Stecker gezogen! E-Hersteller Energica meldet Insolvenz an

Der nächste E-Hersteller ist pleite. Mit Energica hat es einen der Pioniere erwischt. Die Italiener bauten spektakuläre E-Motorräder. Leider ohne Erfolg.
15.10.2024
| Lesezeit ca. 2 Min.
Energica
Das mangelnde Interesse an Elektromotorrädern fordert das nächste Opfer: Energica hat Insolvenz angemeldet. Die italienische Hersteller mit amerikanischem Hauptanteilseigner (Fondgesellschaft Ideanomics Inc., 75 Prozent) teilte heute mit, „dass der Verwaltungsrat in seiner Sitzung vom 14. Oktober 2024 um 15:00 Uhr beschlossen hat, ein Konkursverfahren gemäß Art. 121 ff. des Insolvenzgesetzes einzuleiten“.
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Aus nach 15 Jahren

2009 fing Energica an, sich mit Elektromotorrädern zu beschäftigen. 2014 wurde dann offiziell die Energica Motor Company gegründet. Zwei Jahre später ging das Unternehmen aus Modena an die Börse. Energica wurde im Sektor AIM Italia (jetzt Euronext Growth Mailand) gelistet, der innovativen italienischen Start-Ups gewidmet ist. Als Kapital wurden 37,3 Millionen Euro notiert. Mit extrem leistungsstarken E-Motorrädern wie EsseEsse9, Ego und Eva Ribelle sorgte Energica für Aufsehen. 200 km/h Spitze, 207 Nm Drehmoment, bis zu 420 Kilometer (angegebene) Reichweite – die technischen Daten waren irre, die Preise auch: Bis zu 34.065,-- Euro betragen die Grundpreise der E-Motorräder. Zu viel für die E-skeptische Motorradklientel. Da half auch das frühe Engagement in der FIM MotoE-Weltmeisterschaft nichts, wo Energica von 2019 bis 2022 alleiniger Fahrzeugausrüster war.

Hoffnungsschimmer Energica Experia

20121 stieg der US-Investor ein. Im Jahr darauf launchte Energica die Experia, den ersten elektrischen Adventure Tourer (ab 29.250,-- Euro). Ein tolles Motorrad, erstmals gab es nennenswerte Umsätze (2022: 13,7 Millionen Euro, plus 200 Prozent), aber eben nur kurzfristig. In der Pressemitteilung von Energica heißt es dazu: „Trotz der Bemühungen des Managements, aktiv und umfassend nach neuen Investoren zu suchen – immer mit dem Ziel, den Fortbestand des Unternehmens im besten Interesse der Gläubiger zu sichern –, wurde in den letzten Stunden deutlich, dass diese alternativen Optionen nicht mehr realisierbar sind, sodass dem Unternehmen keine andere Wahl bleibt, als die Eröffnung eines gerichtlichen Insolvenzverfahrens zu beschließen, das die Rückzahlung an die Gläubiger so weit wie möglich aus dem Liquidationserlös und gemäß der Pari-passu-Regel und der Rangordnung ermöglicht.“

Wie es weitergeht, auch in puncto Ersatzteilversorgung und Service, hat Energica (noch) nicht mitgeteilt. Bereits in den vergangenen zwei Jahren hätten einige Mitarbeiter das Unternehmen freiwillig verlassen, schreibt Energica, und endet: „Diese Fachleute wurden sofort von großen Unternehmen im Motor Valley übernommen.“ Außer Zero Motorcycles und Harley-Tochter LiveWire setzt derzeit kein etablierter Motorradhersteller auf leistungsstarke E-Maschinen. Kürzlich hatte BMW seine E-Roadster-Pläne auf Eis gelegt. Auch bei Triumph herrscht Stille in Sachen elektrischer Speed Triple. Am Vorabend der EICMA will sich Royal Enfield zu seinen E-Plänen äußern. Mutig nach vorn prescht Powersports-Hersteller BRP mit den E-Modellen Can-Am Pulse und Can-Am Origin.
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Top-Kommentare
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AC DC Biker
15.10.2024 18:59


Leider ohne Erfolg stimmt nicht ganz. Eigentlich lief es sogar gut. Gerade 2024 gab es noch einige Großbestellung der Französischen Polizei und weiteren Käufern. Aber, der Hauptgrund war amerikanische Mehrheitsaktionär Ideanomics, der 75 Prozent der Anteile an Energica hält, ebenfalls in finanzielle Schieflage geriet. Da sie nicht mehr als Aktien Gesellschaft gelistet waren hat die Abhängigkeit von Ideanomics Ihnen den Strick gebaut.
Traurig. Ich hatte nie ein besseres Motorrad !  www.acdc.bike
2 Antworten
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16.10.2024 08:38


Sehe ich auch so. Die Marke ist teuer, ja. Aber die Bikes finde ich total spannend und heben sich von der Marke Zero mit der DC-Schnellladefähigkeit ab.
Ich beobachte das Treiben mit Ideanomics seit der Übernahme und das ist kein Erfolgsmodell gewesen. :-(
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16.10.2024 20:50
Motorrad Reisen Motorradmagazin


Vieles hängt auch im Falle von Investoren von der Nachfrage und dem schnöden Mammon ab. Die Zulassungszahlen hierzulande – egal, wie gut das Bike auch ist – waren letztlich auch jenseits von Gut und Böse. Diverse Tests – auch unsere – fielen positiv aus. Trotzdem habe ich derzeit den Eindruck, dass es egal ist, welches Elektrobike du auf den Markt bringst. Eine Erfolgsgeschichte lässt weiter auf sich warten.
Motorrad & Reisen Redaktion
1 Antwort
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AC DC Biker
16.10.2024 21:11


