatz zu sein, suche ich die Duschen auf und bemerke erst jetzt, dass die letzte auch schon einige Zeit zurückliegt. Immer wieder schnappe ich mir einen Waschlappen, halte ihn unter einen Wasserfall oder in einen See und säubere mich. Trotzdem ist das natürlich nicht dasselbe. Fünf Minuten stehe ich einfach so da und genieße die heiße Dusche. Ein Gefühl, das wahrscheinlich nahezu jeder von euch tagtäglich erleben kann und für mich dennoch so einzigartig schön geworden ist. Wieder frisch gewaschen, schlüpfe ich in saubere Klamotten und mache mich auf den Weg zu den umliegenden Bergen. Die Sonne scheint, mir ist warm und die Lust zum Wandern ist riesengroß. Kenan schließt sich mir an und gemeinsam wandern wir in Motorradschuhen ganze 16 Kilometer die Berge hinauf und wieder hinab. Erst danach, beim Ausziehen meiner Schuhe, nehme ich die Blasen an meinen Hacken wahr.
Eine Reise geht zu Ende
Es wird Zeit, sich wieder auf das Motorrad zu schmeißen und meinen Füßen etwas Ruhe zu gönnen. Dankbar für die schöne Zeit winke ich ihm zum Abschied zu und fokussiere mich wieder auf meinen eigenen Weg. Vor mir liegen einige Wasserdurchfahrten, schwierige Straßen und eine Menge schlechtes als auch gutes Wetter. Sturm, Schnee und Sonnenschein lassen sich die nächsten Tage und Wochen bei mir blicken. Insgesamt verbringe ich hier auf der Insel nahezu zwei Monate. Zwei Monate, in denen ich mir den Traum von einem aktiven Vulkan, Offroadfahren mit einer Harley und auch zahlreichen Wasserfällen erfüllt habe. Dettifoss zum Beispiel. Ein Wasserfall, der in Europa als der energiereichste gilt. Zur abendlichen Stunde sitze ich auf einem Stein, schaue auf das reißende Wasser und genieße den Blick auf einen dramatischen Himmel. Ein Anblick, der nahezu angsteinflößend erscheint. Schon bald geht es mit der Fähre von Seyðisfjörður zurück nach Hirtshals. Ich träume schon jetzt von meinen Reisen, die nicht mehr weit in der Zukunft liegen. Das Nordkap wie auch Thailand stehen mir bevor. Doch hier und jetzt neigt sich erst mal eine unvergessliche, wundervolle Zeit dem Ende zu.