Ich glaube 2023 waren es nur 45 Zulassungen in Deutschland. Das kann in anderen Ländern höhere Zahlen haben. Aber bei diesen Grössen kann bei Energica von einer Manufaktur sprechen. Das sich das nicht ewig halten kann ist klar.. Sie hatten sich den Sprung in die Massen Produktion erhofft.
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TurboTwist
16.10.2024 18:39


Schade, Energica musste richtig coole Bikes bauen und trotzdem hat's nicht gereicht. Liegt's am Preis oder sind die Leute einfach noch nicht bereit für E-Motorräder? Was meint ihr?
1 Antwort
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AC DC Biker
16.10.2024 21:36


Schaut doch dir nur das Gepolter weiter unten an. Ich war mit einer Energica im Lappland und Norwegen schon Ecke Nordkapp. Viele Motorrad Fahrer hatten mich da oben angesprochen und gesagt dass es mittlerweile sogar schwieriger wird Benzin in Norwegen zu bekommen wie Strom. Den 58% aller KFZ auf Norwegens Strassen fahren mitterweile rein elektrisch. In Deutschland 3% .. tja ^^
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Gast
15.10.2024 17:31


Es beginnt schon einmal damit, daß diese e-moppeds zumindest bei mir keinerlei Emotionen wecken. Dann gibt es in den Städten nach wie vor viel zu wenig Ladestationen! Und der Preis erst! Viel zu hoch! Auch gebraucht wird da nichts gehen, denn niemand weiß wieviele Kilometer oder Betriebsstunden so ein Ding laufen wird. Meine treue BMW R 1100 GS ist heute 28 Jahre alt! Ob diese e-moppeds dieses Alter je erreichen werden?
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21.04.2025 20:14


Nein, was für ein Wunder!!!
Erst mal Innovationspreise und Vorschusslorbeeren einstecken, was man für ein hochgelobtes Vehikel entwickelt hat.
Dann Mondpreise für einen völlig unausgegorenen Alltagsgegenstand aufrufen, technische Mängel kleinreden und die größten Fehler
-Reichweite und Preis- ignorieren, dazu ein Händlernetz sparsamer wie die deutsche Post.
Dann einen Investor suchen, der trotz Millionenspritzen, wofür auch immer, keinerlei Verbesserung in vorgenannte Mängel fordert.
Kurz vor dem Exodus dann auf einmal die Preise, die vorher natürlich spitz-auf-Knopf und marktgerecht kalkuliert waren, um utopische und unseriöse Nachlässe senken, ( Paralellen zu Kawasaki Ninja e-1 sowie zur gesamten Elektro-Mobilitätsindustrie sind fiktiv und rein zufällig)
damit die paar armen Menschen, die sich tatsächlich mit dem Murks identifizieren konnten und noch an die Erettung unseres Planeten glauben,  zum Abschied zu zeigen, auf welche Hütchenspieler Sie da reingefallen sind.  
Der Ablassbrief war im Mittelalter eine Bescheinigung, das der Sünder bezahlt hat und es wurde Ihm  versichert, das er jetzt in den Himmel kommt.
Für mich ist das Thema E-Mobilität nichts anderes wie der moderne Ablassbrief, nur dieses mal ausnahmweise nicht von der Kirche, sondern von der Regierung, die uns suggeriert, wenn wir diesen Zirkus mitmachen - und überteuert bezahlen- können die wirklichen Umweltsünder uns nichts mehr anhaben. Amen.
Reisen ist tödlich für Vorurteile.\r\nMark Twain (1835 - 1910)
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21.04.2025 20:25


Ich bin kein Freund von E-Motorädern und E-Autos und deshalb bin ich nicht traurig um die Insolvenz, da ich auch nicht von der Umweltfreundlichkeit dieser Fahrzeuge überzeugt bin.(Herstellung, Entsorgung u.s.w.)
Natürlich schade um die Arbeitsplätze, aber qualifizierte Mitarbeiter werden immer gesucht.
MfG Hanno
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AC DC Biker
22.04.2025 08:49


''Das Auto ist eine vorübergehende Erscheinung. Ich glaube an das Pferd''
- Kaiser Wilhelm II -
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Jon.bnbk
15.10.2024 22:58


Es hat sich da allerdings schon Recht schnell jetzt eine eigene Dynamik entwickelt, und es wird die "Energica
​ Owners Association" gegründet, um die Interessen der Käufer und Fahrer der Energicas zu vertreten.
​​​​​Die Maschinen weiter am fahren zu halten ist der wichtigste Punkt. Dafür braucht man aber Software, Ersatzteilversorgung, Diagnosegeräte und und und. Wird spannend 
DlzG
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Gast
15.10.2024 17:28


Die sind nich insolvent....Haben nur aufgehört zu verkaufen 😉
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Gast
15.10.2024 16:50


Von mir aus. Ist eh ohne Zukunft
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TurboTwist1952
30.10.2024 07:03


Schade um die flotten E-Bikes, aber bei einem Startpreis,  kein Wunder! Auch Innovation braucht auch ein faires Preisschild.
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Gast
15.10.2024 16:58


Für grossen Nachteile ist der Preis halt viel zu hoch. Für ein Elektro-Spassbike würde ich allerhöchstens einen Viertel des Preises dieser Motorräder ausgeben.
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Gast
15.10.2024 16:57


Die Dinger sind einfach viel zu teuer!!! Wer soll das bezahlen für ein Motorrad??? Kein Wunder